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Gefahr aus dem Ozean Frank Schätzing - Der Schwarm
Und als Autor hat er mit seinem Roman "Der Schwarm" wahrlich Maßstäbe gesetzt. Zum einen bestaunt Helge Malchow, Verleger des Kiepenheuer und Witsch Verlags das dickste Buch der Verlagsgeschichte, zum anderen fällt die Einteilung in ein übliches Genre schwer - ein Thriller, das ist klar, aber mit fundierter naturwissenschaftlicher Basis. Die stattliche Anzahl der Quellen am Ende des Romans deutet auf eine umfangreiche Recherche hin. Frank Schätzing hat für seinen Roman ein Umwelt - Thema gewählt, das bereits in der Luft liegt, dazu die vorhandenen Forschungsergebnisse äußerst spannend aufbereitet und dann ein wenig an der "was-wäre-wenn-Schraube" gedreht. Eine Methode, die sich beim amerikanischen Kollegen Michael Crichton seit vielen Jahren sehr gut bewährt.
Die unkalkulierbaren Faktoren scheinen sich zu häufen und es sieht so aus, als ob der Weg in eine gigantische Umweltkatastrophe unabwendbar wäre. Ein Horror - Szenario nimmt seinen Lauf.
![]() Schätzing war m.E. ungemein lernfähig, wenn es beim Design seines Wälzers darum ging, erfolgreiche Genres zu kombinieren. Er wählte die Form des Thrillers, garniert aber sehr geschickt seinen Plot mit wissenschaftlichen Erkenntnissen aus der Offshore-Produktion, schaltet das Programm zur Kontaktaufnahme mit außerirdischen Intelligenzen - SETI - mit ein und geizt nicht mit technischen Hintergründen zu weltumspannenden Computer- und Satellitennetzen. Selbst der Schamanismus muss herhalten. Seine menschlichen Charakterstudien sind ausgefeilt, aber er lässt den Leser ungemein lange Strecken über die Beschaffenheit des Gegners völlig im Dunkeln tappen, was wiederum anspornt weiter zu lesen. Allein seine ozeanischen Katastrophenszenarien sind beeindruckend geschildert, nur hätte er das Team der Wissenschaftler nicht gar so sehr nach gebildet und dumm sortieren sollen, dass der CIA-Mensch immer nur der Blöde sein soll nervt gelegentlich. Wenn ich noch bei den störenden Elementen bleibe, dann besonders der Aspekt, dass Schätzing insgeheim eine Emmerich-Drehbuch-Vorlage zusammengeschustert hat, die nach gutem, altem Hollywoodmuster den USA
und besonders den amerikanischen Militärstreitkräften eine außerordentlich bedeutsame Rolle zukommen lässt. Uns Europäer hat er im wahrsten Sinn des Wortes ersaufen lassen, einzig einem maritimen Forschungskomplex in Kiel lässt Schätzing ein Brosämchen über - will sagen, wie wenn nur die Amerikaner die Fähigkeit besäßen mit einer zweiten, intelligenten Lebensform auf diesem Planeten zu kommunizieren! Ich meine, da hat Europa in den Bereichen der Philosophie Jahrtausende früher etwas vorgeleistet, wenn es darum geht Daseinsformen zu hinterfragen - nur - derartiges konnte Holywood noch nie verfilmen, und es war auch nicht Schätzings Ding in seinem Megabuch mehr ethischen und philosophischen Fragestellungen nachzugehen. Insoweit ist der manchmal in den Besprechungen herbeigezogene Vergleich, dass es sich um gute, intelligente SF handeln soll fraglich - es ist ein guter Thriller, den Michael Crichton auch hätte schreiben können. Das soll keine Abwertung sein, sondern im Gegenteil eine Ermunterung diesen Wälzer als Strandlektüre diesen Sommer einzupacken. Apropos Strand - wohl an kaum einem anderen Leseort wird mehr feines Gruseln zwischen die Bandscheiben der Wirbelsäule kriechen als dort.
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