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Alle Mütter wollen, dass ihre Töchter heiraten. Die meisten Mütter haben lieber eine mäßig glücklich verheiratete Tochter als eine, die Single und glücklich ist.

Aber so sehr wir uns auch verheiratete Töchter wünschen - keine Frau ahnt, was es heißt, Mutter der Braut zu sein. Ich weiß es. Ich habe drei Töchter unter die Haube gebracht.

Und ehrlich gesagt: Ihre Geburt war leichter.

Die erste Hochzeit, zu der ich je eingeladen wurde, war die meiner Cousine Sally. Ich war zehn.

Ich hatte Sally bis dahin nur zweimal gesehen. Sie gehörte zur ungeliebten Seite der Familie. Ich wusste nicht, warum wir eingeladen wurden, aber ich hörte jemanden sagen:"Wenn man eine Cousine zweiten Grades einlädt, muss man alle Cousinen zweiten Grades einladen."

Meine Brautmuttergeschichte beginnt mit der Empfängnis meiner Tochter, die fünf Sekunden dauerte, geht kurz auf meine Schwangerschaft ein, die die üblichen neun Monate dauerte, und endet mit den Hochzeitsvorbereitungen, die ein Jahr dauerten.

Ich ging zum Arzt, als meine Periode drei Wochen überfällig war. Der Arzt meinte, ich sei schwanger, aber um sicher zu gehen, machte er einen "Kaninchen-Test": Er injizierte einem gesunden Kaninchen meinen Urin. Das war 1959 und damals machte man das so.

Als das Testergebnis feststand, war ich froh. Das Kaninchen nicht.

Damals konnte man das Geschlecht eines Babys vor derGeburt nicht feststellen. Ich wollte eine Tochter. Die einzigen Namen, die mir gefielen, waren Pamela, Jessica und Victoria. (Ich sah mir viele Soaps an.)

Ich würde die Mutter sein, die ich mir immer gewünscht hatte - liebevoll, verständnisvoll , optimistisch, lustig. Meine Tochter würde so glücklich sein.

Wir kauften ihr bei Macys ein Klavier. Es dauerte drei Jahre, die Raten abzuzahlen. Klavierstunden nahm sie nur zwei Jahre.

Jedes Frühjahr kaufte ich ihr ein neues Pailletten-Tutu für ihren Auftritt bei der Ballettschule .

Jahre später sagte ich ständig zu ihr: "Putz dein Zimmer, mach deine Hausaufgaben, lass dein Geschirr nicht im Spülbecken."

Die Wirklichkeit hatte meine Träume eingeholt.


Lesezitat nach Ilene Beckerman - Nichts ist einfach. Nicht einmal das Glück


Wenn Töchter erwachsen werden
Ilene Beckerman - Nichts ist einfach. Nicht einmal das Glück

ie Nachricht überrascht jede Mutter: Die eigene Tochter will heiraten. Ilene Beckerman hält vor diesem entscheidenden, alles verändernden Schritt noch einmal Rückschau. Es war doch erst gestern, als sie ihr Prachtmädchen auf die Welt gebracht hatte. Die Zeit der Schwangerschaft, in der sie sich nichts leichteres vornimmt, als eine perfekte Mama zu werden. "Ich hörte auf zu rauchen. Ich trug vernünftige Schuhe mit Fußbett. Ich schluckte Vitaminpillen."

Für das umwerfende Töchterchen kommt nur noch gehobene klassische Musik in Frage, die Zeit der Märchen, die natürlich sehr sorgfältig ausgewählt werden und die ersten Kinderkrankheiten, die endlose Nachtwachen mit sich bringen. Die Realität war erbarmungslos und unaufhaltsam auf dem Vormarsch.

Natürlich stürzt sich die leider im Laufe der Jahre doch nicht immer so vollkommene Mutter sofort in die notwendigen Hochzeitsvorbereitungen. Jetzt gilt es, keine Fehler zu machen, an alles soll gedacht werden. "Ich ging nirgendwohin ohne Listen, Zeit- und Budgetpläne."

"Unwichtige Dinge wurden wichtig. Blaue oder schwarze Tinte für die Einladungen? Briefmarken oder Turteltauben oder mit Herzen?... Ich überlegte, für welche Briefmarke sich Jacqueline Kennedy entschieden hätte."

Zusammen mit den Zeichnungen der amerikanischen Autorin, die sich selbst ganz wunderbar auf den Arm nehmen kann, ist dieses schmale Buch ein Muss für alle Mütter und Töchter, nicht nur für diejenigen, die sich gerade dem Stress einer Hochzeit aussetzen. Und obendrein ein ideales Geschenk. © manuela haselberger




Ilene Beckerman - Nichts ist einfach. Nicht einmal das Glück
Übersetzt von: Ursula Locke-Gross,
2000, Originaltitel: "Mother of the Bride",

2000, Zürich, Sanssouci, 163 5.,

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Fortsetzung des Lesezitats ...

Als meine Tochter zwei oder drei Jahre alt war, warf sie sich auf den Boden und schrie, wenn sie nicht bekam, was sie wollte.

Als sie älter wurde, schmollte sie. Geschrei ist mir lieber als Schweigen.

Es war alles so einfach, als meine Tochter noch klein war. Obwohl ich es damals nicht so sah.

Ich hatte noch nie zuvor ein Brautkleid qekauft. Ich war der Meinung, dass peau de soie etwas ist, was Julia Child macht. Dass Swarovski-Kristalle die Gallensteine reicher Leute sind. Dass charmeuse jemand ist, der wie Edith Piaf singt. Und Alencon-Spitze ein Käse, den man essen darf, wenn man einen hohen Cholesterinspiegel hat.

Meine Tochter probierte ein Kleid an, das aus fünfzig Meter Wildseide bestand. Sie versank darin. Sie probierte ein Futteral an, das mit fünfzig Pfund Perlmuttstiften bestickt war. Sie kippte beinahe vornüber.

In einem waren wir uns einig: hinten keine Schleifen.

Immer häufiger sagte meine Tochter zu mir: "Mom, hör auf, mir zu sagen, was ich kaufen soll. Du weißt auch nicht alles."

Im siebten Stockwerk von Bloomingdale's überkam mich genau neben den Limoges-Dosen eine plötzliche Einsicht. In meiner Jugend waren Eleanor Roosevelt und Shirley Temple meine Vorbilder. Als meine Tochter aufwuchs, waren Bette Midler und Cher ihre Vorbilder. Kein Wunder, dass wir verschieden waren.

Warum sollte meine Tochter so sein wie ich? Ich war ja nicht einmal selber so, wie ich sein wollte.

Lesezitate nach Ilene Beckerman - Nichts ist einfach. Nicht einmal das Glück


© 18.12.2000 by
Manuela Haselberger
Quelle: http://www.bookinist.de