KAPITEL 1:
GRUNDLAGEN DES SELBSTQUÄLENS
Warum Sie sich schlecht fühlen
müssen
Sie, das
können wir mit Sicherheit annehmen, sind schuldig.
Schuldig woran,
wissen wir nicht. Offen gestanden,
wir wollen es nicht wissen. Es besteht allerdings die Aussicht,
dass es sich um etwas wirklich Schäbiges handelt.
Vielleicht spielen Sie mit der Vorstellung, politische
Parolen auf die Cornflakes Ihres Vaters zu sprühen oder mit der Gattin Ihres
besten Freundes durchzubrennen. Oder vielleicht ist es etwas noch Exotischeres,
wie heimliche romantische Gefühle gegenüber: (1) Ihrem Trainingspartner im
Fitnessstudio, (2) Ihrer Schwester, (3) Ihrem Dobermann, (4) Ihrem Regenschirm.
(Wir sind bereit, zu Ihren Gunsten anzunehmen, dass
keine dieser Möglichkeiten die Ebene der Vorstellung überschritten hat.)
Was immer es
sein mag, es ist Ihre eigene Angelegenheit, und wir wollen nicht neugierig
sein. Für uns ist nur von Interesse, dass Sie mit einigen Ideen gespielt
haben, die sozial missbilligt werden, dass Sie sich deshalb schuldig fühlen und
dass - was ziemlich logisch ist - Sie für Ihre Schuld Bestrafung wünschen.
Wer
könnte Sie bestrafen - Ihr Vater? Ihr bester Freund? Ihr Trainingspartner? Wohl
kaum. Diese Leute haben, genau genommen, keine Ahnung von Ihrer Schuld. Und
nebenbei gesagt, sie sind viel zu sehr beschäftigt damit, sich selbst zu
bestrafen, als dass sie sich um Ihre Bestrafung kümmern könnten. Klar ist, wenn
eine Bestrafung vorgenommen werden soll, müssen Sie das schon selbst in die
Hand nehmen.
Wie soll
man also vorgehen? Wie können Sie es anstellen, dass Sie sich wirklich so
schlecht fühlen, wie Sie es verdient haben?
Wahrscheinlich
verfügen Sie bereits über ein paar ganz persönliche Methoden, sich schlecht zu
fühlen - wie etwa, sich wegen dieser anhaltenden Schmerzen in Ihrem Magen mit
morbiden Ängsten zu bombardieren oder sich Vorhaltungen zu machen, was Sie zu
dieser unhöflichen Verkäuferin im Heimwerkermarkt alles hätten sagen sollen.
Was immer Sie sich bislang antun, wir können Ihnen
helfen, es besser zu machen.
In diesem
Buch werden wir zwei Wege zum Unglück vorstellen, die absolut effektiv und
zugleich einfach zu befolgen sind.
Den
ersten müssen Sie alleine gehen, er zeigt Ihnen die Schaffung von Ängsten. Der
zweite erfordert die Einbeziehung anderer Personen als unwissentliche
Komplizen, und er lehrt Sie, die Menschen dazu zu bringen, Sie abzulehnen.
Kombiniert
mit einem intensiven, vernünftigen Programm des Leidens und der
Selbstquälerei, brauchen Sie nichts weiter als diese beiden Techniken, um das
schwer zu definierende und heiß ersehnte Ziel des so genannten vollkommenen
persönlichen Unglücks zu erreichen.
Und jetzt
auf zum ersten unserer zwei Wege zum Unglück!
Die Kunst, eine erstklassige Angst zu erzeugen
Wissen Sie, wie Sie sich beunruhigen können?
Sicherlich.
Oder etwa doch nicht?
Lassen Sie uns die Frage anders formulieren. Wissen
Sie, wie Sie sich kreativ beunruhigen können? Können Sie eine banale Sorge oder eine
alltägliche Furcht in eine wirklich unglücklich machende Angst umwandeln?
Wenn nicht, kann Ihnen das beigebracht werden. Der
erste Schritt ist, zu lernen, wie man eine dreidimensionale Beunruhigung
auswählt.
Die Kunst, eine dreidimensionale Beunruhigung auszuwählen
Einige
Beunruhigungen sind einfach kein gutes Material für Ängste. Zum Beispiel gibt
es wenig Grund, sich vor einem Zahnarztbesuch und der Entdeckung von Löchern in
den Zähnen zu fürchten, wenn Sie:
(a) vor
den Verlockungen der Zwischenmahlzeit auf der Hut sind und oft mit einer Karies
vorbeugenden Zahnpasta putzen, dies alles im Rahmen eines gewissenhaft
angewandten Programms der Mundhygiene und bei regelmäßiger professioneller
Betreuung, oder (b) keine Nervenenden im Mund haben oder (c) ein Gebiss tragen.
