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Ein Leben in Bewegung Colum McCann - Der Tänzer
olum McCann fasst den Titel seines Romans "Der Tänzer" ganz allgemein, doch schon nach den ersten Seiten ist klar, dass er sich in seiner fiktiven Biografie mit dem Star des Balletts, Rudolf Nurejew, beschäftigt. Die russische Tanzlegende, die einst mit ihren Pirouetten die Herzen der Zuschauer weltweit im Sturm eroberte.
Nurejew
Wie mit einer Kamera fängt McCann Nurejews Herkunft ein, das einfache, oft sehr beschwerliche Leben der Menschen in der Sowjetunion, die Kriegszeiten, der Hunger und die Armut. Die ersten Unterweisungen im Tanz erhält Rudi, so wird er von allen gerufen, von der gealterten Tänzerin Anna, die ihrem Mann in die sibirische Verbannung gefolgt war. Sie entdeckt das Talent dieses ungehobelten Dorfjungen zuerst.
Es entsteht im ganzen Buch, und das ist sicher so gewollt, keine Identifizierung mit dieser überaus schillernden Persönlichkeit. Das Wort erteilt McCann Nurejew erst nach der Hälfte seines Romans, als dieser längst seiner russischen Heimat, nach einem Konzert in Frankreich, endgültig den Rücken gekehrt hat. Parallel zu den Erinnerungen der Familie und ihrem kargen Dasein, sie werden vom Geheimdienst dazu gezwungen, sich von ihm als Landesverräter zu distanzieren, setzt McCann das exzentrische Leben des Tänzers auf den Bühnen der Welt: seine Homosexualität, Drogen, Exzesse und Partys bis zum Morgengrauen mit den Stars und Sternchen der Glamour - Welt. Mick Jagger gehört ebenso zum Bekanntenkreis wie Andy Warhol oder Jimmy Hendrix.
Oft sind es nur Gedankensplitter, die über die Gemütslage Nurejews berichten - seine Ruhelosikeit, die unglaubliche Disziplin mit der er an seinem Können arbeitet, aber auch seine Arroganz und Vulgarität.
"Der Tänzer" ist eine sperrige Lektüre, die versucht das Einmalige dieses zum Mythos gewordenen Tänzers einzufangen - ein Leben in ständiger, rastloser, aber perfekter Bewegung.
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© 2.1.2004 by Manuela Haselberger www.bookinist.de |