... reinlesen


<<   weitere Bücher   >>



Schlimmer geht's immer
Dan Greenburg - Die Kunst, sich schlecht zu fühlen

ennen Sie das auch? Das leichte Drücken in der Magengegend. Eigentlich hätten Sie es ihrem Arzt beim letzten Besuch sagen sollen. Doch da war es noch gar nicht so lästig. Aber die schlimmsten Krankheiten kommen schleichend. Das weiß man. Ein kurzer Blick in den allwissenden Gesundheits-Ratgeber und Sie lesen flott von der Magenverstimmung über Magenschleimhautentzündung bis zum Magenkrebs. Die Symptome stimmen genau. Aber jetzt zum Arzt? Vielleicht eine unangenehme Magenspiegelung über sich ergehen lassen?

Wenn Sie nun so langsam diese dumpfe Angst in sich hochkriechen fühlen, ist es Zeit, zu Dan Greenburg zu greifen. In seinem Sachbuch "Die Kunst, sich schlecht zu fühlen" erfahren Sie alles, wie sie ihre leichte Beunruhigung in einen handfesten Angstzustand ausweiten können. Und wenn Sie Lust dazu haben, steigern Sie sich in eine "Aufregung bis an die Grenze des Wahnsinns". Wie? Kein Problem. Dan Greenburg kennt alle Tricks und Kniffs und zeigt, was alles schief gehen kann. Wenn Sie zum Beispiel auf einen dringenden Telefonanruf warten, und sich sicherheitshalber den ganzen Nachmittag frei nehmen, obwohl der erwartete Anruf erst für den Abend vereinbart war, ist das die beste Voraussetzung, dass kein Mensch an diesem Tag mit Ihnen telefoniert.

Hochinterrasant ist auch, wie Sie sicher jede noch so gut funktionierende Zweierbeziehung in eine Partnerschaft mit ständigem Streit umwandeln können. Die kleine Frage "Liebst du mich" in einem wirklich günstigen Moment gestellt, zum Beispiel, wenn der Gefragte soeben ein riskantes Überholmanöver mit dem Auto absolviert, führt ganz bestimmt zur erhofften Auseinandersetzung. Wichtig dabei: die Frage in kurzen zeitlichen Abständen möglichst oft wiederholen. Ein sicherer Tipp, wie Sie schon bald Ihren Rechtsanwalt beschäftigen können.

Dan Greenburgs Buch, das auf jeder Seite zum Schmunzeln verführt, weil es unsere Schwächen auf wunderbare Weise aufs Korn nimmt, liegt bereits seit 1966 vor und erscheint jetzt zum ersten Mal auf deutsch. Für Paul Watzlawicks Erfolgsbuch "Anleitung zum Unglücklichsein" war Greenburg eine wichtige Quelle.

Wenn Sie Lust haben, wieder einmal herzlich über sich selbst zu lachen, denn die oberpeinlichen Situationen, die Grennburg aufgreift, kennt jeder von uns, dann sind Sie reif für sein Buch. Glücklich sein kann schließlich jeder.
© manuela haselberger

Dan Greenburg - Die Kunst, sich schlecht zu fühlen
Originaltitel: How to make yourself miserable, © 1966 (!)
Übersetzt von Sabine Bayerl

© 2002, Berlin, Argon Verlag, 127 S., 14.90 € (HC)





... reinlesen

KAPITEL 1:

GRUNDLAGEN DES SELBSTQUÄLENS

 

Warum Sie sich schlecht fühlen müssen

 

Sie, das können wir mit Sicherheit annehmen, sind schuldig.

Schuldig woran, wissen wir nicht. Offen gestanden, wir wollen es nicht wissen. Es besteht allerdings die Aussicht, dass es sich um etwas wirklich Schäbiges handelt.

Vielleicht spielen Sie mit der Vorstellung, politische Parolen auf die Cornflakes Ihres Vaters zu sprühen oder mit der Gattin Ihres besten Freundes durchzubrennen. Oder vielleicht ist es etwas noch Exotischeres, wie heimliche romantische Gefühle gegenüber: (1) Ihrem Trainingspartner im Fitnessstudio, (2) Ihrer Schwester, (3) Ihrem Dobermann, (4) Ihrem Regenschirm.

(Wir sind bereit, zu Ihren Gunsten anzunehmen, dass keine dieser Möglichkeiten die Ebene der Vorstellung überschritten hat.)

