D'Antonio Michael - Die Wahrheit über Donald Trump  
»Ich trainierte sie in Baseball und Football und ich brachte ihnen bei, dass Gewinnen nicht das Wichtigste ist, sondern das Einzige«, fügte Dobias [einer seiner Ausbilder] hinzu, in Anlehnung an einen Spruch von Vince Lombardi, den Profi-Footballtrainer, der Mitte des Jahrhunderts zum Inbegriff der Mannhaftigkeit wurde. »Donald fuhr darauf regelrecht ab. Er sagte seinen Mitspielern immer: ›Wir sind nur zu einem Zweck hier. Um zu gewinnen.‹ Er musste immer und überall die Nummer eins sein. Er war schon damals ein Intrigant. Eine furchtbare Nervensäge. Er hätte alles getan, um zu gewinnen.« Als Dobias einen Jungen voller Sehnsüchte und Ehrgeiz beschrieb, sagte er, Trump »wollte einfach der Erste sein, in allem, und er wollte, dass die Leute auch wussten, dass er der Erste war«.
Großspurig wie alles an ihm: "Die Wahrheit" ! Sicher nicht, angesichts der Nähe des Biographen, den Trump sogar zu geschäftlichen Meetings mitschleppte. Aber immerhin ein Anfang, um eine Persönlichkeit zu fassen, die ab 20.1.2017 das Schicksal von Milliarden von Menschen beeinflussen wird und kann.


 

Elsberg, Marc - Helix  
Mit Grauen muss die Administration in Washington zur Kenntnis nehmen, dass der kürzliche Herztod des Außenministers am Rednerpult einer Sicherheitskonferenz in München kein Zufall war, sondern die präzise ausgeführte Attacke mit einem auf nur eine Ziel-Person zugeschnittenen Killervirus war.
Die Vorstellung von DNA-optimierten Kindern ist erschreckend, wo es hinführen kann – faszinierend grausig, die Grenzen zwischen gut und böse fasern an den Rändern zeitweilig aus. Und doch ist der Plot an manchen Stellen zu dünn: Niemals würde die amerikanische Präsidentin und gar ein erklecklicher Teil ihrer Minister direkt ins Zentrum einer virulenten Bedrohung fliegen, um sich dort zusammen mit Dutzenden von schwer bewaffneten Platoons von einem 10 jährigen Buben nach Strich und Faden aufs Kreuz legen zu lassen, der dann auch noch den Marine One Hubschrauber selbst fliegend samt der Präsidentin entführt.


 

Adler-Olsen, Jussi - TAKEOVER  
Im Mittelpunkt der Geschichte steht Peter de Boers. Seine sehr erfolgreiche Firma residiert im Zentrum von Amsterdam und er arbeitet für seine Auftraggeber absolut zuverlässig und diskret. Sein Spezialgebiet ist es, gezielte Falsch-Informationen über eine Firma zu lancieren, um damit die Konkurrenz zu stärken und im besten Fall eine Übernahme zu ermöglichen. Eine Manipulation der Aktienkurse ist für ihn kein Problem
Jussi Adler-Olsen unterhält nicht nur mit einem sehr spannenden Plot, es ist überaus interessant sich die historischen Gegebenheiten im damaligen Irak mit der gnadenlosen Kurdenverfolgung durch Saddam Hussein noch einmal vor Augen zu führen und die heutigen Probleme mit dem IS in diesem Zusammenhang zu beleuchten. Noch dazu gibt der Autor jeder seiner Personen eine eigene, sehr fein ausgemalte Geschichte. Keine groben Scherenschnitte, Adler-Olsen zeichnet Personen mit einer gebrochenen Biographie. Bei Peter de Boer und Nicky kehrt er in der indonesischen Historie bis ins Jahr 1949 zurück, als die Holländer Java verlassen mussten.


 

Sepúlveda, Luis - Der langsame Weg zum Glück   (ab 8 Jahren)      
So sehen die ganz besonderen Bücher aus, bei denen man auf den ersten Blick gar nicht sagen kann, was einem besser gefällt: Zum einen die wunderschöne Geschichte über das Abenteuer einer Schnecke, oder andererseits die unglaublich fein gezeichneten Bilder von Quint Buchholz, die so detailreich und farbig das Leben auf der Löwenzahnwiese illustrieren.
Verpackt hat der chilenische Autor in dieser Geschichte auch seine eigene Biographie, denn er selbst hat in seiner Jugend seine Heimat in Chile verlassen und ist nach Ecuador ins Exil ausgewandert. Heute lebt er (nach vielen Jahren in Deutschland) in Spanien und seine Bücher begeistern große und kleine Leser. Mit dem Maler und Illustrator Quint Buchholz bilden die beiden ein unschlagbares Team: Sie schaffen einzigartige Kunstwerke auf dem Bilderbuchsektor.


 

Ahern, Cecilia - Das Jahr in dem ich dich traf  
Jasmine kann es nicht fassen: Sechs Wochen vor Weihnachten erhält sie die Kündigung in ihrer Firma. Wahrlich ein perfekter Zeitpunkt. Um zu verhindern, dass sie, die erfolgreiche Businessfrau, die jede Menge Erfahrung mit Start-up-Unternehmen hat, sofort zur Konkurrenz wechselt, wird sie von ihrem Arbeitgeber für ein ganzes Jahr freigestellt. Doch was soll man mit einem freien Jahr machen, wenn man gewohnt ist, ständig irgendwelchen Terminen hinterher zu hetzen. Freizeit?
Am Ende des Jahres hat Jasmine eine Menge Veränderungen in ihrem Leben vorgenommen. Sie hat ihr Tempo gedrosselt, hat gelernt in ihrem Garten kleinste Veränderungen wahrzunehmen und nicht nur eine neue Freundschaft geschlossen. "Die meisten Menschen in unserem Leben müssen nicht aktiv etwas tun, um uns zu verändern, sie müssen einfach nur da sein."


 

Ahern, Cecilia - Der Glasmurmelsammler  
Fergus, der Vater von Sabrina, liegt nach einem Schlaganfall im Pflegeheim und die Erinnerung an sein Leben stellt sich nur sehr sporadisch ein. Erst als seine Tochter einige Kisten mit Murmeln, die im Heim für ihren Vater deponiert wurden, mit nach Hause nimmt, entdeckt sie einen Mann, der für sie ein völlig Unbekannter ist. Sie wusste nicht, dass ihr Vater ein leidenschaftlicher Murmelspieler war und diese glänzenden Kugeln auch gesammelt hat.
Cecelia Ahern erzählt von den kleinen und großen Lebenslügen, das Scheitern an ihnen und die Missverständnisse, die aus diesen geheim gehaltenen Leidenschaften entstehen. Viele Verletzungen anderer resultieren daraus und es ist nicht leicht für Fergus am Ende seines Lebens reinen Tisch zu machen. Sabrina nimmt sich die Zeit, die unbekannte Seite ihres Vaters zu erkunden, ist überrascht, welchen Mensch sie entdeckt und lernt eine neue Frau an der Seite ihres Vaters kennen. "Für uns alle gibt es Dinge, die wir niemals vergessen wollen. Und wir brauchen alle einen Menschen, der sich an sie erinnert - für den Fall des Falles."


 

Slauhgter, Karin - Pretty Girls  
Karin Slaughter baut in ihrem gut konstruierten Krimi eine sehr spannende Handlung auf und schickt den Leser immer wieder auf eine falsche Spur. War Paul im Zeugenschutz-Programm und sein Tod nur vorgespielt? Die Lektüre eines Slaughter-Krimis ist niemals langweilig, dafür ist die Autorin eine viel zu versierte Handwerkerin. Mit den Spannungselementen hantiert sie äußerst geschickt, doch Achtung: Sie könnten eine unruhige Nacht erleben, denn Karin Slaughter beschreibt Alpträume im Krimiformat.
Der Schauplatz der Handlung ist wie so oft bei Karin Slaughter Atlanta. Kein Wunder, schließlich lebt sie im Augenblick selbst dort. Und zum Zweiten: Wer zu einem Krimi der Amerikanerin greift, weiß, dass sie bei ihren Plots nicht zimperlich ist und keine Krimikost für zarte Nerven zaubert.


 

Wells, Benedict - Vom Ende der Einsamkeit   (ab 14 Jahren)      
Jules liegt zwei Tage im Koma und hat Zeit, seinen Erinnerungen nachzuhängen. Er geht zurück in die Kindheit, als er mit seiner älteren Schwester Liz und seinem Bruder Marty mit den Eltern die Großmutter in Frankreich besuchte. Er erlebt das letzte Weihnachtsfest mit seinen Eltern. Kurz darauf, Jules ist zehn, sterben diese bei einem Autounfall.
Immer wieder deutet er kommende Ereignisse nur leicht an und erzeugt so mit einem Nebensatz eine unglaubliche Spannung. Ein Roman, der mit den großen Fragen spielt: Was wäre, wenn wir im Leben eine andere Abzweigung genommen hätten und worin besteht der Kern einer Person, egal welches Leben gelebt wird?


