Bookinists Buchtipp zu
einem Buch, in welchem der Staufer Friedrich II ebenfalls eine Hauptrolle spielt

Dieter
Breuers

Die glühende Krone

© 2002

Dieter Breuer hat mit seinem Roman "Die glühende Krone" über den Enkel Barbarossas, Friedrich II, ein äußerst schlaues Buch geschrieben, denn eigentlich ist es stellenweise ein richtiges Sachbuch mit akribisch recherchierter Historie und Details von Expertenwissen, dann wieder ein Roman, und alles in allem eine ganz erbauliche Unterhaltung, die sich sowohl an die Liebhaber historischer Romane wendet als auch in den Augen von Historikern Bestand haben dürfte.







Friedrich II,
der Mann aus Apulien

Tilman Röhrig - Wie ein Lamm unter Löwen

Als der Knappe Lupold, Kaiser Heinrich VI die Nachricht von der bevorstehenden Geburt seines Thronerben überbringt, ist jener nicht sehr gerührt davon und seine Dankbarkeit gegenüber dem Boten und der Schwangeren hält sich in Grenzen.

Dem einen beschert sie nicht die erhoffte Karriere als Ritter, der anderen eine demütigende, öffentliche Geburt mitten in der eisigen Kälte eines Marktplatzes auf Sizilien. Roger, der Grund der ganzen Aufregung, genauer Roger - Konstantin, wird am Weihnachtstag 1196 auf dem Marktplatz von Jesi geboren.

Doch seinen Vater stört die Namengebung. Kalt und eigenwillig entreißt er Konstanze von Sizilien das Kind und lässt es auf den Namen des Großvaters Barbarossa taufen: Friedrich.

Kurze Zeit darauf versterben beide Eltern und der Papst in Rom wird Friedrich als Mündel annehmen.

Leider überspringt der Autor Tilman Röhrig die Jugendjahre des späteren Kaisers, jene Zeit, in welcher sich der heranwachsende Monarch bereits all die Kenntnisse aneignete, die ihn später zu einem universal denkenden Geist und kaltblütigen Staatenlenker, Häretiker und Antichristen (in den Augen des römischen Oberhirten) werden lassen.

1212 setzt die Lebensgeschichte Friedrichs II wieder ein. Mit beinahe nichts außer seinem Charme und seiner Überzeugungskraft überquert der Jüngling die Alpen, um sich zum deutschen König krönen zu lassen.

Hier nun begegnen Friedrich und sein Leibdiener Lupold dem Bettlerjungen ile, dem wahren Helden des Buches.

Fortan entwickelt der Roman zwei Handlungsstränge: Friedrichs Machtergreifung und detailliert beschriebenes, ausschweifendes Sexualleben einerseits und das Heranwachsen von Tile, der durch Vermittlung des Kammerdieners eine kaiserliche Appanage zu seiner Ausbildung erhält andererseits.

Lupold schließlich führt die beiden Stränge zusammen. Als Tile Kolub baut er den 32jährigen Jungen zu seinem Nachfolger, zum Diener und Vertrauten des sowohl sensiblen als auch oft unnötig grausamen Friedrich II auf.

Ein packender Roman, der von seinem Umfang zuerst einmal schockt, doch gerade die fetten Wälzer bergen oft den größten Lesespass.

Schade ist nur, dass Röhrig zwar mit Tile eine sehr lebendige Romanfigur geschaffen hat, mit der Person Friedrich II aber zu oberflächlich umgeht: Wie auch manch heutigen, machtvollen Weltpolitiker trieben extreme sexuelle Stimuli den Monarchen um, aber das und Grausamkeiten bei der Bestrafung von Säumigen, Faulenzern und Feinden war sicher nicht das einzige, was die historische Figur des Barbarossa-Enkels ausmachte. Gerade sein Hang zur arabischen Welt, sein Mäzenatentum der Literatur, Malerei und Wissenschaften aller Art, seine grandiose Bauherrentätigkeit und sein politisch prägender Einfluss auf Europa bis hin zum Nahen Osten, sein Kampf gegen das dogmatisierende Papsttum, diese Facetten des Staufers kommen ebenso wie seine exquisiten Kenntnisse in der Falkenjagd in diesem Buch leider nicht zur Geltung.

Glücklicherweise hat Röhrig mit seinem Roman auch niemals die gesamte Figur des Mannes aus Palermo in Beschlag genommen. Durch den Kunstgriff jeweils mit einem Einschub, genannt Tafelbuch der Zeit, größere Lebensabschnitte, Kreuzzüge und anderes Geschehen im Zeitraffer in wenigen Sätzen vorüberziehen zu lassen, lässt anderen Schriftstellerkollegen noch genügend Raum den Kabbalisten Friedrich zu ergründen. thomas haselberger

Tilman Röhrig - Wie ein Lamm unter Löwen

1998, Bergisch Gladbach, Lübbe, 831 S., 24.90 €
2000, Bergisch Gladbach, Lübbe, 831 S., 6 €

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© by Manuela Haselberger
rezensiert im Dez 1998
Quelle: http://www.bookinist.de
layout © Thomas Haselberger