D'Antonio Michael - Die Wahrheit über Donald Trump  
»Ich trainierte sie in Baseball und Football und ich brachte ihnen bei, dass Gewinnen nicht das Wichtigste ist, sondern das Einzige«, fügte Dobias [einer seiner Ausbilder] hinzu, in Anlehnung an einen Spruch von Vince Lombardi, den Profi-Footballtrainer, der Mitte des Jahrhunderts zum Inbegriff der Mannhaftigkeit wurde. »Donald fuhr darauf regelrecht ab. Er sagte seinen Mitspielern immer: ›Wir sind nur zu einem Zweck hier. Um zu gewinnen.‹ Er musste immer und überall die Nummer eins sein. Er war schon damals ein Intrigant. Eine furchtbare Nervensäge. Er hätte alles getan, um zu gewinnen.« Als Dobias einen Jungen voller Sehnsüchte und Ehrgeiz beschrieb, sagte er, Trump »wollte einfach der Erste sein, in allem, und er wollte, dass die Leute auch wussten, dass er der Erste war«.
Großspurig wie alles an ihm: "Die Wahrheit" ! Sicher nicht, angesichts der Nähe des Biographen, den Trump sogar zu geschäftlichen Meetings mitschleppte. Aber immerhin ein Anfang, um eine Persönlichkeit zu fassen, die ab 20.1.2017 das Schicksal von Milliarden von Menschen beeinflussen wird und kann.


 

Elsberg, Marc - Helix  
Mit Grauen muss die Administration in Washington zur Kenntnis nehmen, dass der kürzliche Herztod des Außenministers am Rednerpult einer Sicherheitskonferenz in München kein Zufall war, sondern die präzise ausgeführte Attacke mit einem auf nur eine Ziel-Person zugeschnittenen Killervirus war.
Die Vorstellung von DNA-optimierten Kindern ist erschreckend, wo es hinführen kann – faszinierend grausig, die Grenzen zwischen gut und böse fasern an den Rändern zeitweilig aus. Und doch ist der Plot an manchen Stellen zu dünn: Niemals würde die amerikanische Präsidentin und gar ein erklecklicher Teil ihrer Minister direkt ins Zentrum einer virulenten Bedrohung fliegen, um sich dort zusammen mit Dutzenden von schwer bewaffneten Platoons von einem 10 jährigen Buben nach Strich und Faden aufs Kreuz legen zu lassen, der dann auch noch den Marine One Hubschrauber selbst fliegend samt der Präsidentin entführt.


 

McCurry, Steve - L E S E N  
Eine der wenigen Tätigkeiten, bei denen der Mensch ganz mit sich alleine ist: Wenn er liest. Steve McCurry hat eine Hommage an einen anderen großen Fotografen (André Kertész) geschaffen und in diesem Fotoband seine jahrzehntelange Sammlung von Photografien mit Menschen in ihrem Buch vertieft lesend, rund um den gesamten Globus, verewigt.
Und es ist selbst ein Buch, das man wirklich als Buch und nicht als epub haben muss: Das Blättern, das Schauen, der Geruch der Farbdrucke, das Rascheln der Seiten,das Knacken des Falzes und das andächtige Betrachten von Menschen, die zu irgendeinem Zeitpunkt an irgendeinem Ort der Erde genau dasselbe getan haben - in einem Buch blättern und die Welt drumrum vergessen.


 

Adler-Olsen, Jussi - TAKEOVER  
Im Mittelpunkt der Geschichte steht Peter de Boers. Seine sehr erfolgreiche Firma residiert im Zentrum von Amsterdam und er arbeitet für seine Auftraggeber absolut zuverlässig und diskret. Sein Spezialgebiet ist es, gezielte Falsch-Informationen über eine Firma zu lancieren, um damit die Konkurrenz zu stärken und im besten Fall eine Übernahme zu ermöglichen. Eine Manipulation der Aktienkurse ist für ihn kein Problem
Jussi Adler-Olsen unterhält nicht nur mit einem sehr spannenden Plot, es ist überaus interessant sich die historischen Gegebenheiten im damaligen Irak mit der gnadenlosen Kurdenverfolgung durch Saddam Hussein noch einmal vor Augen zu führen und die heutigen Probleme mit dem IS in diesem Zusammenhang zu beleuchten. Noch dazu gibt der Autor jeder seiner Personen eine eigene, sehr fein ausgemalte Geschichte. Keine groben Scherenschnitte, Adler-Olsen zeichnet Personen mit einer gebrochenen Biographie. Bei Peter de Boer und Nicky kehrt er in der indonesischen Historie bis ins Jahr 1949 zurück, als die Holländer Java verlassen mussten.


 

Sepúlveda, Luis - Der langsame Weg zum Glück   (ab 8 Jahren)      
So sehen die ganz besonderen Bücher aus, bei denen man auf den ersten Blick gar nicht sagen kann, was einem besser gefällt: Zum einen die wunderschöne Geschichte über das Abenteuer einer Schnecke, oder andererseits die unglaublich fein gezeichneten Bilder von Quint Buchholz, die so detailreich und farbig das Leben auf der Löwenzahnwiese illustrieren.
Verpackt hat der chilenische Autor in dieser Geschichte auch seine eigene Biographie, denn er selbst hat in seiner Jugend seine Heimat in Chile verlassen und ist nach Ecuador ins Exil ausgewandert. Heute lebt er (nach vielen Jahren in Deutschland) in Spanien und seine Bücher begeistern große und kleine Leser. Mit dem Maler und Illustrator Quint Buchholz bilden die beiden ein unschlagbares Team: Sie schaffen einzigartige Kunstwerke auf dem Bilderbuchsektor.


 

Higgins, Chris - Meine lustige Familie   (ab 7 Jahren)      
Bei den Sommerfelds ist immer was los. Kein Wunder, denn Mattie, neun, und ihre vier Geschwister halten Oma und Opa, Onkel Vesuvius und natürlich ihre Eltern ordentlich auf Trab. Nicht zu vergessen, Jellico, der von allen geliebte Hund der Familie. Sei es, dass sie zusammen ein Gemüsebeet anlegen oder gemeinsam in den Urlaub nach Cornwall zum Zelten fahren. Da kann es leicht passieren, dass beim hektischen Einsteigen in den Zug Jellico einfach am Bahnsteig vergessen wird
Die englische Autorin Chris Higgins hat mit ihrem witzig und in leichtem Ton erzählten Debüt eine Familiengeschichte geschrieben, die großen Raum für Identifikation bietet, ganz ohne Patchwork-Konstellation und drohender Arbeitslosigkeit. Sie beschreibt den ganz normalen Alltag einer großen Familie, die an Weihnachten noch größer werden wird. Bullerbü reloaded, mit allem was dazugehört.


 

Quick, Matthew - Goodbye Bellmont   (ab 14 Jahren)      
Es ist das letzte Highschool - Jahr für Finley, der von seinen Mitschülern "White Rabbit" genannt wird, denn er ist der einzige Weiße im Basketball-Schulteam. Sein Kennzeichen: Er spricht nur das Notwendigste. Großvater Pop, der im Rollstuhl sitzt, weil beide Beine amputiert wurden und sein Vater verstehen das und glücklicherweise auch seine Freundin Erin.
Finley und Erin wollen so schnell wie möglich diese Stadt verlassen, doch nach Erins Unfall, sie wurde von einem Auto auf der Straße angefahren und einfach schwer verletzt liegen gelassen, ist das Basketball-Training plötzlich Nebensache. Ein Jugendroman, der immer ganz anders verläuft, als man es erwartet.


 

Ahern, Cecilia - Das Jahr in dem ich dich traf  
Jasmine kann es nicht fassen: Sechs Wochen vor Weihnachten erhält sie die Kündigung in ihrer Firma. Wahrlich ein perfekter Zeitpunkt. Um zu verhindern, dass sie, die erfolgreiche Businessfrau, die jede Menge Erfahrung mit Start-up-Unternehmen hat, sofort zur Konkurrenz wechselt, wird sie von ihrem Arbeitgeber für ein ganzes Jahr freigestellt. Doch was soll man mit einem freien Jahr machen, wenn man gewohnt ist, ständig irgendwelchen Terminen hinterher zu hetzen. Freizeit?
Am Ende des Jahres hat Jasmine eine Menge Veränderungen in ihrem Leben vorgenommen. Sie hat ihr Tempo gedrosselt, hat gelernt in ihrem Garten kleinste Veränderungen wahrzunehmen und nicht nur eine neue Freundschaft geschlossen. "Die meisten Menschen in unserem Leben müssen nicht aktiv etwas tun, um uns zu verändern, sie müssen einfach nur da sein."


 

Ahern, Cecilia - Der Glasmurmelsammler  
Fergus, der Vater von Sabrina, liegt nach einem Schlaganfall im Pflegeheim und die Erinnerung an sein Leben stellt sich nur sehr sporadisch ein. Erst als seine Tochter einige Kisten mit Murmeln, die im Heim für ihren Vater deponiert wurden, mit nach Hause nimmt, entdeckt sie einen Mann, der für sie ein völlig Unbekannter ist. Sie wusste nicht, dass ihr Vater ein leidenschaftlicher Murmelspieler war und diese glänzenden Kugeln auch gesammelt hat.
Cecelia Ahern erzählt von den kleinen und großen Lebenslügen, das Scheitern an ihnen und die Missverständnisse, die aus diesen geheim gehaltenen Leidenschaften entstehen. Viele Verletzungen anderer resultieren daraus und es ist nicht leicht für Fergus am Ende seines Lebens reinen Tisch zu machen. Sabrina nimmt sich die Zeit, die unbekannte Seite ihres Vaters zu erkunden, ist überrascht, welchen Mensch sie entdeckt und lernt eine neue Frau an der Seite ihres Vaters kennen. "Für uns alle gibt es Dinge, die wir niemals vergessen wollen. Und wir brauchen alle einen Menschen, der sich an sie erinnert - für den Fall des Falles."


 

Slauhgter, Karin - Pretty Girls  
Karin Slaughter baut in ihrem gut konstruierten Krimi eine sehr spannende Handlung auf und schickt den Leser immer wieder auf eine falsche Spur. War Paul im Zeugenschutz-Programm und sein Tod nur vorgespielt? Die Lektüre eines Slaughter-Krimis ist niemals langweilig, dafür ist die Autorin eine viel zu versierte Handwerkerin. Mit den Spannungselementen hantiert sie äußerst geschickt, doch Achtung: Sie könnten eine unruhige Nacht erleben, denn Karin Slaughter beschreibt Alpträume im Krimiformat.
Der Schauplatz der Handlung ist wie so oft bei Karin Slaughter Atlanta. Kein Wunder, schließlich lebt sie im Augenblick selbst dort. Und zum Zweiten: Wer zu einem Krimi der Amerikanerin greift, weiß, dass sie bei ihren Plots nicht zimperlich ist und keine Krimikost für zarte Nerven zaubert.


 

Camilleri, Andrea - Aussetzer  
Mauro de Blasi ist CEO eines großen Unternehmens, das aber erheblich zu kämpfen hat nach der Wirtschaftskrise. Es stehen Entlassungen an. Doch ein kluger Schachzug könnte dies eventuell verhindern. Zusammen mit seinem Stellvertreter Guido Marsili macht er der Firma Artenia ein verlockendes Übernahmeangebot. Wenn er noch den zuständigen Abgeordneten ins Boot bekommt, könnte der Aufschrei, dass Arbeitsplätze in Zukunft wegfallen, in Grenzen gehalten werden.
Andrea Camilleri hat einen spannenden Wirtschaftskrimi geschrieben, der hervorragend in unsere Gegenwart passt. Er überrascht seine Leser zum Ende hin mit einigen unerwarteten Wendungen, die ihn schlicht als großartigen Krimiautor auszeichnen. Also, es muss nicht immer Montalbana sein. Es genügt, wenn Andrea Camilleri als Autor auf dem Titel steht.


 

Wood, Barbara - Die Insel des verborgenen Feuers  
"Die Insel des verborgenen Lichts" spielt auf Hawaii, genauer gesagt vorwiegend auf den Inseln Big Island und Oahu im 19. Jahrhundert.
Im Jahre 1822 kommt Emily Stone mit dem Schiff von Neuengland nach Kona, Big Island. Gerade zwanzig und frisch verheiratet mit dem Missionar Isaac, ist sie überwältigt vom Licht der Insel, den schneebedeckten Vulkanen und den unzähligen Wasserfällen. Sie gehört zu den ersten weißen Frauen, die auf die Insel kommen.

Ein gut recherchierter Unterhaltungsroman, der den Konflikt zwischen dem ursprünglichen Leben der Inselbewohner und den christlichen Missionaren im 19. Jahrhundert beschreibt. Einen Zwiespalt, der zu Intrigen, Lügen und Geheimnissen innerhalb der Familien führt, den Barbara Wood großartig erzählt und so etwas von der Magie der Inseln ihre Leser spüren lässt.


 

Williamson, Lisa - Zusammen werden wir leuchten   (ab 14 Jahren)      
Mit acht sollte David in der Schule aufschreiben, was er einmal werden wollte und er notiert spontan seinen sehnlichsten Wunsch: "Ich möchte ein Mädchen sein." In seiner Klasse wird er gehänselt und ist ab diesem Zeitpunkt ein Außenseiter. Bis zum seinem vierzehnten Geburtstag hat er nicht den Mut aufgebracht, sein so wichtiges Bedürfnis seinen Eltern zu sagen.
"Zusammen werden wir leuchten" ist ein Roman, der aus der großen Masse der Coming - of - Age - Romane weit heraussticht und eine großartige Freundschaftsgeschichte erzählt, die Toleranz nicht predigt, sondern lebt, mit allen schmerzlichen Erfahrungen für die Beteiligten.


 

Wells, Benedict - Vom Ende der Einsamkeit   (ab 14 Jahren)      
Jules liegt zwei Tage im Koma und hat Zeit, seinen Erinnerungen nachzuhängen. Er geht zurück in die Kindheit, als er mit seiner älteren Schwester Liz und seinem Bruder Marty mit den Eltern die Großmutter in Frankreich besuchte. Er erlebt das letzte Weihnachtsfest mit seinen Eltern. Kurz darauf, Jules ist zehn, sterben diese bei einem Autounfall.
Immer wieder deutet er kommende Ereignisse nur leicht an und erzeugt so mit einem Nebensatz eine unglaubliche Spannung. Ein Roman, der mit den großen Fragen spielt: Was wäre, wenn wir im Leben eine andere Abzweigung genommen hätten und worin besteht der Kern einer Person, egal welches Leben gelebt wird?


 

Weitze, Monika - Der wilde Arthur oder Macht Nix!   (ab 5 Jahren)      
Arthur ist durch nichts zu stoppen. Er ist ein lebhafter Junge und mit seiner schmutzigen roten Hose und dem blauen Shirt sowie der Zahnlücke kann er klasse freihändig Rad fahren, zumindest eine halbe Minute lang, und wenn's dann schief geht, er herunterfällt, wieder einmal Pflaster auf den Knien trägt, gibt's keine Tränen, sondern ein lapidares "Macht Nix!", denn Arthur ist nicht nur unglaublich mutig, er kann auch die kleinen Misserfolge des täglichen Lebens mit ungebremstem Optimismus spielend wegstecken.
Schon auf dem Cover wird die Schrift gewechselt, "macht nix" kann man auch wunderbar in Großbuchstaben aus Pflasterstreifen kleben. Man sieht es auf den ersten Blick: Arthur geht mit einer Menge Energie und Schwung durchs Leben. Es wäre schön, wenn der Verlag zur Vita von Autorin und Illustrator einen kleinen Hinweis im Buch versteckt hätte.


 

Duman Tak, Bibi+Fleur vd Weel - Mücke, Maus und Maulwurf   (ab 8 Jahren)      
Also, eine Mücke oder einen Regenwurm, gern auch Zecken oder Schnecken. Was daran Besonders sein soll? Wer weiß denn schon, dass sich hinter einem simplen Regenwurm in Wirklichkeit ein ganzes Kraftwerk verbirgt? Oder dass sich die Heringe in einer ganz eigenen Sprache unterhalten? Nein, nicht mit dem Mund, sie sprechen mit dem Hintern. Oder ist bekannt, dass Ratten lachen können?
Viele Autoren bräuchten sicher mehrere hunderte Seiten, um dieser Fülle von Wissen gerecht zu werden. Kurz und knapp und sehr prägnant, das ist das Motto dieser Autorin. Und ganz wichtig: Langeweile gibt es nicht. Die Fakten sind viel zu spannend, als dass man dabei gähnen könnte. Ganz im Gegenteil, man bekommt den Mund vor Staunen gar nicht mehr zu, wenn man erfährt, dass sich der Seestern mit der Miesmuschel wahre Kämpfe liefert und sich der männliche Stichling einfach nur anstellt und sich zu einem richtigen Johnny Controletti entwickeln kann


 

Berg, Eric - K a l t   (ab 14 Jahren)      
Diesmal gehen die Schüler des Leistungskurses Biologie auf Klassenfahrt ins finnische Moor. Begleitet wird die kleine Gruppe von zwei Lehrern. Wobei Dr. Brecht, der Vogelkenner, gleich am ersten Tag von einer Beobachtungstour nicht mehr zurückkehrt. Als auch noch Mrs. Greenwood verschwindet, sie hat versucht, vom nächsten Dorf aus, das weit entfernt vom Camp der Gruppe liegt, Hilfe zu holen, entsteht erhebliche Unruhe. Was ist mit den beiden Lehrern geschehen?
Die Handlung des Krimis ist durchaus spannend erzählt, auch wenn der Plot sehr krude daherkommt. Da gibt es noch nicht mal einen Funken Empathie für den erschlagenen Hund des Rangers, die Toten werden einfach nur stumpf zur Kenntnis genommen. Echte Trauer? Fehlanzeige. Mag sein, dass die Jugendlichen ihre Umgebung so wahrnehmen. An die Qualität von "Schrei" reicht "Kalt" nicht heran.


 

Herzog, Anna - Die Kinder vom Birnbaumhaus.   (ab 9 Jahren)      
Mieke ist immer das letzte Kind hinten im Schulbus, denn ihre Familie wohnt richtig weit draußen. Außer ihr und ihrer großen Schwester Nella gibt es keine Kinder in der unmittelbaren Umgebung. Kein Wunder, dass sich Mieke zu ihrem zehnten Geburtstag drei Hauptwünsche ausgedacht hat: ein Baumhaus, ein Pferd, einen Hund und eine Kinderbande. Als zwei Buben im Nachbarhaus einziehen, scheint ihr großer Wunsch in greifbare Nähe gerückt.
Ein gelungenes Kinderbuch, das sich mit den kurzen Kapiteln, die wiederum in kleine Abschnitte gegliedert sind, den lustigen schwarz-weiß Zeichnungen von Frau Annika sehr gut zum Vorlesen oder erstem selber Lesen eignet.