Was immer es sein mag, es ist Ihre eigene Angelegenheit, und wir wollen nicht neugierig sein. Für uns ist nur von Interesse, dass Sie mit einigen Ideen gespielt haben, die sozial missbilligt werden, dass Sie sich deshalb schuldig fühlen und dass - was ziemlich logisch ist - Sie für Ihre Schuld Bestrafung wünschen.

 

Wer könnte Sie bestrafen - Ihr Vater? Ihr bester Freund? Ihr Trainingspartner? Wohl kaum. Diese Leute haben, genau genommen, keine Ahnung von Ihrer Schuld. Und nebenbei gesagt, sie sind viel zu sehr beschäftigt damit, sich selbst zu bestrafen, als dass sie sich um Ihre Bestrafung kümmern könnten. Klar ist, wenn eine Bestrafung vorgenommen werden soll, müssen Sie das schon selbst in die Hand nehmen.

 

Wie soll man also vorgehen? Wie können Sie es anstellen, dass Sie sich wirklich so schlecht fühlen, wie Sie es verdient haben?

 

Wahrscheinlich verfügen Sie bereits über ein paar ganz persönliche Methoden, sich schlecht zu fühlen - wie etwa, sich wegen dieser anhaltenden Schmerzen in Ihrem Magen mit morbiden Ängsten zu bombardieren oder sich Vorhaltungen zu machen, was Sie zu dieser unhöflichen Verkäuferin im Heimwerkermarkt alles hätten sagen sollen.

Was immer Sie sich bislang antun, wir können Ihnen helfen, es besser zu machen.

 

In diesem Buch werden wir zwei Wege zum Unglück vorstellen, die absolut effektiv und zugleich einfach zu befolgen sind.

Den ersten müssen Sie alleine gehen, er zeigt Ihnen die Schaffung von Ängsten. Der zweite erfordert die Einbeziehung anderer Personen als unwissentliche Komplizen, und er lehrt Sie, die Menschen dazu zu bringen, Sie abzulehnen.

 

Kombiniert mit einem intensiven, vernünftigen Programm des Leidens und der Selbstquälerei, brauchen Sie nichts weiter als diese beiden Techniken, um das schwer zu definierende und heiß ersehnte Ziel des so genannten vollkommenen persönlichen Unglücks zu erreichen.

 

Und jetzt auf zum ersten unserer zwei Wege zum Unglück!

 

 

Die Kunst, eine erstklassige Angst zu erzeugen

 

Wissen Sie, wie Sie sich beunruhigen können? Sicherlich.

Oder etwa doch nicht?

Lassen Sie uns die Frage anders formulieren. Wissen Sie, wie Sie sich kreativ beunruhigen können? Können Sie eine banale Sorge oder eine alltägliche Furcht in eine wirklich unglücklich machende Angst umwandeln?

Wenn nicht, kann Ihnen das beigebracht werden. Der erste Schritt ist, zu lernen, wie man eine dreidimensionale Beunruhigung auswählt.

 

 

Die Kunst, eine dreidimensionale Beunruhigung auszuwählen

 

Einige Beunruhigungen sind einfach kein gutes Material für Ängste. Zum Beispiel gibt es wenig Grund, sich vor einem Zahnarztbesuch und der Entdeckung von Löchern in den Zähnen zu fürchten, wenn Sie:

(a) vor den Verlockungen der Zwischenmahlzeit auf der Hut sind und oft mit einer Karies vorbeugenden Zahnpasta putzen, dies alles im Rahmen eines gewissenhaft angewandten Programms der Mundhygiene und bei regelmäßiger professioneller Betreuung, oder (b) keine Nervenenden im Mund haben oder (c) ein Gebiss tragen.

Nein, wenn eine Befürchtung eine dreidimensionale Beunruhigung werden soll, muss sie drei wichtige Bedingungen erfüllen bzw. drei Dimensionen aufweisen:

 

Dimension 1: Wenn sich Ihre Befürchtung bewahrheitet, werden Sie es schwer büßen müssen.

Dimension 2: Es müssen einige Anzeichen vorhanden sein, dass sich Ihre Befürchtung bewahrheiten WIRD.

Dimension 3:  Es muss eine beträchtliche Wartezeit verstreichen, ehe Sie herausfinden können, ob sich Ihre Befürchtung bewahrheitet.

