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Bookinists Buchtipp zu
Michelle Lovric

Lebesbriefe per EMail
Michelle Lovric hat in ihrem schmalen, aber überaus schmucken Bändchen »Love.Bytes« über 10.000 Liebes-E_Mails für Sie und Ihn gesammelt. Ganz gleichgültig, ob sie nun mit einer neuen Bekanntschaft im Netz flirten möchten, oder einfach nur ihrem Partner einen lieben Gruß schicken möchten, für alle Gelegenheiten ist vorgesorgt.
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... zum Schönsten, was es in Sachen Liebe zu lesen gibt ...
'Glattauer, Daniel - Alle sieben Wellen'
m es gleich vorweg zu sagen: den vollen Genuss von Daniel Glattauers Roman „Alle sieben Wellen“ erhält man, wenn man zuvor den ersten Band seiner wunderbaren E-Mail Liebesgeschichte „Gut gegen Nordwind“ gelesen hat. Und sie zählt wirklich zum Schönsten, was es in Sachen Liebe derzeit zu lesen gibt. Die beiden Protagonisten Emmi und Leo lernen sich durch eine fehlgeleitete E-Mail kennen, sind zunächst verärgert darüber, kommen trotzdem ins Gespräch und verlieben sich – auf Distanz. Die Sache hat einen Haken. Emmi ist verheiratet, hat zwei Kinder und Leo bricht, nachdem es zu keinem Treffen kommt, die Beziehung ab und zieht nach Boston.
Der Österreicher Daniel Glattauer, der mit „Gut gegen Nordwind“ die Bestseller-Listen eroberte, wurde von seinen Fans geradezu bestürmt, meist natürlich per E-Mail, wie sonst, Emmi und Leo eine neue Chance zu geben und er geht das Wagnis ein.
Leo kommt nach einem Dreivierteljahr wieder aus Boston zurück, es war die Zeit seiner inneren „Emmi-Gration“. Dort hat er seine neue Liebe Pamela kennengelernt und Emmi hat die Scheidung laufen, doch das weiß Leo nicht. Stoff für E-Mails gibt es also genug. Schon bald hat die beiden die alte Sucht wieder gepackt. Sie wechseln E-Mails wie im Fieber, manchmal dauert es Wochen bis Antwort kommt, und jeder wartet gespannt, bis es endlich weitergeht, manchmal schreiben sie sich die ganze Nacht hindurch. Man kann in diesen kleinen, ganz unscheinbar daherkommenden Mitteilungen mit leichter Hand die großen Themen abhandeln. Und diese Kunst beherrscht Glattauer bis ins Detail.
Für Emmi ist Pam, sie mag sie nicht beim vollen Namen nennen, ein rotes Tuch. Was will so eine oberflächliche Amerikanerin von ihrem Leo? Weiß sie überhaupt von ihrer langjährigen intensiven Brieffreundschaft? Da kommt eine gute Portion Eifersucht in den E-Mail-Verkehr. Frech fragt Emmi, wie es denn mit dem Sex mit Pam steht? Bei dieser Art der Kommunikation ist manchmal eine Offenheit möglich, die es bei einem Gespräch auf diese Weise nicht oder nur schwer geben könnte. Leo gesteht Emmi, dass ihr Ehemann damals von ihrer Beziehung gewusst hat und schickt Emmi diesen Brief, in dem ihr Ehemann ihn bat, Emmi endlich zu treffen und dann zu verschwinden. Das ist Jahre her, doch nun treffen sich die beiden endlich. Jetzt kommt nichts mehr dazwischen. Allerdings, auch diese Café-Besuche sind nicht unproblematisch. „Unser Treffen in sieben Worten: Ich war scheu und du warst verschlossen.“ Leicht machen es sich die Beiden keinesfalls.
Emmi zieht in eine eigene Wohnung, löst sich aus ihrer gleichförmigen Ehe, aber mit Leo wird es dadurch nicht einfacher, heißt es doch in einem Sprichwort, wenn sechs Wellen ans Ufer schwappen, so ist jede einschätzbar. Erst die siebte Welle bringt die Überraschung und ist ganz und gar unberechenbar und völlig anders als alles, was vorher war.
Daniel Glattauer ist ein Meister der männlichen und weiblichen Kommunikation und beherrscht ihre Tricks und Ausreden vortrefflich. Mal ist der Ton lakonisch, dann wieder überschwänglich und so wie Emmi und Leo nach ihren E-Mails geradezu fiebern, so steckt Glattauer seine Leser mit dieser Sucht an. Ob sich die Beiden letztlich noch bekommen? Unbedingt lesen. Die E-Mails warten schon.
Manuela Haselberger, 2009-04-07
 
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