| Im Mittelpunkt der Geschichte steht Peter de Boers. Seine sehr erfolgreiche Firma residiert im Zentrum von Amsterdam und er arbeitet für seine Auftraggeber absolut zuverlässig und diskret. Sein Spezialgebiet ist es, gezielte Falsch-Informationen über eine Firma zu lancieren, um damit die Konkurrenz zu stärken und im besten Fall eine Übernahme zu ermöglichen. Eine Manipulation der Aktienkurse ist für ihn kein Problem Jussi Adler-Olsen unterhält nicht nur mit einem sehr spannenden Plot, es ist überaus interessant sich die historischen Gegebenheiten im damaligen Irak mit der gnadenlosen Kurdenverfolgung durch Saddam Hussein noch einmal vor Augen zu führen und die heutigen Probleme mit dem IS in diesem Zusammenhang zu beleuchten. Noch dazu gibt der Autor jeder seiner Personen eine eigene, sehr fein ausgemalte Geschichte. Keine groben Scherenschnitte, Adler-Olsen zeichnet Personen mit einer gebrochenen Biographie. Bei Peter de Boer und Nicky kehrt er in der indonesischen Historie bis ins Jahr 1949 zurück, als die Holländer Java verlassen mussten.
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| Karin Slaughter baut in ihrem gut konstruierten Krimi eine sehr spannende Handlung auf und schickt den Leser immer wieder auf eine falsche Spur. War Paul im Zeugenschutz-Programm und sein Tod nur vorgespielt? Die Lektüre eines Slaughter-Krimis ist niemals langweilig, dafür ist die Autorin eine viel zu versierte Handwerkerin. Mit den Spannungselementen hantiert sie äußerst geschickt, doch Achtung: Sie könnten eine unruhige Nacht erleben, denn Karin Slaughter beschreibt Alpträume im Krimiformat. Der Schauplatz der Handlung ist wie so oft bei Karin Slaughter Atlanta. Kein Wunder, schließlich lebt sie im Augenblick selbst dort. Und zum Zweiten: Wer zu einem Krimi der Amerikanerin greift, weiß, dass sie bei ihren Plots nicht zimperlich ist und keine Krimikost für zarte Nerven zaubert.
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| Mauro de Blasi ist CEO eines großen Unternehmens, das aber erheblich zu kämpfen hat nach der Wirtschaftskrise. Es stehen Entlassungen an. Doch ein kluger Schachzug könnte dies eventuell verhindern. Zusammen mit seinem Stellvertreter Guido Marsili macht er der Firma Artenia ein verlockendes Übernahmeangebot. Wenn er noch den zuständigen Abgeordneten ins Boot bekommt, könnte der Aufschrei, dass Arbeitsplätze in Zukunft wegfallen, in Grenzen gehalten werden. Andrea Camilleri hat einen spannenden Wirtschaftskrimi geschrieben, der hervorragend in unsere Gegenwart passt. Er überrascht seine Leser zum Ende hin mit einigen unerwarteten Wendungen, die ihn schlicht als großartigen Krimiautor auszeichnen. Also, es muss nicht immer Montalbana sein. Es genügt, wenn Andrea Camilleri als Autor auf dem Titel steht.
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| Franz Eberhofer aus Niederkaltenkirchen geht die Arbeit nicht aus. Es ist bereits sein siebter Fall, in dem der Dorfsheriff, geschaffen von Rita Falk, ermittelt. Diesmal beschäftigt Hauptkommissar Eberhofer Brandstiftung mit Mord in der bayerischen Provinz, aber eigentlich ist der Fall komplett unwichtig. Das wissen alle Rita-Falk-Fans. Wer zu diesen Krimis greift, der möchte mehr von Franz lesen, seiner liebeswerten schwerhörigen Oma, dem kiffenden Vater und von Susi. Ein grandioser Höhepunkt der Geschichte: Oma studiert in der Zeitung ein Sonderangebot von "Teusruss", schließlich braucht der kleine Paul schon bald einen neuen Kinderwagen. Und erst der Besuch dort. Eine wunderbare Slapstick-Einlage, denn die sparsame Oma, die immer und überall um den möglichst günstigsten Preis feilscht, zahlt auf keinen Fall irgendwelche unsinnige Transportkosten. Ach so, die Firma, die Franz mit Oma dann besucht heißt übrigens "Toys R Us".
