Bookinist presents





Im LITERATURCLUB diskutiert Daniel Cohn-Bendit mit seiner literarischen Runde über neue Bücher.

Dabei sind Gunhild Kübler und Peter Hamm.
Gast ist diesmal der schweizer Film- und Theaterregisseur Thomas Koerfer. Gegenwärtig läuft sein Film "Luna Papa" in den Kinos




Der Literaturclub
im schweizerischen Fernsehen

Mit Daniel Cohn-Bendit, Gunhild Kübler und Peter Hamm
Gast ist Thomas Koerfer


am Dienstag, 3. Oktober 2000, 22:20 Uhr im SF 1
  Samstag, 7. Oktober 2000, 15:25 Uhr im SF2,
      Sonntag, 15. Oktober 2000, 09:45 Uhr in 3sat



Amelie Nothomb
Mit Staunen und Zittern
(Rezension von Bookinist)

Brigitte Kronauer
Teufelsbrück

 
 

Michael Wallner
Cliehms Begabung
(Rezension von Bookinist)
(Leseprobe)

Sandor Marais
Land, Land

(Erinnerungen) Band 1 + 2
 



Lesezitat nach
Michael Wallner - Cliehms Begabung

Cliehm ißt nicht mehr. Er zieht sich weder an noch aus, und gäbe es seine Blase nicht, Cliehm würde nicht mehr aufstehen.
Es ist doch nicht November, sagt der April. Na und, knurrt Cliehm und läßt die Jalousien herunter.
Im November könnte ich deine Stimmung verstehen.
Halt's Maul, sagt Cliehm zum April und tappt aus Bett. Im Vorübergehen streift er das Seil.
Am ersten Tag, an dem Cliehm nicht ißt, klingelt das Telefon. Und am zweiten Tag und am dritten. Am fünften Tag läutet es zum letzten Mal. Am sechsten Tag schleicht Cliehm hin, um nachzusehen, ob es kaputt ist. Freizeichen. Keiner ruft an. Gut. Cliehm legt sich wieder ins Bett.
Am achten Tag will er sehen, wie die Luft ist. Vorsicht, sagt die Luft, als er aus dem Haus tritt. Da liegt Cliehm schon auf der Straße. Ich habe dich gewarnt, sagt die Luft.

Acht Tage nichts gegessen. Cliehm schleppt sich auf sein Zimmer zurück. Oben findet er den Geruch von alter Luft und alten Wänden und alter Bettwäsche erschreckend. Ich geht nicht wieder an die Luft, sagt er zum April.
Ich bin ein Mai, antwortet der Mai.
Heute ist der sechzehnte Tag. Cliehm pinkelt in die Blumenvase. In der Nacht hat er geschwitzt, darum zieht er das grüne Hemd aus. Es ist nicht sein Hemd, es gehört Tilly. Jetzt gehöre ich dir, sagt das Hemd.

Du stinkst, sagt Cliehm.
Ich stinke nach dir, antwortet das Hemd. Früher stank ich nach Tilly.
Cliehm wirft Tillys Hemd, so weit er werfen kann. Es landet auf dem Telefon, und das ist nicht sehr weit. Er läßt sich in das blaue Kissen sinken und wendet den Kopf. Dort, inmitten des Zimmers, hängt das Seil, weiß und fest und still. Neben Cliehms Wange ist es feucht. Flecken auf dem Kissen. Speichel, während der Nacht aus dem Mund gelaufen. Er wendet das Kissen. Die gleichen Flecken. Sie riechen.
Ich will in der Zeit gehen, denkt Cliehm.
In welche Richtung? fragt die Erinnerung.
Rückwärts, bestimmt Cliehm. Er wälzt sich auf die Seite, streckt die nackten Füße unter der Decke hervor und geht los. Rückwärts. S. 7-8


zur B oo k inist
© by Manuela Haselberger
empfohlen ab 22.9.2000
Link zur Site des Literaturclub


Home page
layout © Thomas Haselberger