|
Wer weiß schon was?
An einem ihrer letzten Arbeitstage kurz vor der Pension wird Kriminalkommissarin Leonie Wagner in die Universität gerufen. Im ehrwürdigen Gemäuer liegt auf der Toilette ein Toter mit einem Messer im Rücken. Schnell stellt sich heraus, dass es sich dabei um Professor Ulf Urlach handelt. Sein Kollege Professor Schauer, die Doktorandin Johanna Schwarzenbach, die Institutssekretärin und auch der Bibliothekar stehen ratlos herum und ihre Auskünfte sind mehr als dürftig. Erst gestern Abend haben sie sich alle bei einer kleinen Feier im Freundeskreis getroffen und von Streitigkeiten war nichts spürbar. Doch auch die akademische Fassade ist längst nicht mehr so glanzvoll wie vermutet. Der Tote war weder unter seinen Studenten der sympathische Dozent, wie zunächst angenommen, noch bei den Kollegen sonderlich beliebt. Ganz im Gegenteil, Professor Urlach, bekannt für seine stilvollen englischen Glencheck-Anzüge, war ein ziemlich übler Geselle, der in dubiose Machenschaften verstrickt war. Sein Spezialgebiet: Emotionale Erpressung. Kommissarin Wagner hat eine harte Nuss zu knacken, doch sie ist schon lange genug bei der Polizei, so dass es ihr mit ihrer exakten Beobachtungsgabe und ihrem geschärften Sinn für Zwischentöne gelingt, einen Mord zu klären, der keiner war, und einen Todesfall zu entlarven, der in Wahrheit ein Mord war. Silvia Bovenschen nimmt mit „Wer weiß was“ das Krimi-Genre auf die Schippe und leuchtet mit großem Spaß das akademische Milieu an der Universität aus. Was gibt es dort für Grabenkriege, intellektuelle Spitzfindigkeiten und emotionale Erpressungen? Das alles hat sie in fein ziselierte Sätze gepackt, die sich die handelnden Personen mit Wonne um die Ohren hauen. Sie scheut auch nicht davor zurück, ihren Krimi, der manchmal einer strengen kriminalistischen Versuchsanordnung aus dem Forschungslabor gleicht, von Außerirdischen beobachten und kommentieren zu lassen. Und wenn diese nicht das Wort ergreifen, dann kommentiert der allwissende Erzähler den Fortgang der Handlung. Eine deutliche Warnung muss sein: Leser, die einen traditionellen Krimi erwarten, sind bei „Wer weiß was“ an der falschen Adresse. Doch wer Lust auf eine intellektuelle Spielerei auf hohem Niveau mit witzigen Dialogen und einer Unmenge von literarischen Anspielungen hat, der wird sich mit diesem postmodernen Kabinettstückchen glänzend amüsieren. Manuela Haselberger, 2009-09-26 |
|||||||||||||||
_______ gebundenes Buch
|
| |||||||||||||||
|
||||||||||||||||
© 2009-09-26 by Manuela Haselberger www.bookinist.de |