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| Begonnen hat alles mit dem Tod der 83-jährigen Literaturkritikerin Ingegerd Clausen, die im Haus ihrer Tochter erschlagen wurde. Wer trachtet einer alten, leicht dementen Frau nach dem Leben? Oder war ihre Tochter Kamille gemeint, die als Bildhauerin arbeitet und deren Skulpturen, Arbeit eines ganzen Jahres, total zerstört worden sind? Anna Grue schreibt keine Hochgeschwindigkeits-Plots. Ihre Krimis zeichnen sich dagegen durch eine sehr genaue Charakterisierung der Personen aus. Die Leichen wirken bei ihr eher steril, auf die Morde geht sie nicht detailliert ein. Wer blutrünstige Szenen erwartet, der wird bei diesen Krimis enttäuscht. Allerdings sind die Motive und Handlungsfäden sehr fein gesponnen, es mangelt nicht an überraschenden Verwicklungen und Verstrickungen zurück in die Vergangenheit.
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| Frank Deckers Spezialität: Er spürt vermisste Personen auf und dafür setzt er alles aufs Spiel, seinen Job als Polizist und auch seine Ehe. Man kennt ihn aus "Missing New York". Kim, die Frau seines Kumpels Charlie ist verschwunden.
Carlie, inzwischen reicher Immobilienhai in Miami, setzt drei Millionen Dollar als Belohnung aus. "Mit Sex wird mehr Geld verdient als bei Porsche oder Adidas." Der Amerikaner Winslow begnügt sich nie mit einem spannenden Krimi. Es geht ihm immer auch darum, der Gesellschaft den Spiegel vorzuhalten. Diesmal war es neben Florida auch Deutschland
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| Per Persson, der seinen Unterhalt an der Rezeption eines in die Jahre gekommenen Hotels verdient und so leidlich mit seinem Dasein zurechtkommt, trifft eines Tages auf einer Parkbank in Stockholm die arbeitslos gewordene Pfarrerin Johanna. Er bietet ihr eine Unterkunft an, ohne zu wissen, dass er soeben die seltsamste Pastorin von ganz Schweden kennengelernt hat mit starkem Hang zum Fluchen und Atheismus. Zusammen mit dem Mörder Anders, der als Langzeitbewohner in der Pension Sjöudden untergekommen ist, bilden sie ein unschlagbares Team. Jonas Jonasson erzählt, und das ist sein Markenzeichen, mit trockenem Humor und schnodderigem Ton seine aberwitzige Geschichte und feuert wieder einmal ein ganzes Feuerwerk an Slapstick-Einlagen ab. Haarsträubend, voller Situationskomik, mit einer Menge unerwarteter Wendungen, die zum Ende hin, im dritten Teil, allerdings etwas bemüht wirken, bietet der Schwede einen gelungenen Unterhaltungsroman, bei dem man sich herrlich amüsiert.
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| Muna stammt aus Afrika und wäre der Sohn der Familie Songolis nicht eines Tages spurlos auf dem Weg zur Schule verschwunden, hätte sich wohl nie etwas an ihrer Lage geändert. Denn Muna wird wie eine Sklavin im Keller versteckt. Es hagelt Schläge wegen Nichtigkeiten, Herr Songolis missbraucht sie brutal. Es ergeht ihr schlechter als einem ungeliebten Haustier. Es ist nur ein schmaler Krimi, den Minette Walters hier vorlegt. Wohl eher eine Fingerübung, doch die Charaktere sind gut durchdacht und die clevere Muna, die so viel Leid ertragen musste, kommt mit Witz und Bauernschläue immer wieder aus heiklen Situationen heraus, auch wenn für jedes Problem, das sie erfolgreich löst, schon das nächste auf sie wartet.
