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Sie nannten ihn Sid, weil er genau wie Sid Vicious, der Bassist der Sex Pistols, aussah. Er trug das gleiche zerlöcherte Hemd unter der Lederjacke, die gleichen Haare, die ihm immer unordentlich wie eine Krone vom Kopf abstanden. Genauso wie bei Sid Vicious eben. Er ging die Treppe zu den Klos des Nirvana hinunter, schwankend, mit halb geschlossenen Augen und den Händen an den feuchten Wandkacheln, die unter dem bum bum des allerhärtesten Metal vibrierten, als er auf der letzten Stufe ausrutschte und auf einen kahl geschorenen Skinhead fiel. S. 7

Der Typ, dieser Gà, wohnt wirklich mitten im Zentrum, in einer kleinen, ganz engen Straße. Ich lasse das Auto in der Mitte der Fahrbahn stehen und sehe auf die Uhr: ein Uhr nachts. Wen kümmert das schon, das ist die Stunde der Polizei. S. 25

"Wir können seine Eltern fragen . . .", murmele ich, auch wenn mir die Idee, dem spärlich Behaarten noch einmal zu begegnen, nicht im Geringsten gefällt. Außerdem habe ich den Namen auf dem Klingelknopf schon wieder vergessen und müsste noch mal alle durchklingeln. "Vielleicht wissen sie es."
"Wenn die wie meine Eltern sind, dann glaube ich das nicht . . . ich sage meinen Alten nie irgendetwas."
"Ach ja. Und warum"

"Weil sie absolute Nervensägen sind. Sie nerven mich den ganzen Tag damit, dass ich Medizin studieren soll. Ich will aber Japanisch lernen, um Mangas zu übersetzen. Das sind Comics." S. 30

"Du bist abgehauen", sage ich.
Er sieht mich böse an, wobei er sich die Mütze verkehrt herum in die Stirn drückt und dann seine Hände in die Taschen seiner zweifarbigen Jacke, auf deren Brustteil eine Nummer genäht ist, schiebt.
"Dich möchte ich sehen . . .", knurt er. "Da springt ein wild gewordenes Tier mit offenem Hosenstall aus dem Klo und fällt mich mit hysterischem Halt-Halt-Geschrei an! Was weiß ich denn, dass du Polizist bist? Sag mal, Nikita . . . ist das ein Freund von dir?" S. 42


Lesezitat nach Carlo Lucarelli - das Mädchen Nikita


Ein schriller Ermittler
Carlo Lucarelli - das Mädchen Nikita

In der Rangliste der größten Verlierer bei der italienischen Polizei nimmt Inspektor Coliandro einen der ersten Plätze ein. Nicht umsonst hat ihn der Polizeipräsident höchstpersönlich zur Passbehörde versetzt. Doch seine Schlaflosigkeit treibt Coliandro auf die nächtlichen Straßen Bolognas. Als er das Großaufgebot an grünen Minnas vor der Diskothek registriert, ist sein Spürsinn nicht mehr zu bremsen. Bei einer Schlägerei hat es einen Toten gegeben. Den jungen Sid Vicous hat es erwischt.

"Drei harte und präzise Schläge in den Nacken, der letzte davon tödlich." Mehr Worte braucht der schräge Krimiautor Carlo Lucarelli nicht für eine Leiche. Der junge Italiener hat sich in Deutschland mit seinem Erstling "Der grüne Leguan" bei den Krimifans Anerkennung verschafft.

Auf knappen achtzig Seiten verfolgt Inspektor Coliandro zusammen mit Nikita, einer Freundin des Toten, die er mit seinen coolen, häufig nur aufgesetzten Clint Eastwood Sprüchen überhaupt nicht beeindrucken kann, die Spur der Mörder. Ga, ein Junge aus Nikitas Clique, weiß, warum Sid sterben musste und schwebt in größter Gefahr.

"Das Mädchen Nikita" ist ein unkonventioneller Krimi für Jugendliche, die lange nicht mehr zum Buch gegriffen haben und die sich auf einer längeren Strecke mit der Straßenbahn oder im Zug bei einer kurzen, locker erzählten Story gut unterhalten möchten. Natürlich mit Themen, die spannend sind. Es geht um Hacker und Computer – Kriminalität, den illegalen Besitz von Raubkopien, um besetzte Jugendzentren von Skinheads und es wird gepogt, - bis ans Ende der Nacht. Bis dahin hat der tollpatschige Kommissar die Täter überführt – mit einer Riesenportion Glück, wenig Verstand und seinem sprichwörtlich schlechten Geschmack.

Lesealter ab 13 Jahren



Carlo Lucarelli - das Mädchen Nikita
aus dem Italienschen von Ulrike Schimming
© 1997, "Nikita"
© 2000, Würzburg, Arena Verlag,83 S.,

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© by Manuela Haselberger
rezensiert am 25.5.2000

Quelle: http://www.bookinist.de
layout © Thomas Haselberger