Günther Bentele erhält den MARTIN Kinder- und Jugendkrimipreis für "Schwarzer Valentinstag" Juni 2000

Das Syndikat, die Autorengruppe deutschsprachiger Kriminalliteratur/AIEP vergibt in diesem Jahr erstmalig den MARTIN Kinder- und Jugendkriminalpreis für den besten deutschsprachigen Kinder- bzw. Jugendkrimi des Jahres.

Der erste Preisträger für das Jahr 1999 ist Günther Bentele mit seinem Buch "Schwarzer Valentinstag". In der Begründung der Jury heißt es: "Günther Benteles Roman ist ein historischer Roman, ein Krimi und eine zarte Liebesgeschichte zugleich. Einfühlsam beschreibt Bentele das Schicksal des Jungen Christoph Schimmelfeld, der im Jahr 1347 zu einer langen, abenteuerlichen Odyssee aufbricht, um die Ehre seines toten Vaters wieder herzustellen. Eingebettet in einen spannenden, mittelalterlichen Kriminalroman zeigt der Autor, dass Menschlichkeit alle gesellschaftlichen, politischen oder religiösen Schranken überwinden kann.

Günther Bentele gelingt es, Geschichte lebendig werden zu lassen. Alle Schüler waren tief beeindruckt von seiner bildhaften Schilderung des Mittelalters. "


Die schwarze Pest
Günther Bentele - Schwarzer Valentinstag

Wie war das damals, als innerhalb weniger Monate 25 Millionen Menschen in Europa in den Jahren 1348/49 an der schwarzen Pest gestorben sind?

Günther Benetele hat sich dieses Thema für sein Jugendbuch "Schwarzer Valentinstag" ausgewählt.

Die Geschichte beginnt 1347 in Stuttgart, als der reiche Kaufmann Schimmelfeldt und sein Sohn vom Henker auf den Schindanger der Stadt getrieben werden. Christoph, der Sohn, befürchtet das schlimmste. Aber der Henker darf Gnade walten lassen, die beiden werden nur aus der Stadt vertrieben.

"Fünfundsiebzig - fünfzehn - zehn", rief der Vater der gaffenden Menge und den begleitenden Honoratioren der Stadt noch zu. Was hat es mit diesen 3 Zahlen auf sich?

Christoph war klar, dass sein Vater kein Betrüger ist - irgendwelche Konkurrenten hatten ihn hereingelegt. Wer allerdings, das wußte auch der Vater nicht. Vielleicht reiche Kaufherren aus dem elsässischem Straßburg?

Zu Fuß und ohne Geld schlagen sie sich quer durch den Schwarzwald. Viele hilfreiche Menschen bringen sie weiter. Offenbar werden sie sogar verfolgt. Doch Christophs Vater übersteht die Strapazen nicht - er stirbt an den Folgen der Folter, die man in Stuttgart angewendet hatte, um ein Geständnis zu erpressen.

Glücklicherweise findet Christoph ersten Unterschlupf bei Gauklern. Besonders Philo, ein begabter Artist in seinem Alter, wird schnell sein engster Freund.

Beide treffen sich später in Straßburg wieder und Philo, ein echter Lebenskünstler, der alle Tricks dieser Welt kennt, hilft Christoph bei der Suche nach den Mördern seines Vaters. Aber wer unter den vielen Straßburger Kaufleuten ist der Täter.

Christoph taucht zunächst einmal unter in der jüdischen Gemeinde der Stadt. Vom Ghetto aus versucht er die Bösewichter zu finden. Doch die Zeiten sind gefährlich - aus Italien kommen Nachrichten vom herannahenden Schwarzen Tod. In der Schweiz behaupten die Leute, dass die Juden Schuld an der Pest hätten, sie würden die Brunnen vergiften. Schnell sind sie als Sündenböcke erkannt und werden grausam umgebracht.

Auch in Straßburg kommt es schließlich am Valentinstag zu einem Progrom und nur mit knapper Not entgeht Christoph dem Gemetzel.

Wird er seinen Verfolgern entkommen? Wird er die Mörder seines Vaters finden? Wird er der Pest entkommen?

Günther Benetele hat einen spannenden Roman über die Zeit des Mittelalters geschrieben. Er führt seinen jungen Leser geduldig an die Lebensweise der deutschen und jüdischen Bevölkerung heran. Er liefert Erklärungen für die Judenverfolgung und kann sowohl Folter, Progrom als auch Pest in ihrem Schrecken beschreiben, ohne dass seine Sprache und seine Bilder zu brutal werden. Daher ist sein Buch als erstes Kennenlernen dieser Thematik sehr geeignet.

Erwachsenen sei eher Camus - Die Pest oder auch Castors - Blutvogt oder Normans - Geheimnis der Maske empfohlen, die dort beschriebenen Umstände sind allerdings viel, viel härter.
Lesealter ab 10 Jahren


Günther Bentele - Schwarzer Valentinstag
1999, Stuttgart, Thienemann Verlag, 349 S., 14,90 EUR (HC)
2002, München, Bertelsmann Verlag, 349 S., 8.00 EUR (TB)

Günther Bentele, geboren 1941, unterrichtet die Fächer Deutsch, Geschichte, Ethik und Philosophie. Er ist verheiratet und hat vier Kinder.
In seiner Heimatstadt Bietigheim trug er Wesentliches zu Erhaltung der historischen Altstadt und zu ihrer Gestaltung bei. Diese Tätigkeit führte zu einer Vielzahl von Veröffentlichungen im Bereich Bau- und Ortsgeschichte sowie der Volks- und Landeskunde. Daneben schreibt er auch historische Jugendbücher.
Für seinen Roman "Wolfsjahre" wurde er 1998 mit dem Friedrich-Gerstäcker-Preis ausgezeichnet.
(Quelle: Pressestelle Thienemann)


© by Manuela Haselberger
rezensiert am 1999-09-19

Quelle: http://www.bookinist.de
layout © Thomas Haselberger