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Das kunstseidene Mädchen Irmgard Keun - Das kunstseidene Mädchen
Unter den Audiobooks ist der Großstadtroman "Das kunstseidene Mädchen" von Irmgard Keun eine rare Kostbarkeit, denn es vereint alle Vorzüge des Hörbuchs mit dem durch nichts zu ersetzenden Genuss ein schön ausgestattetes Buch in den Händen zu halten und darin zu blättern. Juliane Köhler, die 1995 am Bayerischen Staatsschauspiel die Doris, die so gern ein Glanz sein will, und zwar einer der oben ist, überzeugend gespielt hat, gibt dem Mädchen mit dem lockeren Mundwerk und dem Herz auf der richtigen Stelle die passende Stimme in der Hörspielfassung von Amélie Niermeyer. Doris, die kleine, unscheinbare Sekretärin in ihrem hässlichen Regenmantel, gerade achtzehn Jahre, stiehlt 1931 in der Garderobe des Theaters einen Pelzmantel, weil sie bei der Verabredung mit ihrem ersten Freund, der nebenan im Café auf sie wartet, glänzen will. Morgens, als sie aus dem Haus ging, konnte sie schließlich nichts von der späteren Verabredung wissen. Der Pelzmantel musste her. Danach flieht Doris nach Berlin, um dort, in der Großstadt ihren Glanz, den es doch auch für sie in ihrem häufig so unglücklichen Leben irgendwo geben muss, zu suchen. Irmgard Keun beschreibt das Auf und Ab, die wilde Achterbahn der jungen Frau mit einem Stil, der bis heute nichts an Frische und Modernität eingebüßt hat. Das Booklet dazu lädt zum Schwärmen ein, denn mit den Bildern aus dem Berlin der 30er Jahre, kurzen Textpassagen von Alfred Döblin, Robert Walser und Irmgard Keun sowie einem knappen biografischen Abriss der Autorin lässt es keinen Wunsch offen. Für alle, die mit der schwierigen Aufgabe konfrontiert sind, einen Bücherwurm, der alles besitzt, was es an Buchstaben zu haben gibt, zu beschenken, die können hiermit einen Überraschungs-Treffer landen. |
© by Manuela Haselberger rezensiert am 1999-12-31 Quelle: http://www.bookinist.de layout © Thomas Haselberger |