 

Falk, Rita - Leberkäsjunkie  
Franz Eberhofer aus Niederkaltenkirchen geht die Arbeit nicht aus. Es ist bereits sein siebter Fall, in dem der Dorfsheriff, geschaffen von Rita Falk, ermittelt. Diesmal beschäftigt Hauptkommissar Eberhofer Brandstiftung mit Mord in der bayerischen Provinz, aber eigentlich ist der Fall komplett unwichtig. Das wissen alle Rita-Falk-Fans. Wer zu diesen Krimis greift, der möchte mehr von Franz lesen, seiner liebeswerten schwerhörigen Oma, dem kiffenden Vater und von Susi.
Ein grandioser Höhepunkt der Geschichte: Oma studiert in der Zeitung ein Sonderangebot von "Teusruss", schließlich braucht der kleine Paul schon bald einen neuen Kinderwagen. Und erst der Besuch dort. Eine wunderbare Slapstick-Einlage, denn die sparsame Oma, die immer und überall um den möglichst günstigsten Preis feilscht, zahlt auf keinen Fall irgendwelche unsinnige Transportkosten. Ach so, die Firma, die Franz mit Oma dann besucht heißt übrigens "Toys R Us".


 

Evers, Horst - Alles außer irdisch  
Gleich die Eröffnungsszene im Buch handelt von der Einweihung des Berliner Flughafens BER. Das Jahr hat Evers nicht genannt. Und die Sache geht auch nur exakt 7,34 Sekunden lang gut, weil dann kracht ein riesiges Raumschiff auf die Startbahn und die Geschichte nimmt ihren Lauf ...
Horst Evers hat wild in die Verschwörungstheorie-Kiste gegriffen, unglaubliche Finanzspekulationen erdichtet, der Einsatz von Wissensbooster ist äußerst verlockend und zur Zeitreise zurück bis Nietzsche seiner Phantasie freien Lauf gelassen. Manchmal wird dieses Ideenfeuerwerk etwas ermüdend, aber amüsant zu lesen, mit den kleinen Seitenhieben auf unsere Gegenwart ist es auf jeden Fall.


 

Grue, Anna - Die Kunst zu sterben  
Begonnen hat alles mit dem Tod der 83-jährigen Literaturkritikerin Ingegerd Clausen, die im Haus ihrer Tochter erschlagen wurde. Wer trachtet einer alten, leicht dementen Frau nach dem Leben? Oder war ihre Tochter Kamille gemeint, die als Bildhauerin arbeitet und deren Skulpturen, Arbeit eines ganzen Jahres, total zerstört worden sind?
Anna Grue schreibt keine Hochgeschwindigkeits-Plots. Ihre Krimis zeichnen sich dagegen durch eine sehr genaue Charakterisierung der Personen aus. Die Leichen wirken bei ihr eher steril, auf die Morde geht sie nicht detailliert ein. Wer blutrünstige Szenen erwartet, der wird bei diesen Krimis enttäuscht. Allerdings sind die Motive und Handlungsfäden sehr fein gesponnen, es mangelt nicht an überraschenden Verwicklungen und Verstrickungen zurück in die Vergangenheit.


 

Mathieu, Jennifer - Die Wahrheit über Amy   (ab 14 Jahren)      
Was für ein Skandal! Elaine, die Erzählerin, fällt auf der ersten Seite mit der Tür ins Haus: Amy Franklin hat auf ihrer Party gleich mit zwei Jungs geschlafen. Unglaublich. Nur einige Wochen später verunglückt Brandon, einer der Jungs, mit dem Auto tödlich. Und wer ist schuld? Na klar, Amy. Kann gar nicht anders sein. Sie hat ihn doch dauernd mit ihren SMS-Nachrichten genervt. Und Amy?
Der Roman zeigt die Mechanismen des Mobbings sehr genau auf. Es sind die wohlfeilen Vorurteile, die bigotten Handlungen, der verlogene Tratsch, der hier zur Sprache kommt und gegen den sich ein einzelner nur sehr schwer wehren kann. Ein gelungener Roman mit einem klasse Cover, das eine Collage von Carla Nagel ziert und stark an Andy Warhols "Marilyn" erinnert.


 

Ulman, Abigail - Jetzt - alles - sofort   (ab 16 Jahren)      
Es sind Mädchen, junge Frauen, die die Australierin Abigail Ulman in den Mittelpunkt ihrer neun Erzählungen stellt. Da begegnet man der 14-jährigen Sascha, die an einem Nachmittag auf ihren Biologie-Lehrer trifft und scheinbar in aller Unschuld ihre Wirkung ausprobiert. Gefallen hat er ihr ja schon lange im Unterricht, und jetzt schafft sie es, ihn in eine Ausstellung und ins Kino zu begleiten. Danach zu ihm?
Abigail Ulman zeigt die jungen Frauen hin- und hergeworfen zwischen absoluter Langeweile, Alkohol, Drogen, Sex, nichts verspricht mehr den richtigen Kick im Leben. Alles erscheint banal. Da dauert die Beendigung einer Beziehung oft länger, als sie tatsächlich bestanden hat. Immer wieder verlieren sie den Boden unter ihren Füßen und suchen nach Orientierung. Ein schmerzhafter Prozess in glänzende Literatur verpackt.


 

Heidenreich, Elke - Alles kein Zufall  
Eine Autobiografie, zusammengestellt aus kurzen und kürzesten Erzählungen, verfasst im typischen Ton von Elke Heidenreich, fast glaubt man, sie sitzt am Tisch und plaudert und versenkt sich in Geschichten aus ihrem Leben. Geht das gut?
Im Gegenteil. Gebannt verfolgt der Leser, wie die kleine Elke von ihrer Mutter als Kind zum Essen gezwungen wird, oder mit ihrem Ehemann in Italien in einer Kneipe für ihr Ferienhaus den perfekten Tisch stiehlt.


 

Kui, Alexandra - Rabenseele  
Lua ist froh den Job in der Drogerie als Kassiererin bekommen zu haben, denn die letzten drei Jahre hat sie im Gefängnis verbracht. Sie soll ihren Mann erschossen haben, doch seine Leiche ist bis heute nicht aufgetaucht.
"Rabenseele" erzählt neben einem alten Familiengeheimnis die Geschichte einer Ehe, die in ihrem Innern ganz anders war, als sie von Freunden und Bekannten wahrgenommen wurde. Eine pointiertere Ausfeilung der Charaktere hätte die Spannung noch mehr gesteigert.


 

Rávic Strubel, Antje - In den Wäldern des menschlichen Herzens  
Es ist vor allem eine Reise mitten in das Herz der Frauen, die Antje Rávic Strubel in ihrem neuen Episoden-Roman unternimmt. Und die Stationen dazu sind Orte auf der ganzen Welt. Sie geben als Taktgeber die Kapitelüberschriften vor. Da reisen Katja und René zusammen nach Schweden und geraten sich am Ufer eines Sees so in die Haare, dass sie sich dort auf der Stelle für immer trennen.
Die Storys spielen alle mit der ewigen Suche nach Liebe, den falschen Erwartungen, die an den Partner gestellt werden, und die dieser unter Umständen nie erfüllen kann. Keine leicht konsumierbaren Geschichten, doch das genaue Lesen lohnt.


 

Winslow, Don - GERMANY  
Frank Deckers Spezialität: Er spürt vermisste Personen auf und dafür setzt er alles aufs Spiel, seinen Job als Polizist und auch seine Ehe. Man kennt ihn aus "Missing New York". Kim, die Frau seines Kumpels Charlie ist verschwunden. Carlie, inzwischen reicher Immobilienhai in Miami, setzt drei Millionen Dollar als Belohnung aus.
"Mit Sex wird mehr Geld verdient als bei Porsche oder Adidas." Der Amerikaner Winslow begnügt sich nie mit einem spannenden Krimi. Es geht ihm immer auch darum, der Gesellschaft den Spiegel vorzuhalten. Diesmal war es neben Florida auch Deutschland


 

Jonasson, Jonas - Mörder Anders und seine Freunde nebst dem einen  
Per Persson, der seinen Unterhalt an der Rezeption eines in die Jahre gekommenen Hotels verdient und so leidlich mit seinem Dasein zurechtkommt, trifft eines Tages auf einer Parkbank in Stockholm die arbeitslos gewordene Pfarrerin Johanna. Er bietet ihr eine Unterkunft an, ohne zu wissen, dass er soeben die seltsamste Pastorin von ganz Schweden kennengelernt hat mit starkem Hang zum Fluchen und Atheismus. Zusammen mit dem Mörder Anders, der als Langzeitbewohner in der Pension Sjöudden untergekommen ist, bilden sie ein unschlagbares Team.
Jonas Jonasson erzählt, und das ist sein Markenzeichen, mit trockenem Humor und schnodderigem Ton seine aberwitzige Geschichte und feuert wieder einmal ein ganzes Feuerwerk an Slapstick-Einlagen ab. Haarsträubend, voller Situationskomik, mit einer Menge unerwarteter Wendungen, die zum Ende hin, im dritten Teil, allerdings etwas bemüht wirken, bietet der Schwede einen gelungenen Unterhaltungsroman, bei dem man sich herrlich amüsiert.


 

Walters, Minette - Der Keller  
Muna stammt aus Afrika und wäre der Sohn der Familie Songolis nicht eines Tages spurlos auf dem Weg zur Schule verschwunden, hätte sich wohl nie etwas an ihrer Lage geändert. Denn Muna wird wie eine Sklavin im Keller versteckt. Es hagelt Schläge wegen Nichtigkeiten, Herr Songolis missbraucht sie brutal. Es ergeht ihr schlechter als einem ungeliebten Haustier.
Es ist nur ein schmaler Krimi, den Minette Walters hier vorlegt. Wohl eher eine Fingerübung, doch die Charaktere sind gut durchdacht und die clevere Muna, die so viel Leid ertragen musste, kommt mit Witz und Bauernschläue immer wieder aus heiklen Situationen heraus, auch wenn für jedes Problem, das sie erfolgreich löst, schon das nächste auf sie wartet.


 

George, Nina - Das Traumbuch  
Henri ist auf dem Weg zur Schule seines Sohnes. Es ist Vater-und-Sohn-Tag, und obwohl er seinen Sohn Samuel gar nicht kennt, er hat nie mit dessen Mutter zusammengelebt, hat der Junge ihn eingeladen und Henri freut sich auf das Treffen. Doch alles kommt anders. Gerade als er in London eine Brücke überquert, sieht er ein kleines Mädchen von der Reling eines Schiffes ins Wasser kippen.
"Die Literatur ist dazu da, auch die unbekannten Welten zu vermessen" und genau dies erfüllt die Autorin mit einer sehr poetischen Sprache auf ganz wunderbare Weise. Ihren Roman hat sie unter das passende Motto gestellt: "Vielleicht sind wir alle Geschichten, die gerade gelesen werden."


 

de Waal, Kit - Mein Name ist Leon   (ab 13 Jahren)      
Leon ist fast neun und kümmert sich um alles daheim: Zum einen um seinen kleinen Bruder Jake, der erst ein paar Monate alt ist, zum anderen auch um seine Mutter Carol, die an manchen Tagen gar nicht aus dem Bett kommt. Die beiden Jungs haben unterschiedliche Väter, doch keiner lebt bei ihnen. Die Situation eskaliert, als Carol ins Krankenhaus muss, weil sie zu viele Tabletten geschluckt hat.
Der Roman spielt im Sommer 1981, als Charles und Diana heiraten und es zu Unruhen auf den Straßen kommt, weil ein Farbiger von Polizisten erschlagen wurde. Doch obwohl der Leser sehr wohl die Problematik der falschen Hautfarbe deutlich wahrnimmt, für Leon ist dies lange überhaupt keine Frage.


 

Wegmann, Ute & Schössow, Birgi - Dunkelgrün wie das Meer   (ab 8 Jahren)      
Ferien in Holland - mit Papa und Mama am Meer. Sommer, Sonne, alles wie es sich gehört. Und natürlich Smilla, die beste Freundin von Linn, neun, die wie letztes Jahr auch ihre Ferien mit ihrer Familie im Strandhaus direkt nebenan verbringt. Aber alles kommt ganz anders.
Die Illustratorin Birgit Schössow, geb. 1963, bebildert die Geschichte großzügig mit farbigen Aquarellen, die sich oft über eine Doppelseite erstrecken und zum Verweilen und Betrachten einladen. Für Erstleser, die sich an kleinen Stücken probieren wollen, eine gute Pause. Und das Thema Scheidung, das Kinder sehr häufig in ihrem Alltag schon sehr früh begegnet, wird hier feinfühlig thematisiert.


 

Elsberg, Marc - Zero  
Im Prinzip stört es niemanden besonders, dass man mit jeder neuen App noch weitergehende Zugriffe auf Kamera und Mikrofon des Endgerätes zulässt, Cookies und Werbetracker gespeichert werden. Im Gegenteil, Jugendliche beginnen den Spieß vermeintlich umzudrehen.
Marc Elsbergs Firma „freeme“ geht da nur noch einen Tick weiter, sie lassen mich denken, dass ich mich ganz ohne Werbebeeinflussung selbst dafür entschieden hätte, die Software der Apps mich aber sanft sekündlich in ein undurchschaubares Netz an algorithmischen Beratern einspinnt, deren Meinung ich zu meiner mache, ständig in der Angst sonst an Ranking, also sozialem Ansehen, in der digitalen wie auch der realen Welt zu verlieren.


 

Elsberg, Marc - Blackout  
Nein, nein und nochmals nein – da fällt der Strom aus im kalten Februar, gleichzeitig in Italien und Schweden, am späten Freitag Abend – und wenige Stunden anschließend simultan in gesamt Europa, von England bis nach Bulgarien – dunkel !
Wer nach der Lektüre dieses Buches nicht verstanden hat, wie filigran und bedroht zugleich unsere ganze Zivilisation in jedem Augenblick ist, muss ein Analphabet sein. Marc Elsberg zeigt wie knapp wir mit immer mehr smarter Technologie und Vernetzung am Abgrund stehen. Spannung bis zur letzten Seite und versprochen, eine neue Weltsicht nach der Lektüre.


 

Bertl, Michael - Drei für Moskau   (ab 15 Jahren)      
Die Idee von Spax ist etwas ungewöhnlich, doch was soll er sonst mit 1200 Scheibenwischerblätter anfangen, die ihm ein freundlicher Kumpel in seiner Wohnung hinterlassen hat? Nachdem die Mauer gefallen ist, beschließt er zusammen mit seinem besten Freund Tom von Berlin nach Moskau zu fahren.
Am Ende ihrer Reise haben die drei "keine Fotos gemacht und keine Postkarten geschrieben - und sie hatten kein einziges Wischerblatt verkauft", doch eine Menge erlebt und für sich selber eine Menge gelernt.


 

Ng, Celeste - Was ich euch nicht erzählte   (ab 14 Jahren)      
Es gibt Romane, die beginnen mit einem Faustschlag. Klar, direkt, voll auf die Zwölf: "Lydia ist tot. Aber das wissen sie da noch nicht." Lydia, 16, kommt an diesem Morgen nicht zum Frühstück. Ihr Bett ist leer. Sie wird Tage später tot aus dem See gezogen.
Erzählt wird die Geschichte, die im Jahr 1977 spielt, in zeitlichen Rückblicken und wechselnden Perspektiven. Und das Tragische daran ist, dass sich in dieser Familie alles nur um Lydia dreht - und die möchte nichts mehr, als endlich nicht mehr im Mittelpunkt zu stehen. Ein großartiger Roman, der unter die Haut geht.


 

Mackintosh, Anneliese - So bin ich nicht  
Sie probiert alles aus, Alkohol, Drogen, Frauen, Männer, immer auf der Suche nach sich selbst, der Liebe, nach irgendeinem Halt im Leben. Herbe Einschnitte sind die Krankheit des Vaters und sein Tod, der Greta immer wieder aufs Neue beschäftigt.
Ganz am Ende, mit der letzten Geschichte, träumt sie sich eine Tochter herbei, der sie eine wunderbare Kindheit und Jugend bieten möchte und doch wieder zu scheitern beginnt. Es sind keine "Heile-Welt-Storys", die Anneliese Mackintosh erzählt, hier schlägt die Realität gnadenlos zu und sie zieht alle Register, um dem Leben Paroli zu bieten.


 

Toews, Miriam - Das gläserne Klavier  
"Staatsfeind Nummer eins war für die Männer ein Mädchen mit einem Buch". Miriam Toews schildert die Beziehung zweier Schwestern, die sich ein Leben lang so nah stehen. Sie zeigt die Gewissenskonflikte und die große seelische Belastung, um noch nicht einmal mit der Mutter oder dem Freund darüber sprechen zu können.
"Unsere Familie versucht, allem gleichzeitig zu entfliehen, selbst der Schwerkraft, selbst dem Ufer. Wir wissen nicht mal, wovor wir eigentlich weglaufen...Vielleicht ist der Planet Erde nicht unser richtiges Zuhause." Und dann ereignet sich ein Todesfall, mit dem niemand gerechnet hat. Ein Roman, der einen packt, schüttelt und aufwühlt.


 

Bannalec, Jean-Luc - Bretonische Flut  
Für alle Urlauber, die in die Bretagne reisen, gehören die Krimis von Jean-Luc Bannalec zum unverzichtbaren Reisegepäck und wer leider nur den heimischen Liegestuhl zur Verfügung hat, kann trotzdem einen Kurz-Urlaub im Kopf für ein bis zwei Nachmittage einplanen.
Lange ist nicht klar, womit er es eigentlich zu tun hat. Geht es um Alkohol- oder Zigaretten - Schmuggel in groß angelegtem Stil? Ist Umweltverschmutzung im Nationalpark das Thema? Illegaler Beifang? Die toten Delphine wie auch die Tote Forscherin würden darauf schließen lassen.


 

Heinichen, Veit - Die Zeitungsfrau  
Laurenti ermittelt bereits in seinem neunten Fall, und noch immer ersetzt die stimmige Atmosphäre, die Veit Heinichen in einen spannenden Plot packt, fast einen Urlaub in der nördlichsten Stadt des Mittelmeers (Triest).
Weil ein Sprengstoffanschlag in Triest verübt wurde und zeitgleich ein Lagerhaus im alten Hafen in die Luft flog, ermittelt Laurenti gegen einen Mann, der vor 25 Jahren angeblich bei einer Bombengeschichte umgekommen ist.


