Wenn einer eine Reise tut...
Radek Knapp - Herrn Kukas Empfehlungen

Waldemar ist alt genug, daß er sich einmal den frischen Wind von Abenteuer und Ferne um die Nase wehen lassen möchte. Die Eltern und auch seine Heimatstadt Warschau langweilen ihn bis zum Überdruß. "Mein Vater sitzt jeden Abend in seinem Rattanstuhl, liest Zeitung und meine Mutter rudert daneben mit den Stricknadeln. So treiben sie schon jahrelang durch ihre Ehe und tun niemandem was zuleide." Doch die beiden sind wenig begeistert, als Waldemar ihnen eröffnet, daß er nach Wien fahren wird.

Wobei er wirklich hervorragend für seine Reise gerüstet ist: Schließlich hat ihn Herr Kukas, sein Nachbar für eine Flasche Wodka in die Geheimnisse des Westens eingeweiht. Seine eindringliche Warnung vor dem Genuß von Coca-Cola, das, wie man weiß, giftige Kohlensäure enthält, die gar nicht gut ist für die kleinen grauen Zellen, hat sich Waldemar zu Herzen genommen.

Auch mit der zweiten Lektion von Herrn Kukas hat Waldemar keine Schwierigkeiten: "Westliche Kacke und östliche Kacke sind identisch." Doch sein billiger Übernachtungstip im Hotel "Vier Jahreszeiten" entpuppt sich als eine simple Parkbank im Belvedere. Spätestens hier merkt Waldemar, daß der bestens informierte Herr Kukas, ihm doch einiges über den Westen verschwiegen hat.

Der polnische Autor Radek Knapp, der für seinen ersten Erzählungsband "Franio" den "aspekte"- Literaturpreis erhielt, hat mit seinem ersten Roman einen herrlich witzigen Schelmenroman geschrieben. Waldemar ist ein moderner Simplicissimus, der aus Polen auszieht, um Wien kennenzulernen und zur Freude der Leser von einem Fettnäpfchen im anderen landet. - Komik pur.





Radek Knapp - Herrn Kukas Empfehlungen
1999, München, Piper Verlag, 251 S., 38 DM

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© by Manuela Haselberger
rezensiert am 1999-09-02

Quelle: http://www.bookinist.de
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