Nein, wenn eine Befürchtung eine dreidimensionale Beunruhigung werden
soll, muss sie drei wichtige Bedingungen erfüllen bzw. drei Dimensionen aufweisen:
Dimension 1: Wenn sich
Ihre Befürchtung bewahrheitet, werden Sie es schwer büßen müssen.
Dimension 2: Es müssen
einige Anzeichen vorhanden sein, dass sich Ihre Befürchtung bewahrheiten WIRD.
Dimension 3: Es muss
eine beträchtliche Wartezeit verstreichen, ehe Sie herausfinden können, ob sich
Ihre Befürchtung bewahrheitet.
Medizinisch
begründete Furcht gehört zu den vielversprechendsten. Lassen Sie uns aber aus
Gründen der Anschaulichkeit etwas Unheilvolleres als ein mögliches Loch im Zahn
auswählen. Lassen Sie uns beispielsweise die Befürchtung aussuchen, dass Sie an
einer obskuren, aber tödlichen Krankheit leiden. Könnte diese Furcht eine
dreidimensionale Beunruhigung werden? Sie könnte, vorausgesetzt, die von Ihnen
ausgewählte Krankheit besteht bestimmte Tests.
Dimension 1: Haben Sie eine Krankheit ausgewählt, die nicht nur
gefährliche Komplikationen nach sich ziehen kann, sondern die zugleich von
gewisser Dauer, kostspielig und schmerzhaft ist sowie eine demütigende
Behandlung erfordert?
Dimension 2: Haben Sie eine Krankheit ausgewählt, deren erste
Symptome so allgemein sind, dass man sie bei jeder gewöhnlichen Erkältung oder
jedem verdorbenen Magen finden kann?
Dimension 3: Haben Sie eine Krankheit ausgewählt, deren Bestätigung
es erfordern würde, dass Sie nicht zur Arbeit gehen und sich einige Tage lang
Untersuchung in der Klinik unterziehen?
Wenn Sie
all diese Fragen mit „ja“ beantworten können, dann haben Sie eine wirklich
dreidimensionale Beunruhigung zur Hand und können diese nun zu einer erstklassigen
Angst weiterentwickeln.
Lassen Sie uns aber annehmen, dass Sie kein solches
Glück haben - dass Ihre Befürchtung eine oder sogar zwei unserer
Voraussetzungen nicht erfüllt hat. Seien Sie ncht traurig. Sie können den
fehlenden Bedingungen immer noch abhelfen, vorausgesetzt, Sie verfügen über
die äußerst wichtige Kraft des negativen Denkens.
Die Kraft des negativen Denkens
Negatives
Denken ist die Fähigkeit, sich ein kleines Liebesnest vorzustellen, an das sich
Rosen schmiegen, und dabei nur Hypothekenzahlungen und Rosenkrankheiten im Kopf
zu haben. Es ist die Fähigkeit, Trübsinn zu kultivieren, immer auf der düsteren Seite
des Lebens zu wandeln und Sorgen nicht
an der Türschwelle zurückzulassen.