 

Duman Tak, Bibi+Fleur vd Weel - Mücke, Maus und Maulwurf   (ab 8 Jahren)      
Also, eine Mücke oder einen Regenwurm, gern auch Zecken oder Schnecken. Was daran Besonders sein soll? Wer weiß denn schon, dass sich hinter einem simplen Regenwurm in Wirklichkeit ein ganzes Kraftwerk verbirgt? Oder dass sich die Heringe in einer ganz eigenen Sprache unterhalten? Nein, nicht mit dem Mund, sie sprechen mit dem Hintern. Oder ist bekannt, dass Ratten lachen können?
Viele Autoren bräuchten sicher mehrere hunderte Seiten, um dieser Fülle von Wissen gerecht zu werden. Kurz und knapp und sehr prägnant, das ist das Motto dieser Autorin. Und ganz wichtig: Langeweile gibt es nicht. Die Fakten sind viel zu spannend, als dass man dabei gähnen könnte. Ganz im Gegenteil, man bekommt den Mund vor Staunen gar nicht mehr zu, wenn man erfährt, dass sich der Seestern mit der Miesmuschel wahre Kämpfe liefert und sich der männliche Stichling einfach nur anstellt und sich zu einem richtigen Johnny Controletti entwickeln kann


 

Falk, Rita - Leberkäsjunkie  
Franz Eberhofer aus Niederkaltenkirchen geht die Arbeit nicht aus. Es ist bereits sein siebter Fall, in dem der Dorfsheriff, geschaffen von Rita Falk, ermittelt. Diesmal beschäftigt Hauptkommissar Eberhofer Brandstiftung mit Mord in der bayerischen Provinz, aber eigentlich ist der Fall komplett unwichtig. Das wissen alle Rita-Falk-Fans. Wer zu diesen Krimis greift, der möchte mehr von Franz lesen, seiner liebeswerten schwerhörigen Oma, dem kiffenden Vater und von Susi.
Ein grandioser Höhepunkt der Geschichte: Oma studiert in der Zeitung ein Sonderangebot von "Teusruss", schließlich braucht der kleine Paul schon bald einen neuen Kinderwagen. Und erst der Besuch dort. Eine wunderbare Slapstick-Einlage, denn die sparsame Oma, die immer und überall um den möglichst günstigsten Preis feilscht, zahlt auf keinen Fall irgendwelche unsinnige Transportkosten. Ach so, die Firma, die Franz mit Oma dann besucht heißt übrigens "Toys R Us".


 

Evers, Horst - Alles außer irdisch  
Gleich die Eröffnungsszene im Buch handelt von der Einweihung des Berliner Flughafens BER. Das Jahr hat Evers nicht genannt. Und die Sache geht auch nur exakt 7,34 Sekunden lang gut, weil dann kracht ein riesiges Raumschiff auf die Startbahn und die Geschichte nimmt ihren Lauf ...
Horst Evers hat wild in die Verschwörungstheorie-Kiste gegriffen, unglaubliche Finanzspekulationen erdichtet, der Einsatz von Wissensbooster ist äußerst verlockend und zur Zeitreise zurück bis Nietzsche seiner Phantasie freien Lauf gelassen. Manchmal wird dieses Ideenfeuerwerk etwas ermüdend, aber amüsant zu lesen, mit den kleinen Seitenhieben auf unsere Gegenwart ist es auf jeden Fall.


 

Grue, Anna - Die Kunst zu sterben  
Begonnen hat alles mit dem Tod der 83-jährigen Literaturkritikerin Ingegerd Clausen, die im Haus ihrer Tochter erschlagen wurde. Wer trachtet einer alten, leicht dementen Frau nach dem Leben? Oder war ihre Tochter Kamille gemeint, die als Bildhauerin arbeitet und deren Skulpturen, Arbeit eines ganzen Jahres, total zerstört worden sind?
Anna Grue schreibt keine Hochgeschwindigkeits-Plots. Ihre Krimis zeichnen sich dagegen durch eine sehr genaue Charakterisierung der Personen aus. Die Leichen wirken bei ihr eher steril, auf die Morde geht sie nicht detailliert ein. Wer blutrünstige Szenen erwartet, der wird bei diesen Krimis enttäuscht. Allerdings sind die Motive und Handlungsfäden sehr fein gesponnen, es mangelt nicht an überraschenden Verwicklungen und Verstrickungen zurück in die Vergangenheit.


 

Heidenreich, Elke - Alles kein Zufall  
Eine Autobiografie, zusammengestellt aus kurzen und kürzesten Erzählungen, verfasst im typischen Ton von Elke Heidenreich, fast glaubt man, sie sitzt am Tisch und plaudert und versenkt sich in Geschichten aus ihrem Leben. Geht das gut?
Im Gegenteil. Gebannt verfolgt der Leser, wie die kleine Elke von ihrer Mutter als Kind zum Essen gezwungen wird, oder mit ihrem Ehemann in Italien in einer Kneipe für ihr Ferienhaus den perfekten Tisch stiehlt.


 

Winslow, Don - GERMANY  
Frank Deckers Spezialität: Er spürt vermisste Personen auf und dafür setzt er alles aufs Spiel, seinen Job als Polizist und auch seine Ehe. Man kennt ihn aus "Missing New York". Kim, die Frau seines Kumpels Charlie ist verschwunden. Carlie, inzwischen reicher Immobilienhai in Miami, setzt drei Millionen Dollar als Belohnung aus.
"Mit Sex wird mehr Geld verdient als bei Porsche oder Adidas." Der Amerikaner Winslow begnügt sich nie mit einem spannenden Krimi. Es geht ihm immer auch darum, der Gesellschaft den Spiegel vorzuhalten. Diesmal war es neben Florida auch Deutschland


 

George, Nina - Das Traumbuch  
Henri ist auf dem Weg zur Schule seines Sohnes. Es ist Vater-und-Sohn-Tag, und obwohl er seinen Sohn Samuel gar nicht kennt, er hat nie mit dessen Mutter zusammengelebt, hat der Junge ihn eingeladen und Henri freut sich auf das Treffen. Doch alles kommt anders. Gerade als er in London eine Brücke überquert, sieht er ein kleines Mädchen von der Reling eines Schiffes ins Wasser kippen.
"Die Literatur ist dazu da, auch die unbekannten Welten zu vermessen" und genau dies erfüllt die Autorin mit einer sehr poetischen Sprache auf ganz wunderbare Weise. Ihren Roman hat sie unter das passende Motto gestellt: "Vielleicht sind wir alle Geschichten, die gerade gelesen werden."


 

Elsberg, Marc - Zero  
Im Prinzip stört es niemanden besonders, dass man mit jeder neuen App noch weitergehende Zugriffe auf Kamera und Mikrofon des Endgerätes zulässt, Cookies und Werbetracker gespeichert werden. Im Gegenteil, Jugendliche beginnen den Spieß vermeintlich umzudrehen.
Marc Elsbergs Firma „freeme“ geht da nur noch einen Tick weiter, sie lassen mich denken, dass ich mich ganz ohne Werbebeeinflussung selbst dafür entschieden hätte, die Software der Apps mich aber sanft sekündlich in ein undurchschaubares Netz an algorithmischen Beratern einspinnt, deren Meinung ich zu meiner mache, ständig in der Angst sonst an Ranking, also sozialem Ansehen, in der digitalen wie auch der realen Welt zu verlieren.


 

Elsberg, Marc - Blackout  
Nein, nein und nochmals nein – da fällt der Strom aus im kalten Februar, gleichzeitig in Italien und Schweden, am späten Freitag Abend – und wenige Stunden anschließend simultan in gesamt Europa, von England bis nach Bulgarien – dunkel !
Wer nach der Lektüre dieses Buches nicht verstanden hat, wie filigran und bedroht zugleich unsere ganze Zivilisation in jedem Augenblick ist, muss ein Analphabet sein. Marc Elsberg zeigt wie knapp wir mit immer mehr smarter Technologie und Vernetzung am Abgrund stehen. Spannung bis zur letzten Seite und versprochen, eine neue Weltsicht nach der Lektüre.


 

Ng, Celeste - Was ich euch nicht erzählte   (ab 14 Jahren)      
Es gibt Romane, die beginnen mit einem Faustschlag. Klar, direkt, voll auf die Zwölf: "Lydia ist tot. Aber das wissen sie da noch nicht." Lydia, 16, kommt an diesem Morgen nicht zum Frühstück. Ihr Bett ist leer. Sie wird Tage später tot aus dem See gezogen.
Erzählt wird die Geschichte, die im Jahr 1977 spielt, in zeitlichen Rückblicken und wechselnden Perspektiven. Und das Tragische daran ist, dass sich in dieser Familie alles nur um Lydia dreht - und die möchte nichts mehr, als endlich nicht mehr im Mittelpunkt zu stehen. Ein großartiger Roman, der unter die Haut geht.


 

Bannalec, Jean-Luc - Bretonische Flut  
Für alle Urlauber, die in die Bretagne reisen, gehören die Krimis von Jean-Luc Bannalec zum unverzichtbaren Reisegepäck und wer leider nur den heimischen Liegestuhl zur Verfügung hat, kann trotzdem einen Kurz-Urlaub im Kopf für ein bis zwei Nachmittage einplanen.
Lange ist nicht klar, womit er es eigentlich zu tun hat. Geht es um Alkohol- oder Zigaretten - Schmuggel in groß angelegtem Stil? Ist Umweltverschmutzung im Nationalpark das Thema? Illegaler Beifang? Die toten Delphine wie auch die Tote Forscherin würden darauf schließen lassen.


