LINDSEY FRASER
Ein Interview mit J. K. Rowling
MEINE FAMILIE UND KINDHEIT
Haben Sie Geschwister?
Ich war das Ältere von zwei Mädchen. Meine ersten Erinnerungen habe ich an die Geburt meiner Schwester - sie ist fast zwei Jahre jünger als ich. Am Tag, an dem sie geboren wurde, gab mir mein Vater Knete zum Spielen, um mich zu beschäftigen, während er ständig ins Schlafzimmer und wieder heraus rannte. Ich erinnere mich zwar nicht an das neue Baby, aber sehr wohl daran, dass ich die Knete gegessen habe.
Welche Rolle spielten Bücher in Ihrem Elternhaus?
Als ich ungefähr vier Jahre alt war, hatte ich die Masern und mein Dad las mir Der Wind in den Weiden vor. Ich weiß noch, dass ich mich überhaupt nicht krank ftülte, sondern einfach da lag und gespannt den Geschichten zuhörte.
Meine Eltern waren leidenschaftliche Leser. Meine Mutter verschlang Bücher - sie war verrückt danach und immer am glücklichsten, wenn sie es sich zum Lesen gemütlich machen konnte. Das hat mich stark beeinflusst. Sie kam aus einer Lehrerfamihe und ich glaube, mein Vater ist ihrem Beispiel gefolgt.
Erzählen Sie uns etwas über Ihre Großeltern.
Meine Großväter hießen Ernie und Stanley - ich habe den Fahrer und den Schaffner des Busses Der Fahrende Ritter, der kommt, um Harry Potter zu retten, nach ihnen benannt. Sie waren beide großartige Typen. Ernie hatte einen Supermarkt, und wenn wir dort zu Besuch waren - sie lebten in einer Wohnung über dem Geschäft -, ließ er meine Schwester und mich oft stundenlang Kaufmannsladen spielen, mit echten Konserven und Verpackungen und Geld. Allerdings nur, wenn wir hinterher alles wieder aufräumten.
Stanley hatte ab und zu Probleme damit, Dichtung und Wahrheit auseinander zu halten. Er war ein großer Träumer und verbrachte viel Zeit mit Bastelarbeiten in seinem Gartenhaus.
Eine meiner Großmütter hieß Kathleen - mein zweiter Vorname. Ich bewunderte sie und meine traurigste Erinnerung aus jener Zeit ist die an ihren Tod. Meine andere Großmutter war besessen von Hunden, die sie viel lieber mochte als Menschen. Sie war ein bisschen wie Tante Marge, wenn ich ehrlich bin.
Hatten Sie Haustiere?
Als ich noch ganz klein war, hatten wir einen Hund. Er hieß "Thumper" - wir hatten ihn nach dem Kaninchen im Disney-Film ,Bambi´ benannt. Ich war sehr traurig, als er eingeschläfert werden musste. Später hatten wir zwei Meerschweinchen, aber die wurden vom Fuchs gefressen. Das Schlachtfeld hinten auf dem Rasen habe ich noch vor Augen - es war kein besonders netter Anblick... Dann hatten wir noch einen anderen Hund, "Misty". Den gab es noch zu meiner Studienzeit.
Als Teenager hatte ich tropische Fische. Das war ein tolles Hobby und ich mag sie immer noch sehr.
Wo sind Sie geboren?
In Chipping Sodbury bei Bristol. Darauf bin ich sehr stolz! Und wahrscheinlich stammt daher meine Vorliebe für seltsame Ortsnamen. Bis ich etwa neun war, lebten wir in und bei Bristol. Dann zogen wir nach Tutshill,
einem kleinen Dorf in der Nähe von Chepstow in Südwales. Das ist eine Stadt, die von einer Festung auf einer Klippe überragt wird - was vielleicht eine ganze Menge erklärt...
Warum zog die Familie aufs Land?
Ich glaube, das war ein großer Traum meiner Eltern, die beide in der Stadt aufgewachsen waren. Sie sind
sich das erste Mal in einem Zug begegnet, der vom Londoner Bahnhof Kings Cross Richtung Norden nach Schottland fuhr. Dad war bei der Marine und Mum war eine Wren (Women's Royal Naval Service, Angestellte des britischen Marinedienstes - Anm. d. Übers.) und sie waren beide zu einem Standort in Arbroath, nördlich von Dundee, unterwegs. Es war Liebe auf den ersten Blick - sie heirateten mit 19 und bekamen mich mit 20. Sie träumten beide vom Leben in einem Häuschen auf dem Land und mein Dad konnte problemlos zwischen Chepstow und seiner Arbeit bei den Rolls-Royce-Werken pendeln. S. 10-13
Lesezitate nach Lindsey Fraser u.a. - Viel Zauber um Harry - Die Welt der Joanne Rowling