 

Davis, Brooke - Noch so eine Tatsache über die Welt  
Eines davon lautet: Alle Wesen auf der Welt sterben. Und eifrig notiert sie alles im "Buch der toten Dinge". Genau geordnet, exakt durchnummeriert. Nummer eins war ihr Hund Rambo. Die Liste füllt sich schnell: Spinne, Vogel, Großmutter, die Nachbarskatze Gertrude und die Nummer achtundzwanzig ist ihr Dad.
Die Australierin Brooke Davis legt mit ihrem Debüt gleich einen internationalen Bestseller vor. Das liegt zum einen am spannenden Thema, denn Millie hat ja recht, alle werden wir eines Tages sterben, doch die meisten Menschen ignorieren so gut es geht diese Tatsache, und zum anderen erzählt die junge Autorin unglaublich frisch und unverblümt.


 

Blondel, Jean-Philippe - 6 Uhr 41  
Cécile hat über das Wochenende ihre Eltern besucht und ihren Aufenthalt bis Montagmorgen verlängert, so dass sie den Frühzug nach Paris nehmen muss.
Tatsächlich, ihr Sitznachbar ist Philippe Leduc. Der Mann, mit dem sie als Zwanzigjährige vier Monate befreundet war. Ob er sie noch erkennt? Nach siebenundzwanzig Jahren?


 

Kermani, Navid - Große Liebe   (ab 15 Jahren)      
Kann es sein, dass man die ganz große Liebe schon mit fünfzehn erlebt und alles was danach kommt, an diese eine Liebe nie mehr heranreicht? Dem Erzähler von Navid Kermanis Roman geht es so. Heute, nach über dreißig Jahren, blickt er auf diese Zeit zurück.
Der Autor macht es seinen Lesern nicht einfach, sein Text ist in einer sehr poetischen Sprache geschrieben, die man nicht schnell überblättern kann. Die Seitenzahlen im Buch sind nicht fortlaufend, sondern bezeichnen die einzelnen Kapitel und so dehnt sich die Lektüre von hundert Seiten leicht auf mehr als das Doppelte. Es lohnt sich aber hinzuhören und genau zu lesen.


 

Andreas Englisch - Der stille Gott der Wölfe  
Ziemlich schnell begreift Schäfer, dass das autobiographische Dokument des antiken Schriftstellers Flavius Plancus Auskünfte über die ersten Christen in Rom gibt. Die explosivste Zeile darin besagt, dass Jesus Christus nicht gekreuzigt worden ist.
Zielsicher, mit schnellen Hammerschlägen treibt Englisch seine Geschichte voran. Keine Langatmigkeiten ... und der Vatikan zaudert auch nicht.

Immer im Wechsel mit der Handlung im 20. Jahrhundert entblättert der Autor dem Leser Stück um Stück die Übersetzung des antiken Papyrus aus dem verschütteten Herkulaneum. Gerade diese Passagen sind Englisch wunderschön gelungen, da er den Flair der antiken Lebensweise und die Beschaulichkeit eines müden, reichen, alten Patriziers gekonnt einfängt.


 

Hill, Reginald - Der Tod heilt alle Wunden  
"Wenn ich einen Eunuchen will, hätte ich mich in den Istanbuler Kleinanzeigen umgesehen." Und so bleibt Superintendent Andy Dalziel, nachdem er in seinem letzten Fall nur knapp einem Bombenattentat entkommen ist, nur zähneknirschend der Besuch eines Reha-Zentrums übrig, um körperlich und geistig wieder zu Kräften zu kommen.
Es gibt eine Menge Klatsch und Tratsch, endlose Plaudereien, ob als e-Mail oder von Daziel auf sein Diktiergerät gesprochen. Doch am meisten Spaß beim Lesen machen die flotten Sprüche und zynischen Kommentare von Andy Dalziel und seine Zusammenarbeit mit seinem Partner Pascoe, dem er zwar freie Hand bei den Ermittlungen lässt, doch am Ende, ja am Ende weiß der Chef halt doch mehr als seine Truppe. Und Reginald Hill bietet nicht nur ein mögliches Ende an. Immer wenn man meint, jetzt ist der Täter überführt, zaubert er eine neue Lösung aus dem Ärmel und überrascht in einem weiteren Kapitel mit einer neuen Wendung der Geschichte.


 

Gilbert, Elizabeth - Das Wesen der Dinge und der Liebe  
Nach ihrem Bestseller "Eat, Pray, Love" wendet sich die amerikanische Autorin Elizabeth Gilbert der Geschichte zu. Alma Whittaker kommt 1800 zur Welt, wächst in Philadelphia in einem sehr exzentrischen, wohlhabenden Elternhaus auf. Ihr Vater fuhr vor ihrer Geburt mit Kapitän James Cook zur See und legt nach dem Vorbild des englischen Botanikers Joseph Banks einen Garten in der neuen Heimat Amerika an.
Elizabeth Gilbert erzählt mit einer so kraftvollen Sprache die Geschichte Almas, dass vor den Augen des Lesers ein wunderbarer Film vorüberzieht. Sie schildert zum einen das Leben einer Forscherin, ohne universitäre Ausbildung, mit breitem naturwissenschaftlichen Wissen, die Darwins Theorie vorwegnimmt, und andererseits die Suche einer Frau nach der Liebe.


 

Boie, Kirsten - Leinen los, Seeräuber-Moses   (ab 6 Jahren)      
Wer kann es Moses verdenken, als sie einen Ausflug zu ihren Freunden unternimmt und mit ihnen auf die Jagd nach dem "Blutroten Blutrubin" geht, als dieser von Ubbo Wutwalle gestohlen wurde. Außerdem gibt es da ein neues Mädchen am Hof, das behauptet, die echte Prinzessin Isadora zu sein. Moses überlässt ihr den anstrengenden Prinzessinnen-Thron gerne.
Kirsten Boie ist für ihre einfallsreichen und phantasievollen Geschichten bekannt. Mit dieser Seeräuber-Story, die sich mit ihren Märchenmotiven (wer ist die echte Prinzessin?) ganz wunderbar zum Vorlesen eignet, übertrifft sie sich selbst. Die zahlreichen farbigen Illustrationen von Barbara Scholz sind ein richtiger Hingucker. Genauso stellt man sich Moses und ihre Freunde vor. Kirsten Boie ergreift bei der Erzählung selbst das Wort, kommentiert die Ereignisse und spricht ihre Leser direkt an.


 

Henriksen, Levi - Astrids Plan vom großen Glück   (ab 9 Jahren)      
Der norwegische Autor, Journalist und Musiker Levi Henriksen, geb. 1964, erzählt in seinem ersten Kinderbuch über die Belastung, die eine Scheidung für ein Kind mit sich bringt und setzt aus Kindersicht die notwendigen Maßnahmen dagegen: Mit einer guten Portion magischem Denken und anderen lustigen Einfällen.
Aus einer lustigen Ausgangssituation, - hat schon außer Astrid jemand versucht einen Bolzenschneider unauffällig in der Hose zu transportieren? - entwickelt der Autor einen richtig spannenden Krimi, denn Astrid schafft es zwar, dass sie von ihren Eltern gesucht wird, doch die ganze Familie ist im Nu in eine spektakuläre Entführung verwickelt. Ein Kinderbuch, das mit einer Menge Slapstick-Einlagen und einer guten Portion Spannung richtig gute Unterhaltung bietet.


 

Schützsack, Lara - Und auch so bitterkalt   (ab 14 Jahren)      
An den dunklen Tagen schließt sich Lucinda in ihr Zimmer ein und redet nicht. Sie und ihre jüngere Schwester Malina wachsen in einem liberalen Elternhaus auf: Vater Frieder und Mutter Isa werden beim Vornamen genannt, doch die beiden verlieren immer mehr den Kontakt zu ihrer älteren Tochter.
Lara Schützsack, geb. 1981, hat in ihr Debüt eine Menge Stoff gepackt: eine Familie, die mit der Pubertät konfrontiert ist, zwei Schwestern, die versuchen einander zu stützen, die erste Liebe mit ihrem Schmerz, das große Thema Magersucht und der Tod spielt eine Rolle. Erzählt wird in einem kühlen Tonfall, der distanziert beobachtet. Das Thema Pubertät ist sicher nicht neu, doch wie es hier in seiner vielfältigen Problematik angepackt wird, das ist atemberaubend gut gelungen. Es gibt kein Happy-End, keine Erklärung ...


 

Drvenkar, Zoran - Der letzte Engel   (ab 14 Jahren)      
Motte, 16, ist nicht begeistert, als er auf seinem PC folgende e-Mail liest: „sorry für die schlechte nachricht aber wenn du aufwachst, wirst du tot sein wir wollen nur, dass du das weißt.“ Das kann wohl nur ein Scherz sein, doch als Motte am nächsten Morgen erwacht, schlägt sein Herz nicht mehr, er hat keinen Puls – nichts.
Zugegeben, der Autor hat bei diesem Buch tief in die Abenteuerkiste gegriffen und erzählt eine wilde Geschichte um Genexperimente, die vor langer Zeit begannen und dem immer neuen Reiz der Unsterblichkeit. Eines ist jedoch sicher: Drvenkar unterhält seine Leser und lässt keine Minute Langeweile aufkommen.


 

Schober, Michael - Der beste Held der ganzen Welt!   (ab 3 Jahren)      
In kräftigen, ausdrucksstarken Farben hält Michael Schober seine Alltagssituationen fest, zum Beispiel, wenn bei den Katzen wieder einmal Katzenmusik angesagt ist und sich jemand als Publikum opfert, - Ohrenzuhalten ist erlaubt. Da teilen die hungrigen Nashörner friedlich ihr Essen oder ein kleines trauriges Küken wird von einem verkleideten, lustigen Hund mit einem Eis wieder aufgemuntert.
Die gereimten Verse lassen sich von den kleinen Zuhörern sicher bald nachsprechen und damit hat das Buch eine sehr gute Chance schnell zu einem Lieblingsbilderbuch zu werden. Und Erstleser können die kurzen Zeilen in Windeseile buchstabieren und somit selbst zum Helden werden, „denn ein Held zu sein, ist gar nicht schwer, ich zeig es dir: Schau einfach her.“


 

Wolz, Heiko - Allein unter Superhelden   (ab 9 Jahren)      
Ein „plopp“ genügt. Ehrlich gesagt, Leon kann überhaupt nicht fliegen und hat auch sonst keine Superkräfte. Kein Wunder, dass seine Eltern, Mama IceMadam, und Papa Ray nur das Beste für ihn wollen, als sie ihn in eine Privatschule für Superhelden stecken.
Vor allem Jungs werden ihren Spaß daran haben, wenn Leon am Ende, als der bösartige Dr. Schröder versucht, selbst zu Superkräften zu gelangen, allein mit Köpfchen die gefährliche Lage meistert. Ganz ohne Laserstrahl und flatterndem Cape.


 

Kelly, Jacqueline - Calpurnias (r)evolutionäre Entdeckungen   (ab 12 Jahren)      
Auf Calpurnia übt die Welt der Naturwissenschaft eine Faszination aus, die sie beim besten Willen bei ihren endlosen täglichen Klavierübungen, auf die ihre Mutter besteht, nicht finden kann. Auch alle Arten von Handarbeit sind für sie eine absolute Strafe. Sie wird sich wohl nie zu der von der Mutter so erhofften „Prinzessin der Garnröllchen und Spitzen“ entwickeln.
Jacqueline Kelly, die für ihren Roman bei Erscheinen mehrfach ausgezeichnet wurde, begleitet Calpurnia ein Jahr, von 1899 bis 1900 auf der Farm und zeigt, wie in dieser Zeit sich das Mädchen wandelt und es beginnt, eigene Vorstellungen von seinem Leben zu entwickeln, Vorlieben erkennt und ein eigenes Denken ausbildet, das so gar nicht zu den konventionellen Erwartungen der Umgebung passt. Noch ist es nicht üblich, dass Frauen studieren wollen oder ...


 

Kästner, Erich - Der Gang vor die Hunde  
Jedes Kapitel beginnt, wie von Kästner gewohnt, mit einer kurzen stichwortartigen Inhaltsangabe. Der Roman spielt in Berlin in den frühen dreißiger Jahren des vergangen Jahrhunderts. Die Weimarer Republik wird deutlich von der nationalsozialistischen Bewegung belastet. Es herrscht hohe Arbeitslosigkeit und die Stadt scheint an einem Fieber zu leiden.
Man sollte den alten "Fabian" im neuen Gewand in die Hand nehmen und sich an den pointierten, herrlich frechen Sätzen Kästners wieder einmal freuen. "Was nützt das göttliche System, wenn der Mensch ein Schwein ist?" Oder auch Fabian über ein Gespräch mit Labude: "Man war ein Chirurg, der die eigene Seele aufschnitt."


 

Smith, Zadie - London NW  
Das Besondere an "London NW" ist die Erzähltechnik. Zadie Smith kriecht in ihre Figuren hinein, zumindest wenn sie das Leben von Leah erzählt. Sie bringt ihre Gedankenströme zu Papier, berichtet wie mit einer Kamera, wenn sie durch die Straßen läuft, und es kann passieren, dass die Sätze mittendrin abbrechen. Leah ist fünfunddreißig, weiß, arbeitet in einem Gemeindebüro und mit Michel, einem Franzosen verheiratet, dessen Familie aus Algerien stammt.
"London NW" erfordert zu Beginn der Lektüre, dass man sich Zeit nimmt, sich auf den Stil der Autorin einlässt und beispielsweise dem inneren Monolog von Leah folgt. Am Ende gewinnt man ein Zeitpanorama der letzten dreißig bis vierzig Jahre eines einzigen Londoner Stadtteils, der exemplarisch für eine gesamte gesellschaftliche Entwicklung steht.


 

Wagner, Jan Costin - Tage des letzten Schnees  
Auf dem Heimweg wird Lasse von einem mit hoher Geschwindigkeit fahrenden Auto geblendet, seine Tochter stirbt bei dem Unfall. Wie geht eine Familie mit dem Tod ihres Kindes um? Die Mutter scheint zu erstarren und hält sich hilflos an ihren Alltagsgewohnheiten aufrecht. Sie bringt es nicht fertig, zur Beerdigung von Anna zu gehen. Lasse ist am Boden zerstört,
Für Jan Costin Wagner ist nicht die actionreiche Handlung entscheidend. Ihm geht es um die Entwicklung seiner Figuren, ihre psychologische Ausleuchtung. Was bringt einen Fonds-Manager dazu ein geheimes Doppelleben zu führen? Kann man im Internet einfach ein Blutbad ankündigen und niemand reagiert? Am Ende sind alle offenen Handlungsfäden sehr stimmig miteinander verknüpft. Die entscheidenden Hinweise liefert übrigens Kommissar Kimmos Freundin Larissa, eine Prostituierte, deren wirklichen Namen er selber gar nicht kennt.


 

French, Nicci - Schwarzer Mittwoch  
Der neue Fall, ein Mord an einer Hausfrau und Mutter, gibt Friedas gutem Freund Detective Karlsson und seinem Team eine Menge Rätsel auf: Wer bringt eine Frau um, die von allen geschätzt wurde und den besten Ruf hatte? Ihre drei halbwüchsigen Kinder sind wohlgeraten und ihre Ehe scheint tadellos. Handelt es sich um einen Raubüberfall? Der junge Täter ist schnell gefasst und leugnet irgendetwas mit dem Mord zu tun zu haben. Und schon bald zeigen sich in der gutbürgerlichen Fassade Risse.
"Schwarzer Mittwoch" ist ein Krimi, der auf den ersten hundert Seiten nur schwer in die Gänge kommt. Es werden viele Verknüpfungen zu den beiden Vorgängerbänden ausgebreitet. Doch dann nimmt die Geschichte zunehmend Fahrt auf und überrascht durch die immer größer werdenden Risse in der heilen Familienwelt. Und mit diesem Täter hätte am Ende keiner gerechnet.


 

Krohn, Lenna - Emil und der Pelikanmann   (ab 10 Jahren)      
Emil, gerade zehn, scheint als Einziger zu bemerken, dass Herr Mietling, der Mann mit dem leuchtenden Schal und dem Hang zu ausgefallener Kleidung, in Wahrheit ein Pelikan ist. Nicht einmal die Mutter interessiert sich für Emils Entdeckung. Sie ist alleinerziehend, abends müde von der Arbeit und hört Emil einfach nicht richtig zu.
Die vielen amüsanten Erlebnisse, die der Pelikan bestehen muss, bis aus ihm ein von den Menschen akzeptierter Herr Mietling wird, ist witzig beschrieben. Als am Ende die Erwachsenen das Geheimnis von Herrn Mietling entdecken, nimmt die Geschichte eine spannende Wendung. Dass richtig gute Freunde einander in der Not helfen, das ist für Emil sonnenklar. Ein ungewöhnliches, sehr empfehlenswertes Kinderbuch.


 

Harris, Robert - Intrige  
Der Erzähler der Ereignisse in Frankreich im Januar 1895 ist Major Picquart, der als stiller Beobachter im Dreyfus- Prozess fungiert. Als Dank für seine Arbeit wird er, nachdem Dreyfus zu lebenslänglicher Haft und Deportation verurteilt wurde, zum neuen Leiter der Geheimdienst-Abteilung befördert. Nicht nur, dass Picquart innerhalb kurzer Zeit einen Spion in den eigenen Reihen des Militärs entdeckt, es gelingt ihm ohne große Anstrengung nachzuweisen, dass Dreyfus unschuldig ist.
"Intrige" ist ein historischer Roman, der sich mit Gewinn auch in den gegenwärtigen Verhältnissen lesen lässt, denn die Methoden der Geheimdienste sind zwar technisch ausgereifter und subtiler geworden, doch wie Erkenntnisse heute verwendet werden, bleibt nach wie vor heftig umstritten.


 

Berger, Beate+ Kleinschmidt,M. - Tante Karos Gefühl für Stil  
In einem langen Gespräch mit der Style-Redakteurin eines Modemagazins erzählt Barbara ihre Geschichte. Und diese beginnt in erster Linie mit ihrer Tante Julia, die den Spitznamen Karo in der Familie erhielt, da sie als junge Frau ein absolutes Faible für Schottenkaros entwickelte. Tante Karo hat Barbara und ihre Freundin schon als Schülerinnen nach Paris zur Modewoche eingeladen und so streifen die Mädchen in den achtziger Jahren durch die Ateliers von Karl Lagerfeld und Yves Saint Laurent.
Ganz egal, wie man nun zu Fragen der Mode steht. Tante Karo bringt es auf den Punkt: "Wir können die Mode außer Acht lassen oder sogar verachten, aber entkommen können wir ihr nicht, denn anziehen müssen wir uns." Also: dann besser mit Geschmack und Stil.