 

Blondel, Jean-Philippe - 6 Uhr 41  
Cécile hat über das Wochenende ihre Eltern besucht und ihren Aufenthalt bis Montagmorgen verlängert, so dass sie den Frühzug nach Paris nehmen muss.
Tatsächlich, ihr Sitznachbar ist Philippe Leduc. Der Mann, mit dem sie als Zwanzigjährige vier Monate befreundet war. Ob er sie noch erkennt? Nach siebenundzwanzig Jahren?


 

Kermani, Navid - Große Liebe   (ab 15 Jahren)      
Kann es sein, dass man die ganz große Liebe schon mit fünfzehn erlebt und alles was danach kommt, an diese eine Liebe nie mehr heranreicht? Dem Erzähler von Navid Kermanis Roman geht es so. Heute, nach über dreißig Jahren, blickt er auf diese Zeit zurück.
Der Autor macht es seinen Lesern nicht einfach, sein Text ist in einer sehr poetischen Sprache geschrieben, die man nicht schnell überblättern kann. Die Seitenzahlen im Buch sind nicht fortlaufend, sondern bezeichnen die einzelnen Kapitel und so dehnt sich die Lektüre von hundert Seiten leicht auf mehr als das Doppelte. Es lohnt sich aber hinzuhören und genau zu lesen.


 

Gilbert, Elizabeth - Das Wesen der Dinge und der Liebe  
Nach ihrem Bestseller "Eat, Pray, Love" wendet sich die amerikanische Autorin Elizabeth Gilbert der Geschichte zu. Alma Whittaker kommt 1800 zur Welt, wächst in Philadelphia in einem sehr exzentrischen, wohlhabenden Elternhaus auf. Ihr Vater fuhr vor ihrer Geburt mit Kapitän James Cook zur See und legt nach dem Vorbild des englischen Botanikers Joseph Banks einen Garten in der neuen Heimat Amerika an.
Elizabeth Gilbert erzählt mit einer so kraftvollen Sprache die Geschichte Almas, dass vor den Augen des Lesers ein wunderbarer Film vorüberzieht. Sie schildert zum einen das Leben einer Forscherin, ohne universitäre Ausbildung, mit breitem naturwissenschaftlichen Wissen, die Darwins Theorie vorwegnimmt, und andererseits die Suche einer Frau nach der Liebe.


 

Boie, Kirsten - Leinen los, Seeräuber-Moses   (ab 6 Jahren)      
Wer kann es Moses verdenken, als sie einen Ausflug zu ihren Freunden unternimmt und mit ihnen auf die Jagd nach dem "Blutroten Blutrubin" geht, als dieser von Ubbo Wutwalle gestohlen wurde. Außerdem gibt es da ein neues Mädchen am Hof, das behauptet, die echte Prinzessin Isadora zu sein. Moses überlässt ihr den anstrengenden Prinzessinnen-Thron gerne.
Kirsten Boie ist für ihre einfallsreichen und phantasievollen Geschichten bekannt. Mit dieser Seeräuber-Story, die sich mit ihren Märchenmotiven (wer ist die echte Prinzessin?) ganz wunderbar zum Vorlesen eignet, übertrifft sie sich selbst. Die zahlreichen farbigen Illustrationen von Barbara Scholz sind ein richtiger Hingucker. Genauso stellt man sich Moses und ihre Freunde vor. Kirsten Boie ergreift bei der Erzählung selbst das Wort, kommentiert die Ereignisse und spricht ihre Leser direkt an.


 

Drvenkar, Zoran - Der letzte Engel   (ab 14 Jahren)      
Motte, 16, ist nicht begeistert, als er auf seinem PC folgende e-Mail liest: „sorry für die schlechte nachricht aber wenn du aufwachst, wirst du tot sein wir wollen nur, dass du das weißt.“ Das kann wohl nur ein Scherz sein, doch als Motte am nächsten Morgen erwacht, schlägt sein Herz nicht mehr, er hat keinen Puls – nichts.
Zugegeben, der Autor hat bei diesem Buch tief in die Abenteuerkiste gegriffen und erzählt eine wilde Geschichte um Genexperimente, die vor langer Zeit begannen und dem immer neuen Reiz der Unsterblichkeit. Eines ist jedoch sicher: Drvenkar unterhält seine Leser und lässt keine Minute Langeweile aufkommen.


 

Wolz, Heiko - Allein unter Superhelden   (ab 9 Jahren)      
Ein „plopp“ genügt. Ehrlich gesagt, Leon kann überhaupt nicht fliegen und hat auch sonst keine Superkräfte. Kein Wunder, dass seine Eltern, Mama IceMadam, und Papa Ray nur das Beste für ihn wollen, als sie ihn in eine Privatschule für Superhelden stecken.
Vor allem Jungs werden ihren Spaß daran haben, wenn Leon am Ende, als der bösartige Dr. Schröder versucht, selbst zu Superkräften zu gelangen, allein mit Köpfchen die gefährliche Lage meistert. Ganz ohne Laserstrahl und flatterndem Cape.


 

Kästner, Erich - Der Gang vor die Hunde  
Jedes Kapitel beginnt, wie von Kästner gewohnt, mit einer kurzen stichwortartigen Inhaltsangabe. Der Roman spielt in Berlin in den frühen dreißiger Jahren des vergangen Jahrhunderts. Die Weimarer Republik wird deutlich von der nationalsozialistischen Bewegung belastet. Es herrscht hohe Arbeitslosigkeit und die Stadt scheint an einem Fieber zu leiden.
Man sollte den alten "Fabian" im neuen Gewand in die Hand nehmen und sich an den pointierten, herrlich frechen Sätzen Kästners wieder einmal freuen. "Was nützt das göttliche System, wenn der Mensch ein Schwein ist?" Oder auch Fabian über ein Gespräch mit Labude: "Man war ein Chirurg, der die eigene Seele aufschnitt."


 

Wagner, Jan Costin - Tage des letzten Schnees  
Auf dem Heimweg wird Lasse von einem mit hoher Geschwindigkeit fahrenden Auto geblendet, seine Tochter stirbt bei dem Unfall. Wie geht eine Familie mit dem Tod ihres Kindes um? Die Mutter scheint zu erstarren und hält sich hilflos an ihren Alltagsgewohnheiten aufrecht. Sie bringt es nicht fertig, zur Beerdigung von Anna zu gehen. Lasse ist am Boden zerstört,
Für Jan Costin Wagner ist nicht die actionreiche Handlung entscheidend. Ihm geht es um die Entwicklung seiner Figuren, ihre psychologische Ausleuchtung. Was bringt einen Fonds-Manager dazu ein geheimes Doppelleben zu führen? Kann man im Internet einfach ein Blutbad ankündigen und niemand reagiert? Am Ende sind alle offenen Handlungsfäden sehr stimmig miteinander verknüpft. Die entscheidenden Hinweise liefert übrigens Kommissar Kimmos Freundin Larissa, eine Prostituierte, deren wirklichen Namen er selber gar nicht kennt.


 

Harris, Robert - Intrige  
Der Erzähler der Ereignisse in Frankreich im Januar 1895 ist Major Picquart, der als stiller Beobachter im Dreyfus- Prozess fungiert. Als Dank für seine Arbeit wird er, nachdem Dreyfus zu lebenslänglicher Haft und Deportation verurteilt wurde, zum neuen Leiter der Geheimdienst-Abteilung befördert. Nicht nur, dass Picquart innerhalb kurzer Zeit einen Spion in den eigenen Reihen des Militärs entdeckt, es gelingt ihm ohne große Anstrengung nachzuweisen, dass Dreyfus unschuldig ist.
"Intrige" ist ein historischer Roman, der sich mit Gewinn auch in den gegenwärtigen Verhältnissen lesen lässt, denn die Methoden der Geheimdienste sind zwar technisch ausgereifter und subtiler geworden, doch wie Erkenntnisse heute verwendet werden, bleibt nach wie vor heftig umstritten.


 

Morton, Kate - Die verlorenen Spuren  
Laurel, die älteste Tochter der Familie, ist sechzehn und beobachtet aus einem Versteck in ihrem Baumhaus die Mutter, wie sie am zweiten Geburtstag ihres Bruders von einem Fremden unmittelbar vor der Haustür angesprochen wird. Die Atmosphäre scheint gespannt ....
Kate Mortons Bücher verbindet alle, dass man bereits nach den ersten Seiten ihrer Geschichten ihnen total verfallen ist und erst wieder ins normale Leben zurückkehren kann, wenn die letzte Seite umgeblättert wurde. Auf mehreren Zeitebenen und aus verschiedenen Perspektiven erzählt sie eine spannende Familiengeschichte, die sich während des Lesens immer wieder verändert und aus einem anderen Blickwinkel ganz anders bewertet werden kann.


