Vincent
"Joey Goebel - Vincent"

oey Goebel, geboren 1980, ist ein amerikanischer Autor, den man sich merken muss, denn mit seinem deutschen Romandebüt "Vincent" lässt er die Leserschaft aufhorchen.

Frank Lipowitz schuf in seinem Leben ein gewaltiges Medienimperium und verdiente eine Menge Geld mit allen möglichen Revolverblättern und Fernseh - Soaps. Am Ende seiner Tage möchte er sich jetzt einen Wunsch erfüllen: endlich soll es einmal nicht um den Profit, sondern um die Qualität gehen. Die eingeschlagene Kunstrichtung ist ihm dabei einerlei, ob Malerei, Literatur, Film oder Theater, Hauptsache es entstehen anspruchsvolle Werke.

Ausgangsbasis des ganzen Unternehmens soll eine neu gegründete Akademie sein, deren Schüler handverlesen werden. Und, wie bei richtigen Künstlern üblich, wird auch darauf geachtet, dass der Leidensdruck nicht zu gering sein darf. Es wird sogar alles dafür getan, ihn künstlich zu verstärken. Vincent, ein Junge aus Illinois, gehört zu den begabtesten Schülern und sein "Lehrer" Harlan, der dafür zu sorgen hat, dass der Schmerz für Vincent, ohne dessen Wissen natürlich, nie zu gering ist, begleitet dessen Ausbildung.

Betrachtet man Vincents Elternhaus, so ist er mit seiner alleinerziehenden Mutter, die mit vierzehn Jahren zum ersten Mal schwanger wurde, schon genug gestraft. Um ihn zu Höchstleistungen zu pushen, tötet Harlan Vincents kleinen Hund, zündet sein Haus an und vergrault seine Freundin. "Wir wollen das Leben Ihres Sohnes heimlich manipulieren um ihn leiden zu lassen, damit es ihm nie an Inspiration fehlt, um große Kunst zu schaffen."

Als der Mäzen Lipowitz stirbt, übernehmen seine Nachfolger das Ruder, die jedoch den Aspekt der Qualität nicht ohne den entscheidenden finanziellen Hintergrund betrachten wollen. Für Vincent eine völlig neue Situation.

Joey Goebel hat mit seinem Erstling eine große Kritik an der heutigen Medienwelt geschrieben und dazu gleich eine bitterböse Satire über die Entwicklung des Künstlers hingelegt. Am Ende, wenn alle Karten auf dem Tisch liegen und Vincent Harlans übles Spiel erkennt, spart er nicht mit Traurigkeit. Auch Vincent weiß: "Was uns nicht umbringt, bewirkt nur, dass wir sterben wollen."
manuela haselberger

Joey Goebel -    Vincent     Originaltitel: »Torture the Artist,«, © 2004     Übersetzt von Hans M. Herzog und Matthias Jendis     © 2005, Zürich, Diogenes Verlag, 432 S., 19.90 € (HC)               gebundenes Buch
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