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Unter Wilden Dirk Wittenborn - Unter Wilden
ls Finn zusammen mit seiner Mutter im Ferienhaus des reichen Mr. Osborne einzieht, ist er zunächst vom unermesslichen Vermögen des Milliardärs geblendet. Den Jugendknast hat er direkt mit der Welt der Superreichen vertauscht. Und ob das alles wirklich mit rechten Dingen zugeht, versteht Finn lange nicht. In New York war der Fünfzehnjährige hauptsächlich damit beschäftigt, die Ginflaschen vor seiner Mutter in Sicherheit zu bringen und ihren Koks- und Heroinvorrat ins Klo zu spülen.
Bei Mr. Osborne hat seine Mutter als Masseurin einen guten Job, wobei Finn sich nicht genau vorstellen kann, welcher Art die Tätigkeit von ihr ist. Doch eigentlich ist ihm das auch gleichgültig, denn viel mehr beschäftigt ihn Maya, Mr. Osbornes temperamentvolle Enkelin.
»Sie war bloß ein reiches, verwöhntes Mädchen, das Schlafsäle abfackelte, Fangeisen für Wilderer aufstellte und im Fernsehen vom FBI abgeführt wurde. Und ich war der Junge, der geschnappt worden war, als er für seine Mutter Stoff kaufen wollte, der aus Fenstern stürzte und Geschichten über Schokoriegel - Milliardärinnen erfand, die ihm zum Thanksgiving - Dinner bei Jackie Kennedy mitnehmen würden. Maya war eine Bedrohung und ich ein Witz.«
Wie sein Vater, Ethnologe im südamerikanischen Regenwald, der das primitive Volk der Yanomami untersucht, betreibt Finn empirische Feldforschung in der Gesellschaft der Reichen in New Jersey. Mit seinem scharfen, sezierenden Blick des pubertierenden Jungen stellt Finn schon bald fest, dass die ungehemmte Auslebung der Triebe völlig unabhängig vom Grad der Zivilisation ist.
"Unter Wilden" ist ein Buch, das den Geruch von schwülem Sex verströmt und eigentlich müssten riesige Rauchwolken aus den Seiten aufsteigen, bei der Menge an Dope, die ständig konsumiert wird. Zu Beginn der Handlung scheint sich Finn in einem typischen Adoleszenz - Panorama zu bewegen, doch Dirk Wittenborn beschleunigt sein Erzähltempo und nach einer Vergewaltigung, einer misslungenen Brandstiftung sowie einem versuchten Mord wächst sich der Entwicklungsroman zu einem handfesten Krimi aus, der mit seinem scharf gezeichneten Gesellschaftsporträt der Upperclass- Ostküstenaristokratie am Ende der Siebzigerjahre, für richtig gute Unterhaltung sorgt.
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© 31.12.2003 by Manuela Haselberger www.bookinist.de |