 

Wolfe, Tom - Back to Blood  
Tom Wolfe streift durch Miami, fängt die unterschiedlichen Sprachen ein, zeigt die verschiedenen Sprachmischungen, Slangs und macht deutlich, dass „hier jeder jeden hasst“. Miami ist weit entfernt von einem friedlichen Miteinander der Kulturen. Von Multikulti kann hier keine Rede sein. Entscheidend ist immer die Herkunft des einzelnen. So ist „Back to Blood“ auch kein leiser Roman, sondern er kommt schrill und laut daher
Tom Wolfe streift durch Miami, fängt die unterschiedlichen Sprachen ein, zeigt die verschiedenen Sprachmischungen, Slangs und macht deutlich, dass „hier jeder jeden hasst“. Miami ist weit entfernt von einem friedlichen Miteinander der Kulturen. Von Multikulti kann hier keine Rede sein. Entscheidend ist immer die Herkunft des einzelnen. So ist „Back to Blood“ auch kein leiser Roman, sondern er kommt schrill und laut daher, bedient sich der Comic-Sprache und brüllt oftmals lauthals seine Botschaft heraus.
In „Fegefeuer der Eitelkeiten“ wurde New York ein Denkmal gesetzt, „Back to Blood“ leistet dies für Miami.


 

Scherz,Oliver+A. Swoboda - BEN   (ab 5 Jahren)      
Vorlesebücher gibt es viele. Doch "Ben" von Oliver Scherz ist ein ganz besonderes. Wie sich der Autor in die Welt von Kindern hineinversetzt, ihren Alltag beschreibt, ganz direkt und unverstellt von erwachsenen Vorstellungen, das ist einfach klasse.
Die Geschichten lassen sich gut in zwanzig Minuten vorlesen, sind eine ideale Bettlektüre für die Kleinen, doch die witzigen, farbigen Illustrationen von Annette Swoboda erfordern noch etwas Extra-Zeit. Wenn Herr Sowa durch ein Fernglas blinzelt oder Ben mit Taucherbrille aus seinem Versteck im Wäschekorb auftaucht, das ist ein Heidenspaß.


 

Nesser, HÃ¥kan - Himmel über London  
Leonard feiert seinen siebzigsten Geburtstag in London. Zusammen mit seiner Lebensgefährtin Maud reist er in die Stadt, in der er eine Dekade seines Lebens verbrachte. Mauds erwachsene Kinder, der Sohn Gregorius und die Tochter Irina, sind ebenfalls zur Feier eingeladen. Insgesamt werden sechs Gäste erwartet, doch Leonard macht um die beiden Unbekannten ein Geheimnis. Schließlich soll der Abend für alle eine Überraschung werden.
Leonard blättert am Ende seines Lebens gerne in seinem kleinen gelben Notizbuch. Hier hat er seine große Liebesgeschichte mit Carla notiert. Der Frau, die aus Prag stammt und ihn in ihre Geheimdienst - Tätigkeit hineingezogen hat. Und ein weiterer Strang der Handlung wird von einem jungen Mann bestimmt, der in Schweden jahrelang an einem Roman arbeitet, in dem ebenfalls eine Carla eine tragende Rolle spielt.

Håkan Nesser lässt sich jedoch nicht drängen. Er malt seine Figuren hingebungsvoll bis in die kleinsten Verästelungen aus, er widmet sich ausgiebig der Zeit um 1968, zum einen den Hippies im Swinging London, zum anderen beherrscht der Kalte Krieg das politische Klima.


 

Jonasson, Jonas - Die Analphabetin, die rechnen konnte  
Genau genommen kommt Nombeko aus Soweto, dem Armenviertel Johannesburgs, und kann nicht nur blitzschnell rechnen, sie hat darüber hinaus eine sehr rasche Auffassungsgabe und die Schwierigkeiten mit der Welt der Buchstaben überwindet sie als junges Mädchen im Handumdrehen. Nach dem frühen Tod ihrer Mutter ist sie auf sich selbst gestellt und steigt mit vierzehn Jahren zur Chefin der Latrinenverwaltung auf.
Die skurrilen Einfälle, Schlenker und Fettnäpfchen, in die er seine Figuren tappen lässt, bieten eine überaus witzige Lektüre. Auch wenn das Konzept nicht neu ist, unterhält dieser zweite Roman von Jonas Jonasson seine Leser wieder glänzend.


 

Koch, Herman - Odessa Star  
Als Fred seinen Schulfreund Max nach vielen Jahren wieder trifft, scheint dieser alles zu haben, was Fred schmerzlich vermisst: Macht, Durchsetzungsfähigkeit, eine attraktive Frau und sogar eine junge Geliebte. Mit allen Mitteln sucht Fred die Nähe zu Max, um sich in seinem Dunstkreis zu tummeln und ein wenig an seiner Autorität teilzuhaben, auch wenn Max, der immer mit einem Bodyguard unterwegs ist, offenbar in kriminelle Machenschaften verstrickt scheint.
"Odessa Star" erschien bereits 2003 auf Niederländisch und Herman Koch hat noch nicht ganz seine Könnerschaft im Sezieren zwischenmenschlicher Interaktion erreicht, wie beispielsweise in seinem bisher besten Roman "Angerichtet".


 

Peetz, Monika - Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben  
Kiki zieht mit ihrer kleinen Tochter und ihrem Lebensgefährten in ein mickriges Dorf nach Mecklenburg-Vorpommern. Allerdings dauert die Diskussion um das Ziel des jährlichen Ausflugs diesmal nicht sehr lange. Nach der Hilfe-SMS von Kiki ist klar, dieses Jahr geht es zur Mecklenburgischen Seenplatte. Höchste Zeit, Kiki bei ihrem Unternehmen "Bed & Breakfast" hilfreich unter die Arme zu greifen.
Monika Peetz legt mit ihrem dritten Band der "Dienstagsfrauen" wieder einen locker leichten Unterhaltungsroman vor, der sich problemlos an einem Nachmittag weglesen lässt. Die Handlung ist teilweise vorhersehbar, doch die witzigen Dialoge und die absolut treffenden Beschreibungen, wenn sich fünf Frauen aus Köln Richtung Osten aufmachen zu einer Reise "in the middle of nowhere" das ist klasse.


 

Bayer, Thommie - Vier Arten, die Liebe zu vergessen  
Die vier Männer kennen sich schon seit der Schulzeit und der Tod ihrer geschätzten Lehrerin Emmie führt sie, viele Jahre später, längst in alle Wind zerstreut, wieder zusammen.
Michael, das Zentrum der Gruppe, die gute Seele, ist heute noch als Komponist sehr erfolgreich, doch er arbeitet anonym ...

Bayer zeigt eine gelungene Männerfreundschaft, die natürlich zunächst nicht ohne Imponiergehabe und einer ordentlichen Prahlerei auskommt, doch immer mehr auf das Wesentliche reduziert wird. Das Ende der Geschichte, wenn sich plötzlich alle Lebensläufe, die in Zeitsprüngen im Roman sehr detailliert geschildert werden, auflösen, kommt etwas zu schnell, als ob Bayer die Lust am Erzählen verlassen hätte.


 

French, Tana - Schattenstill  
Als Detective Mike Kennedy erfährt, dass es in der heruntergekommenen, fast kaum mehr bewohnten Neubausiedlung „Broken Harbour“ einen Mord an einer Familie gegeben hat, steigen unangenehme Jugenderinnerungen in ihm auf. Genau an diesem Küstenstreifen fand sein letzter Familienurlaub mit dem Wohnwagen statt.
Tana French dringt in ihre Charaktere ein, schält den vielschichtigen Kern ihrer Persönlichkeiten heraus und zeigt, was gesellschaftliche Umstände mit Träumen, Hoffnungen und Perspektiven von Individuen anrichten können. So steht am Ende der Lektüre dieses Romans, der viel mehr ist als nur ein unterhaltsamer Krimi, eine schonungslose Bestandsaufnahme irischer Realität.


 

Läckberg, Camilla - Der Leuchtturmwärter  
Auch bei ihren Protagonisten setzt Camilla Läckberg auf Konstanz. Mittlerweile ermittelt das bewährte Team, die Autorin Erica, die mit dem Polizisten Patrik Hedström verheiratet ist, in dessen siebten Fall. Und, um es gleich zu sagen, auch der neue Roman ist spannend und die Geschichten in Fjällbacka mit ihren skurrilen Bewohnern lassen keine Langeweile aufkommen. Wer jetzt erst Camilla Läckberg für sich entdeckt, kann mühelos mit dem „Leuchtturmwärter“ in ihre Krimi-Serie einsteigen.
„Der Leuchtturmwärter“ liest sich zum einen als spannender Psychothriller, doch der eigentliche Mittelpunkt ist Fjällbacka mit seinem Polizeichef Mellberg, der kein Fettnäpfchen auslässt und grundsätzlich die falschen Schlüsse in einem Fall zieht. Oder Erica, die mit ihren neugeborenen Zwillingen alle Hände voll zu tun hat, und am Ende doch die richtige Spur findet. Ein sehr genau beschriebener Mikrokosmos, der die Leser unwiderstehlich in seinen Bann zieht.


 

Kepler, Lars - Flammenkinder  
In einem Heim für psychisch kranke Mädchen werden zwei Leichen gefunden. Eines der Mädchen ist in seinem Bett brutal niedergeschlagen worden, mit merkwürdig arrangierten Händen vor dem Gesicht. Die Betreuerin, die in der Nacht Aufsicht hatte, liegt tot im Keller.
„Flammenkinder“ zeichnet eine sehr gute Schilderung der schwedischen Gesellschaft aus. Kinder, die in Heimen untergebracht werden, weil sie keine funktionierenden Familien haben, Mütter, die sich als Obdachlose durchschlagen, Pflegefamilien, die ihren eigenen Ansprüchen nicht genügen können. Das alles ist in einen spannenden Plot gepackt mit einem eigenwilligen Kommissar als Ermittler, gewürzt mit einer Prise Esoterik, die sich am Ende ganz logisch erklären lässt.


