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Die Drahtzieher der Macht "Ulrich Wickert - Die Wüstenkönigin"
achdem er bei seinem ersten Fall (">Der Richter aus Paris) einen beispiellosen Skandal der Parteienfinanzierung mit schwarzen Kassen aufgedeckt hat und ganz nebenbei den Reizen der schönen Amadée auf Martinique erlegen ist, fühlt sich Untersuchungsrichter Jacques Ricou ziemlich unterfordert, als er bei einer illegalen Raver-Party einen jugendlichen Dealer festnehmen soll.
Doch der junge Mann mit einem riesigen Drogenvorrat in seinem Wohnmobil sowie einer stattlichen Summe Geld, hat einen sehr prominenten Vater: Alain Lacoste, Chef der französischen Genehmigungsbehörde für Waffengeschäfte. Im Augenblick ist er in keiner Weise daran interessiert, dass sein Name in Justizkreisen Aufsehen erregt. Zusammen mit seinem mächtigen und schwerreichen Freund Sotto Calvi, tätig als Vermittler für Waffengeschäfte, versucht er seinen Sohn den Fängen der Justiz zu entziehen. Ein kleiner Ausflug auf eine Ranch nach Texas kommt dabei sehr gelegen.
Doch Ricou hat sich schon auf die Spur von Lacoste gesetzt, sein Sohn war etwas zu gesprächig. Bei seinen Ermittlungen trifft er auf Konten mit Milliardenbeträgen, die nicht versteuert werden. Es geht nicht nur um Waffen, es geht um Rohstoffe, Erdöl und Diamanten, wobei sich das Zentrum des Handels in Angola zu befinden scheint.
Calvi heuert den besten Rechtsanwalt an, taucht ab, während sein Freund Lacoste in Untersuchungshaft sitzt. Frech fordert der Korse Calvi Ricou auf, ihn doch in Angola zu besuchen. Sehr eindringlich wird Ricou von diesem Ausflug abgeraten, - nicht zuletzt von seiner neuen Freundin Lyse, die für Calvi arbeitet, seine Wohnung mit moderner Kunst ausstattet und dafür in der ganzen Welt unterwegs ist. Lyse stammt aus Angola, kennt die Verhältnisse dort seit der Zeit des Bürgerkriegs und spielt eine schillernde Rolle. Noch ist Ricou nicht sicher, inwieweit er ihr trauen kann. Verfolgt sie ein Doppelspiel?
Tagesthemen Moderator Ulrich Wickert hat sich mit seinem zweiten Krimi gesteigert. Sehr überzeugend schildert er die Situation in Angola, ein Land, das durch den Bürgerkrieg zerstört wurde, in dem bis heute unzählige Minen verteilt sind und das von machtgierigen Ölkonzernen und Waffenhändlern gnadenlos ausgeplündert wird. Spannend angelegt ist der Charakter von Lyse, die schwer durchschaubar ist. Und dann verwöhnt Wickert seine Leser mit seinen genauen Kenntnissen von Paris, ganz nebenbei gibt es eine kleine Stadtführung gratis und wenn Wein bestellt wird, natürlich nicht irgendeinen Weißwein. Selbst sein Rezept für den perfekten Whisky ist unschlagbar präzis - "einen dicken Daumen breit mit zwei Eis und einem Schuss Wasser." Aber nicht irgendein Wasser - Perrier sollte es schon sein.
"Die Wüstenkönigin" zählt zu den Thrillern, die einen Blick hinter die Kulissen der Macht werfen. Erzählt von einem Autor, der über die realen Verhältnisse Bescheid weiß und diese in eine spannende Handlung verpackt. "In der ganzen Welt gibt es eine zweite Ebene von Politik. Und die liegt in der Hand von Mittelsmännern." Und genau von diesen Männern und ihren Machenschaften erzählt Ulrich Wickert. Wer informiert sein will und wissen möchte, warum letztlich der französische Innenminister seinen Hut nehmen musste - unbedingt lesen.
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© 12.11.2005 by Manuela Haselberger www.bookinist.de |