"Thomas Lang - Am Seil"

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"Thomas Lang - Am Seil"


Am Seil
"Thomas Lang - Am Seil"

ür einen Auszug aus seinem Roman "Am Seil" erhielt der junge deutsche Autor Thomas Lang, geboren 1967, im Jahre 2005 den Ingeborg-Bachmann-Preis in Klagenfurt. Nun hat er der Roman fertig geschrieben und das Ergebnis kann sich sehen lassen.

Die Story gleicht einem Kammerspiel, dessen Hauptakteure Vater und Sohn sind. Aus wechselnden Perspektiven, mit nur sehr wenigen wortkargen Dialogen, dafür umso mehr inneren Monologen, blicken die beiden auf ihr Leben zurück. Und die Bilanz fällt für beide ziemlich unbefriedigend aus. Das ist es aber, was sie neben ihren sehr ähnlichen Vornamen Bert und Gert, gemeinsam haben.

Der Vater Bert, ehemaliger Sportlehrer, lebt seit seiner Scheidung zurückgezogen in einem Altenheim. Außer dem täglichen Besuch der Krankenschwester bieten seine Tage wenig Abwechslung. Die körperlichen Gebrechen nehmen rapide zu, immer wieder wird er von Lähmungsanfällen geplagt und die Zukunftsaussichten sehen trübe und voller Schrecken aus, - der Tod wird unausweichbar.

Als sich die Tür öffnet und Gert seinen Vater im Seniorenheim besucht, kann dieser es noch gar nicht fassen, dass sein Sohn ihn nach so vielen Jahren besucht. Nur aus der Zeitung erfuhr er, dass Gert einen Verkehrsunfall verursacht hatte, bei dem seine junge Beifahrerin starb und seinen Job als Fernsehmoderator verlor er auch unter unrühmlichen Umständen. Dass er eine junge Assistentin belästigt haben soll, sorgte für ordentliche Schlagzeilen in der Boulevard-Presse. Also, was will der Junge von ihm? Geht es um Geld?

Gert ist, als er den Vater als kranken, gebrochenen Greis in seinem Zimmer betrachtet, von dessen Schwäche und Hinfälligkeit schockiert. Die beiden Männer, die nichts mehr von ihrem Leben erwarten, unternehmen zusammen einen letzten Ausflug. Sie fahren zum ehemaligen Hof des Vaters und tauchen noch einmal in die Vergangenheit ab. Beide haben nicht vor, wieder ihren Platz im Leben einzunehmen.

Das Ende ist überraschend. Tod auf Bestellung? Selbstmord oder ein Doppel-Selbstmord?

Thomas Lang beschreibt in seinem Debüt mit großer Sorgfalt und Genauigkeit seine Charaktere, die sich weit voneinander entfernt meinen und sich doch so nahe sind, ohne es selbst wahr haben zu wollen. Je länger sie zusammen unterwegs sind, umso mehr legen Vater und Sohn ihre Masken ab, hinter denen sie sich viele Jahre versteckt haben.

Ein Roman mit Tiefgang, der sofort nach Erscheinen für den Leipziger Buchpreis nominiert wurde. Manuela Haselberger Thomas Lang: Am Seil 2006, München, C. H. Beck Verlag, 174 S., 16.90 € ISBN 3406543685
manuela haselberger



   Thomas Lang -
   Am Seil
    © 2006, München, C. H. Beck Verlag, 174 S., 16.90 € (HC)
   

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