Gesucht: Eltern mit guter Laune

Ganz genau kann sich Keith gar nicht mehr daran erinnern, wann die Sorgenfalten bei seinen Eltern überhand genommen haben. Jetzt ist es so, daß sie überhaupt nie mehr lachen, geschweige denn freundlich sind. Wann sie zum letzten mal fröhlich und unbeschwert waren, das liegt Ewigkeiten zurück. Ihr Fish-und- Chips-Laden läuft schlecht, die Schulden wachsen über ihren Kopf.
Um die beiden einmal so richtig zu überraschen läßt sich Keith zu Vaters Geburtstag etwas ganz besonderes einfallen. Er streicht den Laden der Eltern in einem frischen, erheiternden, Tropisch-Mangogelb. Er findet die Farbe einfach großartig und ideal für dauerhafte gute Laune. Um keinen Millimeter haben sich die Mundwinkel seines Vaters bewegt, als er seinen frisch gestrichenen Laden in Augenschein nimmt.
Auch der riesige Fisch mit den herrlich schillernden Regenbogenfarben, der nur ein bißchen müffelt, kann seine Eltern nicht aufheitern. Im Gegenteil, der Mann vom Lebensmittel-Kontrolldienst hat seinen Augen kaum getraut, als er unverhofft vorbeischaut und einen prüfenden Blick in den Kühlschrank wirft.
Es kostet Keith eine Menge Überzeugungskraft und Energie, bis er seine Eltern davon überzeugt hat, daß es leichter ist in Australien zu leben, als in England. Ganz entscheidend bei dem Entschluß auszuwandern ist, daß Keith an einem herrlichen Sonntagmorgen vergißt die Friteuse auszuschalten. Als die Familie von ihrem Ausflug anīs Meer zurückkommt, steht nicht mehr viel von ihrem alten Laden. Aber auch in Australien entwickeln sich die Dinge zunächst nicht so einfach und leicht, wie sich Keith das ausgemalt hat.
Morris Gleitzman, der wie seine Hauptperson Keith, in England geboren wurde und mit sechzehn Jahren nach Australien übersiedelt ist, hat mit "Sauertöpfe" einen engagierten Roman geschrieben, der die Probleme der Gegenwart einbezieht und den Jungen Keith als starken Jugendlichen schildert, der letztendlich erfolgreich ist und seinen Eltern aus ihren Schwierigkeiten helfen kann.

Morris Gleitzman: Sauertöpfe
1996, Weinheim, anrich Verlag, 142 S.,


(Weitere Buchtipps von Gleitzman: Zwei Wochen bei der Queen)




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© by Manuela Haselberger
rezensiert 6.10.1997