Zitat




      Taschenbuch - broschiert


Bookinists Buchtipp zu


Engelchens Ende

von Uta-Maria Heim


Zitat aus dem Buch

Donnerstag, 12. Oktober


Ein leichter Nebel hatte sich über die Hügel gelegt. Die Landschaft wirkte sanft, aber nicht lieblich. Der Himmel war verhangen, das Licht mild, aber klar. Die Luft war eiskalt. Doch bald schon würde alles Grau schwinden, die Sonne durchwärmte noch einmal flüchtig die Felder, und der Herbsttag offenbarte sich in einem strahlend hingehauchten Glanz.
Es war noch früh. Zwischen dem Rotgold und dem fahlen Grün lagen winzige, eng aneinandergedrängte Ortschaften, braunweiße Dorfkerne ohne das sie umgebende Fleisch von Neubauten. Pures Menschengehäuse. Davor verlöschten die letzten Straßenlaternen.
Mit ihrem alten Lederkoffer stieg Angelika einen befestigten, gewundenen Pfad hinauf. Oben blieb sie stehen und atmete tief durch. Der Pfad gabelte sich. Ein gelber Pfeil zeigte nach links. Dort stand: Hulb 2 km, Hofer Anstalten. Ein zweiter gelber Pfeil zeigte nach rechts. Dort stand: HuIb 2 km, Hofer Anstalten.
Angelika lächelte. Sie setzte sich auf ihren Koffer. Sie schloß die Augen, seufzte und öffnete sie wieder. Rings um sie her waren Apfelwiesen. Es roch frisch und erdig. Angelika hauchte in die Hände. Sie waren klamm, und vom Tragen schmerzten die Fingerglieder. Jetzt hätte sie eine Zigarette geraucht, aber sie rauchte nicht mehr. Sie sah die Nebel aufsteigen. Irgendwo weiter hinten war Wasser. Es mußte die HuIb sein oder die Gern, die durch Hof floß.
S. 8-9


Lesezitat nach Uta-Maria Heim - Glücklich ist, wer nicht vergißt


Brandstiftung in der Provinz
Uta-Maria Heim - Glücklich ist, wer nicht vergißt


Angelika Haupt hat die Großstadt und die Polizeiarbeit als Psychologin satt. Von Hamburg, dort hat sie zuletzt in " Engelchens Ende" ermittelt, verschlägt es sie in die tiefste schwäbische Provinz.

Zunächst hört sich die neue Arbeit ganz interessant an. In einem Zentrum für Alzheimerkranke soll Angelika tätig werden. Doch kurz nachdem sie ihren Chef kennen gelernt hat, bricht er tot am Schreibtisch zusammen. Die Würgemale am Hals, die nur Angelika auffallen, deuten auf keinen natürlichen Tod hin.

Angelikas sensible Antennen stehen auf Alarm. Ihr nächtlicher Autounfall entpuppt sich als verkappter Mordanschlag. Sie will es sich nicht eingestehen: Hat tatsächlich ihr besonderer Schützling, die alte Fanny, deren Haus erst vor kurzem bis auf die Grundmauern abgebrannt ist, damit zu tun? Die Gespräche mit Fanny sind schwierig, denn es ist nicht auszumachen, ob sie tatsächlich an Alzheimer erkrankt ist1 oder ob sie sich einfach in ihre eigene Phantasiewelt zurückzieht und ihr Verstand messerscharf arbeitet. Erste Zweifel daran hatte auch der tote Dr. Kerner geäußert.

Die verschlafene schwäbische Provinz, deren Häuser ,,die manifestierte Auflösung zweier kopulierender Bausparverträge und entsprechend solide" und ohne eigenen Stil auskommen, hält für Angelika Überraschungen bereit, die bis in die Zeit der braunen Vergangenheit reichen.

Krimiautorin Uta-Maria Heim hat mit der forensischen Psychologin Angelika Haupt eine interessante Serienfigur geschaffen, die mit Sohn Mio, ihrem Partner, dem Journalisten Thies, und ihrer nicht immer geliebten Arbeit, einen Spagat versucht, der vielen Frauen aus ihrem Alltag bekannt vorkommt.

Für den ersten Band der Serie "Engelchens Ende" wurde Heim mit dem Glauser 2000 geehrt. Diese Qualität kann sie leider in der Fortsetzungsgeschichte nicht halten, dazu ist der Plot am Ende zu sehr ins Groteske abgedriftet. Doch die schwäbische Milieustudie ist hervorragend. "Wellblech-Klitschen, Baumärkte und lkea verbanden sich mit EU-Normfertighäusern, Autobahnbaustellen und Baumschneisen zu einer äußeren Anstalt des Wahnsinns. Hier wütete die zerstörerische Demenz flächenübergreifend an der frischen Luft." Um keine Unklarheiten aufkommen zu lassen, diese Landschaft ist dabei sich rasant auszubreiten.

Bei diesen Sätzen, und Uta-Maria Heim hat eine ganze Menge davon parat, stimmt jeder Vergleich. Sie sitzen absolut perfekt.
© manuela haselberger

Uta-Maria Heim - Glücklich ist, wer nicht vergißt
2000, Reinbek, rororo, 239 S.,
2002, Reinbek, rororo, S. 239, (TB)
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  • Glücklich ist, wer nicht vergißt © 2000



  • © 3.11.2000 by
    Manuela Haselberger
    Quelle: http://www.bookinist.de