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| Für alle Urlauber, die in die Bretagne reisen, gehören die Krimis von Jean-Luc Bannalec zum unverzichtbaren Reisegepäck und wer leider nur den heimischen Liegestuhl zur Verfügung hat, kann trotzdem einen Kurz-Urlaub im Kopf für ein bis zwei Nachmittage einplanen. Lange ist nicht klar, womit er es eigentlich zu tun hat. Geht es um Alkohol- oder Zigaretten - Schmuggel in groß angelegtem Stil? Ist Umweltverschmutzung im Nationalpark das Thema? Illegaler Beifang? Die toten Delphine wie auch die Tote Forscherin würden darauf schließen lassen.
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| Laurenti ermittelt bereits in seinem neunten Fall, und noch immer ersetzt die stimmige Atmosphäre, die Veit Heinichen in einen spannenden Plot packt, fast einen Urlaub in der nördlichsten Stadt des Mittelmeers (Triest). Weil ein Sprengstoffanschlag in Triest verübt wurde und zeitgleich ein Lagerhaus im alten Hafen in die Luft flog, ermittelt Laurenti gegen einen Mann, der vor 25 Jahren angeblich bei einer Bombengeschichte umgekommen ist.
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| Ziemlich schnell begreift Schäfer, dass das autobiographische Dokument des antiken Schriftstellers Flavius Plancus Auskünfte über die ersten Christen in Rom gibt. Die explosivste Zeile darin besagt, dass Jesus Christus nicht gekreuzigt worden ist.
Zielsicher, mit schnellen Hammerschlägen treibt Englisch seine Geschichte voran. Keine Langatmigkeiten ... und der Vatikan zaudert auch nicht. Immer im Wechsel mit der Handlung im 20. Jahrhundert entblättert der Autor dem Leser Stück um Stück die Übersetzung des antiken Papyrus aus dem verschütteten Herkulaneum. Gerade diese Passagen sind Englisch wunderschön gelungen, da er den Flair der antiken Lebensweise und die Beschaulichkeit eines müden, reichen, alten Patriziers gekonnt einfängt.
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| "Wenn ich einen Eunuchen will, hätte ich mich in den Istanbuler Kleinanzeigen umgesehen." Und so bleibt Superintendent Andy Dalziel, nachdem er in seinem letzten Fall nur knapp einem Bombenattentat entkommen ist, nur zähneknirschend der Besuch eines Reha-Zentrums übrig, um körperlich und geistig wieder zu Kräften zu kommen. Es gibt eine Menge Klatsch und Tratsch, endlose Plaudereien, ob als e-Mail oder von Daziel auf sein Diktiergerät gesprochen. Doch am meisten Spaß beim Lesen machen die flotten Sprüche und zynischen Kommentare von Andy Dalziel und seine Zusammenarbeit mit seinem Partner Pascoe, dem er zwar freie Hand bei den Ermittlungen lässt, doch am Ende, ja am Ende weiß der Chef halt doch mehr als seine Truppe. Und Reginald Hill bietet nicht nur ein mögliches Ende an. Immer wenn man meint, jetzt ist der Täter überführt, zaubert er eine neue Lösung aus dem Ärmel und überrascht in einem weiteren Kapitel mit einer neuen Wendung der Geschichte.
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| Auf dem Heimweg wird Lasse von einem mit hoher Geschwindigkeit fahrenden Auto geblendet, seine Tochter stirbt bei dem Unfall. Wie geht eine Familie mit dem Tod ihres Kindes um? Die Mutter scheint zu erstarren und hält sich hilflos an ihren Alltagsgewohnheiten aufrecht. Sie bringt es nicht fertig, zur Beerdigung von Anna zu gehen. Lasse ist am Boden zerstört, Für Jan Costin Wagner ist nicht die actionreiche Handlung entscheidend. Ihm geht es um die Entwicklung seiner Figuren, ihre psychologische Ausleuchtung. Was bringt einen Fonds-Manager dazu ein geheimes Doppelleben zu führen? Kann man im Internet einfach ein Blutbad ankündigen und niemand reagiert? Am Ende sind alle offenen Handlungsfäden sehr stimmig miteinander verknüpft. Die entscheidenden Hinweise liefert übrigens Kommissar Kimmos Freundin Larissa, eine Prostituierte, deren wirklichen Namen er selber gar nicht kennt.
