Nachsitzen für Inspector Rebus
Ian Rankin - Tore der Finsternis

Inspector Rebus von der schottischen Polizei, hat es endgültig erwischt. Nachdem er in einem Wutanfall einen vollen Becher Tee auf seine Chefin geschleudert hat, wird er zur, elegant ausgedrückt, Fortbildung verdonnert. In Wirklichkeit handelt es sich eher um eine Nachschulung.

Mit ihm zusammen drückt eine kleine Gruppe von Polizisten die Schulbank. Sogar eine "Karriereberatung" steht für Rebus auf dem Programm. Dabei würde er viel lieber mit seiner sympathischen Kollegin Siobhan den Mord an einem Kunsthändler aufklären.

Aber nein, Rebus sitzt in "Tulliallan, dem Ort der Buße und Errettung."
"Die meisten vom Errettungstrupp waren in Schwierigkeiten geraten, weil sie die Leute, die in der Hackordnung über ihnen standen, nicht respektierten, ihnen nicht zutrauten, ordentliche Arbeit zu leisten oder die richtigen Entscheidungen zu treffen."

Um eine bessere Teamfähigkeit zu erlangen, wird den gestandenen Polizisten ein nicht aufgeklärtes, älteres Verbrechen vorgelegt, an dem sie sich die Zähne ausbeißen sollen. Weiß der Kursleiter, dass Rebus vor vielen Jahren in diesen Fall verwickelt war und dabei keine sehr rühmliche Rolle spielte? Kann er seine Kollegen über die Zusammenhänge täuschen?

Ian Rankin gehört zu den absoluten Stars der britischen Krimiszene. Seine Kriminalfälle mit dem unangepassten Inspector Rebus stürmen sofort nach Erscheinen die Bestsellerlisten. In seinem Thriller "Die Tore der Finsternis" (der deutsche Titel ist leider misslungen) verschachtelt er mehrere Fälle so geschickt ineinander, dass der Leser von Seite zu Seite mit überraschenden Wendungen konfrontiert wird und bis zum Ende gespannt darauf wartet, wie Rankin seine komplizierten Strukturen aufdröselt. Erfreulicherweise macht er nicht den Fehler vieler Krimiautoren, die ihre Fälle am Ende gewaltsam hinbiegen und den Leser mit einem höchst unbefriedigten Gefühl zurücklassen. Bei Rankin stimmt die ausgefeilte Konstruktion bis zum letzten i-Tüpfelchen.

Elegant lässt er seine sorgsam aufgebaute Konstellation kippen. So stellt sich beispielsweise heraus, dass Rebus einen Spezialauftrag in seinem Fortbildungskurs hat und der Becher Tee nur ein Vorwand war. Doch was der Polizeichef wirklich von ihm möchte, geht an die Grenze von Rebus' Möglichkeiten. Seine verschiedenen Rollen, die er je nach Situation perfekt spielt, lassen ahnen, welch ein genialer Stratege im Hintergrund die Fäden zieht.
manuela haselberger

Ian Rankin -    Tore der Finsternis     Originaltitel: »Resurrection Men«, © 2001     Übersetzt von Claus Varrelmann und Annette von der Weppen     © 2003, München, Manhattan Verlag, 544 S., 22.90 € (HC)