Disteltage


Renate Welsh hat sich als Kinderbuchautorin längst einen Namen gemacht - er steht für anspruchsvolle Geschichten.
Ihr neues Buch "Disteltage" erzählt von Sarah, die hungrig von der Schule nach Hause kommt. Der Duft von angebratenen Zwiebeln läßt ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen. Ihre Mutter ist wohl aufgestanden, hat sich angezogen und hat für sie beide gekocht. Als sie die Tür öffnet, sieht sie, daß alles beim alten ist. Ihre Mutter liegt seit über einer Woche im Bett, ist nicht richtig ansprechbar und kann überhaupt nichts machen. Nur mühsam schleppt sie sich ins Bad. Kochen, putzen, den Haushalt organisieren, alles bleibt an Sarah hängen.
Doch wie soll sie auf der Bank an Geld kommen? Die Lehrerin in der Schule möchte eine Unterschrift von der Mutter, ob sie am Elternabend teilnimmt. Jeden Tag ruft die Firma ihrer Mutter an und fragt, ob es ihr bald besser ginge. Ihr Chef macht sich immer mehr Sorgen. Sarah´s Vater lebt von der Familie getrennt und ist geschäftlich unterwegs, und die Oma, die immer Rat weiß, sitzt mit der Tante in einem Reisebus nach Italien.
Für ein kleines zehnjähriges Mädchen sind das eine ganze Menge Probleme, die einem schon über den Kopf wachsen können. "Disteltage" ist ein Roman, der zeigt, daß die Kleinen in schwierigen Situationen oft über sich hinauswachsen können. Allerdings brauchen auch ganz starke Kinder Hilfe von Erwachsenen; bei Sarah ist das der Hausarzt, der ihr bei ihren fast unlösbaren Problemen weiterhilft. Eine gut erzählte, eindringliche Geschichte eines selbständigen Mädchens, das sich nicht so schnell unterkriegen läßt.



Renate Welsh: Disteltage
1996, Zürich, Nagel und Kimche Verlag, 155 S.,





© by Manuela Haselberger aktualisiert am 6.10.1996

vorheriges BuchHomepage / nächstes Buch

EMail-Kontakt direkt an Manuela Haselberger, Geislingen senden