Bookinists Buchtipp zu


Die Quadratur des Glücks

von Rohinton Mistry
© 2002



Das Gleichgewicht der Welt
Rohinton Mistry - Das Gleichgewicht der Welt

er Schriftsteller Rohinton Mistry, geboren in Bombay, hat den indischen Subkontinent zum Thema seines Romans "Das Gleichgewicht der Welt" erkoren. Heute lebt er in Toronto und erhielt für dieses Buch den "Giller Award", den kanadischen Staatspreis. Er beginnt seine Geschichte im Jahre 1975 und führt sie mit nur vier Protagonisten über 860 Seiten bis ins Jahr 1984 fort.

Die junge Frau Dina, verliert nach drei Ehejahren ihren Mann durch einen Unfall. Da sie nicht zurück ins Haus ihres Bruders will, ist sie gezwungen, ihren Lebensunterhalt selbst zu bestreiten. Sie nimmt einen jungen Studenten auf, dem sie ein Zimmer vermietet. Maneck, der aus dem Gebiet des Himalajas stammt, hat Schwierigkeiten im Studentenwohnheim und kann sich nur schwer an das großstädtische Leben in Bombay anpassen.

Außerdem beschäftigt Dina zwei Schneider, die ihr Dorf verliessen, da sie ihre Familien bei einem Massaker verloren haben. Sie lehnten sich gegen den starren Zwang der Kasten auf und wollten ihr Wahlrecht ausüben. Die beiden sind froh, daß sie bei Dina Schneiderarbeiten erledigen können, denn sonst müßten sie ihr Leben als Bettler auf der Straße fristen.

Rohinton Mistry begleitet seine Hauptpersonen in ihren kargen, ärmlichen Lebensumständen über neun Jahre und beschreibt sehr eindringlich ihren täglichen Kampf gegen staatliche Willkür (Indira Ghandi ist Ministerpräsidentin), die immer wieder völlig unberechenbar in ihr Dasein eingreift, zum Beispiel in Form von Massensterilisationen oder Vernichtung ihrer Hütten am Stadtrand. Es ist für alle Beteiligten ein Leben unterhalb des Existenzminimums und nur durch ihren Zusammenhalt ist es überhaupt halbwegs erträglich.

"Das Gleichgewicht der Welt" ist eine sehr realistische Schilderung des Lebens in Bombay.

Wer in den Düften kostbarer Parfüms wohlhabender Inderinnen schwelgen möchte, wird hier nicht auf seine Kosten kommen. Doch für Leser, die an den wirklichen indischen Lebensverhältnissen der Unter- und Mittelschicht interessiert sind, hat Rohinton Mistry ein opulentes Werk verfaßt. Ein Glossar am Ende des Buches wäre bei einem so umfangreichen Roman sehr hilfreich gewesen, da viele Idiome nicht übersetzt wurden. Das ist allerdings nur ein kleiner Mangel an einem absolut empfehlenswerten Buch.


Rohinton Mistry - Das Gleichgewicht der Welt
aus dem Englischen von Matthias Müller
1998, Frankfurt, Krüger Verlag, 863 S., 24.90 € (HC)
1999, Frankfurt, Fischerer Verlag, 863 S.,   9.90 € (TB)

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© by Manuela Haselberger
rezensiert am 1998-03-01
Quelle: http://www.bookinist.de
layout © Thomas Haselberger