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| Der neue Fall, ein Mord an einer Hausfrau und Mutter, gibt Friedas gutem Freund Detective Karlsson und seinem Team eine Menge Rätsel auf: Wer bringt eine Frau um, die von allen geschätzt wurde und den besten Ruf hatte? Ihre drei halbwüchsigen Kinder sind wohlgeraten und ihre Ehe scheint tadellos. Handelt es sich um einen Raubüberfall? Der junge Täter ist schnell gefasst und leugnet irgendetwas mit dem Mord zu tun zu haben. Und schon bald zeigen sich in der gutbürgerlichen Fassade Risse. "Schwarzer Mittwoch" ist ein Krimi, der auf den ersten hundert Seiten nur schwer in die Gänge kommt. Es werden viele Verknüpfungen zu den beiden Vorgängerbänden ausgebreitet. Doch dann nimmt die Geschichte zunehmend Fahrt auf und überrascht durch die immer größer werdenden Risse in der heilen Familienwelt. Und mit diesem Täter hätte am Ende keiner gerechnet.
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| Schauplatz der Geschichte ist Boston zu Beginn der Prohibition. Im Jahre 1926 plant Joe Coughlin, Sohn irischer Einwanderer, dessen Vater als Police Captain zu den angesehenen Honoratioren der Stadt gehört, einen Überfall auf eine illegale Spielhölle im Hinterzimmer eines Speakeasy in South-Boston. Kaum dem Gefängnis entronnen, übernimmt Joe zusammen mit seinem alten Kumpel Dion Bartolo, den Rum-Schmuggel in Tampa. Sein Chef Maso lässt ihm freie Hand, so lange Joe in Florida für Ruhe und Ordnung sorgt und der Alkohol gefahrlos bis nach Boston transportiert wird.
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| Als Detective Mike Kennedy erfährt, dass es in der heruntergekommenen, fast kaum mehr bewohnten Neubausiedlung „Broken Harbour“ einen Mord an einer Familie gegeben hat, steigen unangenehme Jugenderinnerungen in ihm auf. Genau an diesem Küstenstreifen fand sein letzter Familienurlaub mit dem Wohnwagen statt. Tana French dringt in ihre Charaktere ein, schält den vielschichtigen Kern ihrer Persönlichkeiten heraus und zeigt, was gesellschaftliche Umstände mit Träumen, Hoffnungen und Perspektiven von Individuen anrichten können. So steht am Ende der Lektüre dieses Romans, der viel mehr ist als nur ein unterhaltsamer Krimi, eine schonungslose Bestandsaufnahme irischer Realität.
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| Auch bei ihren Protagonisten setzt Camilla Läckberg auf Konstanz. Mittlerweile ermittelt das bewährte Team, die Autorin Erica, die mit dem Polizisten Patrik Hedström verheiratet ist, in dessen siebten Fall. Und, um es gleich zu sagen, auch der neue Roman ist spannend und die Geschichten in Fjällbacka mit ihren skurrilen Bewohnern lassen keine Langeweile aufkommen. Wer jetzt erst Camilla Läckberg für sich entdeckt, kann mühelos mit dem „Leuchtturmwärter“ in ihre Krimi-Serie einsteigen. „Der Leuchtturmwärter“ liest sich zum einen als spannender Psychothriller, doch der eigentliche Mittelpunkt ist Fjällbacka mit seinem Polizeichef Mellberg, der kein Fettnäpfchen auslässt und grundsätzlich die falschen Schlüsse in einem Fall zieht. Oder Erica, die mit ihren neugeborenen Zwillingen alle Hände voll zu tun hat, und am Ende doch die richtige Spur findet. Ein sehr genau beschriebener Mikrokosmos, der die Leser unwiderstehlich in seinen Bann zieht.
