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Ein Nomade erzählt ... Amélie Schenk, Galsan Tschinag - Im Land der zornigen Winde
Galsan Tschninags Heimat liegt in der Mongolei, bei einem der neun Nomadenstämme, den Tuwas.
Er hat viele Jahre in Deutschland gelebt, wurde hier ausgebildet und ist bei uns durch seine auf deutsch geschriebenen Romane
"Der blaue Himmel" und
"Die graue Erde" bekannt geworden.
Spektakulär war, wie er im Jahre 1995, als Stammesoberhaupt, die Tuwas, die unter Zwang umgesiedelt worden waren,
zweitausend Kilometer durch die Steppe ins Stammland zurückgeführt hat. Sein persönlichstes Buch ist sicherlich "Im Land der zornigen Winde", das er zusammen mit der Konstanzer Ethnologin Amélie Schenk geschrieben hat. Beide Autoren haben jeweils in der Heimat des anderen gelebt, sind Grenzgänger und können zumindest ansatzweise das völlig andere Denken des Partners verstehen. "Der erste Eindruck, den man als Außenstehender, aus Europa kommend von den Nomaden bekommt, trügt. Denn der Fremde schaut ja auf die anderen nur von seinem eigenen Standpunkt aus. Und dann verfährt er mit anderen Völkern nur nach eigenen Maßstäben und mißt auch die Menschen an sich selbst." Tschinag, der bei seinem Stamm die Stellung eines Schamanen innehat, wobei die dichterische Inspiration der schamanischen sehr ähnlich ist, erzählt über seine Kindheit und Jugend bei den Tuwas. Wie er es genossen hat mit seiner Familie als Nomade unterwegs zu sein, ein karges, aber damals nie armes Leben. "In meiner runden Kultur lebend, hatte ich gedacht, das wäre keine Kultur. Habe immer angenommen, Kultur würde dort anfangen, wo ein Klavier steht." Von der ungeheuren Vielfalt und dem Reichtum der Alltagskultur der Tuwas, davon berichtet Tschinag. Die enge Beziehung zur Natur, der völlig andere Zeitbegriff, die Rolle der Familie und vor allem die der Kinder, darin unterscheiden sich die Nomaden stark von den Europäern. Amélie Schenk und Galsan Tschinag haben zusammen den ersten Schritt getan, damit die untergehende nomadische Kultur nicht in Vergessenheit gerät und eine fruchtbare Wanderung zwischen Ost und West begonnen.
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© by Manuela Haselberger rezensiert am 1999-12-12 Quelle: http://www.bookinist.de layout © Thomas Haselberger |