... reinlesen





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»Ja, Wawa hat Recht. Das ganze Lesen ist Quatsch! «, erklärte das Urmel. »Wer lesen lernt, lernt nur Unsinn! Der Professor hat selbst gesagt, es wird so viel Unsinn geschrieben! «

Wutz grunzte empört. »Das ist doch was ganz anderes. Was sollte der Professor wohl machen, wenn er nicht lesen könnte?«

»Ja, dann wäre er kein Professor«, gab das Urmel zu. »Aber bestimmt was anderes, Tolles

Wutz schlug eine andere Seite auf. »Jetzt lernen wir das E. Was heißt nun das?«

»>Der E-le-fant fegt ... fegt nie ein Ei< ! «, buchstabierte das Urmel. »Warum fegt er denn nie ein Ei, Wutz?«

»Eier werden nie gefegt!«, erklärte Wawa. »Das stämmt!«, unterstützte ihn Schusch. »Eier werden ausgebrütet!«

»Ach!«, rief Wutz verzweifelt. »Es heißt ja auch >legt<: >Der Elefant legt nie ein Ei<!«

»Na, wenn er keins legt, kann er auch nie eins fegen!«~ rief das Urmel. »Ist doch klar!«

»Schön dumm!«, erklärte Schusch. »Dann kriegt er auch nie Küken!«

»Es gibt gar keine Elefantenküken, öfföff«, rief Wutz. Sie lief rot an. »Ein Elefant kann keine Eier legen, weil er ein Säugetier ist, so wie ich, und lebendige kleine Junge bekommt ... «

»Ja, so wie ein Pfwein!«, rief Ping Pinguin empört. »Du brauchst es uns gar nicht zu sagen, Wutz, dass Pfweine was viel Feineres sind als Eier legende Nicht-Säugetiere! Ein Elefant ist eben viel was Tolleres als ein Pinguin! Pah!«

»Jedenfalls ist er viel größer«, meinte Wawa, auf den ein Elefant freilich wie ein Gebirge wirken musste. »Da bin ich mal froh, dass du so viel kleiner bist, Ping!«

»Ich bin auch aus'm Ei!«, erklärte das Urmel. »Und außerdem könnte es auch heißen: >Ein Elefant trägt nie ein Ei!< «<

»Das stimmt aber nicht!«, rief Ping Pinguin. »Ein Elefant kann schon ein Ei tragen.«

»Ja, in seinem Rüssel eingerollt«, erklärte Wawa. »Aber wenn er dabei nicht gantsch vorsichtig ist, gibt es Rührei!«

Alle schwatzten durcheinander. Wutz fand sich in dem Tohuwabohu nicht mehr zurecht. Sie spürte, dass sie die Kontrolle über ihre Schüler verloren hatte. »>Die Eisenbahn fährt schnell vorbei!< Öfföff!«

»Was soll`n das jetzt heißen, Wutsch?«, fragte Wawa. »Hier fährt doch gar keine Eisenbahn vorbei, mitten im Otschean!«

»Und pfnell pfon gar nicht!« Ping Pinguin schlug mit den Stummelflügeln.

»>Der Elefant legt schnell ein Ei, die Eisenbahn fährt nie vorbei!«<, rief Wutz verwirrt. »So heißt der Vers vom Buchstaben E. Es ist ein Reim. >Vorbei< und >Ei< reimen sich, öfföff.«

»Aber wieso legt der Elefant jetzt schnell ein Ei, vorhin hat er doch keines gelegt«, rief das Urmel. »Legt er vielleicht jetzt doch schnell ein Ei, weil die Eisenbahn nicht vorbeifährt?«

Wutz sah ihn verunsichert an. Irgendwie kam ihr der Vers jetzt auch komisch vor. Sie schaute in das Buch und rief: »Ach, es heißt doch: >Der Elefant legt nie ein Ei, die Eisenbahn fährt schnell vorbei!< Öfföff!«

»Das verstehe ich immer noch nicht!«, rief das Urmel. »Wenn der Elefant nie ein Ei legt, kann die Eisenbahn auch nie schnell vorbeifahren. Wo nichts ist, kann nichts sein. Kein Ei - keine Eisenbahn! Logisch, oder?«

»Schluss«, rief Wutz. »Die Lesestunde ist beendet, öfföff!

»Ja, ich pfwimme auch lieber pfnell vorbei«, rief Ping Pinguin. »Für Elefanten habe ich mich noch nie interessiert. Und für Eisenbahnen auch nicht!« Er stürzte sich kopfüber vom Deck in die Fluten.

»Na hast du was gelernt?«, fragte ihn Seele-Fant, der sich wieder auf den Bauch drehte.