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| In einem Heim für psychisch kranke Mädchen werden zwei Leichen gefunden. Eines der Mädchen ist in seinem Bett brutal niedergeschlagen worden, mit merkwürdig arrangierten Händen vor dem Gesicht. Die Betreuerin, die in der Nacht Aufsicht hatte, liegt tot im Keller. „Flammenkinder“ zeichnet eine sehr gute Schilderung der schwedischen Gesellschaft aus. Kinder, die in Heimen untergebracht werden, weil sie keine funktionierenden Familien haben, Mütter, die sich als Obdachlose durchschlagen, Pflegefamilien, die ihren eigenen Ansprüchen nicht genügen können. Das alles ist in einen spannenden Plot gepackt mit einem eigenwilligen Kommissar als Ermittler, gewürzt mit einer Prise Esoterik, die sich am Ende ganz logisch erklären lässt.
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| Schauplatz des Politthrillers ist Amerika. Der demokratische Kandidat Bruce Jansen ist gerade dabei am Wahlabend seinen Sieg zu feiern, als direkt neben ihm und seiner schwangeren Frau Schüsse fallen. Weder sie noch das ungeborene Kind überleben. Jansen hat zwar sein Ziel, der mächtigste Mann Amerikas zu werden, erreicht, doch um welchen Preis? Es ist eine interessante Gedankenspielerei, die Jussi Adler Olsen sich ausgedacht hat. Ist es möglich in einer stabilen Demokratie innerhalb von kurzer Zeit eine Diktatur zu etablieren und was passiert dabei mit dem Leben der Menschen? Wer wehrt sich? Wer wird Mitläufer und ist zu feige, die eigene Meinung zu vertreten? Es ist durchaus spannend, den von Adler Olsen skizzierten Abläufen zu folgen, doch manchmal erscheint das Vorgehen der Machthaber allzu leicht zu durchschauen und mutet etwas naiv an. Es scheint, als wäre Adler Olsen mehr in seine Versuchsanordnung verliebt, als diese in einen richtig spannenden Plot zu verwandeln.
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| ... soll Barbarotti in einem „Cold Case“, einem vergangenen Fall vor fünf Jahren ermitteln, der bis heute nicht aufgeklärt wurde. Damals verschwand der Elektriker Arnold Morinder. Sein Moped wurde Wochen danach gefunden, doch von ihm keine Spur. Pikant an dem Fall ist, dass Morinder mit einer Frau zusammenlebte, die vor Jahren als „Schlächterin von Klein-Burma“ Schlagzeilen gemacht hat. „Am Abend des Mordes“ ist nur an der Oberfläche ein Krimi. Eigentlich geht es darum, innere und äußere Klarheit zu suchen und in der Trauer auch zu finden. Barbarotti nimmt das Gespräch mit Gott wieder auf, zu dem er einen sehr eigenen Kontakt pflegt, und wirft am Ende als Inspektor das Handtuch, um endlich auf eine Reise zu gehen, von der er lange schon geträumt hat. Ein Buch das ohne Effekthascherei auskommt und eine große Ruhe verströmt, trotz der kriminalistischen Elemente.
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| Wer ist die Tote? Wie kam sie ins Wasser und wo ertrank ist, denn in der Lunge des Mädchens finden sich Spuren von Chlor, das bedeutet, dass sie wohl in einem Swimmingpool ertrunken ist. Die schweren Misshandlungen deuten darauf hin, dass eine grausige Folter ihrem Tod vorausging. Das Thema Kindesmissbrauch ist nun wahrlich nicht neu in der Kriminalliteratur, doch Nele Neuhaus beschreibt das Umfeld, in dem dieser stattfindet sehr intensiv.
