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Bis ich dich finde "John Irving - Bis ich dich finde"
it seinem Roman "Bis ich dich finde", satte 1100 Seiten schwer, hat sich John Irving selbst übertroffen. Es ist eine großartige Geschichte, mit Motiven, die für Irving-Fans nicht unbekannt sind, aber in diesem Buch noch einmal richtig gut kombiniert werden.
Seine Mutter Alice, allein erziehend, macht sich mit Jack im Alter von vier Jahren auf die Reise, um seinen Vater zu suchen. Sie ziehen von Schweden nach Norwegen, Alice arbeitet in verschiedenen Tätowier-Studios, doch Jacks Vater scheint bei ihrer Ankunft immer schon abgereist zu sein. In Amsterdam leben sie eine Weile im Rotlicht -Viertel und für Jack sind die neuen Freundinnen seiner Mutter, die sich hingebungsvoll um ihn kümmern "unermüdliche "Ratgeberinnen", die sich mühten, den armseligen Exemplaren des männlichen Geschlechts beizubringen, was diese über Frauen wissen sollten." Zumindest hat dies seine Mutter ihm so erklärt.
Wieder zurück in Toronto, geht Jack auf eine bis dahin reine Mädchenschule und entdeckt dort mehr gezwungenermaßen als freiwillig - die älteren Schülerinnen sind dabei natürlich nicht ganz unbeteiligt - seine Sexualität. Dazu kommt noch eine Missbrauchsgeschichte mit seinem Kindermädchen, eine gestandene ältere Frau, die eigentlich nur mit ihm zum Ringen gehen sollte. Das reicht für eine mehrjährige Psychotherapie. Aber bis dahin sind noch ein paar Jahre Zeit.
Jack arriviert als Schauspieler, vor allem in Transvestiten-Rollen ist er unschlagbar, doch seine Beziehung zu Frauen bleibt schwierig. Seine beste Freundin, Emma, sieben Jahre älter als er, versteht ihn perfekt, doch Liebe ist nicht im Spiel. Emma stirbt früh und ihr Tod ist zugleich der Wendepunkt in Jacks Leben. Er beginnt Fragen zu stellen, vor allem interessiert ihn, wer sein Vater war. Er geht zurück in seine Kindheit und entdeckt, dass seine Mutter ihm keineswegs die Wahrheit über ihn gesagt hat. Auf seiner erneuten Reise nach Nordeuropa stellt er fest, wie trügerisch die Erinnerung eines kleinen Jungen sein kann.
"Bis ich dich finde" ist ein Roman, der sich nur schwer fassen lässt. Er ist sowohl ein Entwicklungsroman, als auch ein grandioses Spiel mit Erinnerung und Wahrnehmung, und es handelt sich ebenfalls um eine Missbrauchsgeschichte und die tiefen Verletzungen, die einem in der Kindheit zugefügt werden. Irving spart nicht an Slapstick-Einlagen und Missverständnissen, so dass das Schmunzeln nicht zu kurz kommt.
John Irving entführt seine Leser mit diesem opulenten Werk noch einmal in sein Universum. Einzelne Landstriche kennt man bereits aus seinen früheren Büchern, auch Jack Burns wird neben Owen Meany und Garp die Herzen der Leser im Sturm erobern. Übrigens, als Filmstoff ideal geeignet.
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© 28.1.2006 by Manuela Haselberger www.bookinist.de |