Gefangen in Marokko
Malika Oufkir - Die Gefangene

Die Familie Oufkir gehörte zu den führenden Familien der Gesellschaft im marokkanischen Rabat. Der Vater war General, die Mutter hatte eine sehr enge Verbindung zum Königshaus. Als ihre Tochter Malika fünf Jahre alt ist, wird sie als Spielkameradin für die Tochter von König Mohammed V. adoptiert.

Malika bewegt sich im Palast in unvorstellbarem Luxus, träumt ein Märchen aus "Tausendundeiner Nacht" und ist doch unglücklich, nicht bei ihrer eigenen Familie sein zu dürfen.

Ihre Jugend wird rabiat beendet, als ein Attentat, dessen Drahtzieher ihr Vater war, auf König Hassan II., Nachfolger Mohammed V., fehlschlägt. Am 16. August 1972 wird das königliche Flugzeug auf dem Rückflug von Paris von mehreren F5 der marokkanischen Armee verfolgt und beschossen. Der König bleibt unverletzt, doch ihr Vater, Verteidigungsminister und Generalstabschef der königlichen Luftwaffe, wird hingerichtet.

Ab diesem Zeitpunkt beginnt für Malika und ihre Geschwister zusammen mit ihrer Mutter eine unvorstellbare Leidenszeit. Insgesamt verbringen sie zwanzig Jahre in Gefangenschaft. Zunächst werden sie für ein Jahr in die Wüste verschleppt, dann geht es weiter nach Tamattaght, doch das Schlimmste ist das Straflager von Bir-Jdid. Dort vegetieren sie mehr als zehn Jahre in menschenunwürdigen Zuständen, ohne dass sie sich sehen dürfen. "Wir hatten uns derartig verändert, waren gewachsen, gealtert, je nachdem. Mama erkannte ihre kleinen Mädchen nicht mehr."

Mit übermenschlichen Kräften graben sie an einem Tunnel und es gelingt ihnen, was sie selbst nicht zu hoffen wagten, sie können fliehen.

Malika Oufkirs Bericht ihrer Gefangenschaft ist ein erschütternder Bericht, mit welch unvorstellbarer Härte und Brutalität die marokkanische Regierung selbst gegen die Familienmitglieder ihrer Gegner vorging. Für Malika liegt ihre besondere Tragödie darin, dass sie verstehen muss, dass ihr eigener Vater versucht hat, ihren Adoptivvater zu töten. "Es war unendlich schmerzlich für mich, von meinem Henker großgezogen worden zu sein und ihm lange Zeit diesen Zwiespalt zwischen Liebe und Haß empfunden zu haben."



Malika Oufkir - Die Gefangene
aus dem Französischen von Chistiane Filius-Lehne
Originaltitel: © 1999, "La Prisonnière"
1998, München, Marionn von Schröder Verlag, 380 S.

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© by Manuela Haselberger
rezensiert am 1999-10-14

Quelle: http://www.bookinist.de
layout © Thomas Haselberger