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Das Mädchen in Bett Nummer zwölf wachte früh auf. Ein Sommermorgen. Durch die dünnen Gardinen drang sanftes Dämmerlicht in den Schlafsaal. Es begann behutsam die Nacht auszuwischen, das Dunkel aus den Ecken zu tragen, schnupperte an den ahnungslosen Träumen der anderen Mädchen. An ihren ruhigen Atemzügen. Das Mädchen blieb eine Weile liegen und lauschte ihnen. Vorsichtig versuchte sie Nuancen auszumachen. Kathrine schlief wie üblich auf dem Rücken und schnarchte leise mit offenem Mund. Beile zischte wie eine Schlange. Marieke zu ihrer Rechten schnaubte, ein Arm baumelte über den Bettrand und das dichte rote Haar lag wie ein Fächer auf dem Kopfkissen ausgebreitet. Ein Tröpfchen Speichel hing in ihrem Mundwinkel. Kurz spielte das Mädchen mit dem Gedanken, ihn mit dem Zipfel ihres Lakens abzuwischen, ließ es dann aber bleiben.

Sie hätte es Marieke erzählen sollen. Zumindest Marieke. Hätte etwas sagen sollen, eine Nachricht hinterlassen oder was auch immer. Aber jetzt war es zu spät dafür, und schließlich hatte sie gestern Abend noch nicht wirklich gewusst, was sie tun sollte. Hatte lange hin und her überlegt. Das war kein einfacher Beschluss. Sie war dagelegen und hatte ihn fast ausgebrütet, hatte sich in dem knarrenden Eisenrohrbett hin und her gewälzt bis tief in die Nacht hinein, bis Marieke und auch Ruth gefragt hatten, ob sie vielleicht krank wäre, und Belle sie mehrere Male gebeten hatte, diesen Lärm doch zu lassen .S. 9


Lesezitat nach Håkan Nesser - Der Kommissar und das Schweigen


Bookinists Buchtipp zu


Das grobmaschige Netz

von Håkan Nesser




Tod im Ferienlager
Håkan Nesser - Der Kommissar und das Schweigen

åkan Nessers bekannter, noch immer äußerst griesgrämiger und eigenbrötlerischer Kommissar van Veeteren hat eigentlich geplant, endlich einmal seinen Sommerurlaub auf Kreta zu verbringen, selbst sein Ticket hat er schon in der Tasche, und dann kommen ihm zwei Leichen dazwischen.

In einem Ferienlager finden in kurzen Abständen zwei Mädchen den Tod. Beide wurden vergewaltigt und erstickt. Bei einem Besuch stellt sich heraus, dass das Heim eine ominöse Sekte "Das reine Leben" betreibt. Die jungen Mädchen werden zur Vorbereitung auf die Konfirmation für sieben Wochen völlig von ihrer Umwelt und den Eltern isoliert und einer strengen Schulung unterzogen. Viele Gebete in Stille und Zurückgezogenheit, begleitet von einer strengen religiösen Unterweisung von ihrem Pfarrer, so verbringen sie ihre Sommermonate. Nicht unbedingt der Traum von aufgeweckten, kichernden Mädchen im Alter von 12 bis 14 Jahren.

Der Leiter der Gruppe, Oscar Jellinek, hat bei genauerer Betrachtung keine saubere Weste. Vor Jahren hat er eine Gefängnisstrafe abgesessen. Die Ermittlungen Kommissars van Veeterens konzentrieren sich zunächst auf ihn. Die Arbeit ist allerdings außerordentlich schwierig, da alle Beteiligten eisern schweigen. Wer deckt hier wen und warum? Ist es wirklich so, wie sein Kollege Reinhart meint: "Dummheit gedeiht am besten im Geheimen?" Van Veeteren hat einen horrenden Zahnstocher Verbrauch, bis ihm die Zusammenhänge klar werden.

"Der Kommissar und das Schweigen" ist ein neuer, spannender Thriller aus der Feder Håkan Nessers, auch wenn die Dialoge vor allem in der ersten Hälfte teilweise etwas hölzern und umständlich klingen. Der Plot ist tadellos konstruiert und es bleibt abzuwarten, ob van Veeteren tatsächlich seiner Depression nachgibt und seinen Job an den Nagel hängt. Die Teilhaberschaft an einem Antiquariat ist verlockend.
© manuela haselberger


Håkan Nesser - Der Kommissar und das Schweigen
Originaltitel: Kommissarien och tysnaden,
© 1997
Übersetzt von: Christel Hildebrandt
© 2001, München, btb, 320 S., 20 €
© 2003, München, btb, 317 S., 9.50 €

          gebundenes Buch
          Taschenbuch - broschiert


Fortsetzung des Lesezitats ...

Servinus und Suijderbeck hatten offenbar ihre Order für Sorbinowo verlängert bekommen. Sie saßen nebeneinander unter dem Ölgemälde des Vorgängers von Malijsen, eines gewissen J. Stagge, und Van Veeteren konnte gleich sehen, dass ihnen noch weniger Schlaf vergönnt gewesen war als ihm selbst. Vielleicht gar keiner. Man hatte sich irgendwann gegen sechs Uhr draußen bei der Kolonie voneinander verabschiedet, und es war nicht ausgeschlossen, dass sie seitdem zugange gewesen waren. Kommissar Suijderbeck hing in seiner Ecke, das eine Bein in einem eigenartigen, lang gestreckten Winkel von sich gestreckt, und erst jetzt bemerkte der Hauptkommissar, dass er eine Art Prothese trug. Die wahrscheinlich an einem Punkt kurz unter dem Knie ansetzte. Dass ihm das im Laufe der Nacht nicht aufgefallen war, musste man wohl als eine gewisse Unkonzentriertheit deuten.

Außerdem konnte er sich nicht daran erinnern, jemals zuvor auf einen Kriminalbeamten mit einem Holzbein gestoßen zu sein. Er überlegte vage, welche Umstände wohl dazu geführt haben mochten. Vermutlich keine besonders schönen, und jetzt war wohl kaum der richtige Zeitpunkt, ihn darauf anzusprechen.
Am anderen Ende des Tisches saß Kluuge, einen großen Notizblock vor sich aufgeschlagen. Er sah genauso fit aus, wie er schon am Telefon geklungen hatte, und Van Veeteren begriff, dass die Metamorphose anhielt. Er nickte einen Morgengruß und setzte sich auf den einzigen freien Stuhl.
"Mahlzeit", sagte Kluuge. "Ja, dann können wir anfangen. ""Ist das das gesamte Team?", fragte der Hauptkommissar. Kluuge schüttelte den Kopf.
"Nein. Wir haben noch zwei Kollegen draußen in Waldingen. Weibliche Inspektoren aus Haaldam. Und dann ist da Matthorst im Wolgershuus, der die Frauenzimmer im Blick hat ... ja, und die Patrouille ist wohl immer noch draußen S. 131

Lesezitate nach Håkan Nesser - Der Kommissar und das Schweigen













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© 23.9.2001 by
Manuela Haselberger
Quelle: http://www.bookinist.de