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Der Keller
'Walters, Minette - Der Keller'

una stammt aus Afrika und wäre der Sohn der Familie Songolis nicht eines Tages spurlos auf dem Weg zur Schule verschwunden, hätte sich wohl nie etwas an ihrer Lage geändert. Denn Muna wird wie eine Sklavin im Keller versteckt. Es hagelt Schläge wegen Nichtigkeiten, Herr Songolis missbraucht sie brutal. Es ergeht ihr schlechter als einem ungeliebten Haustier. Doch als Abiola nicht mehr auftaucht, und die Polizei ins Haus kommt und sehr unangenehme Fragen stellt, wird Muna plötzlich aus ihrem Verlies geholt, erhält ordentliche Kleidung und als älteste Tochter der Familie präsentiert. Sie ist mit ihren vierzehn Jahren etwas klein, sehr dünn, eher unterernährt und wird der Polizei-Inspektorin als geistig zurückgeblieben vorgestellt. Sprechen kann sie so gut wie gar nicht, außer ihre Muttersprache Haussa. "Munas Leben war erträglicher, solange alle glaubten, sie sei zu dumm, um eine andere Sprache als Haussa zu verstehen."

Doch da täuschen sich die Mitglieder der Familie Songoli. Muna passt sehr gut auf, wenn der jüngere Sohn daheim Nachhilfe von einem Lehrer erhält und auch die nachmittäglichen Soaps, die Frau Songoli sehr gerne anschaut, verfolgt das Mädchen heimlich. Muna erkennt einen Vorteil blitzartig und sie kann zwar weder lesen noch schreiben, doch sie nutzt ihre Chancen von nun an wo sie kann. Als Herr Songoli wieder einmal glaubt, sie vergewaltigen zu können, wehrt sie sich vehement. Er stürzt und zieht sich schwere Verletzungen zu. Im Krankenhaus erhält er die Diagnose, dass er fortan im Rollstuhl sitzen muss. Auch mit der stark übergewichtigen Hausfrau nimmt Muna den Kampf auf. Sie hat im Keller, in dem sie jahrelang gefangen gehalten worden war, einen vortrefflichen Verbündeten.

Mit geschickten Zügen gelingt es Muna ganz langsam die Herrschaft im Hause Songoli zu übernehmen. Schnell findet sie heraus, sobald sie der Nachbarin oder der Dame von der Polizei peinliche Dinge über ihren "Vater" oder dessen Ehefrau erzählt, ziehen alle sich indigniert zurück und lassen sie in Ruhe, ohne weitere Fragen zu stellen. Und mehr will Muna eigentlich gar nicht.

Es ist nur ein schmaler Krimi, den Minette Walters hier vorlegt. Wohl eher eine Fingerübung, doch die Charaktere sind gut durchdacht und die clevere Muna, die so viel Leid ertragen musste, kommt mit Witz und Bauernschläue immer wieder aus heiklen Situationen heraus, auch wenn für jedes Problem, das sie erfolgreich löst, schon das nächste auf sie wartet. Aber: Geschlagen wird sie mit Sicherheit nicht mehr. Dafür sorgt sie äußerst wirkungsvoll.
Manuela Haselberger, 2016-05-02



   Walters, Minette -
   Der Keller
    Übersetzt von Charlotte Breuer
    Norbert Möllemann
    © 0000, München, Goldmann, 224 S.,
    9.99 € (Taschenbuch)
    8.99 € (Kindle EBook)
   


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