 

Powell, Padgett - Schrottplatz der gebrochenen Herzen  
In der ersten Geschichte "Gib mir Süßes, sonst gibt's Saures" umkreisen ein frecher zwölfjähriger Junge, gerade am Beginn der Pubertät, und eine höchst gelangweilte Ehefrau und Mutter einander, machen sich gegenseitig spielerisch Avancen und wissen beide selbst nicht so recht, wohin diese aufgeladene schwüle Atmosphäre des Südens sie hinführen wird. Der Junge ahnt nur ansatzweise, was mit dem Aufdruck "just blow me" auf der Rückseite seines Shirts gemeint ist. Und als er eines Tages mit einem geklauten Rasenmäher vor Mrs. Hollingsworths Haus steht, kommen die Dinge ins Rollen.
Bei Padgett Powell kann es durchaus geschehen, dass ein erwachsener Mann das Dreirad des Jungen aus der Nachbarschaft klaut und damit eine imaginäre Parade auf der Straße abfährt. Allein wie Powell den schlichten Satz: - "Sehr oft, jeden Tag, immer wieder, jeden Tag gehe ich hinunter an den Kai" - absolut gekonnt auseinandernimmt, variiert, damit spielt, das ist einfach klasse.
Noch dazu ist mit Harry Rowohlt ein Ãœbersetzer am Werk


 

Morton, Kate - Die verlorenen Spuren  
Laurel, die älteste Tochter der Familie, ist sechzehn und beobachtet aus einem Versteck in ihrem Baumhaus die Mutter, wie sie am zweiten Geburtstag ihres Bruders von einem Fremden unmittelbar vor der Haustür angesprochen wird. Die Atmosphäre scheint gespannt ....
Kate Mortons Bücher verbindet alle, dass man bereits nach den ersten Seiten ihrer Geschichten ihnen total verfallen ist und erst wieder ins normale Leben zurückkehren kann, wenn die letzte Seite umgeblättert wurde. Auf mehreren Zeitebenen und aus verschiedenen Perspektiven erzählt sie eine spannende Familiengeschichte, die sich während des Lesens immer wieder verändert und aus einem anderen Blickwinkel ganz anders bewertet werden kann.


 

Wolfe, Tom - Back to Blood  
Tom Wolfe streift durch Miami, fängt die unterschiedlichen Sprachen ein, zeigt die verschiedenen Sprachmischungen, Slangs und macht deutlich, dass „hier jeder jeden hasst“. Miami ist weit entfernt von einem friedlichen Miteinander der Kulturen. Von Multikulti kann hier keine Rede sein. Entscheidend ist immer die Herkunft des einzelnen. So ist „Back to Blood“ auch kein leiser Roman, sondern er kommt schrill und laut daher
Tom Wolfe streift durch Miami, fängt die unterschiedlichen Sprachen ein, zeigt die verschiedenen Sprachmischungen, Slangs und macht deutlich, dass „hier jeder jeden hasst“. Miami ist weit entfernt von einem friedlichen Miteinander der Kulturen. Von Multikulti kann hier keine Rede sein. Entscheidend ist immer die Herkunft des einzelnen. So ist „Back to Blood“ auch kein leiser Roman, sondern er kommt schrill und laut daher, bedient sich der Comic-Sprache und brüllt oftmals lauthals seine Botschaft heraus.
In „Fegefeuer der Eitelkeiten“ wurde New York ein Denkmal gesetzt, „Back to Blood“ leistet dies für Miami.


 

Kilanko, Yejide - Der Weg der Töchter   (ab 13 Jahren)      
Für die kleine Morayo ist die Welt ihrer Kindheit in Nigeria ein Paradies. Sie wächst zusammen mit ihrer jüngeren Schwester Enjayo sehr behütet auf. Schon bald kümmert es sie nicht mehr, dass Enjayo gelbe Haare, eine weiße Haut und rötliche Augen hat. Ein Albino-Mädchen, sollen die Leute doch tuscheln.
Die aus Nigeria stammende Autorin Yejide Kilanko beschreibt in ihrem Debüt die nigerianische Gesellschaft der letzten dreißig Jahre. Eine Gesellschaft, in der es Frauen möglich ist, zu studieren, qualifizierte Arbeitsplätze auszufüllen, doch die Welt der Tradition, in der die Männer das Sagen haben, ist längst nicht vorbei. „Niemand hat uns gesagt, dass das Böse manchmal unter dem eigenen Dach lauert und die, die uns ein Leid antun wollen, manchmal überaus angenehme und wohlvertraute Stimmen besitzen.“ Ein wichtiger Entwicklungsroman aus Afrika.


 

Inden, Charlotte - Anna und Anna   (ab 12 Jahren)      
Oma hat wegen ihrer Zuckerkrankheit ihr linkes Bein verloren und Anna ist zum ersten Mal verliebt. In Jan, den Nachbarsjungen, der mit seiner Mutter nach Amsterdam gezogen ist. Da gibt es eine Menge Stoff, über den man sich schriftlich austauschen kann mit dem Vorteil, dass man seine Gedanken sortiert und gründlich nachdenkt, bevor man seine Sätze zu Papier bringt.
In kurzen Briefen, die Textabschnitte locken auch Lesemuffel, werden hier die ganz großen Gefühle beschrieben. Ehrlich, lapidar, überhaupt nicht kitschig. Es geht um das Loslassen von Kindern, aber auch von Enkeln. Und auch die Akzeptanz, dass Großmütter ein eigenes aktives Leben führen, trotz einer Krankheit


 

Roth, Gabriel - Gleichung mit einer Unbekannten   (ab 15 Jahren)      
Eric Muller ist ein Nerd. Es genügt ihm völlig, wenn er mit seinem Freund im Keller sitzt und mit ihm programmiert. Er hat den ersten Atari Computer im Kinderzimmer stehen, BASIC, PASCAL, alles kein Problem. Und mit achtzehn fahren die beiden Jungs einen satten Millionen-Deal ein, als sie eines ihrer Programme verkaufen, das das Kaufverhalten der Leute analysiert.
Am Ende ergeht sich Eric in nervigen Selbstanalysen, bewertet ständig seine eigenen Handlungen und entschließt sich letztlich zu einer folgenschweren Entscheidung, die ihn am Ende recht traurig zurücklässt. Ein trotz dieser Einschränkungen guter Roman, der zeigt, dass sich die Liebe nicht in Programme fassen lässt - nicht mal mit Facebook.


 

Scherz,Oliver+A. Swoboda - BEN   (ab 5 Jahren)      
Vorlesebücher gibt es viele. Doch "Ben" von Oliver Scherz ist ein ganz besonderes. Wie sich der Autor in die Welt von Kindern hineinversetzt, ihren Alltag beschreibt, ganz direkt und unverstellt von erwachsenen Vorstellungen, das ist einfach klasse.
Die Geschichten lassen sich gut in zwanzig Minuten vorlesen, sind eine ideale Bettlektüre für die Kleinen, doch die witzigen, farbigen Illustrationen von Annette Swoboda erfordern noch etwas Extra-Zeit. Wenn Herr Sowa durch ein Fernglas blinzelt oder Ben mit Taucherbrille aus seinem Versteck im Wäschekorb auftaucht, das ist ein Heidenspaß.


 

Williams, Robert - Wo der Himmel aufhört   (ab 12 Jahren)      
"Die Polizei wurde nach dem Vorfall gerufen." Erst langsam kristallisiert sich aus dem Bericht des achtjährigen Donald heraus, dass er mit seinem Fahrrad einen kleinen Jungen umgefahren hat, der kurz darauf starb. Am schwersten war für die herbeigerufenen Polizisten zu verstehen, dass Donald keinerlei emotionale Reaktion zum Tod des Jungen zeigt. Auch Donalds Mutter betrachtet ihren Sohn daraufhin mit großem Argwohn.
Robert Williams ist ein Schriftsteller, der für seinen Erstling "Luke und Jon" mehrfach ausgezeichnet wurde, und problemlos in einem Atemzug mit großen Autoren wie Peter Pohl oder Robert Cormier genannt wird. Mit seiner Sprache, seinem sehr sensiblen Einfühlungsvermögen, gibt er den Ängsten und den verschütteten Gefühlen den passenden Ausdruck, der den Leser Donalds Weg bis zum Ende atemlos folgen lässt. Eine intensive, sehr berührende Lektüre, der man sich nicht entziehen kann.


 

Beilke, Doreen+Ellermann, Lena - Wie geht es Dir? Mir geht es gut!   (ab 7 Jahren)      
Was passiert eigentlich mit dem Brief, den man in einen Briefkasten steckt, fragt sich die kleine Elsa. Fürchtet er sich im Dunkeln? Allein ist er sicher nicht, denn da gibt es noch eine Menge anderer Briefe der Menschen, die rund um den Briefkasten wohnen. Wie verschieden diese sind, welche Geheimnisse sie bergen, das erzählt Doreen Beilke, geb. 1976, in ihrem ersten Kinderbuch.


 

Nesser, HÃ¥kan - Himmel über London  
Leonard feiert seinen siebzigsten Geburtstag in London. Zusammen mit seiner Lebensgefährtin Maud reist er in die Stadt, in der er eine Dekade seines Lebens verbrachte. Mauds erwachsene Kinder, der Sohn Gregorius und die Tochter Irina, sind ebenfalls zur Feier eingeladen. Insgesamt werden sechs Gäste erwartet, doch Leonard macht um die beiden Unbekannten ein Geheimnis. Schließlich soll der Abend für alle eine Überraschung werden.
Leonard blättert am Ende seines Lebens gerne in seinem kleinen gelben Notizbuch. Hier hat er seine große Liebesgeschichte mit Carla notiert. Der Frau, die aus Prag stammt und ihn in ihre Geheimdienst - Tätigkeit hineingezogen hat. Und ein weiterer Strang der Handlung wird von einem jungen Mann bestimmt, der in Schweden jahrelang an einem Roman arbeitet, in dem ebenfalls eine Carla eine tragende Rolle spielt.

Håkan Nesser lässt sich jedoch nicht drängen. Er malt seine Figuren hingebungsvoll bis in die kleinsten Verästelungen aus, er widmet sich ausgiebig der Zeit um 1968, zum einen den Hippies im Swinging London, zum anderen beherrscht der Kalte Krieg das politische Klima.


 

Jonasson, Jonas - Die Analphabetin, die rechnen konnte  
Genau genommen kommt Nombeko aus Soweto, dem Armenviertel Johannesburgs, und kann nicht nur blitzschnell rechnen, sie hat darüber hinaus eine sehr rasche Auffassungsgabe und die Schwierigkeiten mit der Welt der Buchstaben überwindet sie als junges Mädchen im Handumdrehen. Nach dem frühen Tod ihrer Mutter ist sie auf sich selbst gestellt und steigt mit vierzehn Jahren zur Chefin der Latrinenverwaltung auf.
Die skurrilen Einfälle, Schlenker und Fettnäpfchen, in die er seine Figuren tappen lässt, bieten eine überaus witzige Lektüre. Auch wenn das Konzept nicht neu ist, unterhält dieser zweite Roman von Jonas Jonasson seine Leser wieder glänzend.


 

KnausgÃ¥rd, Karl Ove - Spielen  
In "Lieben" geht Knausgård seiner eigenen Rolle als Vater auf den Grund und erzählt die Geschichte seiner Ehe. Der aktuell erschienene dritte Band "Spielen" widmet sich der Kindheit und dem Beginn der Geschichte der jungen Familie.
Karl Ove Knausgård versenkt sich in seine Erinnerungen, er kann all die Stimmungen, Farben und Gerüche wieder lebendig werden lassen. Doch er zeigt auch ganz beiläufig, wie die junge Familie scheitert, wie alle in ihrem eigenen Kokon gefangen bleiben, ein Austausch in Gesprächen nicht stattfindet ...


 

Koch, Herman - Odessa Star  
Als Fred seinen Schulfreund Max nach vielen Jahren wieder trifft, scheint dieser alles zu haben, was Fred schmerzlich vermisst: Macht, Durchsetzungsfähigkeit, eine attraktive Frau und sogar eine junge Geliebte. Mit allen Mitteln sucht Fred die Nähe zu Max, um sich in seinem Dunstkreis zu tummeln und ein wenig an seiner Autorität teilzuhaben, auch wenn Max, der immer mit einem Bodyguard unterwegs ist, offenbar in kriminelle Machenschaften verstrickt scheint.
"Odessa Star" erschien bereits 2003 auf Niederländisch und Herman Koch hat noch nicht ganz seine Könnerschaft im Sezieren zwischenmenschlicher Interaktion erreicht, wie beispielsweise in seinem bisher besten Roman "Angerichtet".


 

Peetz, Monika - Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben  
Kiki zieht mit ihrer kleinen Tochter und ihrem Lebensgefährten in ein mickriges Dorf nach Mecklenburg-Vorpommern. Allerdings dauert die Diskussion um das Ziel des jährlichen Ausflugs diesmal nicht sehr lange. Nach der Hilfe-SMS von Kiki ist klar, dieses Jahr geht es zur Mecklenburgischen Seenplatte. Höchste Zeit, Kiki bei ihrem Unternehmen "Bed & Breakfast" hilfreich unter die Arme zu greifen.
Monika Peetz legt mit ihrem dritten Band der "Dienstagsfrauen" wieder einen locker leichten Unterhaltungsroman vor, der sich problemlos an einem Nachmittag weglesen lässt. Die Handlung ist teilweise vorhersehbar, doch die witzigen Dialoge und die absolut treffenden Beschreibungen, wenn sich fünf Frauen aus Köln Richtung Osten aufmachen zu einer Reise "in the middle of nowhere" das ist klasse.


 

Lehane, Dennis - In der Nacht  
Schauplatz der Geschichte ist Boston zu Beginn der Prohibition. Im Jahre 1926 plant Joe Coughlin, Sohn irischer Einwanderer, dessen Vater als Police Captain zu den angesehenen Honoratioren der Stadt gehört, einen Überfall auf eine illegale Spielhölle im Hinterzimmer eines Speakeasy in South-Boston.
Kaum dem Gefängnis entronnen, übernimmt Joe zusammen mit seinem alten Kumpel Dion Bartolo, den Rum-Schmuggel in Tampa. Sein Chef Maso lässt ihm freie Hand, so lange Joe in Florida für Ruhe und Ordnung sorgt und der Alkohol gefahrlos bis nach Boston transportiert wird.


 

Seddig, Katrin - Eheroman  
„Das Schweigen in einer Ehe“ - Katrin Seddig erzählt ihren Roman aus der Perspektive von Ava. Und Ava spricht eine ganze Menge, hängt ihren Gedanken nach, doch ein Gespräch oder Gedankenaustausch mit ihrem Ehemann Danilo findet im Laufe der Zeit kaum mehr statt. Der Alltag hat sich im Leben breit gemacht.
Katrin Seddig, die bereits für ihre Erzählungen und ihr Romandebüt „Runterkommen“ ausgezeichnet wurde und viel Lob einheimste, ist mit ihrem „Eheroman“ eine Geschichte gelungen, die die einfachen Dinge des Alltags einfängt, die es schaffen, jeden Zauber zu erdrücken und eine Menge Enthusiasmus erfordern, damit sie nicht überhandnehmen.


 

Bayer, Thommie - Vier Arten, die Liebe zu vergessen  
Die vier Männer kennen sich schon seit der Schulzeit und der Tod ihrer geschätzten Lehrerin Emmie führt sie, viele Jahre später, längst in alle Wind zerstreut, wieder zusammen.
Michael, das Zentrum der Gruppe, die gute Seele, ist heute noch als Komponist sehr erfolgreich, doch er arbeitet anonym ...

Bayer zeigt eine gelungene Männerfreundschaft, die natürlich zunächst nicht ohne Imponiergehabe und einer ordentlichen Prahlerei auskommt, doch immer mehr auf das Wesentliche reduziert wird. Das Ende der Geschichte, wenn sich plötzlich alle Lebensläufe, die in Zeitsprüngen im Roman sehr detailliert geschildert werden, auflösen, kommt etwas zu schnell, als ob Bayer die Lust am Erzählen verlassen hätte.


 

French, Tana - Schattenstill  
Als Detective Mike Kennedy erfährt, dass es in der heruntergekommenen, fast kaum mehr bewohnten Neubausiedlung „Broken Harbour“ einen Mord an einer Familie gegeben hat, steigen unangenehme Jugenderinnerungen in ihm auf. Genau an diesem Küstenstreifen fand sein letzter Familienurlaub mit dem Wohnwagen statt.
Tana French dringt in ihre Charaktere ein, schält den vielschichtigen Kern ihrer Persönlichkeiten heraus und zeigt, was gesellschaftliche Umstände mit Träumen, Hoffnungen und Perspektiven von Individuen anrichten können. So steht am Ende der Lektüre dieses Romans, der viel mehr ist als nur ein unterhaltsamer Krimi, eine schonungslose Bestandsaufnahme irischer Realität.


 

Bajani, Andrea - Liebe und andere Versprechen  
Pietro, ein junger Grundschullehrer, lebt mit seiner Freundin Sara zusammen. Die Beziehung bröckelt, nachdem sich der Kinderwunsch des Paares einfach nicht erfüllen will und just an dem Tag, als Sara Pietro endgültig verlässt, stirbt sein Großvater Mario. Mario war eine überaus schillernde Figur ....
ie Kunst von Andrea Bajani besteht darin, dass er beim Schreiben sehr genau hinschaut, ein Wort, die Miene eines Gesichts, eine Bewegung fesseln ihn und er taucht mühelos ab in die Innenwelt seiner Personen. So lotet er beispielsweise die verschiedenen Arten von Schweigen aus und macht deutlich, dass genau an diesem Punkt eine Menge über die stummen Personen zu erfahren ist. Wie bewegen sie ihre Hände, welchen Gesichtsausdruck haben sie?


 

Läckberg, Camilla - Der Leuchtturmwärter  
Auch bei ihren Protagonisten setzt Camilla Läckberg auf Konstanz. Mittlerweile ermittelt das bewährte Team, die Autorin Erica, die mit dem Polizisten Patrik Hedström verheiratet ist, in dessen siebten Fall. Und, um es gleich zu sagen, auch der neue Roman ist spannend und die Geschichten in Fjällbacka mit ihren skurrilen Bewohnern lassen keine Langeweile aufkommen. Wer jetzt erst Camilla Läckberg für sich entdeckt, kann mühelos mit dem „Leuchtturmwärter“ in ihre Krimi-Serie einsteigen.
„Der Leuchtturmwärter“ liest sich zum einen als spannender Psychothriller, doch der eigentliche Mittelpunkt ist Fjällbacka mit seinem Polizeichef Mellberg, der kein Fettnäpfchen auslässt und grundsätzlich die falschen Schlüsse in einem Fall zieht. Oder Erica, die mit ihren neugeborenen Zwillingen alle Hände voll zu tun hat, und am Ende doch die richtige Spur findet. Ein sehr genau beschriebener Mikrokosmos, der die Leser unwiderstehlich in seinen Bann zieht.


