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Eine Liebe in Bagdad Sami Michael - Eine Liebe in Bagdad
Der Schriftsteller Sami Michael, der heute in Haifa lebt, gehört zu den Autoren, die ihr Thema gefunden haben: Er schreibt über seine Kindheit im Irak, in Bagdad. Fasziniert beschreibt er die vielstimmige Atmosphäre, die in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts noch dort vorherrschte. Kurden, Araber, Juden, Christen lebten friedlich nebeneinander. Bis der Europäische Terror der Nazis 1941 auch die Juden im Irak trifft. Sie werden verfolgt, geschlagen, verhaftet, sodass viele von ihnen gezwungen sind, das Land fluchtartig zu verlassen. Der Jugendroman "Eine Liebe in Bagdad", der in Israel zu den erfolgreichsten Jugendbüchern zählt, handelt von der jungen, reichen Louise, die im jüdischen Viertel Bagdads in der Nachbarschaft Saids aufwächst. Saids Familie gehört ebenfalls dem jüdischen Glauben an, doch sein Vater, der mit seiner Eisfabrik längst nicht so wohlhabend ist, hat immer mehr unter den Verfolgungen zu leiden. Während Louise und Said sich trotz des erheblichen Standesunterschiedes, bei ihren heimlichen Verabredungen ihre Liebe gestehen, brauen sich dunkle Wolken am Horizont zusammen. Saids Vater erleidet, als die Geheimpolizei sein Haus nach Waffen durchsucht einen schweren Herzanfall und stirbt. Sein älterer Bruder wird verhaftet, gefoltert und zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt. Der nächste auf der Verhaftungsliste ist Said. Traurig begreift er, dass er sein Arztstudium im Augenblick vergessen kann und versucht in aller Eile nach Israel zu fliehen, doch die Grenzen sind bereits sehr gut bewacht. Louise, deren vermögender Großvater durch Bestechungsgelder den Aufenthalt seiner Familie zu sichern versucht, erkennt die Gefahr gerade noch rechtzeitig und schickt seine Enkelin zusammen mit ihrer Mutter nach Teheran. Die Zeiten sind zu unsicher und gefährlich für die beiden frisch Verliebten und sie sind gezwungen, in verschiedenen Richtungen ihr Land zu verlassen. Aus wechselnden Blickwinkeln und mit einem wunderbar orientalischen Tonfall schildert Sami Michael die erste Liebe in politisch unsicheren Zeiten. Eine deutlichere Abgrenzung in der Sprache Saids und Louise wäre wünschenswert, doch das ist nur ein kleiner Mangel an einer zarten Liebesgeschichte, die von den historischen Umständen zunichte gemacht wird. | |
© by Manuela Haselberger rezensiert am 25.3.2000 Quelle: http://www.bookinist.de layout © Thomas Haselberger
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