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Bookinists Buchtipp zu

Harold Nebenzal

Café Berlin

© 1996

Daniel Saporta stammt aus Damaskus und beschreibt in seinem Tagebuch die Zeit der Weimarer Republik sehr treffend, Berlin im Jahre 1928, als die ganze Stadt brodelt, die nationalsozialistischen Strömungen allerdings schon deutlich bemerkbar sind. Als Eigentümer eines orientalischen Nachtclubs macht sich Daniel Saporta 1929 selbständig. Während in den dreißiger Jahren offiziell schon Juden verfolgt werden, ändert Daniel seine Identät, gibt sich als franco-treuer Spanier aus und bewirtet in seinem Etablissement weiterhin hohe Nazi-Funktionäre, die sich ganz besonders von seinen orientalischen Tänzerinnen angezogen fühlen.


Bookinists Buchtipp zu

DAS

BERLIN-PAKET

© 2000

Mögen Sie Pop-up-Bücher? Das sind die, bei denen sich auf jeder Seite eine andere Attraktion aufrichtet. Das Brandenburger Tor, der Potsdamer Platz oder gar der komplette Reichstag mit Kuppel. So groß wie ein ganzer Schinken erscheint das Ludwig-Erhard-Haus. Und wer dann noch nicht ausreichend gestaunt hat, der kann an roten Laschen ziehen und beispielsweise die Baugeschichte des Potsdamer Platzes als kleine Dia-Show bewundern.


Onkel Toms Hütte, Berlin
Pierre Frei - Onkel Toms Hütte, Berlin

erre Frei hat das geschafft, wovon viele Autoren träumen. Überzeugt von der Qualität seines Romans schickt er ihn an den Verleger Dr. Karl Blessing und hat damit durchschlagenden Erfolg. Allerdings - das muss schon hervorgehoben werden, ist "Onkel Toms Hütte, Berlin" ein ganz besonderes Buch.

Es spielt im Berlin der Nachkriegszeit in der von den Amerikanern besetzten Zone um den U-Bahnhof "Onkel Toms Hütte". Seit einigen Wochen wird die Polizei von mehreren Frauenmorden in Atem gehalten. Captain Ashburner und sein deutscher Kollege ermitteln fieberhaft, wobei der selbstsichere Umgangston der Sieger nicht immer leicht für die deutschen Kollegen zu ertragen ist. Haben sie es mit einem Serienmörder zu tun? Allen Opfern ist gemeinsam, dass sie weiblich, jung und blond sind.

Die besondere Geschichte der ermordeten Frauen, die aus ganz unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten stammen, erzählt Pierre Frei in Rückblenden und entwickelt so ein komplexes Bild über das stetige Vordringen des Nationalsozialismus. Aus der naiven, unerfahrenen Schauspielerin Karin wird durch die richtigen Beziehungen ein großer Ufa-Star und die preußische Landadlige Henriette zeigt, dass hinter ihrer vornehmen Contenance eine gehörige Portion Mut steckt, als sie ihrem Bruder bei der Flucht aus Nazi-Deutschland behilflich ist.

Jede der Frauen spricht mit ihrer eigenen Stimme. Marlene beispielsweise, ein Kind aus kleinsten Verhältnissen lässt sich ihre Berliner Schnauze nicht verbieten - selbst wenn sie von der Gestapo verhört wird.

Die ganze Atmosphäre des Romans besticht durch absolute Authentizität; bis zu den Werbeplakaten an den U-Bahn Wänden stimmt einfach alles. In Nebenrollen tauchen neben vielen anderen Grete Weiser, Max Reinhardt und Ernest Hemingway auf. Kleine Schmankerl am Rande.

Sein ganzes Können zeigt Pierre Frei, wenn er Handlungsstränge überlappt, mit seinen Personen spielt und eine bekannte Szenerie aus einem ganz anderen Blickwinkel einfängt.

Zu vergleichen ist "Onkel Toms Hütte" bestenfalls mit Harold Nebenzals erfolgreichem Roman "Café Berlin".

Alles in allem ein wunderbar komponierter Berlinroman mit der richtigen Dosis an Gänsehaut, Herzklopfen und fundierten historischen Fakten.
manuela haselberger


as wird DER spannende Krimi zum Jahresende - oder auch - DER historische Rückblick auf den Sommer 1945 in Berlin bzw. in Episoden das Leben in den frühen 30ern der Nazizeit in der Hauptstadt.