 

Kepler, Lars - Flammenkinder  
In einem Heim für psychisch kranke Mädchen werden zwei Leichen gefunden. Eines der Mädchen ist in seinem Bett brutal niedergeschlagen worden, mit merkwürdig arrangierten Händen vor dem Gesicht. Die Betreuerin, die in der Nacht Aufsicht hatte, liegt tot im Keller.
„Flammenkinder“ zeichnet eine sehr gute Schilderung der schwedischen Gesellschaft aus. Kinder, die in Heimen untergebracht werden, weil sie keine funktionierenden Familien haben, Mütter, die sich als Obdachlose durchschlagen, Pflegefamilien, die ihren eigenen Ansprüchen nicht genügen können. Das alles ist in einen spannenden Plot gepackt mit einem eigenwilligen Kommissar als Ermittler, gewürzt mit einer Prise Esoterik, die sich am Ende ganz logisch erklären lässt.


 

Jacobson, Howard - Liebesdienst  
Felix Quinn ist eigentlich, wie sein Vorname schon sagt, ein Glücklicher. Als Antiquariats - Buchhändler in London hat er ein gesichertes Auskommen und mit Marisa an seiner Seite seine Traumfrau geheiratet. Wenn da nur der Stachel der Eifersucht nicht wäre. Schon auf der Hochzeitsreise nach Miami, als Marisa erkrankt und sie einen Arzt konsultieren muss, ist sich Felix nicht sicher, ob der Kubaner nun absichtlich oder eher unabsichtlich die Brust seiner Frau berührt hat.
Mit einer großen Hingabe und Detailfreude dekliniert Howard Jacobson das Thema Eifersucht bis in die differenziertesten Regungen. Er zieht Beispiele aus der Literatur heran, streift Herodot, Cervantes und Joyce, betrachtet die Malerei unter diesem Aspekt und sein Protagonist Felix entwickelt sich immer mehr zum „Wald- und-Wiesen-Voyeur“. Faszinierend ist, mit welcher sprachlichen Vielfalt Jacobson dabei aufwartet. Er schwelgt in philosophischen Höhenflügen, ohne die obszönen Seiten der Sexualität auszulassen. Sprachlich ein grandioser Roman, seine unglaublichen gedanklichen Verästelungen erfordern jedoch etwas Geduld beim Lesen.


 

Adler Olsen, Jussi - Das Washington-Dekret  
Schauplatz des Politthrillers ist Amerika. Der demokratische Kandidat Bruce Jansen ist gerade dabei am Wahlabend seinen Sieg zu feiern, als direkt neben ihm und seiner schwangeren Frau Schüsse fallen. Weder sie noch das ungeborene Kind überleben. Jansen hat zwar sein Ziel, der mächtigste Mann Amerikas zu werden, erreicht, doch um welchen Preis?
Es ist eine interessante Gedankenspielerei, die Jussi Adler Olsen sich ausgedacht hat. Ist es möglich in einer stabilen Demokratie innerhalb von kurzer Zeit eine Diktatur zu etablieren und was passiert dabei mit dem Leben der Menschen? Wer wehrt sich? Wer wird Mitläufer und ist zu feige, die eigene Meinung zu vertreten? Es ist durchaus spannend, den von Adler Olsen skizzierten Abläufen zu folgen, doch manchmal erscheint das Vorgehen der Machthaber allzu leicht zu durchschauen und mutet etwas naiv an. Es scheint, als wäre Adler Olsen mehr in seine Versuchsanordnung verliebt, als diese in einen richtig spannenden Plot zu verwandeln.


 

Seethaler, Robert - Der Trafikant   (ab 14 Jahren)      
Noch wischt Franz jeden Morgen die Schmierereien, die Otto als Juden beschimpfen von der Hauswand, doch als eines Tages Otto verhaftet wird, Dr. Freud den Zug nach London nimmt, ist Franz gezwungen, sich dem Leben zu stellen und Verantwortung zu übernehmen.
Robert Seethaler schildert sehr eindrucksvoll, in einer klaren Sprache, die sich auch vor dem Dialekt nicht scheut, wie aus dem naiven Jungen Franz vom Attersee ein erwachsener junger Mann wird, der die Ereignisse in seiner Umgebung mit hellwachem Verstand wahrnimmt, sich nicht einschüchtern lässt und Stellung gegen die mächtige Gestapo bezieht. Ein kraftvoll erzähltes Buch.


 

Littlewood, Kathryn - Die Glücksbäckerei   (ab 10 Jahren)      
Es ist keine normale Bäckerei, die in dem kleinen amerikanischen Städtchen Calamity Falls von der Familie Glyck betrieben wird. Nur durch Zufall entdeckt die zehnjährige Rose, wie ihre Mutter einen echten Blitz als Zutat zu ihrem Teig hinzufügt und wenn sie Muffins gegen Schlafstörungen im Angebot hat, steht schon mal das Gähnen eines Wiesels auf der Zutatenliste. Als die Eltern für eine Woche wegen eines großen Auftrags ihre vier Kinder allein lassen müssen, hat Rose zusammen mit ihren beiden Brüdern und der kleinen Nella in der Bäckerei alle Hände voll zu tun.
Kathryn Littlewood erzählt in ihrem Debüt eine wunderbar warmherzige Geschichte aus einer magischen Bäckerei und spart nicht an lustigen Wendungen und Schlenkern. Alle Namen im Roman sprechen für sich selbst, beispielsweise der Nachname der Familie Glyck. Selbstverständlich sind alle Kinder nach Gewürzen benannt. Natürlich sind die Rezepte alle abgedruckt und es fehlt auch nicht ein guter Schuss Spannung, der schon auf den zweiten Teil des Romans hin fiebern lässt. Wird es gelingen, das zwischenzeitlich gestohlene Kochbuch wieder in den Besitz der Familie zu bringen?


 

Siepen, Stefan aus dem - Das Seil  
Eine Gruppe von Bauern lebt zufrieden mit ihren Ehefrauen in einer Zeit, als es noch Kienspan-Lampen gibt, die Läden an den Häusern abends geschlossen werden und ab und zu ein Sacktuch zum Naseputzen benutzt wird. Eigentlich ein paradiesischer Zustand, bis Bauer Bernhardt eines Tages im Wald ein Seil entdeckt. Wohin führt es?
Stefan aus dem Siepen, geboren 1964 in Essen, legt mit seinem dritten Roman eine Parabel vor, die in einer ganz einfachen Handlung zeigt, was geschieht, wenn das Unbekannte in unser Leben tritt. Das Seil kommt als das Alltägliche, vermeintlich Bekannte daher und führt dazu ...


 

Nesser, Hakan - Am Abend des Mordes  
... soll Barbarotti in einem „Cold Case“, einem vergangenen Fall vor fünf Jahren ermitteln, der bis heute nicht aufgeklärt wurde. Damals verschwand der Elektriker Arnold Morinder. Sein Moped wurde Wochen danach gefunden, doch von ihm keine Spur. Pikant an dem Fall ist, dass Morinder mit einer Frau zusammenlebte, die vor Jahren als „Schlächterin von Klein-Burma“ Schlagzeilen gemacht hat.
„Am Abend des Mordes“ ist nur an der Oberfläche ein Krimi. Eigentlich geht es darum, innere und äußere Klarheit zu suchen und in der Trauer auch zu finden. Barbarotti nimmt das Gespräch mit Gott wieder auf, zu dem er einen sehr eigenen Kontakt pflegt, und wirft am Ende als Inspektor das Handtuch, um endlich auf eine Reise zu gehen, von der er lange schon geträumt hat. Ein Buch das ohne Effekthascherei auskommt und eine große Ruhe verströmt, trotz der kriminalistischen Elemente.


 

Neuhaus, Nele - Böser Wolf  
Wer ist die Tote? Wie kam sie ins Wasser und wo ertrank ist, denn in der Lunge des Mädchens finden sich Spuren von Chlor, das bedeutet, dass sie wohl in einem Swimmingpool ertrunken ist. Die schweren Misshandlungen deuten darauf hin, dass eine grausige Folter ihrem Tod vorausging.
Das Thema Kindesmissbrauch ist nun wahrlich nicht neu in der Kriminalliteratur, doch Nele Neuhaus beschreibt das Umfeld, in dem dieser stattfindet sehr intensiv.




 

Fitzek, Sebastian & Tsokos, M - Abgeschnitten  
Als der Rechtsmediziner Paul Herzfeld, Spezialist für Gewaltverbrechen, im Kopf einer übel zugerichteten Frauenleiche einen Zettel mit der Telefonnummer seiner Tochter findet, ist er alarmiert. Denn plötzlich wird er von den Entführern seiner Tochter wie bei einer Schnitzeljagd von Leiche zu Leiche geführt, um immer neue Hinweise zu erhalten.


Fitzek spielt mit seinen Figuren und den gängigen Elementen des Krimis, dass er dabei immer in Strömen von Blut watet, Augen ausgestochen, Messer in den Hals gerammt werden, das gehört bei ihm zum Programm. Es wird gnadenlos ein Notizzettel mitten aus dem Kopf operiert, ein Speicherchip findet sich im Magen und auf einem Stock, der erst mühsam aus einer Körperöffnung entfernt werden muss, befinden sich wichtige GPS-Daten.


 

Falk, Rita - Hannes   (ab 14 Jahren)      
Hannes liegt nach einem schweren Motorradunfall im Koma und sein bester Freund Uli besucht ihn so oft es geht, schreibt ihm unzählige Briefe, erzählt von seinem Alltag als Zivi, den alten Freunden und natürlich gibt es neue, ziemlich faszinierende Frauen in seinem Leben. Schließlich muss Hannes doch über alles ganz genau Bescheid wissen,
Rita Falk legt mit „Hannes“ eine großartige Freundschaftsgeschichte zwischen zwei Jungs vor, die ehrlich und geradlinig erzählt ist. Uli fackelt nicht lange, wenn ihm bei den Freunden etwas nicht passt, dann „gibt es eine aufs Maul“. Blöd, dass zunächst keiner so genau weiß, wer der Vater des Kindes ist, das die Freundin von Hannes erwartet. Auch sie selbst ist sich unsicher.


 

Adler Olsen, Jussy - Verachtung  
Sie arbeiten bereits an ihrem vierten Fall: Kommissar Carl Morck und sein schräges, doch rundum sympathisches Team aus dem Sonderdezernat Q. Sein Assistent Assad ist in diesem nasskalten November 2010 sehr erkältet und Rose, das Mädchen für alles, ist, wie immer, nicht besonders gut gelaunt.
„Verachtung“ ist ein Thriller, der mit verschiedenen Zeitebenen spielt, drei Handlungsstränge mühelos und absolut spannend verknüpft und großen Wert auf die gesellschaftlichen Bedingungen in Dänemark legt, denn auch hier hat das rechtsradikale Gedankengut fruchtbaren Boden gefunden. Ein klasse Krimi – mit einem überraschenden Twist am Ende.


 

Brekke, Jorgen - Das Buch des Todes  
Der norwegische Krimiautor Jorgen Brekke, geb. 1968, ist in Deutschland bislang noch ein völlig unbeschriebenes Blatt und gibt sein Debüt mit einem Krimi, der nicht nur Krimileser anspricht. Auch alle Leser, die sich für das Sammeln von Büchern interessieren, deren Herz alte Pergamente höher schlagen lassen und auch von einem kleinen Ausflug in die Geschichte der Kriminalliteratur mit Schwerpunkt Edgar Allan Poe nicht abgeneigt sind, kommen hier auf ihre Kosten.
„Das Buch des Todes“ ist ein spannend geschriebener Krimi, der mit gut ausgefeilten Ermittlern aufwartet. Odd Singsaker ist gerade nach einer Krebsoperation am Kopf genesen und ist nicht ganz fit in der täglichen Polizei-Arbeit. Immer noch hat er mit lästigen Gedächtnislücken zu kämpfen. Felicia Stone hingegen, hat ihre schwere Lebenskrise aus Jugendtagen auch nicht richtig überwunden und wird ausgerechnet in diesem Fall mit dem Vater ihres damaligen Peinigers konfrontiert.


 

Eco, Umberto & Carmi, Eugenio - Geschichten für aufgeweckte Kinder   (ab 10 Jahren)      
Nun widmet sich der ehemalige italienische Professor für Semiotik in seinem Ruhestand auch dem Feld der Kinderliteratur. Und er greift gleich zu den ganz großen Probleme der Welt: Krieg, Toleranz, Umweltschutz und verpackt diese, damit Kinder sie gut verstehen, in ein Märchen oder eine Fabel.
Umberto Eco erzählt seine Geschichten sehr plastisch und immer mit einem Augenzwinkern, doch auch wenn er belehrend den Zeigefinger hebt und ihn auf die wunden Stellen unserer Zivilisation legt, verpackt er diesen geschickt in einer märchenhaft anmutenden Welt. Kein leicht zu konsumierendes Buch, das einen Erwachsenen als Erklärer bedarf.


 

Safier, David - Muh!  
Man kennt David Safier von seinen sehr unterhaltsamen Ausflügen in die Welt der Wiedergeburt („Fieses Karma“), auch in der Literatur hat er sich schon umgesehen („Plötzlich Shakespeare“) und im Christentum („Jesus liebt mich“) ist er ebenfalls ein ausgewiesener Experte. Sein neuer Coup heißt „Muh!“
David Safier hat in seinem Roman ein ganzes Universum der Kuh erschaffen. Im Mittelpunkt steht die Kuh-Gottheit Naia mit ihrem stürmischen Liebhaber Hurlo und als Grenze dient das Meer der unendlichen Milch, das die Welt einrahmt. Mit einer unglaublichen Situationskomik und einem erfrischenden Witz beschreibt Safier die Reise, die Lolle mit ihrer chaotischen Herde unternimmt.


 

Rowling, Joanne K. - Ein plötzlicher Todesfall  
Es war klar, dass der neue Roman keine Fortsetzung von Harry Potter werden würde, also keine Fantasy – Geschichte und auch kein neues Kinderbuch.
„Ein plötzlicher Todesfall“ ist definitiv ein Buch für Erwachsene.
Im Zentrum der Handlung steht der kleine englische Ort Pagford im West Country mit seinen Bewohnern. Gleich auf den ersten Seiten des Romans stirbt Barry Fairbrother vor den Toren des Golfclubs und sein nun frei gewordener Platz im Gemeinderat löst einen wahren Tumult in Pagford aus.

Rowling macht nichts anderes als die Glasglocke über dieser Kleinstadt zu heben und gleich einer naturwissenschaftlichen Versuchsanordnung alle Verwicklungen ganz genau zu beobachten. Entstanden ist daraus ein spannender und großartiger Gesellschaftsroman, der die Gegenwart gezielt unter die Lupe nimmt. Vergleichbar ist die Geschichte am ehesten mit einem Krimi ihrer amerikanischen Kollegin Elizabeth George.


 

Tommy Jaud - Ãœberman  
Der Trubel um „Vollidiot“ Simon Peters, der es mit Glück vom T-Punkt-Verkäufer zum „Millionär“ gebracht hat, geht mit „Überman“ weiter. Und, um es gleich zu sagen, auch Simon hat mit der Finanzkrise zu kämpfen.
Auch der nahende 21. Dezember, an dem laut Maya-Kalender die Welt untergehen soll, weckt Simons Interesse.

Der Besuch im Bordell, die Einlage bei der Fernsehshow „Let’s Dance“, na ja, sie reißen den Leser nicht vom Hocker. Das alles klingt bekannt, schon oft ähnlich gehört, mäßig spaßig. Ganz ehrlich, Tommy Jaud war schon witziger.


 

Leon, Donna - Reiches Erbe  
Brunetti ermittelt - Eine ältere Frau, Mitte sechzig, wird in ihrer Wohnung aufgefunden. Tod durch Herzschlag, konstatiert der Arzt zunächst. Eine naheliegende Lösung, da die Tote an einer Herzkrankheit litt. Allerdings gibt es an der Leiche leichte Druckstellen, die Brunetti keine Ruhe lassen. Er beginnt das Umfeld der Dame zu befragen, stattet dem Krankenhaus, in dem sie regelmäßig den freiwilligen Besuchsdienst übernahm, eine Stippvisite ab und entdeckt, dass die Tote, die einhellig als gute Nachbarin, gute Mutter und gute Frau bezeichnet wurde, durchaus ihre Geheimnisse hatte.
„Reiches Erbe“ ist ein Krimi der leisen Töne, der genauen Beobachtung und die Geschichte einer großen tragischen Liebe, die mit normalen juristischen Vorgaben nicht zu beurteilen ist. Und erfreulicherweise hält sich Brunetti mal wieder nicht an seine Vorschriften ...


 

Egan, Jennifer - Der größere Teil der Welt  
Oft wird behauptet, Jennifer Egans wäre ein Punk-Roman, doch das ist zu kurz gegriffen und klingt eher abschreckend. Die Musik spielt eine verbindende Rolle in allen Kapiteln, Rock, Punk alles ist vorhanden und drückt natürlich auch das herrschende Gefühl der jeweiligen Zeit aus. Es beginnt mit der Punkszene in San Francisco, als Stachel - Halsbänder angesagt sind, mit Drogen experimentiert wird, und endet im digitalen Zeitalter in New York mit einem großen Konzert ...
„Der größere Teil der Welt“ ist ein außergewöhnlicher Roman mit einer anspruchsvollen Erzähltechnik, der den Leser glänzend unterhält, jedoch seine volle Aufmerksamkeit erfordert und er gehört zu den Büchern, die man niemals ausgelesen hat, denn bei jeder neuen Lektüre sind weitere Feinheiten aufzuspüren.


 

Gutsch, J.-M. & M.Leo - Sprechende Männer  
Dass Frauen sich unentwegt miteinander austauschen, telefonieren, sich unterhalten, stundenlange Gespräche führen ist ja völlig normal und auch nichts Besonderes. Aber Männer? Sprechende Männer? Über die Dauer von zwei Monaten sollten sich die beiden per E-Mail unterhalten, kein anderer persönlicher Kontakt ist zulässig und es gilt absolute Ehrlichkeit, das heißt, jede Frage muss beantwortet werden. Kurz gesagt: Männer führen Frauengespräche.
Worüber unterhalten sich Männer mit so verschiedenen Erfahrungen? Natürlich über Beziehungen und Maxim hält Jochen als Single schnell vor: „Deine Freiheit klingt kompliziert, dein Sexleben anstrengend. Ich hatte mir das anders vorgestellt. Irgendwie sorgloser, spontaner, lustvoller.“


 

Seydlitz, Lisa-Maria - Sommertöchter  
So eine Post findet Juno nicht alle Tage im Briefkasten: ein anonymer Briefschreiber teilt der jungen Frau mit, dass sie ein kleines Fischerhaus in der Bretagne geerbt hat. Nach der ersten Überraschung kommt Juno ins Grübeln. Was soll sie damit anfangen: renovieren, vermieten, selbst nutzen?
„Sommertöchter“ ist ein kühler Roman, der die Farben und Gerüche der Bretagne, das Licht und das Rauschen des Meeres aufnimmt, jedoch alles nur sehr gedämpft wiedergibt. Ein Roman in Moll-Tönen.