 

Medizinisch begründete Furcht gehört zu den vielversprechendsten. Lassen Sie uns aber aus Gründen der Anschaulichkeit etwas Unheilvolleres als ein mögliches Loch im Zahn auswählen. Lassen Sie uns beispielsweise die Befürchtung aussuchen, dass Sie an einer obskuren, aber tödlichen Krankheit leiden. Könnte diese Furcht eine dreidimensionale Beunruhigung werden? Sie könnte, vorausgesetzt, die von Ihnen ausgewählte Krankheit besteht bestimmte Tests.

 

Dimension 1:   Haben Sie eine Krankheit ausgewählt, die nicht nur gefährliche Komplikationen nach sich ziehen kann, sondern die zugleich von gewisser Dauer, kostspielig und schmerzhaft ist sowie eine demütigende Behandlung erfordert?

Dimension 2:   Haben Sie eine Krankheit ausgewählt, deren  erste Symptome so allgemein sind, dass man sie bei jeder gewöhnlichen Erkältung oder jedem verdorbenen Magen finden kann?

Dimension 3:   Haben Sie eine Krankheit ausgewählt, deren Bestätigung es erfordern würde, dass Sie nicht zur Arbeit gehen und sich einige Tage lang Untersuchung in der Klinik unterziehen?

 

Wenn Sie all diese Fragen mit „ja“ beantworten können, dann haben Sie eine wirklich dreidimensionale Beunruhigung zur Hand und können diese nun zu einer erstklassigen Angst weiterentwickeln.

Lassen Sie uns aber annehmen, dass Sie kein solches Glück haben - dass Ihre Befürchtung eine oder sogar zwei unserer Voraussetzungen nicht erfüllt hat. Seien Sie ncht traurig. Sie können den fehlenden Bedingungen immer noch abhelfen, vorausgesetzt, Sie verfügen über die äußerst wichtige Kraft des negativen Denkens.

 

 

Die Kraft des negativen Denkens

 

Negatives Denken ist die Fähigkeit, sich ein kleines Liebesnest vorzustellen, an das sich Rosen schmiegen, und dabei nur Hypothekenzahlungen und Rosenkrankheiten im Kopf zu haben. Es ist die Fähigkeit, Trübsinn zu kultivieren, immer auf der düsteren Seite des Lebens zu wandeln und Sorgen nicht an der Türschwelle zurückzulassen.

 

Einige Menschen sind mit dieser Kraft des negativen Denkens geboren …. <small><I>S. 15-20</I></small>

 

 

INHALT

EINLEITUNG                                                                                                 11

 

 

ABSCHNIIT 1: METHODEN, ALLEIN UNGLÜCKLICH ZU SEIN

 

KAPITEL 1: GRUNDLAGEN DES SELBSTQUÄLENS        15

Warum Sie sich schlecht fühlen müssen                   15

Die Kunst, eine erstklassige Angst zu erzeugen                     18

Die Kunst, eine dreidimensionale Beunruhigung auszuwählen    18

Die Kraft des negativen Denkens          20

Die Kunst, Ihre Beunruhigung reifen zu lassen                23

Von Beunruhigungen zu Ängsten                   23

Übung in Sachen Angst                 26

Quiz zum negativen Denken             27

 

KAPITEL 2: SIEBEN KLASSISCHE UNGLÜCK

ERZEUGENDE SITUATIONEN                       29

 

 

Situation 1: Grundlegende Beunruhigungen bei nächtlichen Geräuschen                   29


Situation 2: Grundlegende Beunruhigungen beim Schenken und Beschenktwerden                        30

Situation 3: Grundlegende Beunruhigungen beim Warten                                                                     31

Situation 4: Grundlegende Beunruhigungen bei Urlaubsreisen                                                            32

Situation 5: Grundlegende Beunruhigungen bei Dinnerpartys                                                              34

Situation 6: Grundlegende Beunruhigungen bei kleineren Gesetzesverst5ßen                                   36

Situation 7: Grundlegende Beunruhigungen beim Fliegen                                                                     37

Quiz                                                                                         40

 

