... reinlesen





... reinlesen

Dann nahm ich das Zitronenshampoo, dieselbe Sorte, die ich schon benutze, solange ich denken kann. Als ich noch klein war, nannte Christopher mich immer Lemon - die »Zitrone«, weil mein Haar so gelb ist und vom Shampoo immer nach Zitronen roch. Ich fand das lustig. Aber dann kaufte Mom einen Wagen, der immer mitten in der Pampa den Geist aufgab, sodass sie zu spät zur Arbeit und zu Verabredungen kam und lauter solche Sachen. Das Ding verbrachte mehr Zeit in der Werkstatt als auf der Straße. Zuerst wusste ich nicht, warum das so war, aber ich hielt dem Wagen immer die Stange, und wenn wir ihn von der Werkstatt abholten, sagte ich Mom jedes Mal, dass er jetzt bestimmt in Ordnung war. Und ich wusste selbst nicht, wieso ich mich so elend fühlte, als Mom ihn abschaffte.

Mom konnte sich das genauso wenig erklären. Sie setzte mich auf einen Stuhl und versuchte mir zu vermitteln, dass sie bei dem Wagen mit Zitronen gehandelt hatte. Er taugte einfach nichts, er war eben ein Lemon, ein Montagsauto, bei dem von Anfang an der Wurm drin war und auf das man sich nie richtig verlassen konnte. Wenn sie etwas reparieren ließ, würde doch nur wieder etwas anderes kaputtgehen. Sie sagte mir, dass sie sich dauernd Sorgen machte, weil sie nie wusste, was als Nächstes passieren würde. Genau das, sagte sie, wäre eben das Problem mit solchen Lemons. So etwas wäre eine glatte Fehlkonstruktion.

Dann ging mir langsam ein Licht auf Dort auf meinem Stuhl. Ich war genau wie das Auto. Als ich zehn war, hatte ich schon mehr Arztbesuche hinter mir, als ich zählen konnte.


Lesezitat nach
Daniel Hayes - Immer Ärger mit Zitrone, S. 37


Immer Ärger mit Zitrone
Daniel Hayes - Immer Ärger mit Zitrone

"Lymie hatte von Anfang an gesagt, dass wir es bereuen würden, wenn wir dort hingingen. Darauf hab ich nichts gegeben; Lymie ist nämlich der Typ, der meint, dass man es noch bereuen wird, wenn man morgens aus dem Bett steigt."

Doch Lymie sollte Recht behalten. Dabei haben die beiden Freunde Lymie und Tyler nur einen harmlosen nächtlichen Ausflug zum Steinbruch geplant. Ein paar Züge schwimmen, die Felswände, die steil empor ragen bewundern. Und dann treibt mitten auf dem See eine Leiche.

Die Jungen alarmieren die Polizei und verdrücken sich augenblicklich, denn keiner soll von ihrem heimlichen nächtlichen Abenteuer erfahren. Doch die beiden werden von grässlichen Albträumen geplagt. Besonders schlimm erwischt es Tyler. Er, der "auf einem Plakat für allergische Reaktionen das ideale Musterbeispiel abgibt. Wenn sich in meiner näheren Umgebung etwas befindet, was man anfassen, einatmen oder essen kann, stehen die Chancen sehr gut, dass ich allergisch dagegen bin."

Die starken Medikamente, die er zur Bekämpfung seiner Allergie erhält, haben den unerfreulichen Nebeneffekt, dass er regelmäßig im stinklangweiligen Naturkunde - Unterricht mit dem Kopf auf dem Tisch einschläft. Und dann belauscht er die Täter, als sie über den Toten reden. Zugegeben, für einen Jungen, kurz vor dem dreizehnten Geburtstag sind das eine Menge Probleme auf einen Schlag.

Mit Tyler hat der amerikanische Autor und High School Dozent Daniel Hayes einen unwiderstehlichen Charakter im Kinderbuch geschaffen, verpackt in einen spannenden Kriminalfall, dessen Auflösung Tyler zeigt, dass die kindliche Einteilung in Gut und Böse zwar einfach und längst nicht so verwirrend ist, doch die Wirklichkeit stellt sich als komplizierter heraus. Ein erster Schritt in die Welt der Erwachsenen.




Daniel Hayes - Immer Ärger mit Zitrone
Originaltitel: The Trouble with Lemons, © 1991
Übersetzt von: Cornelia Krutz-Arnold
2000, Frankfurt, Fischer Schatzinsel, 251 S.,

dieses Buch bestellen Email Lieferbedingungen


© by Manuela Haselberger
rezensiert am 28.03.2000

Quelle: http://www.bookinist.de
layout © Thomas Haselberger