 

Jacobson, Howard - Liebesdienst  
Felix Quinn ist eigentlich, wie sein Vorname schon sagt, ein Glücklicher. Als Antiquariats - Buchhändler in London hat er ein gesichertes Auskommen und mit Marisa an seiner Seite seine Traumfrau geheiratet. Wenn da nur der Stachel der Eifersucht nicht wäre. Schon auf der Hochzeitsreise nach Miami, als Marisa erkrankt und sie einen Arzt konsultieren muss, ist sich Felix nicht sicher, ob der Kubaner nun absichtlich oder eher unabsichtlich die Brust seiner Frau berührt hat.
Mit einer großen Hingabe und Detailfreude dekliniert Howard Jacobson das Thema Eifersucht bis in die differenziertesten Regungen. Er zieht Beispiele aus der Literatur heran, streift Herodot, Cervantes und Joyce, betrachtet die Malerei unter diesem Aspekt und sein Protagonist Felix entwickelt sich immer mehr zum „Wald- und-Wiesen-Voyeur“. Faszinierend ist, mit welcher sprachlichen Vielfalt Jacobson dabei aufwartet. Er schwelgt in philosophischen Höhenflügen, ohne die obszönen Seiten der Sexualität auszulassen. Sprachlich ein grandioser Roman, seine unglaublichen gedanklichen Verästelungen erfordern jedoch etwas Geduld beim Lesen.


 

Adler Olsen, Jussi - Das Washington-Dekret  
Schauplatz des Politthrillers ist Amerika. Der demokratische Kandidat Bruce Jansen ist gerade dabei am Wahlabend seinen Sieg zu feiern, als direkt neben ihm und seiner schwangeren Frau Schüsse fallen. Weder sie noch das ungeborene Kind überleben. Jansen hat zwar sein Ziel, der mächtigste Mann Amerikas zu werden, erreicht, doch um welchen Preis?
Es ist eine interessante Gedankenspielerei, die Jussi Adler Olsen sich ausgedacht hat. Ist es möglich in einer stabilen Demokratie innerhalb von kurzer Zeit eine Diktatur zu etablieren und was passiert dabei mit dem Leben der Menschen? Wer wehrt sich? Wer wird Mitläufer und ist zu feige, die eigene Meinung zu vertreten? Es ist durchaus spannend, den von Adler Olsen skizzierten Abläufen zu folgen, doch manchmal erscheint das Vorgehen der Machthaber allzu leicht zu durchschauen und mutet etwas naiv an. Es scheint, als wäre Adler Olsen mehr in seine Versuchsanordnung verliebt, als diese in einen richtig spannenden Plot zu verwandeln.


 

Seethaler, Robert - Der Trafikant   (ab 14 Jahren)      
Noch wischt Franz jeden Morgen die Schmierereien, die Otto als Juden beschimpfen von der Hauswand, doch als eines Tages Otto verhaftet wird, Dr. Freud den Zug nach London nimmt, ist Franz gezwungen, sich dem Leben zu stellen und Verantwortung zu übernehmen.
Robert Seethaler schildert sehr eindrucksvoll, in einer klaren Sprache, die sich auch vor dem Dialekt nicht scheut, wie aus dem naiven Jungen Franz vom Attersee ein erwachsener junger Mann wird, der die Ereignisse in seiner Umgebung mit hellwachem Verstand wahrnimmt, sich nicht einschüchtern lässt und Stellung gegen die mächtige Gestapo bezieht. Ein kraftvoll erzähltes Buch.


 

Littlewood, Kathryn - Die Glücksbäckerei   (ab 10 Jahren)      
Es ist keine normale Bäckerei, die in dem kleinen amerikanischen Städtchen Calamity Falls von der Familie Glyck betrieben wird. Nur durch Zufall entdeckt die zehnjährige Rose, wie ihre Mutter einen echten Blitz als Zutat zu ihrem Teig hinzufügt und wenn sie Muffins gegen Schlafstörungen im Angebot hat, steht schon mal das Gähnen eines Wiesels auf der Zutatenliste. Als die Eltern für eine Woche wegen eines großen Auftrags ihre vier Kinder allein lassen müssen, hat Rose zusammen mit ihren beiden Brüdern und der kleinen Nella in der Bäckerei alle Hände voll zu tun.
Kathryn Littlewood erzählt in ihrem Debüt eine wunderbar warmherzige Geschichte aus einer magischen Bäckerei und spart nicht an lustigen Wendungen und Schlenkern. Alle Namen im Roman sprechen für sich selbst, beispielsweise der Nachname der Familie Glyck. Selbstverständlich sind alle Kinder nach Gewürzen benannt. Natürlich sind die Rezepte alle abgedruckt und es fehlt auch nicht ein guter Schuss Spannung, der schon auf den zweiten Teil des Romans hin fiebern lässt. Wird es gelingen, das zwischenzeitlich gestohlene Kochbuch wieder in den Besitz der Familie zu bringen?


 

Siepen, Stefan aus dem - Das Seil  
Eine Gruppe von Bauern lebt zufrieden mit ihren Ehefrauen in einer Zeit, als es noch Kienspan-Lampen gibt, die Läden an den Häusern abends geschlossen werden und ab und zu ein Sacktuch zum Naseputzen benutzt wird. Eigentlich ein paradiesischer Zustand, bis Bauer Bernhardt eines Tages im Wald ein Seil entdeckt. Wohin führt es?
Stefan aus dem Siepen, geboren 1964 in Essen, legt mit seinem dritten Roman eine Parabel vor, die in einer ganz einfachen Handlung zeigt, was geschieht, wenn das Unbekannte in unser Leben tritt. Das Seil kommt als das Alltägliche, vermeintlich Bekannte daher und führt dazu ...


 

Nesser, Hakan - Am Abend des Mordes  
... soll Barbarotti in einem „Cold Case“, einem vergangenen Fall vor fünf Jahren ermitteln, der bis heute nicht aufgeklärt wurde. Damals verschwand der Elektriker Arnold Morinder. Sein Moped wurde Wochen danach gefunden, doch von ihm keine Spur. Pikant an dem Fall ist, dass Morinder mit einer Frau zusammenlebte, die vor Jahren als „Schlächterin von Klein-Burma“ Schlagzeilen gemacht hat.
„Am Abend des Mordes“ ist nur an der Oberfläche ein Krimi. Eigentlich geht es darum, innere und äußere Klarheit zu suchen und in der Trauer auch zu finden. Barbarotti nimmt das Gespräch mit Gott wieder auf, zu dem er einen sehr eigenen Kontakt pflegt, und wirft am Ende als Inspektor das Handtuch, um endlich auf eine Reise zu gehen, von der er lange schon geträumt hat. Ein Buch das ohne Effekthascherei auskommt und eine große Ruhe verströmt, trotz der kriminalistischen Elemente.


 

Neuhaus, Nele - Böser Wolf  
Wer ist die Tote? Wie kam sie ins Wasser und wo ertrank ist, denn in der Lunge des Mädchens finden sich Spuren von Chlor, das bedeutet, dass sie wohl in einem Swimmingpool ertrunken ist. Die schweren Misshandlungen deuten darauf hin, dass eine grausige Folter ihrem Tod vorausging.
Das Thema Kindesmissbrauch ist nun wahrlich nicht neu in der Kriminalliteratur, doch Nele Neuhaus beschreibt das Umfeld, in dem dieser stattfindet sehr intensiv.




 

Fitzek, Sebastian & Tsokos, M - Abgeschnitten  
Als der Rechtsmediziner Paul Herzfeld, Spezialist für Gewaltverbrechen, im Kopf einer übel zugerichteten Frauenleiche einen Zettel mit der Telefonnummer seiner Tochter findet, ist er alarmiert. Denn plötzlich wird er von den Entführern seiner Tochter wie bei einer Schnitzeljagd von Leiche zu Leiche geführt, um immer neue Hinweise zu erhalten.


Fitzek spielt mit seinen Figuren und den gängigen Elementen des Krimis, dass er dabei immer in Strömen von Blut watet, Augen ausgestochen, Messer in den Hals gerammt werden, das gehört bei ihm zum Programm. Es wird gnadenlos ein Notizzettel mitten aus dem Kopf operiert, ein Speicherchip findet sich im Magen und auf einem Stock, der erst mühsam aus einer Körperöffnung entfernt werden muss, befinden sich wichtige GPS-Daten.


 

Falk, Rita - Hannes   (ab 14 Jahren)      
Hannes liegt nach einem schweren Motorradunfall im Koma und sein bester Freund Uli besucht ihn so oft es geht, schreibt ihm unzählige Briefe, erzählt von seinem Alltag als Zivi, den alten Freunden und natürlich gibt es neue, ziemlich faszinierende Frauen in seinem Leben. Schließlich muss Hannes doch über alles ganz genau Bescheid wissen,
Rita Falk legt mit „Hannes“ eine großartige Freundschaftsgeschichte zwischen zwei Jungs vor, die ehrlich und geradlinig erzählt ist. Uli fackelt nicht lange, wenn ihm bei den Freunden etwas nicht passt, dann „gibt es eine aufs Maul“. Blöd, dass zunächst keiner so genau weiß, wer der Vater des Kindes ist, das die Freundin von Hannes erwartet. Auch sie selbst ist sich unsicher.