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| Als der Rechtsmediziner Paul Herzfeld, Spezialist für Gewaltverbrechen, im Kopf einer übel zugerichteten Frauenleiche einen Zettel mit der Telefonnummer seiner Tochter findet, ist er alarmiert. Denn plötzlich wird er von den Entführern seiner Tochter wie bei einer Schnitzeljagd von Leiche zu Leiche geführt, um immer neue Hinweise zu erhalten.
Fitzek spielt mit seinen Figuren und den gängigen Elementen des Krimis, dass er dabei immer in Strömen von Blut watet, Augen ausgestochen, Messer in den Hals gerammt werden, das gehört bei ihm zum Programm. Es wird gnadenlos ein Notizzettel mitten aus dem Kopf operiert, ein Speicherchip findet sich im Magen und auf einem Stock, der erst mühsam aus einer Körperöffnung entfernt werden muss, befinden sich wichtige GPS-Daten.
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| Sie arbeiten bereits an ihrem vierten Fall: Kommissar Carl Morck und sein schräges, doch rundum sympathisches Team aus dem Sonderdezernat Q. Sein Assistent Assad ist in diesem nasskalten November 2010 sehr erkältet und Rose, das Mädchen für alles, ist, wie immer, nicht besonders gut gelaunt. „Verachtung“ ist ein Thriller, der mit verschiedenen Zeitebenen spielt, drei Handlungsstränge mühelos und absolut spannend verknüpft und großen Wert auf die gesellschaftlichen Bedingungen in Dänemark legt, denn auch hier hat das rechtsradikale Gedankengut fruchtbaren Boden gefunden. Ein klasse Krimi – mit einem überraschenden Twist am Ende.
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| Der norwegische Krimiautor Jorgen Brekke, geb. 1968, ist in Deutschland bislang noch ein völlig unbeschriebenes Blatt und gibt sein Debüt mit einem Krimi, der nicht nur Krimileser anspricht. Auch alle Leser, die sich für das Sammeln von Büchern interessieren, deren Herz alte Pergamente höher schlagen lassen und auch von einem kleinen Ausflug in die Geschichte der Kriminalliteratur mit Schwerpunkt Edgar Allan Poe nicht abgeneigt sind, kommen hier auf ihre Kosten. „Das Buch des Todes“ ist ein spannend geschriebener Krimi, der mit gut ausgefeilten Ermittlern aufwartet. Odd Singsaker ist gerade nach einer Krebsoperation am Kopf genesen und ist nicht ganz fit in der täglichen Polizei-Arbeit. Immer noch hat er mit lästigen Gedächtnislücken zu kämpfen. Felicia Stone hingegen, hat ihre schwere Lebenskrise aus Jugendtagen auch nicht richtig überwunden und wird ausgerechnet in diesem Fall mit dem Vater ihres damaligen Peinigers konfrontiert.
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| Brunetti ermittelt - Eine ältere Frau, Mitte sechzig, wird in ihrer Wohnung aufgefunden. Tod durch Herzschlag, konstatiert der Arzt zunächst. Eine naheliegende Lösung, da die Tote an einer Herzkrankheit litt. Allerdings gibt es an der Leiche leichte Druckstellen, die Brunetti keine Ruhe lassen. Er beginnt das Umfeld der Dame zu befragen, stattet dem Krankenhaus, in dem sie regelmäßig den freiwilligen Besuchsdienst übernahm, eine Stippvisite ab und entdeckt, dass die Tote, die einhellig als gute Nachbarin, gute Mutter und gute Frau bezeichnet wurde, durchaus ihre Geheimnisse hatte. „Reiches Erbe“ ist ein Krimi der leisen Töne, der genauen Beobachtung und die Geschichte einer großen tragischen Liebe, die mit normalen juristischen Vorgaben nicht zu beurteilen ist. Und erfreulicherweise hält sich Brunetti mal wieder nicht an seine Vorschriften ...