Fest steht jedenfalls: Ein Buch, das durch Mundpropaganda seinen Weg finden wird, denn niemand hat bisher so stimmig, dicht, spannend und unterhaltend die Besatzungszeit in Berlin aufgearbeitet. Ein Serienmörder geht um - das ist einerseits wichtig, andererseits auch wieder nur Nebensache, weil es viel spannender ist, die Vorgeschichte der fünf jungen Frauen, die dem Killer zum Opfer fallen, zu lesen.

Ein wenig fühlte ich mich beim Lesen an den Orson Welles Film aus Wien, "Der dritte Mann", erinnert.

Das Buch hat wirklich Klasse und ist im Aufbau einem Schachspiel zu vergleichen: Man kennt alle Figuren, König, Königin, Läufer, Turm, Springer und Bauern. Im Verlauf des Spieles übernehmen sie unterschiedliche Aufgaben und sind zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt Handlungsentscheidender als zuvor oder danach, im Großen und Ganzen jedoch ständig mit am Spiel beteiligt, ´mal Statist, ´mal Akteur.

Eine ganz besondere Rolle kommt dabei jenen Bauern zu, die im weiteren Spielverlauf unbehelligt an die Grenze des gegnerischen Feldes gelangen und dann gegen eine höherwertige Spielfigur eingetauscht werden können.

Genauso ergeht es mir bei Pierre Frei - der Mörder hat in der Schachfigur des Bauern eigentlich die ganze Zeit dem Leser vor Augen gestanden und doch erst am Schluss entpuppt er sich als das, was er von Anfang an war: Der gesuchte Täter.

Und das ist nur eine Facette, die den Roman so lesenswert macht. Denn die erwähnten Schachfiguren sind nicht nur zweifarbig blass, sondern schillern detailgetreu im Kolorit ihrer Zeit, ob nun in den wilden Zwanzigern, den angepassten Dreißigern, den defätistischen Vierzigern oder der neu hereinbrechenden Besatzungszeit, Pierre Frei erzählt seine Figuren zeitgeschichtlich treu.

Mag sein, dass seine Phantasie zu morden (in ihrer Wiederholung) langweilig ist, bei der Sexualität den Frauen immer den aktiven Part überlässt und er mehr als einmal seine Figur sehr sympatisch positioniert hat und sie trotzdem - oder gerade deshalb - anstelle eines Happy-Ends grausam abschlachten lässt - aber, so ist das Leben eben manchmal - hart und ungerecht, Fortuna mit der Augenbinde und dem köpfenden Schwert in der Faust, quasi im Leihkostüm der Justitia.
thomas haselberger


Interessant am Rande:
Schon V O R dem Erscheinen auf dem deutschen Buchmarkt waren die Rechte verkauft an: US, UK, Brasilien, Spanien , wo drei namhafte Verlagshäuser um die Wette boten, und -Sie werden's nicht glauben- China!!


   Pierre Frei -
   Onkel Toms Hütte, Berlin
   
    © 2003, München, Blessing Verlag, 544 S., 22.90 € (HC)
   


Begleitbrief des Verlegers

Pierre Frei, ONKEL TOMS HÜTTE, BERLIN

wie oft kommt einem Verleger in seinem Berufsleben ein unverlangt eingesandtes Manuskript auf den Tisch, das ihn nach wenigen Seiten packt und bis zum Ende fesselt? Mir jedenfalls ist das mit diesem Roman zum ersten Mal in fünfundzwanzig Jahren passiert: Ich konnte einfach nicht mehr aufhören zu lesen.

Inzwischen haben viele Kollegen hier im Verlag das Manuskript ebenfalls gelesen, und ihr einhelliger Enthusiasmus gibt mir den Mut, Ihnen Onkel Toms Hütte, Berlin besonders ans Herz zu legen.

Der Roman spielt im Sommer 1945 in der Nähe des U-Bahnhofs "Onkel Toms Hütte", einem Gebiet, das die Amerikaner größtenteils zum Sperrbezirk erklärt hatten. Das eigentliche Zentrum des Buches bilden die Schicksale von fünf couragierten Frauen aus verschiedenen gesellschaftlichen Schichten, die alle im Dritten Reich in schwere Konflikte geraten waren und eben erst anfangen, sich mit dem neuen Leben unter den Amerikanern zu arrangieren.

Meiner Meinung nach ist es Pierre Frei hervorragend gelungen, die Atmosphäre der Kriegsjahre mit einer Krimihandlung authentisch so zu verbinden, dass man Seite um Seite gefangen bleibt.

Ich hoffe, dass dieses Buch auch Sie begeistert. Der Erstverkaufstag wird der 10. Dezember sein.

Mit allen guten Wünschen für den Bücherherbst,

Ihr

Karl H. Blessing
München. im September 2003


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© 8.12.2003

by Manuela Haselberger
www.bookinist.de

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