 

Adler Olsen, Jussy - Verachtung  
Sie arbeiten bereits an ihrem vierten Fall: Kommissar Carl Morck und sein schräges, doch rundum sympathisches Team aus dem Sonderdezernat Q. Sein Assistent Assad ist in diesem nasskalten November 2010 sehr erkältet und Rose, das Mädchen für alles, ist, wie immer, nicht besonders gut gelaunt.
„Verachtung“ ist ein Thriller, der mit verschiedenen Zeitebenen spielt, drei Handlungsstränge mühelos und absolut spannend verknüpft und großen Wert auf die gesellschaftlichen Bedingungen in Dänemark legt, denn auch hier hat das rechtsradikale Gedankengut fruchtbaren Boden gefunden. Ein klasse Krimi – mit einem überraschenden Twist am Ende.


 

Eco, Umberto & Carmi, Eugenio - Geschichten für aufgeweckte Kinder   (ab 10 Jahren)      
Nun widmet sich der ehemalige italienische Professor für Semiotik in seinem Ruhestand auch dem Feld der Kinderliteratur. Und er greift gleich zu den ganz großen Probleme der Welt: Krieg, Toleranz, Umweltschutz und verpackt diese, damit Kinder sie gut verstehen, in ein Märchen oder eine Fabel.
Umberto Eco erzählt seine Geschichten sehr plastisch und immer mit einem Augenzwinkern, doch auch wenn er belehrend den Zeigefinger hebt und ihn auf die wunden Stellen unserer Zivilisation legt, verpackt er diesen geschickt in einer märchenhaft anmutenden Welt. Kein leicht zu konsumierendes Buch, das einen Erwachsenen als Erklärer bedarf.


 

Safier, David - Muh!  
Man kennt David Safier von seinen sehr unterhaltsamen Ausflügen in die Welt der Wiedergeburt („Fieses Karma“), auch in der Literatur hat er sich schon umgesehen („Plötzlich Shakespeare“) und im Christentum („Jesus liebt mich“) ist er ebenfalls ein ausgewiesener Experte. Sein neuer Coup heißt „Muh!“
David Safier hat in seinem Roman ein ganzes Universum der Kuh erschaffen. Im Mittelpunkt steht die Kuh-Gottheit Naia mit ihrem stürmischen Liebhaber Hurlo und als Grenze dient das Meer der unendlichen Milch, das die Welt einrahmt. Mit einer unglaublichen Situationskomik und einem erfrischenden Witz beschreibt Safier die Reise, die Lolle mit ihrer chaotischen Herde unternimmt.


 

Rowling, Joanne K. - Ein plötzlicher Todesfall  
Es war klar, dass der neue Roman keine Fortsetzung von Harry Potter werden würde, also keine Fantasy – Geschichte und auch kein neues Kinderbuch.
„Ein plötzlicher Todesfall“ ist definitiv ein Buch für Erwachsene.
Im Zentrum der Handlung steht der kleine englische Ort Pagford im West Country mit seinen Bewohnern. Gleich auf den ersten Seiten des Romans stirbt Barry Fairbrother vor den Toren des Golfclubs und sein nun frei gewordener Platz im Gemeinderat löst einen wahren Tumult in Pagford aus.

Rowling macht nichts anderes als die Glasglocke über dieser Kleinstadt zu heben und gleich einer naturwissenschaftlichen Versuchsanordnung alle Verwicklungen ganz genau zu beobachten. Entstanden ist daraus ein spannender und großartiger Gesellschaftsroman, der die Gegenwart gezielt unter die Lupe nimmt. Vergleichbar ist die Geschichte am ehesten mit einem Krimi ihrer amerikanischen Kollegin Elizabeth George.


 

Tommy Jaud - Ãœberman  
Der Trubel um „Vollidiot“ Simon Peters, der es mit Glück vom T-Punkt-Verkäufer zum „Millionär“ gebracht hat, geht mit „Überman“ weiter. Und, um es gleich zu sagen, auch Simon hat mit der Finanzkrise zu kämpfen.
Auch der nahende 21. Dezember, an dem laut Maya-Kalender die Welt untergehen soll, weckt Simons Interesse.

Der Besuch im Bordell, die Einlage bei der Fernsehshow „Let’s Dance“, na ja, sie reißen den Leser nicht vom Hocker. Das alles klingt bekannt, schon oft ähnlich gehört, mäßig spaßig. Ganz ehrlich, Tommy Jaud war schon witziger.


 

Leon, Donna - Reiches Erbe  
Brunetti ermittelt - Eine ältere Frau, Mitte sechzig, wird in ihrer Wohnung aufgefunden. Tod durch Herzschlag, konstatiert der Arzt zunächst. Eine naheliegende Lösung, da die Tote an einer Herzkrankheit litt. Allerdings gibt es an der Leiche leichte Druckstellen, die Brunetti keine Ruhe lassen. Er beginnt das Umfeld der Dame zu befragen, stattet dem Krankenhaus, in dem sie regelmäßig den freiwilligen Besuchsdienst übernahm, eine Stippvisite ab und entdeckt, dass die Tote, die einhellig als gute Nachbarin, gute Mutter und gute Frau bezeichnet wurde, durchaus ihre Geheimnisse hatte.
„Reiches Erbe“ ist ein Krimi der leisen Töne, der genauen Beobachtung und die Geschichte einer großen tragischen Liebe, die mit normalen juristischen Vorgaben nicht zu beurteilen ist. Und erfreulicherweise hält sich Brunetti mal wieder nicht an seine Vorschriften ...


 

Egan, Jennifer - Der größere Teil der Welt  
Oft wird behauptet, Jennifer Egans wäre ein Punk-Roman, doch das ist zu kurz gegriffen und klingt eher abschreckend. Die Musik spielt eine verbindende Rolle in allen Kapiteln, Rock, Punk alles ist vorhanden und drückt natürlich auch das herrschende Gefühl der jeweiligen Zeit aus. Es beginnt mit der Punkszene in San Francisco, als Stachel - Halsbänder angesagt sind, mit Drogen experimentiert wird, und endet im digitalen Zeitalter in New York mit einem großen Konzert ...
„Der größere Teil der Welt“ ist ein außergewöhnlicher Roman mit einer anspruchsvollen Erzähltechnik, der den Leser glänzend unterhält, jedoch seine volle Aufmerksamkeit erfordert und er gehört zu den Büchern, die man niemals ausgelesen hat, denn bei jeder neuen Lektüre sind weitere Feinheiten aufzuspüren.


 

Vargas, Fred - Die Nacht des Zorns  
Adamsberg reist in die Normandie und geht in seiner nachdenklichen Art der eigenartigen Überlieferung auf den Grund. Er spaziert durch den Wald, redet mit einer alten Frau aus dem Dorf, die über alle Vorkommnisse bestens Bescheid weiß. Sie gehört mit ihrer sensiblen Art zu denen, die bereits den Flügelschlag eines Schmetterlings wahrnehmen
Der Plot zeichnet sich durch einen fein aufgebauten Verlauf mit einem moderaten Spannungsfaktor aus. Das Besondere an Krimis von Fred Vargas sind die magischen Momente im Handlungsverlauf, wenn der Leser den nicht alltäglichen Überlegungen Kommissar Adamsbergs folgt und sich auf die amüsanten Besonderheiten seiner Truppe einlässt.


 

Walker, Martin - Delikatessen  
Bruno, Chef de Police im französischen Périgord, kommt nicht zur Ruhe. Ausgerechnet bei ihm in der Provinz, in dem kleinen Städtchen Saint-Denis, soll ein äußerst heikles Innenminister-Treffen von Frankreich und Spanien stattfinden. Mit höchster Sicherheitsstufe, denn es geht um den Kampf gegen die Terroristen der baskischen Untergrundorganisation ETA und ein Anschlag kann nicht ausgeschlossen werden.
„Delikatessen“ ist ein Krimi, der in das wunderschöne Périgord entführt, den Köstlichkeiten der französischen Küche huldigt und in die vermeintlich verschlafene Provinz aktuelle politische Ereignisse verlagert.


 

Adler-Olsen, Jussi - Das Alphabethaus  
Zwei englische Piloten stürzen während des zweiten Weltkrieges über Deutschland ab und haben alle Hände voll zu tun, sich zu retten. Doch wie Olsen diese Geschichte erzählt, das wurde so noch nicht gelesen.
Sein Roman über eine große Freundschaft ist auch die Geschichte von menschlichem Versagen, nicht nur auf politischer Ebene, sondern vor allem auf menschlicher, persönlicher Ebene. Die Handlung liest sich so spannend, dass der Leser tatsächlich am Ende des Buches, so wie der Filmproduzent Just Beter, überrascht feststellt: „Der beste Film, den ich je gelesen habe.“


 

Funke, Cornelia - Geisterritter   (ab 10 Jahren)      
„Geisterritter“ ist nicht nur eine spannende Abenteuergeschichte aus der Welt der mittelalterlichen Ritter. Cornelia Funke hat sehr geschickt die historischen Hintergründe der Kathedrale von Salisbury in ihren Plot eingewoben.
Mit Friedrich Hechelmann hat Funke einen Könner gefunden, der ihren Text mit geheimnisvollen, wunderschönen Bildern, die eigenständige Kunstwerke sind, begleitet und auf siebzehn ganzseitigen und fünf doppelseitigen farbigen Bildern der Geschichte einen eigenen Glanz verleiht.