KAPITEL 3: SICH WEGEN DER VERGANGENHEIT, DER GEGENWART UND DER ZUKUNFT SCHLECHT

FÜHLEN                                                                               41

Beste Bedingungen für das Grübeln                         41

Sonntagnachmittag                                                        42

Der Silvesterabend                                                         43

Siebzehn elementare pessimistische Weltanschauungen        45

Die Kunst, sich aufgrund der Vergangenheit schlecht zu fühlen                      47

Die Kunst, sich aufgrund der Gegenwart schlecht zu fühlen                           49

Die Kunst, sich schlecht zu fühlen, wenn  Sie nicht reich sind                     49

Die Kunst, sich schlecht zu fühlen, wenn  Sie reich SIND                            50

Die Kunst, sich schlecht zu fühlen, wenn  Sie nicht berühmt sind               52

Die Kunst, sich schlecht zu fühlen, wenn  Sie berühmt SIND                         52

Die Kunst, sich schlecht zu fühlen, wenn  Sie keine Schönheit sind                   54

Die Kunst, sich schlecht zu fühlen, wenn  Sie eine Schönheit SIND                 55

Die Kunst, sich schlecht zu fühlen, wenn  Sie nicht besonders begabt sind             55

Die Kunst, sich schlecht zu fühlen, wenn  Sie besonders begabt SIND                            56

Die Kunst, sich aufgrund der Zukunft schlechtzu fühlen                                            58

Übung: Siebzehn masochistische Aktivitäten für Anfänger   60

Test zum Ergänzen                                                                   63

 

 

ABSCNITT II: METHODEN, SICH MIT ANDEREN SCHLECHT ZU FÜHLEN

 

KAPITEL 4: DIE KUNST, FREUNDE ZU VERLIEREN

UND SICH MENSCHEN ZU ENTFREMDEN                                                         67

 

Die Kunst, ein Ablehnungsimage zu formulieren                   68

Die Körperhaltung, die zur Ablehnung auffordert            69

       Der Ton der Stimme, der zur Ablehnung auffordert                  70

Die Dynamik der Ablehnung                           71

        Die Auswahl eines viel versprechenden  potenziellen Ablehnenden            72

        Die Entschuldigung als Ablehnungshilfe                         73

        Die Ablehnungsformel und wie sie zu  verwenden    77

        Die Kunst, mit einem widerwilligen Ablehnenden umzugehen         80

        Testproblem: Die Pattsituation                          81

 

KAPITEL 5: DIE KUNST, SEINEN JOB ZU  VERLIEREN                                                                       84

Unterbezahlung als Grundeinstellung                                                                                                       86

Das Ausgleichen des Kontos                                                                                                                     87

Quiz                                             90

 

KAPITEL 6: DIE KUNST, TIEFE ROMANTISCHE BEZIEHUNGEN ZU VERHINDERN                   91

Sich auf Partys schlecht fühlen                               92

Das Anti-Smalltalk-Manöver                     94

Das Telefon als Instrument der Selbstquälerei             96

Warten auf einen Telefonanruf                                     97

Anrufen wegen einer Verabredung                      103

Einführende Bemerkungen für  Telefongespräche                    105

Die Einladung                        106

Die Feuerprobe beim tatsächlichen Ausgehen                             109

Zehn Wege, einen guten Abend  kaputtzumachen                    109

Quiz                                              112

 

KAPITEL 7: DIE KUNST, TIEFE ROMANTISCHE

BEZIEHUNGEN ZU ZERSTÖREN                                                                                                           113

 

Beziehungszerstörungsmanöver 1:

Der große Liebestest                                114

Beziehungszerstörungsmanöver 2:

Der große Heiratsschwindel                     117

Beziehungszerstörungsmanöver 3:

Haben wir noch etwas gemeinsam?             118

Beziehungszerstörungsmanöver 4:

Verlass mich nicht                                                                                                                                       120

Beziehungszerstörungsmanöver 5:

Der attraktive Fred (Gegenstück für Frauen: Die attraktive Corinna)                        121

Testproblem                                    124

 

KAPITEL 8: DIE KUNST, ALLE NOCH

VERBLIEBENEN FREUNDE ZU VERLIEREN                            126

Der akzeptable Versagensspielraum                                          126

Endlich allein!                                          128

Lesezitate nach Dan Greenburg - Die Kunst, sich schlecht zu fühlen


Paul Watzlawick zu diesem Buch:
Ein bedeutendes Werk!



© 25.9.2002 by
Manuela Haselberger
Quelle: http://www.bookinist.de