Otto - aus dem Leben eines Teddys
Autobiographie eines Teddybären
Tomi Ungerer - Otto

Still und bewegungslos, fast ein wenig traurig sitzt der alte Teddy Jahr um Jahr im Schaufenster des Trödlers. Niemand will ihn kaufen. Ein großer violetter Fleck im Gesicht, genau über dem linken Auge und unzählige Nähte am Körper, erzählen von den Spuren eines vergangenen, abwechslungsreicheren Bärenlebens.

Selbst an den letzten Nadelstich in der Fabrik in Deutschland kann sich Otto noch erinnern. Dann wird es dunkel und er verschwindet in einem Karton mit Seidenpapier. Erst David packt ihn als Geburtstagsgeschenk wieder aus. Zusammen mit seinem besten Freund Oskar werden David und Otto ein unschlagbares Trio. Otto ist bei allen Streichen mit dabei und so kommt er auch bei einigen vergeblichen Schreibübungen zu Nahe an das Tintenfass - sein Fleck im Gesicht wird ihn immer daran erinnern.

Doch das unbekümmerte Spiel der Jungen währt nicht lange. David muss den gelben Judenstern tragen und als er zusammen mit seinen Eltern in einem Auto abgeholt wird, drückt er schnell Oskar seinen Teddy in die Hand. Oskars Vater muss an die Front und bei einem schweren Bombenangriff wird Otto durch die Luft geschleudert und verliert die Besinnung.

Otto erlebt in seinem Bärenleben den Krieg, rettet dabei einem Soldaten sogar das Leben und schafft es, bis nach Amerika zu reisen. Er erhält sogar eine Medaille für herausragende Leistungen und erscheint mit Bild in der Zeitung.

Eines Tages bleibt vor dem Schaufenster des Trödlers ein älterer Mann, ein Tourist, stehen.

Ottos Autobiografie erfordert sehr wenig Text. Umso deutlicher und klarer sprechen die Bilder Tomi Ungerers. Mit wenigen Details fängt er die Gesichter, Frisuren der Vorkriegszeit ein. Den II. Weltkrieg malt er so grausam und schrecklich wie er war, er beschönigt nichts. Mit älteren Kindern kann durchaus über den geschichtlichen Hintergrund und die Verfolgung der Juden gesprochen werden. Hier lässt Ungerer mit seiner Geschichte Raum für erklärende Worte der Eltern. Und am Schluss steht natürlich ein Happyend. Das ist so im Bärenleben.

Ein ideales Bilderbuch für Bärenfans und Bilderbuchsammler.

Lesealter ab 6 Jahren

Tomi Ungerer - Otto
Übersetzt von Anna von Cramer-Klett
1999, Zürich, Diogenes Verlag, 32 S.,

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