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Lügen "Enrique de Hériz - Lügen"
it einem kraftvollen Entrée voll geheimnisvoller Andeutungen beginnt der spanische Autor und langjährige Lektor Enrique de Hériz seinen Roman "Lügen". Der Buchhandel nahm das Buch sofort nach Erscheinen mit offenen Armen auf und zeichnete die verschlungene Familiengeschichte im Jahre 2004 mit dem Premio Llibreter aus.
Isabel, neunundsechzig Jahre, kann die Zeitungsmeldung, die sie zufällig im Dschungel von Guatemala liest, kaum glauben: eine Spanierin wurde in einem Boot tot aufgefunden und da durch einen dummen Zufall diese Frau Isabels Rucksack bei sich hatte, wird messerscharf geschlossen, dass es sich bei der Toten um Isabel handelt. Eine bekannte spanische Anthropologin, die bei einer ihrer Forschungsreisen tödlich verunglückte.
Etwas mulmig wird Isabel, als sie nach mehreren Tagen erfährt, dass ihre Kinder, den Leichnam als den ihrer Mutter identifizieren. Wenigstens ihr Sohn oder ihre Tochter müssten sie doch erkennen? Isabel hat eine Menge Stoff zum Nachdenken und beschließt für einige Zeit im Dschungel verschollen zu bleiben. In ihren Aufzeichnungen versucht sie Ordnung in ihre Gedanken zu bringen.
Ähnlich geht es ihrer Tochter Serena. Sie weiß seit sechs Wochen, dass sie schwanger ist und ist sich nicht sicher, ob sie das Kind überhaupt haben möchte. Und dann hat sie auch noch den Tod ihrer Mutter zu verarbeiten. So kommt parallel zu den Aufzeichnungen ihrer Mutter Serena zu Wort. Schon seit ihrer Kindheit macht sie sich Gedanken zu den Legenden innerhalb der Familie. War der Tod ihres Großvaters Simón tatsächlich ein Unfall? War er mit einem gestohlenen Auto unterwegs? Und wie kam ausgerechnet er, der arbeitslose Möchtegern-Schauspieler, überhaupt an einen so kostspieligen Wagen, mit dem er verunglückte?
Durch ihre hartnäckige Fragen und Recherchen kann Serena viele familiären Mythen schlicht als Lügen entlarven. Vieles stellt sich als gut erzähltes Märchen heraus, mit dem ihr Vater seine Kinder früher unterhalten hat. Doch auch die Gegenwart ist nicht frei von fantasievoll erzählten Geschichten. Ihr ältester Bruder Alberto hat, ohne dass ein Familienmitglied darüber Bescheid weiß, immense finanzielle Probleme. Eines Tages kommt der unglaubliche Anruf ihrer Mutter, dass sie von Barcelona aus zu ihren Lieben heimkehren wird. Die Probleme beginnen sich vor Serena aufzutürmen.
"Ich habe vieles aufzuschreiben. Lügen, die man mir erzählte, Wahrheiten, die ich erfahren habe, Dinge, die geschehen sind."
Enrique de Hériz setzt die Aufzeichnungen von Mutter und Tochter gegeneinander und so kommt der Leser langsam den lang gehüteten Familiengeheimnissen näher.
Ob tatsächlich dabei immer die Wahrheit gefunden, oder nur neu erfunden wird, das bleibt dem Leser überlassen.
"Lügen" ist auch ein Roman, der an den letzten Fragen über Leben und Tod rüttelt und mit überraschenden Einsichten darüber aufwartet.
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© 8.2.2006 by Manuela Haselberger www.bookinist.de |