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  Lesealter: 15 Jahre  

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Ich

Damals in Fort Rae. Es ist der Sommer meiner Kreuzigung. Ich will alles vergessen, aber ich kann die Erinnerung nicht loswerden. Ich versuche sie mir abzuwaschen. Ich nehme gleich zwei Bäder am Tag. Mein Herz kann ich zwar unter Wasser schlagen hören, aber sonst? Die Haut auf meinem Rücken trocknet aus, bis sie reißt und es ein Geräusch gibt wie splitterndes Holz, wenn ich mich bewege.

Ich bin zwar reingewaschen, aber stinke doch nach Verwesung. Mit einem Messer kratze ich das Wort NEIN auf die Rückseite aller Spiegel bei uns zu Hause, vielleicht hundertmillionenmal. Damit Mom sieht, dass ich NEIN zu ihr sage, zu meinem Vater: NEIN, zur Welt: NEIN. Und NEIN zu all ihren Taten, die nicht zu verzeihen sind.


Lesezitat nach Richard Van Camp - Die ohne Segen sind




Jugendliteraturpreisträger


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von Benjamin Lebert




  Deutscher Jugendliteraturpreis 2001  

Die ohne Segen sind
Richard Van Camp - Die ohne Segen sind

ls Richard Van Camps Buch "Die ohne Segen sind" 1996 in Kanada erschien, erhielt es den begehrten Preis des Verbandes Kanadischer Autoren. Auch in Deutschland wurde der junge Autor, geboren 1971, mit dem "Deutschen Kinder- und Jugendbuchpreis" ausgezeichnet.

Im Mittelpunkt der Romanhandlung steht der Indianerjunge Larry und seine Clique. Sie alle leben an der Armutsgrenze in Rae, einem kleinen Dorf im Nordwesten Kanadas. Die Familien sind kaputt, die meisten Ehen gescheitert. Schlägereien, Alkohol, Sex und Drogen beherrschen sowohl den Alltag der Jugendlichen als auch der Erwachsenen. In kurzen, kargen Sätzen beschreibt Larry seine Liebe zu Juliet, dem schönsten Mädchen der High School und seine schwierige Freundschaft mit Johnny, dem harten Jungen, der sich jedoch hingebungsvoll um seinen kleinen Bruder kümmert.

In Larrys Erzählung klingt immer wieder an, dass furchtbare gewalttätige Ereignisse in der Vergangenheit stattgefunden haben, sein Rücken, den niemand sehen darf, ist übersät mit Brandnarben. Schuld daran ist sein Vater, doch der ist mittlerweile tot, und Larry trauert ihm keine Träne nach.

Im Stil erinnert "Die ohne Segen sind" ein wenig an den Jugendbuchklassiker "Der Fänger im Roggen" und der Übersetzer Ulrich Plenzdorf fühlte sich von Larry an seinen eigene Romanfigur aus "Die neuen Leiden des jungen W." erinnert, doch es ist starker Tobak, das soll nicht verschwiegen werden, den van Camp schildert und ganz bestimmt nicht die geeignete Lektüre für jüngere jugendliche Leser. Auch die Fantasie kann die Zeit der Unschuld beenden.
© manuela haselberger


Richard Van Camp - Die ohne Segen sind
Originaltitel: " The Lesser Blessed", ©1996
Übersetzt von Ulrich Plenzdorf
©2000, Ravensburg, Ravensburger Verlag, 158 S.,11.95 € (Buch)
©2002, Ravensburg, Ravensburger Verlag, 158 S.,  5.95 € (Taschenbuch)


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Fortsetzung des Lesezitats ...

Ich gehe raus auf die Schnellstraße, die nach Edzo und Yellowknife führt. Ich geh dicht ran, gefährlich dicht. Ich winke den Truckern zu. Die drücken auf ihre Hupen. Ich bin noch ein Kind und darf Fremden zuwinken.

Ich muss zu einem Therapeuten. Ich soll ein Bild malen. Von mir, wie ich mich sehe. Ich male ihm einen Wald. Er sieht sich's an und sagt, dass niemand drauf ist. Klar bin ich drauf. Nur schon unter der Erde.

NEIN steht hundertmillionenmal auf jedem Stein, NEIN auf jedem Baum, NEIN auf jedem Blatt


Die anderen

Meldung in "The Northern Perspective":
Feuerwehr findet Mann aus Rae in brennendem Haus, Fort Rae' North West Territories

Am Mittwoch starb ein Dogrib-Indianer bei einem Brand, der seine Hütte Zimmer für Zimmer vernichtete. Erst als sie völlig abgebrannt war, gelang es der Feuerwehr, den Körper des Opfers zu bergen. Er starb an Rauchvergiftung und Kopfverletzungen. Die Feuerwehr nimmt an, dass er während des Versuchs, dem Inferno zu entkommen, um etwa 0.30 Uhr gestürzt ist. Er wurde mit einem Rettungswagen in das Stanton-Yellowknife-Krankenhaus gebracht, wo man nur noch seinen Tod feststellen konnte. Untersuchungsbeamte sind immer noch damit befasst, die Ursache des Feuers festzustellen. Der Name des Opfers wird erst mitgeteilt, wenn die nächsten Verwandten informiert sind.


Johnny

Ich werde den Tag nicht vergessen, an dem ich Johnny zum ersten Mal sah. Es war im Foyer der High School, am ersten Schultag. Johnny Beck. Johnny war Metis, Halbblut. Er saß im Foyer neben Darcy McMannus. Johnny war in Jeans, Jeans oben, Jeans unten und in weißen Turnschuhen mit Schaft. Seine Mähne war wie ein Gefieder und hing ihm lang über den Kragen, und er hatte ein schwarzes AC/DC-Shirt an mit "WHO made WHO?" drauf, wo ein Mensch von Außerirdischen zusammengebaut wird.

So hätte jeder von uns aussehen können. Aber Johnny Beck hatte Augen, die so stinkblau waren wie die Jeans, und er sah so aus, als wenn ihm persönlich alles egal wär. Aber auch alles. Scheißegal. Absolut nichts wert, nicht den Arsch einer Laborratte, auch nicht den einer weißen.

Darcy riss ein paar seiner Witze, aber Johnny verzog keine Miene. Er sah nur mit seinem wissenden blauen Blick durch Darcy durch, einem Blick, der die Hölle gesehen hatte.

Alle Weiber fragten sofort: "Wie heißt er? Versuch's doch mal rauszukriegen !
Ich rührte mich nicht. Ich war ausgebucht damit, Juliet im Auge zu behalten und auch Jazz, den Schakal.
Ich bin Indianer und als Indianer musst du dich vorsehen. S. 9-11
Lesezitate nach Richard Van Camp - Die ohne Segen sind













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© 11.11.2001 by
Manuela Haselberger
Quelle: http://www.bookinist.de
 
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Quelle: http://www.bookinist.de