»Ja« antwortete Ping Pinguin. »Wie man Wutz durcheinander bringen kann!«

»Lümmöl! Och soll dör wohl dö Ohrön lang zöhön?« Danach schwammen Seele-Fant und Ping Pinguin aber einträchtig nebeneinanderher.


Zitat aus Max Kruse - Urmels Lichterbaum auf dem Eismeer, S.83


Professor Habakuk Tibatongs Tier-Sprech-Schule
Weihnachten am Nordpol

Max Kruse - Urmels Lichterbaum im Eismeer

Man glaubt es kaum, es ist schon dreißig Jahre her, dass Max Kruse von den ersten Abenteuern des Urmel berichtet hat. Und jetzt, zur Freude von Eltern und Kindern gibt es endlich eine Fortsetzung aus Professor Habakuks Tiersprechstunde auf der fernen Insel Tiwu, denn an den Sprachfehlern von Wawa, dem graugrünen Waran, Ping, dem Pinguin und dem mächtig dicken See-Elefant muss noch gearbeitet werden. Aber immer nur mit Wutz, dem Schwein, Sprechübungen zu machen, ist selbst auf der herrlich warmen Insel Tiwu, nahe beim Äquator, langweilig.

Schöner wäre es, wieder einmal ein richtig tolles Fest zu feiern, Weihnachten zum Beispiel. Doch wie soll man bei herrlichem Sonnenschein und nicht einem einzigen Tannenbaum, denn auf Tiwu gibt es keine Weihnachtsbäume, überhaupt Weihnachten feiern? Da meldet sich gerade rechtzeitig Professor Habakuks alter Freund vom Nordpol, der Eskimo Angakorok, und bittet dringend um Hilfe. Was spricht gegen ein schönes Weihnachtsfest im Eismeer? Mit den wunderbar hilfreichen Tropfen "Habakuk Tibatons Innere Heizung" werden sie sicher alle gesund durch die Polarkälte kommen.

In kurzen Kapiteln bietet Max Kruse eine ungeheure Stimmenvielfalt. Jedes Tier hat seinen eigenen Ton und für alle vorlesenden Eltern, ist dies eine echte Herausforderung, die nebenbei Lesern und Zuhörern jede Menge Spaß bereitet.

Ganz großartig ist übrigens die stichhaltige Erklärung für Ping, den Pinguin, der so gerne fliegen möchte, warum es überaus sinnvoll ist, lesen zu können. Denn wer lesen kann, braucht nicht fliegen zu können, da ja die Augen über die Zeilen fliegen und man mehr erfährt als beim Runtergucken aus der Luft. Von oben sieht man schließlich nur flaches Land. Langweilig. Aber wer liest, der sieht die Dinge von allen Seiten, von unten, von oben, sogar von innen.
Das ist toll und völlig logisch, oder?
Vorlesealter ab 5 Jahren - Lesealter ab 8 Jahren



Max Kruse - Urmels Lichterbaum im Eismeer

mit Bildern von Roman Lang
1999, Stuttgart, Thienemann Verlag, 159 S., 9.90 €


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MAX KRUSE

Max Kruse wurde am 19.11.1921 in Bad Kösen an der Saale geboren. Seine Mutter war die berühmte Puppenschöpferin Käthe Kruse. Nach dem Abitur in Weimar studierte er in Jena. 1945 heiratete er und baute die Puppenfabrik seiner Mutter in Bad Pyrmont wieder neu auf, nachdem der alte Betrieb in Bad Kösen enteignet worden war. 1949 übersiedelte er nach Donauwörth, wo er die bis heute existierende Produktionsstätte übernahm.

Da Max Kruse schon immer Schriftsteller werden wollte, übergab er 1958 die Firma an seine Schwester und zog nach München, wo er als Werbetexter arbeitete, daneben aber auch schon erste Kinderbücher verfasste. Seinen Durchbruch als Schriftsteller erzielte Max Kruse 1965, als der Hessische Rundfunk sein erstes Kinderbuch "Der Löwe ist los" mit der Augsburger Puppenkiste verfilmte. Am bekanntesten und beliebtesten wurde sein Kinderbuch "Urmel aus dem Eis".

Seit 1965 ist Max Kruse mit seiner zweiten Frau, der Malerin und Musikerin Shaofang aus China verheiratet und lebt nahe bei München im Loisachtal. Seine Bücher wurden auch in zahlreiche Sprachen übersetzt, ihre Gesamtauflage liegt bei über drei Millionen Exemplaren. Max Kruse ist Mitglied des P.E.N und Träger des Bundesverdienstkreuzes.

Quelle: Thienemann Verlag


© by Manuela Haselberger
rezensiert am 1999-11-29

Quelle: http://www.bookinist.de
layout © Thomas Haselberger