Einige Menschen sind mit dieser Kraft des negativen
Denkens geboren …. <small><I>S. 15-20</I></small>
INHALT
EINLEITUNG 11
ABSCHNIIT
1: METHODEN, ALLEIN UNGLÜCKLICH ZU SEIN
KAPITEL
1: GRUNDLAGEN DES SELBSTQUÄLENS 15
Warum Sie sich schlecht fühlen müssen 15
Die Kunst, eine erstklassige Angst zu erzeugen 18
Die Kunst, eine dreidimensionale Beunruhigung auszuwählen 18
Die Kraft des negativen Denkens 20
Die Kunst, Ihre Beunruhigung reifen zu lassen 23
Von Beunruhigungen zu Ängsten 23
Übung in Sachen Angst 26
Quiz zum negativen Denken 27
KAPITEL 2: SIEBEN KLASSISCHE UNGLÜCK
ERZEUGENDE SITUATIONEN 29
Situation 1: Grundlegende Beunruhigungen bei nächtlichen Geräuschen 29
Situation 2: Grundlegende Beunruhigungen beim Schenken und Beschenktwerden 30
Situation 3: Grundlegende Beunruhigungen beim Warten 31
Situation 4: Grundlegende Beunruhigungen bei Urlaubsreisen 32
Situation 5: Grundlegende Beunruhigungen bei Dinnerpartys 34
Situation 6: Grundlegende Beunruhigungen bei kleineren Gesetzesverst5ßen 36
Situation 7: Grundlegende Beunruhigungen beim Fliegen 37
Quiz 40
KAPITEL 3: SICH WEGEN DER VERGANGENHEIT, DER GEGENWART UND DER ZUKUNFT SCHLECHT
FÜHLEN 41
Beste Bedingungen für das Grübeln 41
Sonntagnachmittag 42
Der Silvesterabend 43
Siebzehn elementare pessimistische Weltanschauungen 45
Die Kunst, sich aufgrund der Vergangenheit schlecht zu fühlen 47
Die Kunst, sich aufgrund der Gegenwart schlecht zu fühlen 49
Die Kunst, sich schlecht zu fühlen, wenn Sie nicht reich sind 49
Die Kunst, sich schlecht zu fühlen, wenn Sie reich SIND 50
Die Kunst, sich schlecht zu fühlen, wenn Sie nicht berühmt sind 52
Die Kunst, sich schlecht zu fühlen, wenn Sie berühmt SIND 52
Die Kunst, sich schlecht zu fühlen, wenn Sie keine Schönheit sind 54
Die Kunst, sich schlecht zu fühlen, wenn Sie eine Schönheit SIND 55
Die Kunst, sich schlecht zu fühlen, wenn Sie nicht besonders begabt sind 55
Die Kunst, sich schlecht zu fühlen, wenn Sie besonders begabt SIND 56
Die Kunst, sich aufgrund der Zukunft schlechtzu fühlen 58
Übung: Siebzehn masochistische Aktivitäten für Anfänger 60
Test zum Ergänzen 63
ABSCNITT II: METHODEN, SICH MIT ANDEREN SCHLECHT ZU FÜHLEN
KAPITEL 4: DIE KUNST, FREUNDE ZU VERLIEREN
UND SICH MENSCHEN ZU ENTFREMDEN 67
Die Kunst, ein Ablehnungsimage zu formulieren 68
Die Körperhaltung, die zur Ablehnung auffordert 69
Der Ton der Stimme, der zur Ablehnung auffordert 70
Die Dynamik der Ablehnung 71
Die Auswahl eines viel versprechenden potenziellen Ablehnenden 72
Die Entschuldigung als Ablehnungshilfe 73
Die Ablehnungsformel und wie sie zu verwenden 77
Die Kunst, mit einem widerwilligen Ablehnenden umzugehen 80
Testproblem: Die Pattsituation 81
KAPITEL
5: DIE KUNST, SEINEN JOB ZU VERLIEREN 84
Unterbezahlung
als Grundeinstellung 86
Das
Ausgleichen des Kontos 87
Quiz 90
KAPITEL
6: DIE KUNST, TIEFE ROMANTISCHE BEZIEHUNGEN ZU VERHINDERN 91
Sich auf Partys schlecht fühlen 92
Das Anti-Smalltalk-Manöver 94
Das Telefon als Instrument der Selbstquälerei 96
Warten auf einen Telefonanruf 97
Anrufen wegen einer Verabredung 103
Einführende Bemerkungen für Telefongespräche 105
Die Einladung 106
Die Feuerprobe beim tatsächlichen Ausgehen 109
Zehn Wege, einen guten Abend kaputtzumachen 109
Quiz 112
KAPITEL
7: DIE KUNST, TIEFE ROMANTISCHE
BEZIEHUNGEN
ZU ZERSTÖREN 113
Beziehungszerstörungsmanöver
1:
Der große Liebestest 114
Beziehungszerstörungsmanöver
2:
Der große Heiratsschwindel 117
Beziehungszerstörungsmanöver
3:
Haben wir noch etwas gemeinsam? 118
Beziehungszerstörungsmanöver 4:
Verlass
mich nicht 120
Beziehungszerstörungsmanöver 5:
Der attraktive Fred (Gegenstück für Frauen: Die attraktive Corinna) 121
Testproblem 124
KAPITEL
8: DIE KUNST, ALLE NOCH
VERBLIEBENEN FREUNDE ZU VERLIEREN 126
Der akzeptable Versagensspielraum 126
Endlich allein! 128