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Die chinesische Geliebte Hong Ying - Die chinesische Geliebte
Im Jahre 1935 reist Julian mit dem Schiff nach China, um dort eine Professur für englische Literatur anzutreten. Er, der Anhänger des berühmten Bloomsbury-Kreises, den seine Mutter, die Malerin Vanessa Bell, zusammen mit ihrer berühmten Schwester leitet, ist gespannt auf die chinesische Lebensart. "Er fühlte sich als neuer Kolumbus, Entdecker des sagenhaften Orients, wo die Straßen mit Gold gepflastert waren."
Schon beim ersten Abendessen zu Ehren seiner Ankunft, fasziniert ihn eine junge Frau, die Chinesin Lin. Die beiden setzen ihre angeregte Unterhaltung über Literatur schon bald in Julians Vorlesungen fort; sie wird eine seiner interessiertesten Zuhörerinnen. Einzig störend dabei, dass die acht Jahre ältere Lin die Ehefrau des Dekans der Universität ist. Aus der Freundschaft entwickelt sich eine leidenschaftliche Liebesaffäre - mit allen Höhen und Tiefen.
In China wurde der Roman auf den Index der verbotenen Schriften gesetzt, weil sich eine Frau, die in der chinesischen Geliebten, ihre Mutter wieder erkannt haben will, gekränkt fühlt und gegen "Ahnenverleumdung" klagt. Doch ein weiterer Grund des Verbots sind die pornografischen Schilderungen.
Die junge Autorin Hong Ying schreibt tatsächlich sehr freizügig über die weibliche Sexualität, doch sie behandelt ihr Thema äußerst feinfühlig. Lin ist eine Frau, die ihre Weiblichkeit selbstbewusst auslebt, doch letztendlich scheitert die Liebe zu Julian an dessen europäischen Wurzeln.
Er ist nicht in der Lage, die enge Bindung an seine Mutter zu lockern oder auch nur ansatzweise über seinen eigenen Schatten zu springen. Im Gegenteil, er versucht, in ihrer Beziehung, die zunächst für ihn nur eine prickelnde Affäre ist, seine Position als Machtstellung auszubauen und wird von der nagenden Eifersucht getrieben, Lin könnte ihn als Autor mit ihren Gedichten in den Schatten stellen.
"Die chinesische Geliebte" ist ein wunderbarer Liebesroman, der die Verstrickungen und Abhängigkeiten, die mit der großen Liebe verbunden sind, nicht ausspart.
Es trifft das kühle, berechnende Europa auf die Wärme des Orients, wird davon kurzzeitig verzaubert, doch die Trennung der unterschiedlichen Pole bleibt bestehen.
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