 

Munro, Alice - Zu viel Glück  
Ihre zehn neuen Geschichten erzählen von Frauen, die meist in der kanadischen Provinz wohnen, ein beschauliches Leben führen und durch einen kleinen Riss in ihrer Biographie aus der Bahn geworfen werden. Grandiose Literatur von einer ganz großartigen Schriftstellerin.
Der allerschönste Satz findet sich in der letzten Geschichte: „Denk immer daran, wenn ein Mann aus dem Zimmer geht, lässt er alles darin hinter sich. Wenn eine Frau hinausgeht, trägt sie alles, was in dem Zimmer geschehen ist, mit sich fort.“


 

Landorff, Max - Der Regler  
Gabriel Tretjak ist jung, erfolgreich, dynamisch. Ein Karrieretyp, kurz: ein Macher. Und doch - es sind kleine, unscheinbare Dinge, die plötzlich in seinem Leben nicht mehr stimmen.
Keine Frage, es ist kurzweilig, dem „Regler“ und seinen Geschäften zu folgen. Am Ende wird auch eine stimmige Lösung präsentiert, doch nicht alle Fäden sind in der Eile sorgfältig verknüpft worden, einige Fragen bleiben offen.


 

Neuhaus, Nele - Wer Wind sät  
Seit Wochen steht „Schneewittchen muss sterben“ auf der SPIEGEL- Bestsellerliste und schon versorgt Nele Neuhaus ihre Fans mit einem neuen Krimi um das Ermittler-Team Pia Kirchhoff und ihrem Chef Oliver von Bodenstein.
Ludwig ist in einer Bürgerinitiative gegen den Windpark engagiert. Dort hat er heftige Widersacher: Jannis und seine Freundin Ricky . Doch Jannis will nicht nur Ludwig in der Führung ausboten, er hat noch ein Hühnchen mit seinem ehemaligen Chef Theissen, dem Eigentümer von WindPro zu rupfen.


 

Company, Flavia - Die Insel der letzten Wahrheit  
Nach diesen wenigen dürren Seiten beginnt nun das, womit sich das Buch im Wesentlichen beschäftigt: Zwei Männer, eine einsame Insel, der eine bewaffnet, der andere mit unwahrscheinlich viel Glück gerade mal überlebt, tun sich eben nicht zusammen, sondern ganz im Gegenteil ...
Der kurze Roman von Flavia Company endet in einem überraschenden Epilog. Und kaum, dass man die Wendung so einigermaßen verdaut hat, beginnt der Leser die Fäden aufzunehmen.
Ein Buch über dessen Inhalt man sich sicher gerne mit anderen austauschen wird, mit wechselnden Erkenntnissen und das besonders Angenehme ist die Kürze des Romans, das eindeutige Ende und doch wieder nicht.


 

French, Tana - Sterbenskalt  
Es gibt ihn, den Knacks im Leben eines Menschen, wo ab diesem Zeitpunkt alles anders wird und nichts mehr umkehrbar ist. Genau diesen Punkt erlebt der Ire Frank Mckay mit neunzehn Jahren, als ihn seine Freundin Rosie sitzen lässt.
Der Irin Tana French genügt diese übersichtliche Ausgangssituation für ihren spannenden Krimi. Sie leuchtet hinein in die kaputten irischen Unterschichtsfamilien: Der Vater, arbeitslos, jähzornig und alkoholkrank, der im Rausch Frau und Kinder regelmäßig verprügelt. Die Mutter ....


 

Condie, Ally - Die Auswahl, Cassia und Ky   (ab 13 Jahren)      
Gibt es sie tatsächlich noch, gute Jugendbücher? Unter den All-Age-Romanen nimmt der erste Band der geplanten Trilogie von Ally Condie eine wohltuende Sonderstellung ein, denn dieses Buch ist nicht einfach dem Mainstream hinterher geschrieben und schnell auf den Markt geworfen.
Cassia lebt in einer Gesellschaft, in der es üblich ist, dass man mit siebzehn Jahren den Partner fürs Leben vermittelt bekommt, ganz bequem, ohne eigene Anstrengung. Sie erhält die ersehnte Einladung zu ihrem Paarungsball, dem wichtigsten Tag im Leben junger Mädchen.


 

Serno, Wolf - Die Medica von Bologna  
In seinem Roman „Die Medica von Bologna“ dreht sich alles um eine faszinierende, wissbegierige Frau und schon der erste Satz zündet: „Ich bin eine vergessene Frau. Von den achtundvierzig Jahren, die ich auf dieser verrückten Welt lebe, habe ich die letzten sechzehn Jahre in strenger Abgeschiedenheit verbringen müssen.
Wolf Serno beschreibt sehr anschaulich, wie die Pest im 16. Jahrhundert wütet, erzählt, wie sich die Ärzte damals mit ihrer Kleidung gegen Ansteckung geschützt haben und zeigt dem neugierigen Leser, in originalen Holzschnitten, die sechs Akte der Nasenoperation am Ende des Buches.


 

Grünberg, Arnon - Mitgenommen  
Immer wieder in ihrem Leben passiert es Lina, dass sie mitgenommen wird, ohne dass sie jemals gefragt wird, ob das überhaupt in ihrem Sinn ist. Sie entwickelt sich zu einer Frau, die am Ende sehr genau weiß, was sie will, und der niemand mehr irgendwelche Vorschriften macht. Doch Liebe erfährt sie auch in ihren späteren Jahren von keiner Seite.
Es sind die Vater-Tochter-Geschichten, die den niederländischen Autor Arnon Grünberg faszinieren. In seinem letzten Buch „Tirza“ ging ein Vater los und suchte seine Tochter, die sich nach dem Abitur auf eine längere Afrika-Reise begeben hatte. In diesem Roman „Mitgenommen“ beleuchtet er dieses Thema von einer ganz anderen Seite.


 

Drvenkar, Zoran - DU  
Ein unbekannter Serienmörder, Reisender genannt, mordet im Oktober 1997 während eines winterlichen Verkehrsstaus die Fahrer in den Autos hinter ihm und entkommt unerkannt.
Das ist längst nicht alles, denn Drvenkar versteht auch eine Menge von Psychologie, gibt seinen Personen glaubhafte Biographien und taucht in die unterschiedlichen Milieus ein - ein großartiger Krimi.


 

Hill, Joe - Teufelszeug  
Als Ig Perrish nach einer wild durchzechten Nacht am nächsten Morgen aufwacht, erinnert er sich kaum noch an Einzelheiten. Zu viel Alkohol, zu laute Musik, einfach zu viel von allem. Beim Blick in den Spiegel traut er seinen Augen kaum: Ihm sind über Nacht zwei Hörner auf der Stirn gewachsen. Das war definitiv eine wilde Nacht.
In erster Linie hat Joe Hill einen super spannenden Thriller geschrieben, den er mit Elementen aus dem Horror-Genre anreichert. Da schlängeln sich gefährliche Schlangen im Unterholz und wecken Urängste, Feuer lodert unvermittelt auf und hinterlässt nichts als verbrannte Erde. Richtigen Drive entwickelt die Geschichte, wenn es um die interessante Grundfrage geht, was geschieht, wenn sich die Umwelt, die Freunde, als längst nicht so nett und zuvorkommend erweisen, wie man gedacht hat.


 

Follet, Ken - Sturz der Titanen  
„Sturz der Titanen“ umfasst die Zeit vor dem Beginn des ersten Weltkrieges und ungefähr zehn Jahre danach. Im englischen Wales arbeitet der männliche Teil der Familie Williams im Bergbau und der Vater ist als engagierter Gewerkschafter am Streik gegen die unmenschlichen Arbeitsbedingungen beteiligt. Die Tochter Ethel dient als Haushälterin auf dem Landsitz von Earl Fitzherbert. Sehr umsichtig führt sie den Haushalt und Ken Follett bereitet es ein besonderes Vergnügen, die Tischsitten, die Art der Mahlzeiten und die Gespräche bei Tisch eingehend zu beschreiben.
Wer Spaß daran hat, sich in den Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts zu versenken, sich das Leben der Großväter und Urgroßväter noch einmal vor Augen zu führen, und sich auch darauf einlassen möchte, Geschichte „von unten“ zu betrachten und nicht immer nur vom Verhandlungstisch der Machthaber, dem kann dieser großartige historische Roman wärmstens empfohlen werden.


 

Funke, Cornelia - Reckless   (ab 12 Jahren)      
Mit Hilfe eines Spiegels im Arbeitszimmer seines Vaters ist es Jacob gelungen, in eine neue Welt einzutauchen. In dieser Welt tobt gerade ein Kampf kaiserlicher Truppen gegen die Armee der Unterwelt, die Goyl. Wer einen Schlag mit einer Goyl-Tatze erhält, dessen Haut wird binnen weniger Tage zu Stein erstarren.
„Reckless“ gehört zu den All-Age-Romanen und Kinder können die fantastische Geschichte der beiden Brüder mit roten Ohren voller Spannung atemlos durchhecheln während die erwachsenen Leser sich Gedanken machen, was es mit der gefühllosen Haut in einer unterirdischen dunklen Welt auf sich hat.