 

Vargas, Fred - Die Nacht des Zorns  
Adamsberg reist in die Normandie und geht in seiner nachdenklichen Art der eigenartigen Überlieferung auf den Grund. Er spaziert durch den Wald, redet mit einer alten Frau aus dem Dorf, die über alle Vorkommnisse bestens Bescheid weiß. Sie gehört mit ihrer sensiblen Art zu denen, die bereits den Flügelschlag eines Schmetterlings wahrnehmen
Der Plot zeichnet sich durch einen fein aufgebauten Verlauf mit einem moderaten Spannungsfaktor aus. Das Besondere an Krimis von Fred Vargas sind die magischen Momente im Handlungsverlauf, wenn der Leser den nicht alltäglichen Überlegungen Kommissar Adamsbergs folgt und sich auf die amüsanten Besonderheiten seiner Truppe einlässt.


 

Walker, Martin - Delikatessen  
Bruno, Chef de Police im französischen Périgord, kommt nicht zur Ruhe. Ausgerechnet bei ihm in der Provinz, in dem kleinen Städtchen Saint-Denis, soll ein äußerst heikles Innenminister-Treffen von Frankreich und Spanien stattfinden. Mit höchster Sicherheitsstufe, denn es geht um den Kampf gegen die Terroristen der baskischen Untergrundorganisation ETA und ein Anschlag kann nicht ausgeschlossen werden.
„Delikatessen“ ist ein Krimi, der in das wunderschöne Périgord entführt, den Köstlichkeiten der französischen Küche huldigt und in die vermeintlich verschlafene Provinz aktuelle politische Ereignisse verlagert.


 

Adler-Olsen, Jussi - Das Alphabethaus  
Zwei englische Piloten stürzen während des zweiten Weltkrieges über Deutschland ab und haben alle Hände voll zu tun, sich zu retten. Doch wie Olsen diese Geschichte erzählt, das wurde so noch nicht gelesen.
Sein Roman über eine große Freundschaft ist auch die Geschichte von menschlichem Versagen, nicht nur auf politischer Ebene, sondern vor allem auf menschlicher, persönlicher Ebene. Die Handlung liest sich so spannend, dass der Leser tatsächlich am Ende des Buches, so wie der Filmproduzent Just Beter, überrascht feststellt: „Der beste Film, den ich je gelesen habe.“


 

Funke, Cornelia - Geisterritter   (ab 10 Jahren)      
„Geisterritter“ ist nicht nur eine spannende Abenteuergeschichte aus der Welt der mittelalterlichen Ritter. Cornelia Funke hat sehr geschickt die historischen Hintergründe der Kathedrale von Salisbury in ihren Plot eingewoben.
Mit Friedrich Hechelmann hat Funke einen Könner gefunden, der ihren Text mit geheimnisvollen, wunderschönen Bildern, die eigenständige Kunstwerke sind, begleitet und auf siebzehn ganzseitigen und fünf doppelseitigen farbigen Bildern der Geschichte einen eigenen Glanz verleiht.


 

Munro, Alice - Zu viel Glück  
Ihre zehn neuen Geschichten erzählen von Frauen, die meist in der kanadischen Provinz wohnen, ein beschauliches Leben führen und durch einen kleinen Riss in ihrer Biographie aus der Bahn geworfen werden. Grandiose Literatur von einer ganz großartigen Schriftstellerin.
Der allerschönste Satz findet sich in der letzten Geschichte: „Denk immer daran, wenn ein Mann aus dem Zimmer geht, lässt er alles darin hinter sich. Wenn eine Frau hinausgeht, trägt sie alles, was in dem Zimmer geschehen ist, mit sich fort.“


 

Landorff, Max - Der Regler  
Gabriel Tretjak ist jung, erfolgreich, dynamisch. Ein Karrieretyp, kurz: ein Macher. Und doch - es sind kleine, unscheinbare Dinge, die plötzlich in seinem Leben nicht mehr stimmen.
Keine Frage, es ist kurzweilig, dem „Regler“ und seinen Geschäften zu folgen. Am Ende wird auch eine stimmige Lösung präsentiert, doch nicht alle Fäden sind in der Eile sorgfältig verknüpft worden, einige Fragen bleiben offen.


 

Hohlfeld, Kerstin - Glückskekssommer  
Es soll der ultimative Auftritt für ihr Gesellenstück werden: Die berühmte Filmdiva wird das Kleid von Rosa zur angesagten Filmnacht tragen. Doch eine entscheidende Naht gibt im falschen Moment den Geist auf.
„Glückskekssommer“ bietet flache Charaktere, die schlichte Handlung ist sehr vorhersehbar und die Überlegungen Rosas, um ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen, ähneln den Vorstellungen und Plänen einer naiven Sechzehnjährigen.


 

Bohn, Maja - Mama, wo ist eigentlich das Gestern hin?   (ab 5 Jahren)      
Plötzlich ist sie da, die schwierige Frage und lässt Loretta keine Ruhe mehr: Wo ist das Gestern eigentlich? Die Mama weiß da auch nicht richtig weiter und ...
Maja Bohn, Illustratorin und Autorin dieses ganz besonderen Bilderbuches hat mit viel Schwung und Tempo Loretta bei ihrer schwierigen Frage in Szene gesetzt. Mit der großen Brille, dem strengen, grübelnden Blick und ....


 

Arjouni, Jakob - Cherryman jagt Mr. White   (ab 15 Jahren)      
Rick ist achtzehn, lebt im Osten Deutschlands und flüchtet sich am liebsten in seine Comicwelt. Hier ist er Chef und bekämpft mit seiner Lieblingsfigur Cherryman, einem Kirschbaum mit übernatürlichen Kräften, sämtliche Dumpfbacken, die ihm krumm kommen
Ein eindrucksvolles Porträt eines Jugendlichen in Ostdeutschland, der in unserer Gesellschaft Gärtner werden wollte und zum Mörder wurde. Eine ideale Schullektüre, die eine Menge Diskussionsstoff bietet.


 

Neuhaus, Nele - Wer Wind sät  
Seit Wochen steht „Schneewittchen muss sterben“ auf der SPIEGEL- Bestsellerliste und schon versorgt Nele Neuhaus ihre Fans mit einem neuen Krimi um das Ermittler-Team Pia Kirchhoff und ihrem Chef Oliver von Bodenstein.
Ludwig ist in einer Bürgerinitiative gegen den Windpark engagiert. Dort hat er heftige Widersacher: Jannis und seine Freundin Ricky . Doch Jannis will nicht nur Ludwig in der Führung ausboten, er hat noch ein Hühnchen mit seinem ehemaligen Chef Theissen, dem Eigentümer von WindPro zu rupfen.


 

Company, Flavia - Die Insel der letzten Wahrheit  
Nach diesen wenigen dürren Seiten beginnt nun das, womit sich das Buch im Wesentlichen beschäftigt: Zwei Männer, eine einsame Insel, der eine bewaffnet, der andere mit unwahrscheinlich viel Glück gerade mal überlebt, tun sich eben nicht zusammen, sondern ganz im Gegenteil ...
Der kurze Roman von Flavia Company endet in einem überraschenden Epilog. Und kaum, dass man die Wendung so einigermaßen verdaut hat, beginnt der Leser die Fäden aufzunehmen.
Ein Buch über dessen Inhalt man sich sicher gerne mit anderen austauschen wird, mit wechselnden Erkenntnissen und das besonders Angenehme ist die Kürze des Romans, das eindeutige Ende und doch wieder nicht.


 

Heidenreich, Elke +Tom Krausz - Dylan Thomas  
Seine Gedichte entstanden in der Dorfkneipe und waren inspiriert vom Blick aus dem Fenster seines Arbeitszimmers auf das endlose Meer. Noch heute liegen dort zerknüllte Papiere auf dem Boden, seine Jacke hängt über dem Stuhl und eigentlich könnte er sofort wieder an den Tisch sitzen und schreiben.
Wer war dieser Mann, der die Beatles beeinflusste, dem Bob Dylan seinen Namen verdankt und der von sich selbst sagte: „Der Erste. Ich bin ein Waliser; Der Zweite. Ich bin ein Trinker; Der Dritte. Ich bin ein Menschenfreund, vor allem liebe ich die Frauen.“


 

Rosenfeld, Astrid - Adams Erbe  
Das Jahr: 2004. Ort der Handlung: ein Dachboden in Berlin. Hier findet Edward Cohen, Sohn einer exzentrischen Mutter, die immer nur das Glück sucht und ständig knapp daran vorbei schlittert, im alten Haus seiner Kindheit, nach dem Tod der dominanten Großmutter, ein verschlossenes Päckchen.
Noch bevor das Debüt der jungen Autorin Astrid Rosenfeld, geb. 1977 in Köln, auf dem Markt war, zeichnete sich beim Diogenes Verlag in der Schweiz eine Sensation ab: die Stimmen aus dem Buchhandel zu diesem Roman waren außerordentlich zahlreich und sie waren hellauf begeistert.


 

French, Tana - Sterbenskalt  
Es gibt ihn, den Knacks im Leben eines Menschen, wo ab diesem Zeitpunkt alles anders wird und nichts mehr umkehrbar ist. Genau diesen Punkt erlebt der Ire Frank Mckay mit neunzehn Jahren, als ihn seine Freundin Rosie sitzen lässt.
Der Irin Tana French genügt diese übersichtliche Ausgangssituation für ihren spannenden Krimi. Sie leuchtet hinein in die kaputten irischen Unterschichtsfamilien: Der Vater, arbeitslos, jähzornig und alkoholkrank, der im Rausch Frau und Kinder regelmäßig verprügelt. Die Mutter ....


 

Condie, Ally - Die Auswahl, Cassia und Ky   (ab 13 Jahren)      
Gibt es sie tatsächlich noch, gute Jugendbücher? Unter den All-Age-Romanen nimmt der erste Band der geplanten Trilogie von Ally Condie eine wohltuende Sonderstellung ein, denn dieses Buch ist nicht einfach dem Mainstream hinterher geschrieben und schnell auf den Markt geworfen.
Cassia lebt in einer Gesellschaft, in der es üblich ist, dass man mit siebzehn Jahren den Partner fürs Leben vermittelt bekommt, ganz bequem, ohne eigene Anstrengung. Sie erhält die ersehnte Einladung zu ihrem Paarungsball, dem wichtigsten Tag im Leben junger Mädchen.


 

Serno, Wolf - Die Medica von Bologna  
In seinem Roman „Die Medica von Bologna“ dreht sich alles um eine faszinierende, wissbegierige Frau und schon der erste Satz zündet: „Ich bin eine vergessene Frau. Von den achtundvierzig Jahren, die ich auf dieser verrückten Welt lebe, habe ich die letzten sechzehn Jahre in strenger Abgeschiedenheit verbringen müssen.
Wolf Serno beschreibt sehr anschaulich, wie die Pest im 16. Jahrhundert wütet, erzählt, wie sich die Ärzte damals mit ihrer Kleidung gegen Ansteckung geschützt haben und zeigt dem neugierigen Leser, in originalen Holzschnitten, die sechs Akte der Nasenoperation am Ende des Buches.


 

Grünberg, Arnon - Mitgenommen  
Immer wieder in ihrem Leben passiert es Lina, dass sie mitgenommen wird, ohne dass sie jemals gefragt wird, ob das überhaupt in ihrem Sinn ist. Sie entwickelt sich zu einer Frau, die am Ende sehr genau weiß, was sie will, und der niemand mehr irgendwelche Vorschriften macht. Doch Liebe erfährt sie auch in ihren späteren Jahren von keiner Seite.
Es sind die Vater-Tochter-Geschichten, die den niederländischen Autor Arnon Grünberg faszinieren. In seinem letzten Buch „Tirza“ ging ein Vater los und suchte seine Tochter, die sich nach dem Abitur auf eine längere Afrika-Reise begeben hatte. In diesem Roman „Mitgenommen“ beleuchtet er dieses Thema von einer ganz anderen Seite.


 

Drvenkar, Zoran - DU  
Ein unbekannter Serienmörder, Reisender genannt, mordet im Oktober 1997 während eines winterlichen Verkehrsstaus die Fahrer in den Autos hinter ihm und entkommt unerkannt.
Das ist längst nicht alles, denn Drvenkar versteht auch eine Menge von Psychologie, gibt seinen Personen glaubhafte Biographien und taucht in die unterschiedlichen Milieus ein - ein großartiger Krimi.


 

Larrea, Miguel - Kip Parvati und der Schatten des Todes   (ab 10 Jahren)      
Schon in wenigen Tagen wird Kip in Bombay seine Ausbildung an der Seefahrtsakademie beginnen. Doch immer mehr Menschen in seinem kleinen Dorf werden krank und müssen evakuiert werden. Niemand kennt die Ursache der sich schnell ausbreitenden, tödlichen Epidemie

Der Roman spielt zu Beginn des 20. Jahrhunderts und manchmal fällt einem Kiplings Held „Kim“ ein, doch Kip ist frei von jedem politischen Hintergrund. Kip Parvati ist eine spannende Abenteuergeschichte mit einem tollen Jungen, mit dem sich der Leser leicht identifizieren kann.


 

Limoni, Marc u. Weller, Ana - Die kleine Sternschnuppe Marie.  
Wenn es Marie nur nicht so langweilig gewesen wäre. Dann wäre sie sicher auch nicht viel zu früh losgeflogen, denn Sternschnuppen sieht man nur, wenn es richtig dunkel ist. Und Marie ist eine wunderschöne, golden glitzernde Sternschnuppe mit Krone und prächtigem Kleid.
Der Autor und Architekt Marc Limoni erzählt auf sehr warmherzige Weise die Abenteuer der unglücklichen Sternschnuppe Marie.
Ein besonderes Lob verdient die Illustratorin Ana Weller. Sie lässt Marie auf jeder Seite funkeln und strahlen.


 

Krouse Rosenthal, Amy - Die kleine Eule, die nicht immer so lange aufbleiben wollte.  
Bei Eulenkindern ist alles genauso, wie bei allen anderen Kindern: Sie spielen gerne Verstecken mit ihren Freunden, gehen selbstverständlich zur Schule, üben mit der Mutter, wie man gut aufpasst, rechts und links schaut und auch das leidige Thema Zubettgehen ist bei Familie Eule jeden Abend ein unendliches Drama.
Das handliche Bilderbuch eignet sich natürlich wunderbar als Gute-Nacht-Geschichte und die kurzen Sätze verlocken Erstleser auch zum Selberlesen.


 

Doxiadis, Apostolos - Logicomix  
Es ist ganz außergewöhnlich, wie in „Logicomix“ Mathematik und Philosophie miteinander kombiniert werden. So wird nicht nur die Geschichte der Logik erzählt, sondern vor allem die Geschichte der Personen dahinter.
Das Unterfangen von Apostolos Doxiadis und seinem Team ist gewaltig. Sie leisten in „Logicomix“ nicht nur eine Einführung in grundlegende Fragen der Mathematik, der Logik, der Mengenlehre und der Unendlichkeit, sie schaffen es auch, dass der Leser eine Ahnung von den Problemstellungen bekommt, die Denker wie Russell, Wittgenstein, Gödel beschäftigt haben. Als roter Faden führt die Biografie Bertrand Russells durch die Geschichte.


 

Hill, Joe - Teufelszeug  
Als Ig Perrish nach einer wild durchzechten Nacht am nächsten Morgen aufwacht, erinnert er sich kaum noch an Einzelheiten. Zu viel Alkohol, zu laute Musik, einfach zu viel von allem. Beim Blick in den Spiegel traut er seinen Augen kaum: Ihm sind über Nacht zwei Hörner auf der Stirn gewachsen. Das war definitiv eine wilde Nacht.
In erster Linie hat Joe Hill einen super spannenden Thriller geschrieben, den er mit Elementen aus dem Horror-Genre anreichert. Da schlängeln sich gefährliche Schlangen im Unterholz und wecken Urängste, Feuer lodert unvermittelt auf und hinterlässt nichts als verbrannte Erde. Richtigen Drive entwickelt die Geschichte, wenn es um die interessante Grundfrage geht, was geschieht, wenn sich die Umwelt, die Freunde, als längst nicht so nett und zuvorkommend erweisen, wie man gedacht hat.


 

Vlautin, Willy - Lean on Pete   (ab 14 Jahren)      
Mit seinen fünfzehn Jahren zieht er zusammen mit dem Vater von Spokane nach Portland. Eigentlich ist der Vater nie zu Hause und Charley ist die meiste Zeit sich selbst überlassen. Auf der Rennbahn, bei der er versucht ein wenig Geld zu verdienen, dort findet er den ersten und einzigen Freund: Lean on Pete, ein altes klappriges Rennpferd.
Eigentlich hat der amerikanische Autor Willy Vlautin, geb. 1967, seine Karriere als Musiker begonnen. Erst die Short-Stories von Raymond Carver haben ihn zum Schreiben gebracht. So erzählt Vlautin in einer schnörkellosen Sprache von den Underdogs in Amerika, die wenn sie einmal ein kleines Stück Glück erhaschen, davon völlig überrumpelt sind.


 

Stewner, Tanja Jessler Nadine - Wie weckt man eine Elfe   (ab 8 Jahren)      
Nein, es geht nicht um die glitzernden, zauberhaften Feen, es geht um handfeste, pummelige kleine Elfen, die mit Gummistiefeln in Pink ihrer Arbeit nachgehen. Und zu tun hat vor allem Hummelbi, denn da alle anderen Elfen in tiefen Schlaf gesunken sind, bleibt die ganze Arbeit an ihr hängen. Wie es dazu kam?
Tanya Stewner lässt mit ihrem neuen Roman sofort an die Bücher von Michael Ende denken. Ihr gelingt es, die Welt der Magie zum Leben zu erwecken und eine rundum gelungene Familiengeschichte zu erzählen, die keinesfalls eine heile Kinderwelt zaubert, denn auch bei den Zwillingen gibt es Eifersucht, Neid und Streitereien.


