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Die Supermacht am Ende? Emmanuel Todd - Weltmacht USA - Ein Nachruf
it seiner messerscharfen Analyse "Weltmacht USA - Ein Nachruf" geht der französische Historiker Emmanuel Todd den Schwächen der letzten Supermacht USA auf den Grund. Nicht nur in Frankreich stand der Titel sofort nach Erscheinen monatelang auf den Bestsellerlisten, auch die deutschen Buch - Charts erobert er im Sturm und entwickelt sich zu einem der derzeit meistdiskutierten politischen Bücher. Immerhin hat Todd bereits 1976 den Zusammenbruch der Sowjetunion in seinem Buch "La chute finale" vorausgesagt. Sein Wort hat Gewicht.
Als Ausgangspunkt seiner Überlegungen nimmt Todd die Ereignisse des 11. September und analysiert das Phänomen des weltweiten Terrorismus. Schlüssig weist er nach, "die Erhebung des Terrorismus in den Status einer universellen Kraft institutionalisiert einen permanenten Kriegszustand auf dem gesamten Planeten." Spontan denkt man dabei an den Krieg in Afghanistan und an den Irak - Konflikt.
Schritt für Schritt zeigt Todd, dass sich die Rolle Russlands seit der Ära Putins grundlegend gewandelt hat. Gleichzeitig geraten die USA mit einem zunehmend steigenden Defizit ihrer Handelsbilanz immer mehr in wirtschaftliche Bedrängnis. Somit tritt der Fall ein, dass die Supermacht in Abhängigkeiten gerät, die sie im Augenblick nicht aus eigener Kraft lösen kann.
Die gestärkte Rolle Europas, - direkt nach den Anschlägen auf das New York Trade Center noch "uneingeschränkt solidarisch" an der Seite der USA -, trifft die USA unerwartet. Selbstbewusst vertreten Frankreich und Deutschland eine eigene Position in der Außenpolitik und sie sprechen ein deutliches "Nein" zum Irak - Krieg. Folgt man Todds Ausführungen, bilden sich zukünftig mit einem unabhängigen Europa und einem wieder erstarkten Russland völlig neue Beziehungen, bei denen die USA keine Vormachtstellung mehr einnehmen werden.
Spannend sind Todds Erläuterungen, wenn er mit seinen demographischen Instrumenten wie zum Beispiel der Rate der Säuglingssterblichkeit, seine Thesen ausführt. Er argumentiert schlüssig und untermauert ausführlich mit Zahlen und Fakten. Ob die Zukunft ihm Recht geben wird? Es bleibt für die Beteiligten, und das sind wir alle, eine äußerst aufregende Angelegenheit.
Wer eine größere Linie bei historischen Zusammenhängen erkennen und sich nicht durch die Fülle der aktuellen Tagesmeldungen und Schlagzeilen in den Medien beirren lassen möchte und sich dazu gern mit neuen Sichtweisen auseinander setzt, der kommt an Emmanuel Todd nicht vorbei. Gesprächsstoff haben Sie nach der Lektüre allemal.
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Emmanuel Todd, geboren 1951,
absolvierte das Institut d'Etudes
Politiques de Paris und
promovierte in Cambridge in
Geschichte. Von 1977 bis 1984
war er Literaturkritiker für "Le
Monde", seitdem arbeitet er am
Institut National d'Etudes
Demographiques.
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© 19.3.2003 by Manuela Haselberger www.bookinist.de |