Warum Nick Hornby seinen neuen Roman "About A Boy" genannt
hat, ist eigentlich am Ende der Lektüre nicht ganz klar,
denn eigentlich beschreibt er zwei Jungs. Der eine, Will, ist
zwar schon 35 Jahre alt und Marcus erst 12. Doch Will ist in seiner
Art, sich vor Verantwortung zu drücken und andere für
seine Zwecke zu benutzen kaum älter als Marcus. Wie die beiden sich fanden und warum sie
sich wunderbar ergänzen, erzählt Nick Hornby in einer
rasanten Geschichte.
Will hat es nicht nötig zu arbeiten, er kann ganz gut von
den geerbten Tantiemen seines Vaters leben und mit festen Freundschaften
zu Frauen oder gar die Gründung einer Familie hat er herzlich
wenig am Hut. Am meisten haßt er es, wenn wieder einmal
eine Beziehung tränenreich zu Ende geht. Bis er auf einen
genialen Einfall kommt. Er müßte sich einfach um die
schmählich vernachlässigten, alleinerziehenden Frauen
kümmern. Es muß Tausende von ihnen überall in
London geben, - "alleinerziehende Mütter, intelligente,
attraktive, willige Frauen", die "tollen Sex, reichlich
Streicheleinheiten fürs Ego, Vaterschaft auf Zeit ohne Tränen
und eine Trennung ohne Schuldgefühle - was konnte ein Mann
sich Besseres wünschen?" So beginnt Nicks Karriere als
Seriensoftie.
In seiner Rolle als Will, der Erlöser, trifft er Marcus und
seine Mutter. Sie gefällt ihm auf Anhieb ganz gut, doch Marcus
ist ganz und gar nicht der Zwölfjährige, wie ihn sich
Will vorgestellt hat. Sein Musikgeschmack ist bei Joni Mitchell
stehen geblieben, von Curt Cobain hat er keine Ahnung, er trägt
die völlig verkehrten Schuhe, von Turnschuhen hat er noch
nicht gehört, und vor allem nicht davon, daß es darum
geht, die Richtigen zu tragen. Sein Haarschnitt ist eher schlicht
und von seinen Hosen ganz zu Schweigen. Für Marcus ist das
Leben in seiner Klasse, wie man sich vorstellen kann, nicht ganz
leicht. Und nachdem er sich auch noch in das schönste Mädchen
der Schule verliebt hat, muß ihm Will schleunigst auf die
Sprünge helfen. Sonst wird da nichts Vernünftiges draus.
Die Mutter von Marcus ist zwar attraktiv, doch in einer depressiven
Stimmung unternimmt sie einen Selbstmordversuch. Ehe er sich versieht
hat Will plötzlich, nachdem er wirklich nur an gutem Sex
und etwas Unterhaltung interessiert war, eine ganz Menge Probleme
am Hals, die sich nicht einfach ignorieren lassen, wenn er sich
nur lange genug nicht rührt.
"About A Boy" handelt vom Erwachsenwerden zweier ganz
unterschiedlicher Männer. Ihre Schwierigkeiten dabei schildert
der Engländer Nick Hornby, der schon mit "High Fidelity"
und "Fever Pich - Ballfieber" große Erfolge gelandet
hat, in einem unangestrengten, schnodderigen Ton. Er geht sein
Thema locker an, doch immer wieder werden seine beiden Helden
vom Ernst des Alltags eingeholt. Mitten in der schönsten
Slapstick-Einlage bleibt dabei dem Leser das Lachen im Halse stecken.
- Gut geschriebene Unterhaltung.