 

Kähler, Lilian und Richard Chr - Weißt du, was ich glaube Paps   (ab 0 Jahren)      
Auslöser für alles war der monumentale, schnell dahingeworfene Satz seiner Tochter Lilly: „Ich glaub ja nicht an Gott.“ Als Vater nimmt Richard Kähler dieses Statement der Achtzehnjährigen zunächst einmal so hin. Dann beginnt es in ihm zu rumoren und er schreibt ihr eine e-Mail.
Auch wenn Richard Kähler aus einem reichen Bildungsschatz schöpfen kann, stülpt er seiner Tochter keine vorgefertigten Lösungen über, sondern sucht zusammen mit ihr nach Antworten. Und was die beiden nach über einem Jahr an Lösungen anbieten können, ist keine abstrakte Idee, sondern eine sehr praktikable ethische Richtschnur, der man folgen kann. Ob man dann von kosmischer Urenergie spricht oder von Gott, erweist sich als völlig unbedeutend. Ein sehr lesenswerter Dialog.


 

Keyes, Marian - Der hellste Stern am Himmel  
Für den neuen Auftrag gibt es nur die folgende Adresse: Star Street Nummer 66, Dublin 8. Mehr nicht. Dazu den ominösen Hinweis: Mach dich auf alles gefasst. Doch der Besucher, der sich das Haus im georgianischen Stil anschaut, hat nicht damit gerechnet, dass so viele Menschen in dem mehrstöckigen Backsteinhaus wohnen. „Das ist nicht die Sorte Alles, auf die ich mich gefasst gemacht habe. Es ist das falsche Alles.“
Es macht Spaß, dem munteren Treiben der Bewohner des alten Backsteinhauses in Dublin zuzuschauen, denn auch ein Hektiker und Workaholic wie Conall erhält die Chance sich zu entwickeln. Erst ganz am Schluss wird klar, wer mit der Stimme aus dem Off seine besorgten Kommentare zu den Irrungen und Wirrungen in der irischen Hauptstadt abgibt. „Der hellste Stern am Himmel“ ist ein wunderbar charmanter Roman mit sympathischen Protagonisten, der mit einer locker, leichten, sehr unterhaltenden Story ganz nebenbei zum Nachdenken anregt.


 

Blundell, Julia - Die Lügen, die wir erzählten   (ab 13 Jahren)      
Als die fünfzehnjährige Evie mit ihrem Stiefvater Joe und ihrer Mutter 1947 nach Palm Beach kommen, hat der Urlaubsboom Florida noch nicht erreicht. Die Hotels schließen in der Nachsaison und als Peter eintrifft, ist der ehemalige Kriegskamerad von Joe mit seinen lustigen Geschichten eine willkommene Abwechslung.
Judy Blundell beschreibt, wie sich der naive Blick des Kindes in die Wahrnehmung einer erwachsenen Frau verwandelt und wie Evie erkennen muss, dass ihre vergötterten Eltern zu ihrem höchst eigenen Vorteil, die Tochter in ein Netz aus Lügen eingesponnen haben. Große Literatur!


 

Follet, Ken - Sturz der Titanen  
„Sturz der Titanen“ umfasst die Zeit vor dem Beginn des ersten Weltkrieges und ungefähr zehn Jahre danach. Im englischen Wales arbeitet der männliche Teil der Familie Williams im Bergbau und der Vater ist als engagierter Gewerkschafter am Streik gegen die unmenschlichen Arbeitsbedingungen beteiligt. Die Tochter Ethel dient als Haushälterin auf dem Landsitz von Earl Fitzherbert. Sehr umsichtig führt sie den Haushalt und Ken Follett bereitet es ein besonderes Vergnügen, die Tischsitten, die Art der Mahlzeiten und die Gespräche bei Tisch eingehend zu beschreiben.
Wer Spaß daran hat, sich in den Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts zu versenken, sich das Leben der Großväter und Urgroßväter noch einmal vor Augen zu führen, und sich auch darauf einlassen möchte, Geschichte „von unten“ zu betrachten und nicht immer nur vom Verhandlungstisch der Machthaber, dem kann dieser großartige historische Roman wärmstens empfohlen werden.


 

Funke, Cornelia - Reckless   (ab 12 Jahren)      
Mit Hilfe eines Spiegels im Arbeitszimmer seines Vaters ist es Jacob gelungen, in eine neue Welt einzutauchen. In dieser Welt tobt gerade ein Kampf kaiserlicher Truppen gegen die Armee der Unterwelt, die Goyl. Wer einen Schlag mit einer Goyl-Tatze erhält, dessen Haut wird binnen weniger Tage zu Stein erstarren.
„Reckless“ gehört zu den All-Age-Romanen und Kinder können die fantastische Geschichte der beiden Brüder mit roten Ohren voller Spannung atemlos durchhecheln während die erwachsenen Leser sich Gedanken machen, was es mit der gefühllosen Haut in einer unterirdischen dunklen Welt auf sich hat.


 

Baum, Beate - Weltverloren  
Es ist Winter in Dresden und am liebsten würde sich Kirsten Bertram die Decke über den Kopf ziehen und sich verstecken. Ihr Lebensgefühl: weltverloren, denn sie liegt nach einer Fehlgeburt im Krankenhaus.
Beate Baum erzählt ihren neuen Krimi wieder mit einer Menge Dresdner Lokalkolorit und entwickelt gleichzeitig die komplizierte Beziehungskiste weiter zwischen Kirsten und Andy, der schwer an der Fehlgeburt von Kirsten nagt und seinen Kummer in einer Menge Alkohol ertränkt.


 

Scheunemann, Frauke - Dackelblick  
Zugegeben, es hat schon eine ganze Ecke gedauert, bis sich der kleine freche Rauhaardackel Herkules das Prädikat „Frauenversteher auf vier Pfoten“ anheften konnte, doch es gibt einfach gravierende Unterschiede in der Betrachtung der Welt zwischen Zwei- und Vierbeinern. Und gerade in Liebesdingen haben es die Vierbeiner entschieden einfacher.
Die Hamburger Autorin Frauke Scheunemann, die zusammen mit ihrer Schwester unter dem Pseudonym „Anne Hertz“ bereits mehrere Roman verfasst hat („Goldstück, „Wunderkerzen“ und „Sternschnuppen“) erzählt mit ihrem witzigen Roman „Dackelblick“ die Welt aus der Sicht eines cleveren kleinen Rauhaardackels, der sich auf seinen krummbeinigen Dackelbeinen wacker durch die komplizierten Liebes - Verstrickungen seines Frauchens schlägt


 

Overeem, Vincent - Misfit   (ab 15 Jahren)      
Der Sommer ist heiß und am liebsten würde sich der achtzehnjährige Ich-Erzähler gar nicht mehr aus dem Zimmer wagen. Gut, die Bude ist zwar ziemlich heruntergekommen, doch er selbst zahlt die Miete – und darauf kommt es an.
Die heißen Tage mit seiner Freundin Kaat im Bett zu verbringen genügt ihm. „Kaat, wie einfach ist es, glücklich zu sein. Ein Zimmer, eine Matratze, eine Kaimauer.“ Nebenbei jobbt er bei seinem Vermieter und hilft ihm Wohnungen zu renovieren. Die ganze Ausgangshandlung erinnert ein wenig an „Betty Blue: 37, 2 Grad am Morgen“ von Philippe Djian.


 

Munoz Molina, Antonio - Mondwind   (ab 15 Jahren)      
Wenn Tante Lola nicht wäre, die mit ihren hohen Absätzen und neuen Illustrierten frischen Wind in sein angestaubtes Elternhaus bringt, es wäre in der spanischen Provinz schon ein sehr karges und einsames Leben. Mit aller Macht zieht es den Jungen aus den beengten heimatlichen Gefilden in die Welt
Molina begleitet seinen Protagonisten in seiner schwierigen und teilweise schmerzvollen Entwicklung und am Ende, als sich die Raumkapsel öffnet, ist, während Armstrong jenen großen Schritt für die Menschheit wagt, auch der Junge in seinem abgelegenen Dorf einen entscheidenden Schritt zu seinem Erwachsenwerden vorwärts gekommen.


 

Vosseler, Nicole C. - Die Caravaggio – Verschwörung   (ab 12 Jahren)      
Daran ändert sich auch nichts als Riccardo der Botenjunge des Malers Michelangelo Merisi wird, den alle nur Caravaggio nennen. Den meisten ist dieser Maler mit dem unberechenbaren, oft aufbrausenden Temperament eher unheimlich. Vor Jahren flüchtete Caravaggio aus Rom, weil er wegen Mordes gesucht wurde.
Caterina begleitet die beiden Männer auf dieser Reise und verlässt ihr Elternhaus bei Nacht und Nebel. Allerdings hat keiner mit dem Tod gerechnet. Caravaggio stirbt auf mysteriöse Weise. Die Neugier des jungen Paares ist geweckt und sie verfolgen die Spuren des Lebens ihres unnahbaren Freundes bis zu den Tempelrittern nach Malta.


 

Napoli, Donna Jo - Das geheimnisvolle Lächeln   (ab 12 Jahren)      
In ihrem sehr sinnlichen Roman Das geheimnisvolle Lächeln, man meint geradezu durch die Gassen des Florenz der Medici zu schlendern, erzählt die Amerikanerin Donna Jo Napoli die Geschichte der jungen Elisabetta, die als „Mona Lisa“ später weltberühmt wurde.
Bis heute ist fraglich, ob Guiliano de Medici wirklich Leonardo da Vinci den Auftrag für das Porträt der „Mona Lisa“ gegeben hat, um das Lächeln seiner großen Liebe festzuhalten, doch die Geschichte um das Bild, wie sie Donna Jo Napoli erzählt, hält sich an die bisher bekannten historischen Fakten und schmilzt sie zu einer wunderschönen, tragischen Liebesgeschichte.


 

Jones, Gail - Sechzig Lichter  
Mit sechzehn besteigt Lucy allein ein Schiff nach Indien, um die Frau von Isaac Newton zu werden, doch während der Schiffsreise verliebt sie sich in einen verheirateten Mann, wird schwanger und kehrt mit ihrer Tochter nach England zurück.
Doch „Sechzig Lichter“ ist viel mehr als nur ein historisch angesiedelter Entwicklungsroman einer jungen Frau, die mit zweiundzwanzig Jahren an Schwindsucht stirbt. Sehr überzeugend schreibt Gail Jones über den frühen Verlust der Eltern, die Trauer, und wie sie das Leben der Kinder über viele Jahre bestimmt.


 

Forman, Gayle - Wenn ich bleibe  
Mia ist siebzehn und wächst in einer kleinen Stadt in Oregon auf. Ihr Cello ist ihre Welt, auch wenn das in ihrer Familie kein Mensch versteht. Ihr Vater hat früher viele Jahre Schlagzeug in einer Punkband gespielt, bevor er Lehrer wurde, und auch ihrer Mutter ist Punkmusik näher, als Mias Liebe zur Klassik.

„Wenn ich bleibe“ erzählt neben einer großen Liebesgeschichte auch eine wunderbare Story über Toleranz und Freiheit. Und verpackt ist das Ganze in einer federleichten Geschichte, die fast schwebend daherkommt.


 

Brooks, Geraldine - Die Hochzeitsgabe  
Diese aufwühlenden Erlebnisse und tiefen Eindrücke, die Brooks in Sarajevo vor Ort erlebte, sind das Gerüst der „Hochzeitsgabe.“ Die Hauptfigur, Dr. Hanna Heath, ist Buchrestauratorin und hat die Aufgabe, die Haggadah wieder herzustellen, das heißt nicht, dass diese neu gebunden wird, sondern dass mit großer Sorgfalt das Papier analysiert wird.
„Die Hochzeitsgabe“ ist ein Buch, bei dem Bücherwürmer voll auf ihre Kosten kommen. Es geht nicht nur darum, dass sich Geraldine Brooks eingehend mit dem Faszinosum „Buch“ beschäftigt, sondern sie zeigt auch sehr überzeugend, dass es völlig unwichtig ist, welcher Religion man angehört, wenn es darum geht, eine jahrhundertealte Handschrift zu retten, um sie vor dem Vandalismus von Barbaren zu bewahren.


 

Torday, Paul - Charlie Summers  
Torday schildert die hysterischen Jahre vor dem Platzen der großen Finanzblase. Sein Protagonist Eck kommt nach einem traumatischen militärischen Einsatz aus Afghanistan zurück und ist froh, als er von seinem Schulfreund Bilbo das verlockende Angebot erhält, in dessen Investmentfonds mitzuarbeiten.
Paul Torday erzählt die Geschichte unserer Gegenwart, als plaudere er entspannt vor dem Kaminfeuer. Sehr elegant, mit englischer Gelassenheit und einem Schuss Ironie zeigt er, dass die Gier nach immer mehr in eine Sackgasse führt und das Scheitern zum Teil der Existenz wird.


 

Magnusson, Kristof - Das war ich nicht  
Sein Geschäft, den Handel mit Optionen, kennt er von der Pike auf und nachdem er so gut wie kein Privatleben hat, ist er rund um die Uhr in der Bank.
Jasper hätte nie gedacht, dass sich aus einer Gefälligkeit eine lawinenartige Maschine in Gang setzt, die nicht zu stoppen ist.

„Das war ich nicht“ ist ein Roman, der so klar und vor allem temporeich die Mechanismen der Finanzkrise einfängt, dass man nach der Lektüre das Buch zuklappt und sicher ist: Ich habe es jetzt verstanden.


 

Greer, Andrew Sean - Die erstaunliche Geschichte des Max Tivoli  
Allein die Ausgangsidee ist ungewöhnlich: Max Tivoli, die Hauptfigur, erzählt sein Leben rückwärts. Als Kind wächst Max im Körper eines alten Mannes heran und je älter er wird, desto jünger wird er äußerlich. Aber eben nur äußerlich.
„Die erstaunliche Geschichte des Max Tivoli“ ist ein Roman, bei dem man ins Schwärmen gerät, mit einer intelligenten Konstruktion und einer wunderschönen Sprache. Sätze wie dieser lassen das Leserherz höher schlagen: „Es verlangt zu viel Fantasie, den Kummer der Menschen zu sehen, die wir für glücklich halten. Ihre wirklichen Kämpfe finden wie die der Sterne in einem Lichtspektrum statt, den das menschliche Auge nicht wahrnehmen kann. Es ist ein Kunststück des Geists, das Herz eines andern zu erraten.“

Eine Empfehlung ohne Einschränkung.


 

Abedi, Isabel u. Dagmar Henze - Schlawatz   (ab 4 Jahren)      
Einen Traumwunscherfüller müsste man haben. Viele wissen vielleicht gar nicht, dass es ihn gibt. Doch der kleine Jonas kennt den Wicht mit dem langen Bart und der schwarzen Umhängetasche. Wie man ihn findet? Gar nicht. Das ist ja das Geheimnis. Der Schlawatz sucht sich seine Kinder selbst aus.
Am Schönsten ist der Schluss, wenn sich jeder, kurz vor dem Einschlafen noch schnell einen eigenen Wunsch vom Schlawatz überlegen darf, bevor dieser im fernen Mond verschwindet.


 

John, Klaus Pricken, Stephan - Wie es kam, dass Tiger und Hase ein neues Zuhause fanden   (ab 3 Jahren)      
Sein neuer Freund, der Hase, der noch nie Weihnachten gefeiert hat, denn er war ein Ostergeschenk, bläst ebenso Trübsal.
Die Geschichte lädt ganz ohne erhobenen Zeigefinger dazu ein, darüber nachzudenken, ob es für nicht gebrauchtes, altes Spielzeug vielleicht irgendwo dankbare Abnehmer gibt.


 

Yolen, Jane - Dornrose   (ab 15 Jahren)      
Solange sie denken kann, erzählt die Großmutter der kleinen Becca das Märchen von „Dornröschen“. Nun ist Gemma gestorben und Becca bleibt nur eine geheimnisvolle „Truhe voller Wegweiser“. Was hat es mit dem Siegelring, den beiden Locken und einem alten Messingknopf auf sich?
Die amerikanische Autorin Jane Yolen, geb. 1939, erzählt in „Dornrose“ nicht nur ein Stück schmerzhafter jüdischer Vergangenheit, sondern sie verpackt das Grauen ebenso in ein Stück Poesie, ohne die das Überleben nur schwer möglich gewesen wäre.


 

Matzig, Gerhard - Meine Frau will einen Garten  
Es gibt Menschen, die fühlen sich inmitten riesiger Häuserschluchten richtig wohl. Sie sind glücklich in nicht perfekten Mietwohnungen, nehmen winzige Balkone gerne in Kauf und stören sich auch überhaupt nicht an zu kleinen Briefkästen in dunklen Hausfluren. Kurz: Sie haben ihr Leben der Innenstadt gewidmet. ABER ...
Pia träumt davon, beim ersten Sonnenschein die Terrassentür zu öffnen, in den Garten zu gehen, draußen zwischen friedlich spielender Kinder mittags gemütlich eine Tasse Kaffee zu trinken und sich nicht um das letzte Sonnenfleckchen auf irgendeiner Wiese mit anderen Ausflüglern schlagen zu müssen, das dann doch gleich hinter dunklen Wolken verschwindet und die Heimfahrt mit schlecht gelaunten, nervigen Kindern wieder angetreten werden muss. So entwickelt sich zwischen den Ehepartnern ein Streit, der Hamlet’sche Dimensionen annimmt: Haus oder nicht Haus, das ist hier die Frage?


 

Kinkel, Tanja - Im Schatten der Königin  
Ihr Roman „Im Schatten der Königin“ widmet sich dem englischen Königshaus Tudor im 16. Jahrhundert. Königin Elizabeth I. hat gerade den Thron bestiegen und ist mit aller Kraft dabei, ihre Macht zu sichern.
Die verworrenen Verhältnisse in der katholischen und protestantischen Kirche sowie der Erbfolge im Hause Tudor zu durchblicken, erleichtert Tanja Kinkel gleich zu Beginn des Romans mit einem kurzen Abriss der historischen Ereignisse. Dass hin und wieder die Dialoge etwas trocken und die Überlegungen von Tom Blount manchmal etwas langatmig geraten sind, darüber tröstet am Ende das stimmige Gesamtbild hinweg.


 

Peter Pohl - Anton, ich mag dich   (ab 10 Jahren)      
Endlich, nach fast einem Jahrzehnt Pause, gibt es wieder einen neuen Roman von Peter Pohl auf Deutsch zu lesen. Wobei lesen schlicht untertrieben ist. Pohls Bücher verschlingt man mit roten Ohren, im Fieber, ohne Pause und auf einen Rutsch.
Anton in der vierten Klasse, gerade zehn, erobert die Herzen seiner Mitschüler im Sturm, denn auf dem Fußballplatz macht ihm keiner was vor. Und schlagfertig ist er obendrein. Kurz: Jojo findet Anton richtig klasse.


