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Die fremde Braut Necla Kelek - Die fremde Braut
ecla Kelek, 1957 in Istanbul geboren, kam 1966 nach Deutschland und sie gehört zu den Türkinnen, denen die Integration geglückt ist. Nach ihrem Studium der Volkswirtschaft und Soziologie schrieb sie ihre Promotion über das Thema "Islam im Alltag". Doch ganz so einfach, wie sich das in zwei Sätzen darstellen lässt, ist ihre Geschichte nicht.
Sehr eindringlich und informativ schildert sie in ihrem Buch "Die fremde Braut" das Leben einer türkischen Migranten - Familie und verfolgt gleichzeitig unter dem Blickwinkel der eigenen Familiengeschichte über mehrere Generationen hinweg auch die Geschichte der Türkei.
Als ihre Mutter mit vierzehn, vielleicht fünfzehn Jahren, in Anatolien mit ihrem Vater verheiratet wird, schlägt er sie und vergewaltigt sie in der Hochzeitsnacht. Das Mädchen weiß, dass es nach dem Islam ihrem Mann klaglos zu folgen hat, begleitet ihn nach Istanbul und später auch nach Deutschland. Doch es vergeht kein Tag, an dem sie ihrem Mann nicht demütig die Schuhe bindet und still den Fluch vor sich hin murmelt: "Möge Allah mir deine Leiche bringen."
Necla geht in Deutschland zur Schule und erlebt hautnah, dass ihre Mitschülerinnen andere Freiheiten haben, als ihr zugestanden werden. Discobesuche sind für eine traditionell erzogene Türkin undenkbar, selbst ein Gespräch mit Jungen wird nicht geduldet. Am besten ist es, wenn die türkischen Familien unter sich bleiben, die Frauen im Haus leben und es höchstens zum Beten oder für kleine Einkäufe verlassen. Ein Leben in einer türkisch-muslimischen Parallelwelt.
Sehr radikal hält Necla Kelek den türkischen Migranten den Spiegel vor und arbeitet klar heraus, warum eine Integration unter diesen Bedingungen nie gelingen kann. Auch die als tolerant bezeichnete Einstellung der Deutschen, die den Islam neben dem Christentum durchaus als Religion akzeptieren, damit aber zugleich zugestehen, dass es Zwangsehen oder auch arrangierte Hochzeiten gibt, prangert sie schonungslos an.
Ihre Fragen: "Ist eine Kultur demokratiefähig, die dem Einzelnen das Recht auf Selbstbestimmung verweigert; ist eine Kultur gesellschaftsfähig, die die Gesetzte dieses Landes ignoriert?" bieten eine Menge Diskussionsstoff.
Otto Schily lobt im SPIEGEL: "Necla Kelek leistet mit ihrem Buch einen wichtigen Beitrag, die Integrationsdebatte noch intensiver zu führen als bisher."
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© 18.2.2004 by Manuela Haselberger www.bookinist.de |