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| Adamsberg reist in die Normandie und geht in seiner nachdenklichen Art der eigenartigen Überlieferung auf den Grund. Er spaziert durch den Wald, redet mit einer alten Frau aus dem Dorf, die über alle Vorkommnisse bestens Bescheid weiß. Sie gehört mit ihrer sensiblen Art zu denen, die bereits den Flügelschlag eines Schmetterlings wahrnehmen Der Plot zeichnet sich durch einen fein aufgebauten Verlauf mit einem moderaten Spannungsfaktor aus. Das Besondere an Krimis von Fred Vargas sind die magischen Momente im Handlungsverlauf, wenn der Leser den nicht alltäglichen Überlegungen Kommissar Adamsbergs folgt und sich auf die amüsanten Besonderheiten seiner Truppe einlässt.
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| Bruno, Chef de Police im französischen Périgord, kommt nicht zur Ruhe. Ausgerechnet bei ihm in der Provinz, in dem kleinen Städtchen Saint-Denis, soll ein äußerst heikles Innenminister-Treffen von Frankreich und Spanien stattfinden. Mit höchster Sicherheitsstufe, denn es geht um den Kampf gegen die Terroristen der baskischen Untergrundorganisation ETA und ein Anschlag kann nicht ausgeschlossen werden. „Delikatessen“ ist ein Krimi, der in das wunderschöne Périgord entführt, den Köstlichkeiten der französischen Küche huldigt und in die vermeintlich verschlafene Provinz aktuelle politische Ereignisse verlagert.
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| Zwei englische Piloten stürzen während des zweiten Weltkrieges über Deutschland ab und haben alle Hände voll zu tun, sich zu retten. Doch wie Olsen diese Geschichte erzählt, das wurde so noch nicht gelesen. Sein Roman über eine große Freundschaft ist auch die Geschichte von menschlichem Versagen, nicht nur auf politischer Ebene, sondern vor allem auf menschlicher, persönlicher Ebene. Die Handlung liest sich so spannend, dass der Leser tatsächlich am Ende des Buches, so wie der Filmproduzent Just Beter, überrascht feststellt: „Der beste Film, den ich je gelesen habe.“
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| Gabriel Tretjak ist jung, erfolgreich, dynamisch. Ein Karrieretyp, kurz: ein Macher. Und doch - es sind kleine, unscheinbare Dinge, die plötzlich in seinem Leben nicht mehr stimmen. Keine Frage, es ist kurzweilig, dem „Regler“ und seinen Geschäften zu folgen. Am Ende wird auch eine stimmige Lösung präsentiert, doch nicht alle Fäden sind in der Eile sorgfältig verknüpft worden, einige Fragen bleiben offen.
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| Seit Wochen steht „Schneewittchen muss sterben“ auf der SPIEGEL- Bestsellerliste und schon versorgt Nele Neuhaus ihre Fans mit einem neuen Krimi um das Ermittler-Team Pia Kirchhoff und ihrem Chef Oliver von Bodenstein. Ludwig ist in einer Bürgerinitiative gegen den Windpark engagiert. Dort hat er heftige Widersacher: Jannis und seine Freundin Ricky . Doch Jannis will nicht nur Ludwig in der Führung ausboten, er hat noch ein Hühnchen mit seinem ehemaligen Chef Theissen, dem Eigentümer von WindPro zu rupfen.
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| Es gibt ihn, den Knacks im Leben eines Menschen, wo ab diesem Zeitpunkt alles anders wird und nichts mehr umkehrbar ist. Genau diesen Punkt erlebt der Ire Frank Mckay mit neunzehn Jahren, als ihn seine Freundin Rosie sitzen lässt. Der Irin Tana French genügt diese übersichtliche Ausgangssituation für ihren spannenden Krimi. Sie leuchtet hinein in die kaputten irischen Unterschichtsfamilien: Der Vater, arbeitslos, jähzornig und alkoholkrank, der im Rausch Frau und Kinder regelmäßig verprügelt. Die Mutter ....
