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Sie hatte um die Kopie sämtlicher Unterlagen aus Florenz gebeten und die Italiener waren ihrer Bitte nachgekommen. Von der Qualität hätte man meinen können, daß deren Kopierer wohl eher mit Ruß als mit Toner gefüttert wurden.
Es gab keine Ordnung in den Unterlagen. Hier waren Dr. Lecters persönliche Papiere aus dem Palazzo Capponi. Ein paar Notizen zu Dante in der ihr vertrauten Handschrift, eine Anweisung für die Putzfrau, ein Beleg des Florentiner Delikatessengeschäfts "Vera dal 1926" über zwei Flaschen Bâtard-Montrachet und ein paar tartufi bianchi. Wieder der gleiche Wein, und was war das andere?
Starlings Bantam New College Italian & English Dictionary wies nach, daß es sich bei tartufi bianchi um weiße Trüffeln handelte. Sie rief den Küchenchef eines bekannten italienischen Restaurants in Washington an und erkundigte sich bei ihm nach weißen Trüffeln. Sie hatte Mühe, nach fünf Minuten das Gespräch zu beenden, so sehr schwärmte er von dem Geschmack.
Geschmack. Der Wein, die Trüffeln. Geschmack in allen Dingen des Lebens. Dr. Lecters Lebensführung in Amerika und Europa hatte eine Konstante. Seine Existenz als erfolgreich praktizierender Arzt und flüchtiges Ungeheuer hatte eine gemeinsame Schnittmenge. Sein Gesicht mochte sich verändert haben, seine Geschmacksvorlieben nicht. Und er war kein Mann, der sich selbst verleugnete.
Geschmack traf bei Starling einen empfindlichen Nerv, über Geschmack war Dr. Lecter zum erstenmal zu ihr durchgedrungen; das Kompliment über ihre Handtasche, die Art, wie er sich über ihre billigen Schuhe lustig gemacht hatte. Wie hatte er sie noch genannt? Einen frischgeschrubbten, vom Erfolg besessenen Bauerntrampel mit einem Hauch von Geschmack.
Es war die Frage des Geschmacks, die Starling im Tagesgeschäft der Institution mit ihrer rein funktionalen Einrichtung in einer zweckmäßig gestalteten Umgebung Unwohlsein bereitete. (Thomas Harris - Hannibal S. 247)


Hannibal the Cannibal
Thomas Harris - Hannibal

Dr. Hannibal Lecter, bekannt aus der meisterhaften Verfilmung "Das Schweigen der Lämmer" mit Jody Forster und Anthony Hopkins in den Hauptrollen, lässt sich mit neuem Gesicht in Florenz nieder. Hier in der Toskana kann er seinen Genüssen für delikates Essen, exquisiten Wein und der mittelalterlichen Kunst ungehindert frönen. Sein ausgeprägtes Faible für Menschenfleisch hat in den vergangenen sieben Jahren, seit er aus dem Hochsicherheitstrakt der psychiatrischen Klinik in Memphis geflohen ist, fünf weitere Menschen das Leben gekostet.

Doch in der Datei des FBI belegt er immer noch Platz eins der Fahndungsliste. Und nicht nur die amerikanische Polizei ist hinter Hannibal her. Auch eines seiner früheren Opfer, der schwerreiche Mason Verger, der nur noch von einem Maschinenpark und dem Wunsch, sich an Hannibal zu rächen, am Leben gehalten wird, verfolgt seine Spuren. Drei Millionen Dollar hat er für Dr. Lecter lebend ausgesetzt. Was er mit ihm vorhat? Verger hat eine neue Art aggressiver Schweine züchten lassen, die permanent sehr hungrig sind. ....

Clarice Starling, die Hannibal vor Jahren in seiner Gefängniszelle interviewte, kann diesen Mann ebenfalls nicht vergessen können. Dafür sorgen allein schon seine Briefe, die er ihr immer wieder schickt. Nachdem sie ihren letzten Einsatz in den Sand gesetzt hat, sind ihre Karten beim FBI im Augenblick nicht besonders gut. Doch sie kommt auf die glänzende Idee: "Dr. Lecters Lebensführung in Amerika und Europa hatte eine Konstante. Seine Existenz als erfolgreich praktizierender Arzt und flüchtiges Ungeheuer hatte eine gemeinsame Schnittmenge. Sein Gesicht mochte sich verändert haben, seine Geschmacksvorlieben nicht. Und er war kein Mann, der sich selbst verleugnete."

Doch Hannibal ist nicht leicht zu fassen, denn er ist ein Meister der Manipulation, der das Innerste seiner Verfolger kennt und sie an ihren Schwachpunkten gnadenlos packt.

Und so viel sei verraten: Hannibal meets Clarice und ihr Treffen geht völlig unerwartet aus.



Thomas Harris - Hannibal
aus dem Amerikanischen von Ulrich Bitz
Originaltitel: © 1999, "Hannibal"
1999, Hamburg, Hofmann & Campe Verlag, 527 S.

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© by Manuela Haselberger
rezensiert am 1999-12-23

Quelle: http://www.bookinist.de
layout © Thomas Haselberger