Barcelona im Morgengrauen. Die Hotels sind dunkel. Alle großen Alleen weisen aufs Meer.
Die Stadt ist leer. Nico schläft. Sie ist gefesselt von verdreh-ten Laken, ihrem langen Haar, einem nackten Arm, der unter
ihrem Kissen liegt und über die Bettkante hängt.
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Dämmerung James Salter - Dämmerung (Buchthema im Lit. Quartett am 18.6.99)
Nachdem dem Amerikaner James Salter mit seinen beiden in den vergangenen Jahren auf deutsch erschienen
Romanen "Lichtjahre"
und "Ein Spiel und ein Zeitvertreib" endlich der verdiente Durchbruch auf dem deutschen Buchmarkt gelang, liegen nun seine bereits 1976 erschienen Erzählungen vor. In diesen elf kurzen Geschichten, hat er zum Teil Themen seiner späteren Romane vorweggenommen. Da erwacht in "Die Küste von Tanger" zum Beispiel ein Paar in Barcelona an einem ruhigen Sonntagmorgen. Ihre Harmonie wird empfindlich durch den Anruf einer Freundin gestört, die sich mit ihnen zum Baden verabredet. Am Abend ist die Beziehung des Paares aufs Äußerste gespannt und die beiden wissen nicht mehr, was ihnen an Barcelona, eine Stadt, die sie bis vor kurzem geliebt haben und in der sie sich wohl gefühlt haben, jemals gefallen hat. James Salter schreibt eine makellose Prosa aus luftig, leichten Sätzen, die wie Seifenblasen in der Luft schweben und je nach Betrachtungsweise in zarten Farben schillern. Und mit Genuß träufelt er Tropfen für Tropfen Gift in sie, füllt sie mit einer Pipette, bis sie vor den Augen des Lesers zerplatzen. So ergeht es auch Mrs. Chandler, aus der Titelgeschichte "Dämmerung", übrigens eine der besten Erzählungen des Bandes. "Sie war eine Frau, die Bücher gelesen, Golf gespielt, Hochzeiten besucht hatte, die schöne Beine besaß, die Stürme überstanden hatte, eine gute Frau, die jetzt niemand mehr wollte." Ihr Mann hat sie verlassen, wieder geheiratet, ihren jüngsten Sohn hat sie bei einem Unfall verloren und die winzige Hoffnung, daß sich mit Bill, der ihr bei kleinen Reparaturen am Haus behilflich ist, eine neue Beziehung entwickelt, wird zerstört, als er ihr eröffnet, daß er wieder mit seiner Frau zusammenlebt. Melancholie, ergreifend schön. |
© by Manuela Haselberger rezensiert am 1999/06/12 Quelle: http://www.bookinist.de layout © Thomas Haselberger
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