 

Scheunemann, Frauke - Dackelblick  
Zugegeben, es hat schon eine ganze Ecke gedauert, bis sich der kleine freche Rauhaardackel Herkules das Prädikat „Frauenversteher auf vier Pfoten“ anheften konnte, doch es gibt einfach gravierende Unterschiede in der Betrachtung der Welt zwischen Zwei- und Vierbeinern. Und gerade in Liebesdingen haben es die Vierbeiner entschieden einfacher.
Die Hamburger Autorin Frauke Scheunemann, die zusammen mit ihrer Schwester unter dem Pseudonym „Anne Hertz“ bereits mehrere Roman verfasst hat („Goldstück, „Wunderkerzen“ und „Sternschnuppen“) erzählt mit ihrem witzigen Roman „Dackelblick“ die Welt aus der Sicht eines cleveren kleinen Rauhaardackels, der sich auf seinen krummbeinigen Dackelbeinen wacker durch die komplizierten Liebes - Verstrickungen seines Frauchens schlägt


 

Forman, Gayle - Wenn ich bleibe  
Mia ist siebzehn und wächst in einer kleinen Stadt in Oregon auf. Ihr Cello ist ihre Welt, auch wenn das in ihrer Familie kein Mensch versteht. Ihr Vater hat früher viele Jahre Schlagzeug in einer Punkband gespielt, bevor er Lehrer wurde, und auch ihrer Mutter ist Punkmusik näher, als Mias Liebe zur Klassik.

„Wenn ich bleibe“ erzählt neben einer großen Liebesgeschichte auch eine wunderbare Story über Toleranz und Freiheit. Und verpackt ist das Ganze in einer federleichten Geschichte, die fast schwebend daherkommt.


 

Kinkel, Tanja - Im Schatten der Königin  
Ihr Roman „Im Schatten der Königin“ widmet sich dem englischen Königshaus Tudor im 16. Jahrhundert. Königin Elizabeth I. hat gerade den Thron bestiegen und ist mit aller Kraft dabei, ihre Macht zu sichern.
Die verworrenen Verhältnisse in der katholischen und protestantischen Kirche sowie der Erbfolge im Hause Tudor zu durchblicken, erleichtert Tanja Kinkel gleich zu Beginn des Romans mit einem kurzen Abriss der historischen Ereignisse. Dass hin und wieder die Dialoge etwas trocken und die Überlegungen von Tom Blount manchmal etwas langatmig geraten sind, darüber tröstet am Ende das stimmige Gesamtbild hinweg.


 

Alpert, Mark - Die Würfel Gottes  
... teilt er Swift eine geheimnisvolle Ziffernfolge mit und flüstert sehr undeutlich das Stichwort „Einheitliche Feldtheorie“. Swift weiß, dass Kleinmann vor vielen Jahren einer der Assistenten Albert Einsteins war und sich in dieser Zeit mit dieser Theorie intensiv beschäftigt hatte.
Alpert erzählt in einem halsbrecherischen Tempo und baut bei seiner Verfolgungsjagd immer wieder unerwartete Wendungen in die Geschichte ein. Da wechseln Personen die Lager, sind keineswegs in gut und böse einzuordnen, und immer wieder wartet er in seinem Plot mit überraschenden Details auf.


 

Weiler, Jan - Mein Leben als Mensch  
Nun also begleiten wir seinen Schwiegervater Antonio, wie er zur Fußballweltmeisterschaft, kurz „Wä-Emme“ ein „Geräte mit Flakebilde“ kauft. Ob Plasma oder LCD das sind für Antonio Fragen von untergeordneter Priorität.
Aus den einundsechzig Stern - Kolumnen, ist eine wunderbar witzige Unterhaltungslektüre entstanden, die sich mühelos in einem Rutsch weg lesen lässt. Allerdings Vorsicht: Sollten Sie das Buch in Bus oder Bahn lesen, könnte es sein, dass Sie immer wieder durch lautes Auflachen von ihren Mitfahrern verwunderte Blicke kassieren. Aber wen stört das schon, wenn er gerade liest, wie Antonio sein neues „Sisteme für der Navigazione“ in Betrieb nimmt?


 

Allende, Isabel - Ines meines Herzens  
Im Jahre 1580 ist Inés Suarez siebzig Jahre alt und fühlt, dass der Tod nicht mehr fern ist. Es ist Zeit für sie Rückschau zu halten und so schreibt sie ihr abenteuerliches Leben für Isabel, die Tochter ihres zweiten Ehemannes, auf.
Isabel Allende, die bereits mit ihrem großartigen Roman „Das Geisterhaus“ die Geschichte Chiles mit ihrer eigenen Familiengeschichte verknüpfte, taucht in ihrem neuen Roman in das Jahrhundert der Konquistadoren ein und verleiht den historischen Figuren ihre Stimme.


 

Garner, Helen - Das Zimmer  
Wer würde nicht helfen, wenn eine langjährige Freundin darum bittet, für drei Wochen zu Besuch kommen zu dürfen, da sie sich in Melbourne einer alternativen Krebstherapie unterziehen möchte.
„Der Tod hatte sich bei mir einquartiert. Seine Gesetze stießen jedes neue Leben mit einer schrecklichen Gewalt beiseite.“ Ein Buch, das nicht mit Wahrheit spart


 

Davidson, Andrew - Gargoyle  
Der Einstieg in die Geschichte beginnt temporeich. Ein Mann, Mitte dreißig, der seinen Lebensunterhalt als erfolgreicher Pornodarsteller verdient, rast nachts mit seinem Auto eine Landstraße entlang. Es geschieht das Unvermeidliche: der Wagen schleudert, fängt Feuer und der Fahrer überlebt nur mit alllerschwersten Verbrennungen.
Es ist zu wenig, wenn man Andrew Davidson zu einem großartigen Liebesroman gratuliert. „Gargoyle“ ist mehr. Und es ist auch nicht nur ein sorgfältig recherchierter historischer Roman, der das Kloster Engelthal, das im 14. Jahrhundert eine Hochburg des deutschen Mystizismus war, in den Mittelpunkt rückt.


 

Asher, Jay - Tote Mädchen lügen nicht   (ab 14 Jahren)      
Hannah Baker hat sich das Leben genommen. Die Mitschüler und Lehrer waren alle überrascht, denn keiner konnte sich die Tat erklären. Als Clay dann einen Schuhkarton mit sieben Musikkassetten erhält, ist er fassungslos, als er darauf Hannahs Stimme hört ....

Es bleibt nach diesem Roman die erschreckende Erkenntnis, dass oft Kränkungen, die vielleicht gar nicht als so schlimm empfunden werden, unbeabsichtigte, weitreichende Folgen haben und ganze Kettenreaktionen auslösen.


 

Glattauer, Daniel - Alle sieben Wellen  
Glattaueres Roman zählt wirklich zum Schönsten, was es in Sachen Liebe derzeit zu lesen gibt. Die beiden Protagonisten Emmi und Leo lernen sich durch eine fehlgeleitete E-Mail kennen, sind zunächst verärgert darüber, kommen trotzdem ins Gespräch und verlieben sich – auf Distanz. Die Sache hat einen Haken. Emmi ist verheiratet ...
Der Österreicher Daniel Glattauer, der mit „Gut gegen Nordwind“ die Bestseller-Listen eroberte, wurde von seinen Fans geradezu bestürmt, meist natürlich per E-Mail, wie sonst, Emmi und Leo eine neue Chance zu geben und er geht das Wagnis ein.


 

Le Carré, John - Marionetten  
Als im Hamburger Stadtteil Altona eines Tages ein junger Mann vor der Tür des Boxers Melik steht und um Einlass bittet, würde der ihn am liebsten sofort wieder wegschicken.
Er stammt aus Tschetschenien, war in Russland und in der Türkei in verschiedenen Gefängnissen und die Spuren auf seinem Körper zeigen deutlich, dass er mehrfach gefoltert wurde.

Geschickt verknüpft John Le Carré die große Weltpolitik mit den kleinen persönlichen Schicksalen und am Ende ist für alle Beteiligten klar, dass sie nicht ungeschoren davon kommen werden.


 

Jackson, Lisa - Shiver - meine Rache wird euch treffen  
Abbys Mutter war viele Jahre Insassin einer psychiatrischen Klinik und ihr Tod ist bis heute nicht vollständig aufgeklärt. Angeblich beging sie Selbstmord und stürzte sich aus dem Fenster.
Die Amerikanerin Lisa Jackson legte mit ihrem Roman „Shiver – meine Rache wird euch treffen“ einen Psychothriller hin, der trotz einiger Längen den Leser in Atem hält.


 

Arjouni, Jakob - Der heilige Eddy  
Jakob Arjouni arbeitet mit herrlichen Slapstick – Einlagen, mit denen es sein Kleinganove Eddy immer wieder schafft, den Kopf gewitzt aus der Schlinge zu ziehen.
„Der heilige Eddy“ liest sich amüsant, witzig und bietet mit Berlin als Hintergrund - Kulisse einen schrägen Blick auf die Befindlichkeiten der Hauptstadt.


 

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