Annäherung an einen Vater
Anna-Karin Palm - Die Töchter des Malers

Die schwedische Autorin Anna - Karin Palm läßt in ihrem Roman "Die Töchter des Malers" zwei Geschichten aus unterschiedlichen Zeiten aufeinander zu rollen, wobei es für den Leser lange nicht klar ist, wo die Berührungspunkte der Erzählungen liegen werden.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wachsen in England Laura und Eveline in einem verwunschenen Garten auf. Ihr Vater ist Landschaftsmaler, ihre Mutter kränkelt und stirbt früh. Laura schließt sich eng an ihren Vater an, sitzt ihm Modell, beschäftigt sich mit Malerei und verfaßt dazu Aufsätze. Als ihr Vater wenige Jahre später stirbt, ist es für Eveline so, daß sie "um eine Person trauert, Laura um eine ganze Welt." Ihr ganzes Leben kann Laura von der Kunst, der Malerei nicht mehr lassen. Sie schreibt sich in London an der Kunstschule ein, wird ungewollt von ihrem Lehrer schwanger und beschließt, ihren Jungen, Malcolm, alleine großzuziehen.

Die andere Geschichte spielt in der Gegenwart. In Schweden brechen zwei Geschwister, Maria und Martin, während ihres Urlaubs auf, den Vater, einen Maler, zu suchen, der vor vielen Jahren seine Familie sitzenließ. In England ist von ihm ein Bild in einem Nachlaß aufgetaucht und die beiden meinen, daß es an der Zeit ist, seine Spuren zu verfolgen und sich mit ihm auszusöhnen, wenn er noch am Leben sein sollte.

Einerseits ist es die Perspektive der Mutter auf ihren Sohn, andererseits die Sicht der Kinder, die sich mit ihm als Vater beschäftigen, aus der Anna-Karin Palm die schillernde, vielfach gebrochene Figur des Malers Malcolm entwirft, ohne daß sie ihn selbst zu Wort kommen läßt. Sein Nutzen besteht für sie als Autorin vorwiegend darin, daß sich in der Auseinandersetzung mit seinem Leben, die mittlerweile erwachsenen Kinder über ihr eigenes Tun schlüssig werden müssen. Ein gut gemachter Unterhaltungsroman, der ein ganzes Jahrhundert Geschichte umspannt.




Anna-Karin Palm - Die Töchter des Malers
aus dem Schwedischen von Verena Reichel
Originaltitel: © 1997, "Målarens döttrar"
1999, Frankfurt, S. Fischer Verlag, 400 S.

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© by Manuela Haselberger
rezensiert am 1999/04/08

Quelle: http://www.bookinist.de
layout © Thomas Haselberger