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Ihr Kopf lag auf die Seite gebettet. Ihr Haar floß über Schultern und Gesicht, lockiges Haar, das in gestärkten an noch feuchten Wellen zusammenklebte, so als sei sie gleich nach dem Duschen ins Bett gegangen und habe dort ein wenig geschwitzt. Das Haar war blond und lang, obwohl es jetzt kürzer und dunkler wirkte. Sandpartikel glitzerten zwischen den Strähnen und gaben dem Haar eine Festigkeit, die es sonst nicht hatte. Es war feines und sehr helles Haar, das in der niedrigstehenden Sonne schimmerte und in vielerlei Schattierungen übers Gesicht fiel, übers ganze Gesicht. IManche der Strähnchen, die zusammen- und wieder auseinanderliefen, glänzten hellbraun oder beinahe rötlich, eine Nuance, wie sie Blut verleiht, Blut vermischt mit sehr viel Wasser.

S. 11
Das Mädchen war aber keine drei Jahre alt, es war acht oder vielleicht schon zehn, auf alle Fälle im Grundschulalter, also in einem Alter, in dem die Mütter nicht mehr viel über ihre Töchter wissen, weil die Töchter in Gedanken schon ganz andere, prallere Umrisse haben als diejenigen, die sichtbar sind. S. 13
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Lesezitat nach Uta-Maria Heim - Engelchens Ende,


Bookinists Buchtipp zu


Glücklich ist, wer nicht vergisst

von Uta-Maria Heim




Engelchens Ende
Uta-Maria Heim - Engelchens Ende


Uta - Maria Heim hat 1992 als auch 1994 den deutschen Krimipreis eingeheimst. Nun kommt der "Glauser 2000", dotiert mit 10.000 DM, für ihren Psycho-Thriller Engelchens Ende hinzu.

Hamburg - frühmorgens wird am Ufer der Elbe die Leiche eines achtjährigen Mädchens gefunden. Saskia, ein süßes Ding, das als Kindermodel in Werbefotos für Sonnencreme zu sehen war, wurde von ihrem Mörder brutal misshandelt, ihr Tod war qualvoll.

Die Polizei steht unter Druck, denn am erfolgreichsten wird ein Mord innerhalb der ersten achtundvierzig Stunden nach der Tat aufgeklärt. Handelt es sich um ein Sexualverbrechen, oder ist der Täter im Milieu der Kinderpornografie zu suchen?

Je weiter die Ermittlungen gedeihen, umso deutlicher wird, dass die Spur des Mörders in den familiären Kreis von Saskia führt. Ihre beiden älteren Schwestern sind nicht so hübsch, wie sie es war und haben weniger Charme.

Die Stärke der Krimis von Uta-Maria Heim, das hat sie bereits in ihren ersten Stuttgart -Thrillern gezeigt, liegt im hohen Realitätsgehalt. Ob die Mutter billige vergoldete Creolen von Tchibo trägt, oder die typische Polstergarnitur der achtziger Jahre beschrieben wird (lkea lässt grüßen), der Leser hat sofort ein Aha--Erlebnis.

Die eingeschobenen psychologischen Finessen, beispielsweise das Tagebuch des Mörders, wobei sein Geschlecht ab Seite zweiundachtzig klar ist, sind aus Meisterhand. Nicht nur der Täter leidet an einer massiven Neurose, die kleinen, häufig wenig beachteten Ticks und ausgewachsenen Zwangshandlungen sind bei den Akteuren dieses erstklassigen Psychothrillers gut verteilt.

Uta-Maria Heim - Engelchens Ende
2001, Reinbek, Rohwolt Verlag, 222 S., / 8.13 EUR (Taschenbuch)

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Fortsetzung des Lesezitats ...

"Ihr Gesicht wurde bis zur Unkenntlichkeit zerkratzt. Ausradiert", sagte Angelika.
Gellberg sah sie kurz an. "Sie wurde mißhandelt, stranguliert und zu Tode gefoltert'', erklärte er, während er den Blick wieder über die Elbe schweifen ließ. "Tatzeit gegen Mitternacht. Indizien deuten auf einen Sexualmord hin, doch dazu später. Ich denke, das reicht vorerst, Frau Dr. Haupt, und Sie können sich jetzt an Ihre Arbeit machen.'' S. 24

In den ersten zwei Tagen nach der Tat werden erfahrungsgemäß die meisten Mörder gefaßt. Häufig stellt sich ein Täter in dieser Zeitspanne von selbst, oder er wird von an- eren Menschen genötigt, sich zu stellen. Oder diese Menschen gehen dann von sich aus zur Polizei. Oft haben sie weder Radio gehört noch ferngesehen oder Zeitung gelesen, aber sie kennen denTäter trotzdem, weil er ihr Sohn ist, ihr Nachbar, ihr Mann. Denn die meisten Täter kommen aus dem Umfeld der Opfer. S. 33

"jemand hat Saskia die Augen ausgekratzt und das Gesicht zerstückelt, weil er diesen fordernden Blick nicht mehr ertragen konnte", erwiderte Angelika ruhig, setzte sich auf einen der beiden Hocker vor Gellbergs Schreibtisch (typisch ! Hocker: damit der Besuch nur ja recht unbequem saß) und strich sich den herausgewachsenen Pony aus der Stirn. S. 57

Ich bin die Mörderin. Bisher weiß das nur mein Tagebuch, aber ich habe dieses Tagebuch nicht für mich geschrieben. Nicht für mich allein, sondern vor allem auch für diejenigen, die es finden und vor Gericht gegen mich verwenden werden. Ich will es so, denn ich muß mich zu meiner Tat bekennen, damit sie für mich und mein weiteres Leben einen Sinn hat. Deshalb lege ich hiermit ein vollständiges und richtiges Geständnis ab, so wahr mir Gott - S. 214

Lesezitate nach Uta-Maria Heim - Engelchens Ende


© by Manuela Haselberger
rezensiert am 9.5.2000

Quelle: http://www.bookinist.de
layout © Thomas Haselberger