Zügig veröffentlicht der Wunderlich Verlag die Fortsetzung
der fünfteiligen Romanbiographie über Ramses II.
Wie im ersten Band begleiten Moses, Ameni, Setaou, Acha und Chenar,
der ältere Bruder von Ramses den neu gekrönten Pharao
während seiner ersten drei Regierungsjahre.
Viel Raum beansprucht die Aufgabe des sardischen Leibwächters
Serramanna, der mit Hilfe des Löwen "Schlächter"
und dem Hund "Wächter" ständig das bedrohte
Leben des Pharao zu schützen versucht.
Nicht umsonst - die Zahl derer, die mit Ramses nicht als neuem
Regenten einverstanden sind, ist groß: Die korrupte Priesterschaft,
der übergangene ältere Bruder und die Anhänger
des monotheistischen Pharao Echnaton, der vom Großvater,
Ramses I, vertrieben worden ist.
Christian Jacq beschreibt wie Ramses II zum einen durch seine
Begabung und Stärke, zum anderen mit günstigen göttlichen
Zeichen wie der außergewöhnlichen Nilschwemme oder
der Wiederkehr des Phönix seine innenpolitische Macht sichert.
Mit wuchtigen Schlägen krempelt er die Verwaltung der heiligen
Stadt Theben um und zögert nicht mit der Neubesetzung der
Position des Obersten Priesters im Amun-Tempel, der die Einheit
des Reiches bedrohen würde.
Unkonventionell betreibt er die personelle Auswahl für wichtige
Schaltstellen in seinem Staat, was ihm einerseits absolut vertrauenswürdige
Untergebene sichert, andererseits neue Feinde schafft unter all
jenen, die sich Chancen auf Beförderungen ausgerechnet hatten.
Doch zielstrebig verfolgt Ramses seine Regentschaft: Er läßt
den Grundstein zum Tempel der Ewigkeit legen, von Moses und den
hebräischen Ziegelmachern binnen Jahresfrist eine völlig
neue Hauptstadt, Pi-Ramses, errichten, im Tal der Könige
an seiner Grabanlage bauen und schmiedet bereits Pläne für
den Tempelbau in Abu Simbel.
Spannend strebt das Buch mehreren Höhepunkten zu, deren eindrucksvollster
wohl die Geburt seiner Tochter Merit-Amun ist:
"Die Hebammen,
sechs weise Frauen aus dem Haus des Lebens, in langen Gewändern
und mit breitem Halskragen aus Türkisen halfen Nefertari,
zu Fuß in das Entbindungsgemach zu gehen, einen luftigen
und mit Blumen geschmückten Pavillon. Wie alle Frauen Ägyptens
würde Nefertari nackt niederkommen, mit aufrechtem Oberkörper
und in hockender Haltung, auf Steinen, die mit einer Lage Schilf
abgedeckt waren, dem Symbol für die Vergänglichkeit
jedes Neugeborenen, dessen Lebenszeit der Gott Thot bestimmte.
Die erste weise Frau würde ihre Arme um Nefertaris Leib schlingen,
die zweite ihr bei jeder Wehe zur Hilfe kommen, die dritte das
Kind mit ihren Händen auffangen und die vierte ihm die erste
Pflege angedeihen lassen, während die fünfte die Amme
war und die sechste den Blicken der Königin so lange zwei
Lebensschlüssel darbringen würde, bis das Kind seinen
ersten Schrei ausgestoßen hatte. Wiewohl die sechs Frauen
um die drohende Gefahr wußten, strahlten sie dennoch vollkommene
Ruhe aus."
An diesem Textauszug zeigt sich die Meisterschaft des Romanautors,
wie er zeittypisches Wissen in seine Geschichte verpackt und unterhaltend
präsentiert.
So darf die Lesergemeinde sich bald auf den dritten Teil freuen,
der sich mit Sicherheit mit der Außenpolitik, dem Krieg
gegen das Hethiter-Reich beschäftigen wird, und möglicherweise
die im jetzigen Band geschmiedeten Ränke ans Tageslicht bringen
wird.
Rezension zu Band I lesen
Christian Jacq - Ramses, der Tempel der Ewigkeit
(Band 2)
Deutsch von Ingrid Altrichter
1997, Reinbek b. Hamburg, Wunderlich Verlag, 413 S.,
1999, Rowohlt, 412 S., , (Taschenbuch-Ausgabe / Band 2)
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