Injektion von einem Unbekannten
Dean Koontz - Kalt

ie beiden Brüder Dylan und Shep sind unterwegs in Arizona zu einer Kunstausstellung, bei der Dylan darauf hofft, eines seiner Bilder verkaufen zu können. Als sie in einem Motel am Rande der Interstate übernachten, werden sie von einem Unbekannten überfallen, der ihnen eine Flüssigkeit injiziert. Eine neue Droge? Ein Medikament in der Erprobungsphase?

Viel Zeit für Überlegungen bleibt ihnen nicht, denn das Auto, in dem der Fremde flüchtet, wird in die Luft gesprengt und es sieht ganz danach aus, als ob die bis an die Zähne bewaffneten Männer in der Motel - Lobby an Dylan und Shep sehr interessiert wären.

Auf dem Parkplatz vor dem Motel stößt Jillian zu den beiden. Auch sie erhielt eine Injektion. Zu dritt flüchten sie. Wobei ein Entkommen gar nicht so einfach ist, denn Shep ist autistisch und es ist schwer, mit ihm in Kontakt zu kommen. Gefahr ist ein Fremdwort für ihn.

Schon bald wird klar, dass die injizierte Substanz zu völlig neuen mentalen Fähigkeiten führt, doch bei jedem der drei Betroffenen wirkt sie ein wenig anders. "Womöglich konnte Shep das Kleingedruckte in der Seele seines Bruders lesen, doch selbst wenn der ihm direkt in die Augen blickte, sah er nichts als Geheimnisse, die schwieriger zu entziffern waren als altägyptische Hieroglyphen."

Dylan und Jillian, und das ist so richtig amerikanisch, entwickeln sich zu wahren Gutmenschen und können kein Leid in ihrer Umgebung ertragen, ohne sofort einzuschreiten. Die richtige Würze an Humor bietet die Figur von Shep. Er lässt sich von der Bedrohung nicht so schnell beeindrucken. Und wenn das Kuchenstück nicht die richtige Form auf seinem Teller hat, dann ist ihm der akkurate Kuchenrand wichtiger, als die Killer, die im selben Augenblick das Restaurant betreten.

Dean Koontz ist ein wirklicher Könner, wenn er mit den Ängsten der Leser spielt. Aus alltäglichen Handlungen, wie beispielsweise einer Übernachtung im Motel, fabriziert er ein Szenario der Angst. Aus einem Überfall und einer Injektion mit einer unbekannten Substanz entwickelt sich ein spannendes Roadmovie mit fantastischen Zügen und reichlich überraschenden Schlenkern.

Der neue Roman "Kalt", wobei der Titel nicht besonders gut passt, bietet Spannung und Action satt.
manuela haselberger

Dean Koontz -    Kalt     Originaltitel: »«, © 2001     Übersetzt von Bernhard Kleinschmidt     © 2004, München, Heyne Verlag, 512 S., 22 € (HC)               gebundenes Buch