"Markus Zusak - Die Bücherdiebin"

Die Bücherdiebin
"Markus Zusak - Die Bücherdiebin"

ei jungen Lesern hat sich Markus Zusak (geb. 1975 in Sydney) schon einen Namen gemacht. Er wurde für "Joker" von der Jugendjury 2007 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet. Bei den Erwachsenen ist er noch unbekannt und darum erscheint sein neuer Roman "Die Bücherdiebin", der in Amerika und Australien sofort die Bestsellerlisten stürmte, einmal als Ausgabe für Jugendliche (cbj) und mit anderem Cover für Erwachsene (Blanvalet).

Unbenommen, die Ausgangsidee ist brillant. Zusak erteilt dem Tod das Wort und aus dieser ungewöhnlichen Perspektive erzählt er die Geschichte des Mädchens Liesel, das in München bei Pflegeeltern aufwächst, als die Nationalsozialisten die Macht übernehmen. Ihr erstes Buch hat Liesel allerdings schon gestohlen, bevor sie zu den Hubermanns kommt und von Rosa Hubermann, ihrer neuen Mama, vornehmlich als "Saumensch" bezeichnet wird. Am Anfang ist der rüde Umgangston für Liesl sehr hart, doch mit den Jahren lernt sie, dass sich unter der rauen Schale ihrer ständig zeternden und streitenden Pflegemutter ein weicher Kern verbirgt.

Ganz anders Hans, ihr neuer Papa, für den sie schon bald die geliebten Zigaretten dreht. Ihm zeigt Liesel auch ihr Buch, das sie auf dem Friedhof, von allen unbemerkt, im Schnee gefunden hat. Der Titel passt zu dem traurigen Ort, an dem ihr Bruder begraben ist: "Handbuch für Totengräber - in zwölf Schritten zum Erfolg." Zusammen mit ihrem Pflegevater liest Liesel dieses Buch in vielen schlaflosen Nächten. Dass Hans nur langsam lesen kann, ist nicht schlimm, so hat er genügend Geduld, Liesel die Welt der Buchstaben zu lehren. Ihr nächstes Buch rettet sie heimlich aus dem Feuer bei einer Bücherverbrennung auf dem Marktplatz.

Markus Zusak erzeugt durch seinen Erzähler, den Tod, der die Ereignisse neutral berichtet, eine unglaubliche Spannung, die durch die naive Haltung der zehnjährigen Liesel, die keine Ahnung hat, in welche Gefahr sie sich und ihre Familie bringt, wenn sie beispielsweise unerschrocken meint: "Ich hasse den Führer," zusätzlich gesteigert wird. Denn seit einiger Zeit haben sie einen Gast im Haus in der Himmelstraße. Liesel wundert sich anfangs schon ein wenig, dass der Freund von Papa im Keller wohnt, nie ans Tageslicht kommt und ihn auch niemand aus der Nachbarschaft sehen soll.

"Die Bücherdiebin" erzählt, ähnlich wie "Der Junge im gestreiften Pyjama" des Iren John Boyne, auf ungewohnte Weise über die Zeit des Nationalsozialismus und den Schrecken des Krieges. Zusak setzt den Trost der Literatur dieser abschreckenden Umgebung entgegen. Die Grundlage seines Romans findet der gebürtige Australier in der eigenen Familiengeschichte, seine Mutter ist Deutsche, sein Vater Österreicher und ihre Erzählungen über die Bombenangriffe auf München und die Judenverfolgungen haben ihn geprägt. In einer Reihe von Idiomen, nicht nur in "Saumensch" kommt der Münchener Dialekt authentisch zur Geltung. Doch die "Bücherdiebin" ist mehr als ein gutgeschriebener historischer Roman. Zusak vereint erfolgreich die Historie mit der Welt der Literatur und Fantasie, dadurch setzt er sich spielend über die Zuordnung zu einem Genre hinweg. Gute Bücher brauchen das einfach nicht. Sie finden ihre Leser. Das ist die Hauptsache.
manuela haselberger

Markus Zusak -    Die Bücherdiebin     Originaltitel: »The Book Thief«, © 2001     Übersetzt von Alexandra Ernst     © 2008, München, cbj, 592 S., 19.95 € (HC)     © 2008, München, Blanvalet, 592 S., 19.95 € (HC)     © 2008, Random House Audio, (CD)     ISBN-13: 978-3764502843               gebundenes Buch           Jugendbuch-Ausgabe - broschiert           Audiobook CD     Geld sparen - gelesen lesen:     TAGESPREISE - antiquarische Bücher: :     Markus Zusak - Die Bücherdiebin     >hier HC bzw. >hier Audiobook
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