Jitzchak Rabin aus weiblicher Sicht
Lea RABIN und Noa BEN ARTZI-PELOSSOF
Ich gehe weiter auf seinem Weg / Trauer und Hoffnung

Nach dem Attentat auf den israelischen Premier Jitzchak Rabin am 4. November 1995, das weltweit für Schlagzeilen sorgte, veröffentlichen zwei Frauen aus seiner Familie ganz unterschiedliche Bücher über das Leben mit ihm.

Zuerst erschien 1996 ein sehr persönliches Buch seiner Enkelin Noa Ben Artzi-Pelossof, das sich zum einen mit dem geliebten Großvater beschäftigt, in dessen Haus sie lebte und der sich in ihrer Kindheit intensiv um sie kümmerte und zum anderen einen Einblick in das Denken der jungen Generation in Israel vermittelt.

Die junge Noa Ben Artzi-Pelossof, gerade 18 Jahre alt, hat sich in dem Buch, das jetzt als Taschenbuch vorliegt, ihre ganze Trauer, den Kummer über den Verlust, von der Seele geschrieben. Es ist ein sehr ergreifendes Dokument. Ausgezeichnet wurde ihr Buch mit dem Preis: "Das politische Buch 1997" - wobei es weit mehr als nur um Politik geht.

Die Witwe Jitzchak Rabins hat eineinhalb Jahre später ihre Memoiren verfaßt. Sie stellt in den Mittelpunkt ihres Buches das politische Leben an der Seite ihres Mannes und es ist fast eine Geschichte des Staates Israels daraus geworden. Immerhin hat sie mehr als vierzig Jahre mit ihm zusammen gelebt und hat ihn in dieser Zeit bei seinen beruflichen bzw. politischen Auf- und Abstiegen begleitet. So hat sie auch eine Menge aus der Vergangenheit zu erzählen. Zum Beispiel über seinen Einsatz als Palmach Kämpfer am Beginn seiner beruflichen Laufbahn bis hin zu seiner Ernennung als Generalstabschef und seiner tragenden Rolle im 6-Tage-Krieg. Interessant sind Lea Rabins Aufzeichnungen, wenn sie dem Leser einen Blick hinter die Kulissen der Macht gönnt: Das gute Verhältnis zu Nixon, oder Kissinger, der zum Freund Rabins wurde. Auch das anfangs schwierige Verhältnis zu Frau Sadat spart sie nicht aus.

Natürlich ist das Leben neben einem Politiker nicht neutral, sondern von seiner politischen Meinung bestimmt. Lea Rabin beschreibt einen Staatsmann, der seine Vision vom Frieden in greifbare Nähe rücken ließ, die heute, wenige Jahre nach seinem Tod in weite Ferne zu schwinden scheint. Und hinter diesem Mann, das zeigt ihr Buch jetzt, stand eine sehr engagierte, intelligente Frau, die ihm den Rücken stärkte.

Beide Bücher zusammen gelesen, als Geschichtsbuch und als sehr persönliche Erinnerung, geben einen facettenreiche Einblick in das interessante Leben des Jitzchak Rabins.


Lea RABIN und - Ich gehe weiter auf seinem Weg
1997, München, Droemer Knaur Verlag, 443 S.,
1998, München, Droemer Knaur Verlag, 448 S., 19.89 DM / 10.17 EUR (Taschenbuch)

Noa BEN ARTZI-PELOSSOF - Trauer und Hoffnung
1997, Reinbek, rororo, 192 S.,

Rabin Taschenbuch Artzi-P. dt. vergriffen Artzi-P. engl. Ausgabe


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© by Manuela Haselberger
rezensiert am 6.7.1997