Die Macht der Gene
Robin Baker, Elizabeth Oram - Baby Wars

Beinahe das ganze Jahrhundert streiten sich die Verhaltensforscher nun schon, ob Umwelt oder Vererbung den Menschen bestimmen, und trotzdem gelingt es noch einem neue, revolutionäre Thesen zu formulieren.

Wer Robin Bakers erstes Buch "Krieg der Spermien" kennt, wird sicher auch seinen neuen Band "Baby Wars" lesen wollen. Kritisch betrachtet er das Verhalten von Männern und Frauen, diesmal besonders innerhalb der Familie, und arbeitet eindeutig eine Dominanz der Gene heraus. So ist die unangenehme Übelkeit während der Schwangerschaft genauso wie die quälende postnatale Depression der Frau ein genetisch geprägtes Verhalten. Robin Baker belegt eindrucksvoll und informativ seine Thesen Zug um Zug.

Jedes seiner einzelnen Kapitel beginnt er mit einer kurzen, prägnanten Situationsbeschreibung und zerlegt dann den Fall streng nach den Gesetzen seiner Evolutionsbiologie: "Bei jedem Aspekt des menschlichen Verhaltens fragt der Evolutionsbiologe als erstes, wie dieses Verhalten sich auf das Fortpflanzungsergebnis auswirkt. Und bei jedem verbreiteten Verhaltensschema nimmt er an, daß es dem Fortpflanzungserfolg dient."

Obwohl Baker den Menschen damit extrem auf eine Optik hin reduziert, überzeugt er auch Skeptiker mit seinen Beispielen rasch. Schlüssig erklärt er, warum das Geschrei von Babys derart nervenaufreibend sein muß und wieso sich Geschwister phasenweise dauernd streiten.

Immer lauern Darwin und die rebellischen Gene im Hintergrund, bereit sofort zuzuschlagen in ihrem permanenten Kampf ums Überleben und ihre erfolgreiche Verbreitung. Fragen der Moral und andere hochentwickelte geistigen Fähigkeiten werden da vollständig außer Kraft gesetzt - es gilt das strategische Recht der Natur.

"Baby Wars" liest sich in einem Zug. Vieles, was man unterbewußt schon längst vermutet hat, verdichtet Baker hier treffend zu einleuchtenden, stichhaltigen Thesen, über die es sich zu unterhalten und diskutieren lohnt.

Und jeder der vor der Lektüre noch denkt, er hätte doch wohl auf jeden Fall seine Gene fester im Griff als seine lästerlichen Triebe, wird letztendlich von Robin Baker eines besseren belehrt: Der Einfluß der Gene auf das menschliche Verhalten ist weitaus größer, als wir gerne zugeben möchten.



Robin Baker, Elizabeth Oram - Baby Wars
Übersetzt von Friedrich Griese
Originaltitel: © 1998, "Baby Wars: Parenthood and Family Strife"
1999, München, Limes Verlag, 416 S.

dieses Buch bestellen Email Lieferbedingungen


© by Manuela Haselberger
rezensiert am 1999/06/08

Quelle: http://www.bookinist.de
layout © Thomas Haselberger