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| Ein unbekannter Serienmörder, Reisender genannt, mordet im Oktober 1997 während eines winterlichen Verkehrsstaus die Fahrer in den Autos hinter ihm und entkommt unerkannt. Das ist längst nicht alles, denn Drvenkar versteht auch eine Menge von Psychologie, gibt seinen Personen glaubhafte Biographien und taucht in die unterschiedlichen Milieus ein - ein großartiger Krimi.
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| Es ist Winter in Dresden und am liebsten würde sich Kirsten Bertram die Decke über den Kopf ziehen und sich verstecken. Ihr Lebensgefühl: weltverloren, denn sie liegt nach einer Fehlgeburt im Krankenhaus. Beate Baum erzählt ihren neuen Krimi wieder mit einer Menge Dresdner Lokalkolorit und entwickelt gleichzeitig die komplizierte Beziehungskiste weiter zwischen Kirsten und Andy, der schwer an der Fehlgeburt von Kirsten nagt und seinen Kummer in einer Menge Alkohol ertränkt.
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| ... teilt er Swift eine geheimnisvolle Ziffernfolge mit und flüstert sehr undeutlich das Stichwort „Einheitliche Feldtheorie“. Swift weiß, dass Kleinmann vor vielen Jahren einer der Assistenten Albert Einsteins war und sich in dieser Zeit mit dieser Theorie intensiv beschäftigt hatte. Alpert erzählt in einem halsbrecherischen Tempo und baut bei seiner Verfolgungsjagd immer wieder unerwartete Wendungen in die Geschichte ein. Da wechseln Personen die Lager, sind keineswegs in gut und böse einzuordnen, und immer wieder wartet er in seinem Plot mit überraschenden Details auf.
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| An einem ihrer letzten Arbeitstage kurz vor der Pension wird Kriminalkommissarin Leonie Wagner in die Universität gerufen. Im ehrwürdigen Gemäuer liegt auf der Toilette ein Toter mit einem Messer im Rücken. Schnell stellt sich heraus, dass es sich dabei um Professor Ulf Urlach handelt. Eine deutliche Warnung muss sein: Leser, die einen traditionellen Krimi erwarten, sind bei „Wer weiß was“ an der falschen Adresse. Doch wer Lust auf eine intellektuelle Spielerei auf hohem Niveau mit witzigen Dialogen und einer Unmenge von literarischen Anspielungen hat, der wird sich mit diesem postmodernen Kabinettstückchen glänzend amüsieren.
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| Als im Hamburger Stadtteil Altona eines Tages ein junger Mann vor der Tür des Boxers Melik steht und um Einlass bittet, würde der ihn am liebsten sofort wieder wegschicken.
Er stammt aus Tschetschenien, war in Russland und in der Türkei in verschiedenen Gefängnissen und die Spuren auf seinem Körper zeigen deutlich, dass er mehrfach gefoltert wurde. Geschickt verknüpft John Le Carré die große Weltpolitik mit den kleinen persönlichen Schicksalen und am Ende ist für alle Beteiligten klar, dass sie nicht ungeschoren davon kommen werden.
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| Abbys Mutter war viele Jahre Insassin einer psychiatrischen Klinik und ihr Tod ist bis heute nicht vollständig aufgeklärt. Angeblich beging sie Selbstmord und stürzte sich aus dem Fenster. Die Amerikanerin Lisa Jackson legte mit ihrem Roman „Shiver – meine Rache wird euch treffen“ einen Psychothriller hin, der trotz einiger Längen den Leser in Atem hält.
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| Jakob Arjouni arbeitet mit herrlichen Slapstick – Einlagen, mit denen es sein Kleinganove Eddy immer wieder schafft, den Kopf gewitzt aus der Schlinge zu ziehen. „Der heilige Eddy“ liest sich amüsant, witzig und bietet mit Berlin als Hintergrund - Kulisse einen schrägen Blick auf die Befindlichkeiten der Hauptstadt.
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