 

Giordano, Paolo - Die Einsamkeit der Primzahlen   (ab 15 Jahren)      
Der kleine Junge Mattia hat nur ein einziges Mal seine behinderte Zwillingsschwester nicht beaufsichtigt und schon war das Unglück geschehen. Ihr Tod wird sein Leben fortan begleiten wie ein dunkler Schatten.
Mattia und Alice sind zwei Kinder, die das Fremdsein in der Welt schon sehr früh erfahren und dieser Zustand ändert sich für sie nicht mehr. Sie stehen einsam wie die Primzahlen im Reich der Mathematik, doch durch ihre Freundschaft erkennen sie, dass ihre Beziehung in der Mathematik einen eigenen Namen hat.


 

Huttel, Sabine - Mein Onkel Hubert   (ab 15 Jahren)      
Es sind drei sehr unterschiedliche Kindheiten, die von den beiden Autorinnen Sabine Huttel („Mein Onkel Hubert“), Gail Jones („Perdita“) und dem italienischen Shooting-Star der Literaturszene, Paolo Giordano („Die Einsamkeit der Primzahlen“) erzählt werden.
Gemeinsam ist allen, dass die Kinder, von denen sie berichten nicht unbeschadet ihre Kindheit erlebten, einen Knacks erlitten, der sie ein ganzes Leben begleitet.


 

Alpert, Mark - Die Würfel Gottes  
... teilt er Swift eine geheimnisvolle Ziffernfolge mit und flüstert sehr undeutlich das Stichwort „Einheitliche Feldtheorie“. Swift weiß, dass Kleinmann vor vielen Jahren einer der Assistenten Albert Einsteins war und sich in dieser Zeit mit dieser Theorie intensiv beschäftigt hatte.
Alpert erzählt in einem halsbrecherischen Tempo und baut bei seiner Verfolgungsjagd immer wieder unerwartete Wendungen in die Geschichte ein. Da wechseln Personen die Lager, sind keineswegs in gut und böse einzuordnen, und immer wieder wartet er in seinem Plot mit überraschenden Details auf.


 

Charlotte Habersack - Angelina Bodyguard   (ab 8 Jahren)      
Für Engel hat die kleine Olga, neun, schon immer was übrig gehabt, das beweist ihre ganz beachtliche Sammlung. Sie tummeln sich munter als Engel-Sticker auf ihrem Radiowecker und selbst auf dem Rollo sind sie zu entdecken. Doch nie im Leben hätte Olga gedacht, dass sie einen eigenen Schutzengel namens Angelina hat. Ach ja, das ist übrigens ein total altmodischer Begriff, heute spricht man von Bodyguard. Zu sehen bekommt Olga ihren Bodyguard nur, weil sich Angelina am Flügel verletzt hat und nun selbst dringend Hilfe braucht.
Neben den bunten Illustrationen von Gabriela Silveira, die den Charakter von Olga und Angelina wunderbar einfangen, ist besonders die einfallsreiche und hochwertige Ausstattung dieses Buches, dessen Seiten schon als ausgebreitet Engelsflügel gestaltet sind, hervorzuheben. Ein wunderschöner Kinderroman.


 

Weiler, Jan - Mein Leben als Mensch  
Nun also begleiten wir seinen Schwiegervater Antonio, wie er zur Fußballweltmeisterschaft, kurz „Wä-Emme“ ein „Geräte mit Flakebilde“ kauft. Ob Plasma oder LCD das sind für Antonio Fragen von untergeordneter Priorität.
Aus den einundsechzig Stern - Kolumnen, ist eine wunderbar witzige Unterhaltungslektüre entstanden, die sich mühelos in einem Rutsch weg lesen lässt. Allerdings Vorsicht: Sollten Sie das Buch in Bus oder Bahn lesen, könnte es sein, dass Sie immer wieder durch lautes Auflachen von ihren Mitfahrern verwunderte Blicke kassieren. Aber wen stört das schon, wenn er gerade liest, wie Antonio sein neues „Sisteme für der Navigazione“ in Betrieb nimmt?


 

Meyer-Timpe, Ulrike - Unsere armen Kinder  
Es sind die Skandalfälle in den Nachrichten, die Aufhorchen ließen und die die Menschen sensibilisiert haben: Die siebenjährige Jessica verhungerte 2005 in Hamburg - Jenfeld, die kleine Lea-Sophie aus Stettin erlitt das gleiche Schicksal. Wie kann es geschehen, dass in einer reichen Stadt wie Hamburg, in einem wohlhabendenden Land wie Deutschland heute Kinder verhungern?
Ulrike Meyer-Timpe legt in ihren Ausführungen den Finger auf ein brennendes gesellschaftliches Problem und bietet konkrete Lösungswege an. Ein rundum gelungenes, wichtiges Buch.


 

Fortes, Susanna - Im Zeichen der Madonna  
Manchmal dauert es ganze fünfhundert Jahre, bis ein Geheimnis gelüftet wird und die Wahrheit ans Licht kommt. Einen solchen Fall aus der Zeit der italienischen Renaissance beschreibt Susana Fortes, geb. 1959, in ihrem Roman „Im Zeichen der Madonna“.
„Im Zeichen der Madonna“ kombiniert neue wissenschaftliche Forschungsergebnisse mit praller historischer Unterhaltung - ein feiner Lesegenuss, der durch den aufschlussreichen Anhang, in dem die verschiedenen historischen Persönlichkeiten kurz beschrieben werden, abgerundet wird.


 

Johnson, Jean - Der Kuss des Wolfes  
Im zweiten Band „Der Kuss des Wolfes“ erwischt es den Zwillingsbruder Sabers: Wolfer. Der kräftige Wolfer, der problemlos seine Gestalt verwandeln kann und am liebsten seinem Namen alle Ehre macht und als Wolf durch die Wälder streift, erhält auf der Insel Besuch von seiner Jugendfreundin Alys.
Jean Johnson kombiniert in ihrer auf acht Bände geplanten Reihe um das Schicksal der ungleichen Brüder das Element Fantasy mit einer gehörigen Portion Humor und witzigen Dialogen. Da scheucht die sehr selbstbewusste und emanzipierte Kelly als neue Königin die Brüder als ihren Hofstaat herum und ihre scharfe Zunge ist immer schneller als ihr Kopf. Und nicht vergessen: Die Erotik kommt nicht zu kurz, denn die Autorin spart auch nicht an deftigen Liebesszenen.


 

Engström, Mikael - Ihr kriegt mich nicht   (ab 12 Jahren)      
Mik hat zusammen mit seinem älteren Bruder Tony genug damit zu tun einzukaufen, Essen zu kochen, den Abwasch zu erledigen. Seit seine Mutter tot ist, kommt der Vater nur noch unregelmässig nach Hause und wenn er da ist, ist er meist betrunken. „Allein mit Papa. Das war mehr allein, als wenn man ganz allein war.“
Der schwedische Jugendbuchautor Mikael Engström, der mit seinen beiden Romanen „Steppo – voll die Krise“ und „Brando“ gezeigt hat, dass er sich sehr gut in die Welt der Jugendlichen hineinversetzen kann, schreibt in seinem Buch sehr überzeugend aus der Perspektive Miks.


 

Gates jr, Henry Louis - Farbige Zeiten  
In seinem Buch „Farbige Zeiten“, das im Jahre 1997 auf Deutsch erschien und jetzt bei Diogenes neu aufgelegt wurde, erzählt Gates über seine Kindheit und Jugend im Städtchen Piedmont in West Virginia. Er bewahrt seine Erinnerungen an die 50er Jahre für seine Kinder auf, die sich nicht vorstellen können, wie es war, als in den Gaststätten der Zutritt für „Neger“ verboten war und sie auch nicht einfach an den Strand gehen konnten.
Henry Louis Gates hat die 50er Jahre noch einmal zum Leben erweckt und neben einem Porträt dieser Zeit auch die bemerkenswerte Biografie eines Jungen geschrieben, der als erster Farbiger in Cambridge in Literatur promovierte und heute in Harvard als Professor unterrichtet. Er ist ein wunderbarer Stilist und unterhält seine Leser mit seinen pointierten Beobachtungen vortrefflich.


 

Bovenschen, Silvia - Wer weiß was  
An einem ihrer letzten Arbeitstage kurz vor der Pension wird Kriminalkommissarin Leonie Wagner in die Universität gerufen. Im ehrwürdigen Gemäuer liegt auf der Toilette ein Toter mit einem Messer im Rücken. Schnell stellt sich heraus, dass es sich dabei um Professor Ulf Urlach handelt.
Eine deutliche Warnung muss sein: Leser, die einen traditionellen Krimi erwarten, sind bei „Wer weiß was“ an der falschen Adresse. Doch wer Lust auf eine intellektuelle Spielerei auf hohem Niveau mit witzigen Dialogen und einer Unmenge von literarischen Anspielungen hat, der wird sich mit diesem postmodernen Kabinettstückchen glänzend amüsieren.


 

Kirkegaard, Ole Lund - Hodja im Orient   (ab 8 Jahren)      
Hodja ist neun Jahre und lebt mit seinen Eltern in Pjort, einem kleinen orientalischen Dorf, in dem „jeder Mann einen Fez trägt“ und die Füße am liebsten in bequeme Schnabelschuhe steckt. Und die Frauen? Ja, die sind alle verschleiert, „denn Frauen ....
Wer Kinder nicht nur mit einer guten Geschichte unterhalten, sondern auch ihren Sinn für schöne Bücher wecken möchte, der sollte zu den „Büchern mit dem blauen Band“ greifen. Hier stimmen Inhalt und Äußeres perfekt zusammen.


 

Wood, Barbara - Das Perlenmädchen  
Tonina gehört zu den besten Perlentaucherinnen ihres Stammes und lebt auf einer tropischen Insel westlich von Kuba.
Nach schweren Stürmen verschlägt es Tonina auf die Halbinsel Yucatan. Sie ist geschickt und bestreitet schon bald ihren eigenen Lebensunterhalt ...

Wer sich für die Geschichte Mexikos interessiert, dem kann dieses Buch empfohlen werden.


 

Roberts, Gregory David - Shantaram  
"In dieser Stadt, die ich lieben lernte, riet mir mein Instinkt vielmehr, genau hinzusehen, mich einzulassen und zu genießen." Gleich lernt er die zwei wichtigsten Menschen der nächsten Jahre kennen: Die geheimnisvolle Schweizerin Karla, und den schlitzohrigen Fremdenführer Prabaker.
Dieser Roman gehört zu den Büchern, die einen in ihren Bann ziehen, die den Leser bis zum Schluss gnadenlos am Wickel haben, ihm keine Ruhe lassen, und die verlangen, dass man selbst Position bezieht.


 

Valentine, Jenny - Wer ist Violet Park?   (ab 12 Jahren)      
Lucas, sechzehn, fühlt sich merkwürdig von Violet angezogen. Ihr Todesjahr 2002 war zugleich auch das Jahr, in dem sein Vater verschwand. Niemand weiß bis heute, ob der Journalist einfach abgehauen ist, weil ihn das Leben mit seinen Kindern und der unzufriedenen Ehefrau maßlos gelangweilt hat, oder ob er vielleicht tödlich verunglückte.
Bei „Wer ist Violet Park“ handelt es sich um das glänzende Debüt der englischen Autorin Jenny Valentine, die mit klarem Stil und lockeren, klugen Dialogen spannend und mit unerwarteten Wendungen die Suche nach den Wurzeln des erwachsenwerdenden Lucas begleitet.


 

Scobel, Gert - Wie Niklas ins Herz der Welt geriet   (ab 7 Jahren)      
Eines Tages trifft Niklas den alten Mann Johannes, setzt sich neben ihn auf die Bank und die beiden kommen ins Gespräch. Johannes trauert um seine verstorbene Frau und erzählt Niklas um seinen Hund Lola.
Scobel verwandelt Trauer und Schmerz, die Kinder in ihrem Alltag erleben, in gut verständliche, tröstende Bilder.


 

Ziegler, Claudia - Die geheime Tochter  
Sehr geschickt mischt Claudia Ziegler reale Personen der Geschichte, beispielsweise die Marquise de Maintenont oder auch die Duchesse de Berry, mit der spannenden Familiengeschichte ihrer fiktiven Figuren.
Und wem der Geschichtsunterricht in der Schule zu dröge ist, der hat hier den Beweis, dass die Vergangenheit nicht langweilig sein muss, wenn man sie nur spannend genug erzählt.


 

Allende, Isabel - Ines meines Herzens  
Im Jahre 1580 ist Inés Suarez siebzig Jahre alt und fühlt, dass der Tod nicht mehr fern ist. Es ist Zeit für sie Rückschau zu halten und so schreibt sie ihr abenteuerliches Leben für Isabel, die Tochter ihres zweiten Ehemannes, auf.
Isabel Allende, die bereits mit ihrem großartigen Roman „Das Geisterhaus“ die Geschichte Chiles mit ihrer eigenen Familiengeschichte verknüpfte, taucht in ihrem neuen Roman in das Jahrhundert der Konquistadoren ein und verleiht den historischen Figuren ihre Stimme.


 

Garner, Helen - Das Zimmer  
Wer würde nicht helfen, wenn eine langjährige Freundin darum bittet, für drei Wochen zu Besuch kommen zu dürfen, da sie sich in Melbourne einer alternativen Krebstherapie unterziehen möchte.
„Der Tod hatte sich bei mir einquartiert. Seine Gesetze stießen jedes neue Leben mit einer schrecklichen Gewalt beiseite.“ Ein Buch, das nicht mit Wahrheit spart


 

Davidson, Andrew - Gargoyle  
Der Einstieg in die Geschichte beginnt temporeich. Ein Mann, Mitte dreißig, der seinen Lebensunterhalt als erfolgreicher Pornodarsteller verdient, rast nachts mit seinem Auto eine Landstraße entlang. Es geschieht das Unvermeidliche: der Wagen schleudert, fängt Feuer und der Fahrer überlebt nur mit alllerschwersten Verbrennungen.
Es ist zu wenig, wenn man Andrew Davidson zu einem großartigen Liebesroman gratuliert. „Gargoyle“ ist mehr. Und es ist auch nicht nur ein sorgfältig recherchierter historischer Roman, der das Kloster Engelthal, das im 14. Jahrhundert eine Hochburg des deutschen Mystizismus war, in den Mittelpunkt rückt.


 

Asher, Jay - Tote Mädchen lügen nicht   (ab 14 Jahren)      
Hannah Baker hat sich das Leben genommen. Die Mitschüler und Lehrer waren alle überrascht, denn keiner konnte sich die Tat erklären. Als Clay dann einen Schuhkarton mit sieben Musikkassetten erhält, ist er fassungslos, als er darauf Hannahs Stimme hört ....

Es bleibt nach diesem Roman die erschreckende Erkenntnis, dass oft Kränkungen, die vielleicht gar nicht als so schlimm empfunden werden, unbeabsichtigte, weitreichende Folgen haben und ganze Kettenreaktionen auslösen.


 

Moore, Julianne & LeUyen Pham - Sommersprossenfeuerkopf   (ab 5 Jahren)      
Einen richtigen Namen hat das kleine Mädchen gar nicht, denn alle nennen es wegen der feuerroten Haare und den vielen Sommersprossen nur: Sommersprossenfeuerkopf.
DOCH: Mit List und Tücke versucht die Kleine den ungeliebten Sommersprossen zu Leibe zu rücken, da wird geschminkt, gebleicht und übermalt, was das Zeug hält.

Die Illustratorin LeUyen Pham hat „Sommersprossenfeuerkopf“ den notwendig frechen Touch gegeben und das quirlige Mädchen in großformatigen Bildern eingefangen. Die Grimassen der Kleinen sind unschlagbar.


 

Glattauer, Daniel - Alle sieben Wellen  
Glattaueres Roman zählt wirklich zum Schönsten, was es in Sachen Liebe derzeit zu lesen gibt. Die beiden Protagonisten Emmi und Leo lernen sich durch eine fehlgeleitete E-Mail kennen, sind zunächst verärgert darüber, kommen trotzdem ins Gespräch und verlieben sich – auf Distanz. Die Sache hat einen Haken. Emmi ist verheiratet ...
Der Österreicher Daniel Glattauer, der mit „Gut gegen Nordwind“ die Bestseller-Listen eroberte, wurde von seinen Fans geradezu bestürmt, meist natürlich per E-Mail, wie sonst, Emmi und Leo eine neue Chance zu geben und er geht das Wagnis ein.


 

Le Carré, John - Marionetten  
Als im Hamburger Stadtteil Altona eines Tages ein junger Mann vor der Tür des Boxers Melik steht und um Einlass bittet, würde der ihn am liebsten sofort wieder wegschicken.
Er stammt aus Tschetschenien, war in Russland und in der Türkei in verschiedenen Gefängnissen und die Spuren auf seinem Körper zeigen deutlich, dass er mehrfach gefoltert wurde.

Geschickt verknüpft John Le Carré die große Weltpolitik mit den kleinen persönlichen Schicksalen und am Ende ist für alle Beteiligten klar, dass sie nicht ungeschoren davon kommen werden.


 

Sandberg, Vera - Krebs. Und alles ist anders  
„Es ist Krebs.“ Diese drei Worte ihrer Ärztin werfen die Autorin und Journalistin Vera Sandberg, Mitte fünfzig, komplett aus der Bahn.
Ein solches Jahr muss protokolliert werden, denn sonst versinkt die Welt im Chaos. Und das Schreiben entwickelt sich für Vera Sandberg zur Therapie.

Vera Sandberg kommentiert in ihrem Tagebuch, die Literatur, die sie während ihrer Krankheit gelesen hat, sagt was sich als nützlich erwies. Ganz besonders empfiehlt sie Lawrence LeShan: Diagnose Krebs.


 

Jackson, Lisa - Shiver - meine Rache wird euch treffen  
Abbys Mutter war viele Jahre Insassin einer psychiatrischen Klinik und ihr Tod ist bis heute nicht vollständig aufgeklärt. Angeblich beging sie Selbstmord und stürzte sich aus dem Fenster.
Die Amerikanerin Lisa Jackson legte mit ihrem Roman „Shiver – meine Rache wird euch treffen“ einen Psychothriller hin, der trotz einiger Längen den Leser in Atem hält.


 

Arjouni, Jakob - Der heilige Eddy  
Jakob Arjouni arbeitet mit herrlichen Slapstick – Einlagen, mit denen es sein Kleinganove Eddy immer wieder schafft, den Kopf gewitzt aus der Schlinge zu ziehen.
„Der heilige Eddy“ liest sich amüsant, witzig und bietet mit Berlin als Hintergrund - Kulisse einen schrägen Blick auf die Befindlichkeiten der Hauptstadt.


 

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